Blätterwald: SMASH

Zu Hochzeiten des Computerspiele-Zeitschriftenmarkts gingen Hefte mit Auflagen um 300.000 Exemplaren an die Kioske. Neben den Platzhirschen PC Games und Gamestar tummelten sich aber auch allerlei kleinere Hefte in den Regalen. Ein äußerst kurzlebiges Magazin mit gerade einmal drei Ausgaben möchte ich euch heute vorstellen: Auftritt SMASH!

Die Seiten sind im Vergleich zur damals aktuellen Konkurrenz ähnlich aufgebaut: Der Text ist pro Seite in vier Spalten geteilt und für gewöhnlich schwarz auf weiß. Selbst die einst so farbenfrohe Optiker-Postille ASM hatte sich auf diese klassische Kombination eingelassen. Auch beim Preis haben die SMASH-Füchse von der Konkurrenz kopiert und verlangten für die 116 Seiten 6,50 Mark. Gleicher Preis, etwas weniger Inhalt beim Neuzugang aus dem Verlagshaus Werner Rätz. Der Verlag hatte einige wenige Computer-Hefte im Programm: Das Atari-Magazin (01/87 – 11/89) und ein Heft zum Schneider CPC, das innerhalb seiner kurzen Lebensdauer viermal den Namen wechselte: CPC-Magazin (12/85 – 3/86), CPC Schneider Magazin (4/86 – 12/87), Schneider Magazin (01/88 – 01/89) und zuletzt Schneider Computer Partner (02/89 – 10/89). Mit den drei Heften 2/89, 3/89 und 4/89, die jeweils zwei Monate abdecken, passt die SMASH leider in das traurige Bild eines Verlags, der im Herbst 1989 die Segel strich. Zur Entstehungsgeschichte der Zeitschrift gibt es einen Kommentar auf der Seite Kultboy.com:

Also, Carsten (Borgmeier) stand damals in Kontakt mit dem Verlag (ich weiß den Namen nicht mehr), der dann die Zeitschrift rausbrachte. Der Verlag stand kurz vor der Insolvenz, und Carsten wollte mit der Zeitschrift noch die Wende schaffen. Sie lief auch relativ gut an, nur leider kam das alles zu spät, so dass der Verlag doch pleite ging. Es fand sich dann kein anderer Verlag, der SMASH weiter führen wollte, so dass es am Ende nur 3 Ausgaben gab.

Woher ich das weiß? Glaubt mir eh keiner: Ich habe für Carsten von 1987-1989 die Screenshots der Spiele gemacht (so schön mit der Kamera vorm Monitor bzw. Fernseher und auf den richtigen Moment gewartet – da es ja nicht immer Standbilder gab: ein schwieriges Unterfangen)… und ansonsten war ich Botenjunge

Dem Heft war also nur ein kurzes Leben vergönnt, aber an mir lag es nicht: Ich hatte damals alle drei Ausgaben gekauft und gerne gelesen. Leider sind sie bei irgendeiner Umzugs- oder “Ich bin jetzt erwachsen”-Aktion verschwunden. So bleibt mir nur, durch die PDFs zu blättern und die Hefte auf diese Weise zu genießen. Schauen wir doch mal gemeinsam rein:

02/89 (März / April)

Das Cover der ersten Ausgabe (Bild: Kultmags.com)

Wer wie ich anno dunnemal durch das Heft blättert, wird schnell einen gewissen Wildwuchs bemerken. Haben viele andere Hefte starre Rubriken – sowohl was Genres als auch die Reihenfolge der News, Artikel, Tests, Magazin-Berichte betrifft, so geht es bei der SMASH wild durcheinander. Das soll aber System sein, wie uns das Vorwort verrät:

SMASH bringt Abwechslung. Wir fügen nicht nur Spiel an Spiel, sondern haben auch Comics und Interviews, stellen euch Bücher, Filme und andere Dinge vor, die die Freizeit bereichern können.

Damit trotzdem jeder Leser seine Lieblingsrubrik schnell findet, gibt es neben dem Impressum noch auf jeder Seite am oberen Rand ein passendes Symbol. Ein großes “B” steht zum Beispiel für Berichte, ein Drache für Rollenspiele, eine Glühbirne für Tipps oder ein “R” für Reviews, also die Tests. Und dann geht es auf Seite 6 auch gleich richtig los mit einem langen Bericht über die CES in Las Vegas. Der journalistische Stil, der hier dargeboten wird, lässt sich wohl am besten als “Bewusstseinsstrom bezeichnen. Hartmut Ulrich nimmt uns mit auf eine ungefilterte Reise durch seine Gedankenwelt. Ich zitiere hier die ersten drei Absätze:

Man muss schon einige Strapazen auf sich nehmen, um über die Winter Consumer Electronic Show in Las Vegas berichten zu können.


Bei einem ungewollten Zwischenaufenthalt in New York von über 15 Stunden, wegen Schneetreibens wurden alle Weiterflüge abgesagt, sah ich einen interessanten Werbespot im Fernsehen: Nintendo bot eine Hotline an, wo man per Telefon jederzeit Spieletips erhalten kann. Hier die Telefonnummer: 001-900-909-3500!


Die ersten Eindrücke über die diesjährige CES in Las Vegas vermittelte mir mein Barmann David: “Oh Boy, great! Größer als 17 Football-Felder!” Gefragt nach der Größe eines solchen, sagte David irgendetwas von von soundso vielen Squarefeets, was mir allerdings wenig weiterhalf.

Ich schwöre, dass ich alles korrekt zitiert und keine verbindenden Sätze rausgeworfen habe. Dies ist einfach nur runter geschrieben – und ich finde es großartig. Der Rest des Berichts ist einfach nur ein knapp gefasster Überblick über die Messe. Unter anderem gibt es ein Bild des berührungslos bedienbaren “Joysticks” U-Force, den Broderbund für Nintendo entwickelt hat. Nie gehört? Ich auch nicht, aber hier gibt es ein schönes Video dazu. Und weil die Redaktion so beeindruckt von den Gerät ist (oder die rechte und die linke Hand nicht voneinander wissen), gibt es auf Seite 66 gleich nochmal einen Beitrag dazu.

Im großen Info-Bereich bietet Rushware an, gegen zehn Mark in bar Zak McKracken in die neu erschienene deutsche Version umzutauschen. Original-Diskette, Zeitung und Anleitung an Rushware schicken und beten. Bomico bietet auf der gleichen Seite den ersten einhundert Fugger-Reichsfürsten, die diesen Erfolg mit einem Bild belegen können, eine schöne Urkunde an. Damit das auch wirklich klappt, gibt die Firma auch Tipps für die Kamera-Blende, damit das mit dem Bildschirmfoto auch wirklich klappt. Es waren andere Zeiten.

Neben vielen Kurz-Tests von Spiele-Umsetzungen wie Pool of Radiance auf den PC gibt es natürlich auch neue Spiele zu bestaunen. Unter anderem auf Seite 37 den Holiday Maker aus dem Hause Software 2000, mit dem der Publisher eine kleine Adventure-Reihe namens Artventures gestartet hat. Autor Jens-Peter Berk war abseits der gelobten Grafik nicht besonders angetan von dem Spiel. Er war sogar so desinteressiert, dass der Spieletitel konsequent “HollydayMaker” geschrieben wird.

Direkt daneben beginnt ein anderer Test mit den Worten “Da ist also wieder eines von den Programmen, die eigentlich seit fünf Jahren ausgestorben sein müssten: Bundesliga Manager”. Ebenfalls aus dem Hause Software 2000 stammend, schnitt der Titel in der Bewertung mit sieben Punkten ordentlich ab. Bleibt nur die Frage, welchen Teil der Reihe SMASH! getestet hat. Der Serienstart erfolgte bereits 1989, der Nachfolger erschien 1991, hieß aber “Bundesliga Manager Professional” und der dritte Teil kam erst 1994 auf den Markt. Schön war auf jeden Fall der “Schummelschutz”: Lädt ein Spieler nach einem schlechten Ergebnis einen älteren Spielstand, dann werden als Strafe 100.000 Mark vom Spielkonto abgezogen. Beim zweiten Verstoß soll sich der Spielstand gelöscht haben. Hat einer von euch das mal versucht?

Die höchste Auszeichnung der SMASH! war die Gold-Medaille – und der erste Titel, der sie sich ans Revers heften durfte, war Baal aus dem Hause Psygnosis. Die Feigenblatt-Hintergrundgeschichte erzählt von einer archäologischen Expedition, die versehentlich den Dämonen samt all seiner Untertanen auf unsere Erde loslässt. Eine Spezialeinheit wird ausgeschickt, um noch vor Baal die Teile einer Superwaffe zu finden. Logische Konsquenz ist ein schick gestalteter Baller-Plattformer, der heutzutage nicht mehr groß im Gedächtnis verankert ist.

Ab Seite 47 eingestreut sind im Heft die damals üblichen Comic-Strips. In der SMASH! drehen sie sich um Hermann, den User. Entworfen und gezeichnet von Karl Bihlmeier ist er bis heute mein Lieblings-Comic aus dem Genre, gegen den Space Rat und Co. einpacken können. Nur drei Seiten weiter beweist Carsten Borgmeier, dass auch er bei seinem Bericht über einen Infogrames-Besuch die Gedanken frei fließen lassen kann. Der heute noch bekannteste Titel, den Carsten dort gesehen hatte, dürfte North & South sein, aber die Grafik des interaktiven Comics Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit sieht auch heute noch richtig gut aus und bekommt auf Seite 100 noch einen eigenen Bericht spendiert.

Das “beliebte” Thema Kriegsspiele handelt SMASH! dann auf Seite 65 anhand des Titels Heavy Metal ab. Hier werden Kadetten in drei verschiedenen Simulatoren für den Ernstfall ausgebildet. Die mittelmäßige Wertung und der Satz “Heavy Metal ist ein Spiel, das ziemlich schnell langweilig wird”, fassen alles Wichtige zusammen. Der Test spart auch nicht mit Hinweisen darauf, dass solche Spiele auf den Index gehören. Und um ganz sicher zu sein, breitet die Redaktion auf einer Viertelseite die Philosophie hinter diesen Tests aus. Der Tenor: Die Technik wird bewertet, der Inhalt solcher Spiele ist SELBSTVERSTÄNDLICH unterirdisch.

Ab Seite 78 deckt ein umfangreicher Tipps-Teil die schlimmsten Sorgen und Nöte der Spielerschaft ab. King’s Quest IV und Ultima V sind ganz bestimmt kein Problem mehr. Lustig ist auf Seite 85 der große Kasten “Guido Henkel in his own words”, in dem der Designer unverblümt Werbung für sein Spiel Die Drachen von Laas machen darf. Klar: Ein paar Kniffe streut er in den Text schon noch ein, aber der Kauft-mein-Spiel-Gedanke ist offensichtlich. Eine kleine Kreuzworträtsel-Oase findet ihr auf Seite 88 – direkt neben der Abo-Werbung für die SMASH! Wie viele Abonnenten das Heft wohl gewinnen konnte? Und wie viele Menschen ihr Geld für die nie erschienenen Hefte zurückbekommen haben?

Dann eine weitere Überraschung: Mitten im Heft (ab Seite 90) sind die ersten vier Seiten des Comics Black Moon abgedruckt. Die schwarz-weiß gehaltene Detektivgeschichte atmet den Geist des Film Noirs und erinnert mit seinen Hochhausschluchten an das Gotham City Batmans. Wir folgen dem Privatschnüffler Kirk Hammet (nicht verwandt und nicht verschwägert) in den Sündenpfuhl – und müssen dann zwei Monate auf die nächsten vier Seiten warten. Danach geht es noch einige schöne Seiten lang weiter mit den unterschiedlichsten Themen. Kampfsport, weitere Messe-Besuche, Werbung für Lernsoftware… Das alles sah schon sehr rund aus und das nächste Heft durfte gerne kommen.

03/89 (Mai / Juni)

Das Cover bleibt dem Weltraum treu. (Bild: Kultmags.com)

Das zweite Heft, das zweite Science-Fiction-Cover. Und die erste Ausgabe mit Leser-Feedback, das laut Editorial bereits teilweise umgesetzt worden sei. Nun, wir werden sehen und springen gleich mal in die Info-Sektion. Neben kurzen Ankündigungen von neuen Spielen wie A320 von Loriciel oder einer Postkarte, die Larry Laffer aus Hawaii an die Redaktion geschickt hat, gibt es auch komplett genre-fremde Nachrichten. Das Buch “Der Telefonsinger” sammelt oder erfindet obskure Riten fremder Völker. Und die Firma Frank Sprachen und Reisen bietet Fahrten für Jugendliche an, die sich mal von ihren Eltern entspannen wollen. Feigenblatt der Werbung ist, dass die Kinder dann natürlich auch die Landessprache lernen sollen. An wen sich das begleitende Bild richten soll, erschließt sich mir allerdings nicht. Die Firma CompuCamp schlägt auf der gleichen Seite in die gleiche Kerbe, wirbt aber mit Computer-Wissen. Auf Seite 10 wird eine Umsetzung des Karl-May-Romans Winnetou von Time Warp Software angekündigt, die aber anscheinend nie erschienen ist. In der Rolle von Old Shatterhand hätten wir schwimmen, reiten, Kanufahren, laufen oder mit einer Kutsche fahren können und unseren Blutsbruder suchen sollen. Laut Text hätte das über eine Menüsteuerung funktionieren sollen – also ist das Spiel vermutlich auch kein großer Verlust.

Seite 14 bietet einen Kurztest zur 16-Bit-Version von Robocop. Natürlich nicht ohne den Hinweis, dass solch brutale Spiele inhaltlich der Redaktion keinen Spaß machen. Auf der gegenüberliegenden Seite prangt eine ganzseitige Anzeige zur Buch-Film-Umsetzung Running Man mit Arnold Schwarzenegger. Faszinierend, dass die weit entfernte Zukunft, in der die Geschichte angesiedelt ist, mittlerweile auch schon in der Vergangenheit liegt: 2019. Aber zu dem Spiel kommen wir später im Artikel noch ausführlich.

Die Leserbriefe ab Seite 22 sind ein Sammelsurium an positiven Zuschriften und natürlich auch Kritik. Die Firma PM Entertainment beschwert sich ausführlich über den Test ihres Spiels Holiday Maker und prangert zurecht die ständigen Schreibfehler beim Namen des Titels an. Auch sei das Spiel ja gar kein Adventure wie die anderen Titel und deshalb gar nicht vergleich- oder nach normalen Maßstäben bewertbar. Gleichzeitig wird ein wenig Werbung für die verschiedenen Umsetzung ihres Meisterwerks gemacht und der nächste Titel angeteasert. Clever.

Interessant ist auch der Leserbrief von Thorsten Krabbenhöft, der von einer einjährigen Indizierung der Computer and Video Games berichtet. Weiß einer unserer Leser davon? Ich habe nur eine deutschsprachige Zeitschrift namens Video Games gefunden, von der tatsächlich wohl einige Ausgaben wegen Berichten über indizierte Spiele beschlagnahmt worden waren. Kontrovers diskutiert wird noch die zeitlose Frage, ob Spiele zu teuer sind. Überraschenderweise sind die Leser-Zuschriften hier ausgewogen. Natürlich gibt es Besitzer eines Amiga 1000 samt kompletter Peripherie, denen dann aber die Spiele zu teuer sind. Es gibt aber eben auch Stimmen, die sich für die Originale aussprechen und sich dadurch intensiver mit den einzelnen Spielen beschäftigen.

Einen Ausflug ins Ruhrgebiet leistete sich Christian Rauch, der das neue Entwicklerstudio von Thomas Hertzler und Lothar Schmitt besuchte: AssAge Entertainment Software. Falls euch der Name nicht bekannt vorkommen sollte: Unter diesem Namen findet ihr die Firma nirgends im Netz – unter Blue Byte aber schon. Christian schaut sich Spiele wie Sir Arrow (das meines Wissens nach so nie erschienen ist) oder Twinworld an und bringt auch noch ein Interview mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, unter.

Auf Seite 40 kommen die Tester der Film-Umsetzung Willow zum Ergebnis, dass dies “eine der enttäuschendsten Filmumsetzungen darstellt”. Jeder einzelne der sieben Spielabschnitte enttäuscht, die Ladezeiten sind quälend langsam, der Sound ein uninspiriertes Gepipse und dann ist das Spiel auch noch kurz! Balsam für die Seele bietet zwei Seiten weiter der Gewinner der Goldmedaille 3/89: Manhunter aus dem Hause Sierra On-Line. Zitiert sei hier nur folgende Aussage:

Den Mannen von Sierra scheint die kalifornische Sonne gut zu tun. Wie ist es anders zu erklären, dass eine wahre Flut von guten Adventures in so geballter Form auf uns zukommen.

Aber genug der Kindereien: Das Herzstück dieser zweiten SMASH-Ausgabe ist natürlich der große Strip-Poker-Vergleichstest ab Seite 50, in dem vier Programme auf Herz und Nieren geprüft werden. Freimachen bitte! Im Check stellen sich Teenage Queen, Strip Poker II Plus, Maria’s Christmas Box und Hollywood Poker Pro der gestrengen Jury, die nicht nur Spielstärke und Bedienbarkeit testet, sondern auch die “erotische Ausstrahlung” der einzelnen Models bewertet. Gewinnerin in dieser Kategorie ist Ines aus dem Hause Reline Software, aber den schönsten Satz bekommt Maria Whittaker ab:

Sie ist die wohlgenährte Dame auf dem Cover von Barbarian. Maria ist in Großbritannien so bekannt wie hierzulande Inge Meisel.

Der Rest des Hefts kann dagegen natürlich nur noch verlieren. Aber der schön bunt gestaltete Bericht über die Nürnberger Spielwarenmesse (Seite 56) und der Zweiseiter über die Arcade-Umsetzungen für das Sega Mega Drive (Seite 66) sind auf jeden Fall lesenswert. Im Lösungsteil liefert die Redaktion unter anderem Tipps zum jetzt richtig geschriebenen Holiday Maker und löst mal eben Sierras Gold Rush! und zeichnet den Weg über die Walzunge in King’s Quest IV ein, bevor mittendrin zwei weitere Seiten des Black Moon-Comics abgebildet sind.

Auf Seite 92 ist wieder Guido Henkel in seinen eigenen Worten zu lesen. Nachdem er sich für die Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Die Drachen von Laas entschuldigt hat (der Titel wird erst 1991 erscheinen, aber das ahnt er hier noch nicht), berichtet er von seinem neuesten Projekt Spirit of Adventure – Rune Quest, das den Start einer neuen Reihe markieren sollte. Die traurige Geschichte hinter diesem Spiel und seiner Entwicklungsphase könnt ihr in diesem langen Interview auf Wilsons Dachboden nachlesen. Hier in der SMASH-Ausgabe ist Guido noch guter Dinge.

Noch ohne Wertung wird ab Seite 100 der spätere Klassiker Populous vorgestellt, viele Hermann-Comics laden zum Schmunzeln ein und mit der Rätselecke ist das Ende des Hefts erreicht. Schön war’s.

04/89 (Juli / August)

Die Sommer-Ausgabe der SMASH ist mit 100 Seiten ein wenig dünner geraten, aber das lag laut Editorial an den lauen Veröffentlichungen vor dem heißen Spiele-Herbst. Überhaupt schien die Redaktion noch guter Dinge und versprach das nächste Heft für den 18. August. Aber dazu kam es dann nicht mehr. Lassen wir uns davon nicht die Laune verderben und blättern noch ein wenig. Das Cover stammt dieses Mal vom Adventure Kult aus dem Hause Exxos, dessen Veröffentlichung die SMASH leider nicht mehr erlebt hat. Die Wertungen der Konkurrenz legen ein durchaus gelungenes Spiel nahe.

Auf Seite 6 bietet sich ein altvertrautes Bild – allerdings aus der ASM: Die Buchvorstellungen in roter Schrift vor blauem Meeres- und Himmelshintergrund sind schlecht lesbar und die extrem kurzen Inhaltsangaben verraten nichts über die Qualität der Romane. Immerhin ist mit Stephen Kings Schwarz ein Klassiker mit dabei. Seite 14 greift den Blue Byte-Bericht des letzten Hefts wieder auf. Aus dem “AssAge” wird hier Assage und dann eben Blue Byte. Ebenso wurde aus Sir Arrow Knight and Fight, von dem mir aber ebenfalls nichts bekannt ist. Wäre spannend gewesen, diese Odyssey über die nächsten Hefte mitzuverfolgen. Das schöne Great Courts, das ebenfalls vorgestellt wird, schaffte es aber dann tatsächlich in die Händlerregale.

Die Besprechung von Running Man wirft dann ein paar Dinge durcheinander. “Wer sich für die Hintergrundstory interessiert, aber den Roman nicht unbedingt lesen möchte, marschiert am besten in die Videothek und holt sich den Film”. Nein! Bis auf die grobe Ausgangssituation teilen sich die beiden Medien nur den Titel. Während der (kurze) Roman eine Gesellschaftskritik entwirft, konzentriert sich der Film auf Ballereien und große Explosionen. Denunzianten im Roman gegen durchgeknallte Kämpfer im Film. Beides unterhaltsam, keine Frage. Aber wer sich für die bessere Variante interessiert, greife bitte zum Buch! Zurück zum Ballerspiel: Wir übernehmen die Rolle Schwarzeneggers und kämpfen uns durch fünf Zonen, die jeweils einen Bossgegner beherbergen. Tester Arno Weiß bemängelt nur das leicht ruckelige Scrolling und fehlende Waffen-Vielfalt. Besonders begeistert ist er von Medi-Päckchen. Schön, wie er sich freut.

Direkt im Anschluss lesen wir alles über den Knaller der Ausgabe: Blood Money aus dem Hause Psygnosis. Der Action-Knaller bleibt das einzige Spiel in der SMASH-Geschichte, das in allen vier Kategorien die Höchstnote 10 erreicht.

Von Psygnosis ist man ja bereits einiges in Sachen Grafik gewohnt. Was hier jedoch geleistet wurde, haut die CPU vom Sockel.

Immer wieder schön sind die Leserbriefe. Zum Beispiel beschwert sich Peter Baltes zurecht, dass die Zeitschrift einerseits bei gewalttätigen Spielen die Moral hoch hängt, aber gleichzeitig mit Black Moon einen Comic abdruckt, in dem aufgeschlitzte Kehlen in Nahaufnahme zu sehen seien. Auch der Hollyday… äh Holiday Maker wird noch einmal bemüht – und zwar in einem Leserbrief, der mit den Worten “Eure Zeitung ist beschissen!” beginnt. Nun, Höflichkeit ist eine Zier.

Ein kleines Tränchen verdrücken können Fans gepflegter Textadventure-Kultur auf Seite 24, weil dort das vorletzte Infocom-Spiel Journey ganz manierliche Noten bekommt. Bemängelt wird die Icon-Steuerung, durch die das Spiel viel einfacher als vergleichbare Titel wird. Zork Zero aus dem gleichen Hause schneidet auf Seite 30 weit besser ab, auf Seite 34 wird die Roman-Versoftung Shogun ebenfalls gelobt. Linsen wir hier auf die gegenüberliegende Seite (optisch geschickt mit einem Samurai-Schwert über die Doppelseite gestaltet), bekommt Lords of the Rising Sun von Cinemaware die eher mittelmäßige Wertung, die deren Spiele häufig erreicht haben.

Die Abo-Werbung läuft auch in diesem Heft noch fröhlich weiter, verhindert aber ganz offensichtlich das Verlags-Aus nicht mehr. Aber wieder zeigt die SMASH, wie schön ein Blick über den Tellerrand sein kann und liefert mit den Artikeln über Postspiele und das Rollenspiel Paranoia faszinierende Einblicke. Auf Seite 42 erzählt Guido Henkel weiter von Sprit of Adventure – Rune Seekers und berichtet aus der Entwickler-Werkstatt. Im nächsten Heft wollte er über die  Kampfmechaniken schreiben, aber ach…

Mit Manhunter und Space Quest III stehen wieder einmal zwei Sierra-Spiele im Mittelpunkt der Lösungsseiten. Ob das daran liegen könnte, dass sie frustrierend sein konnten? In den Kleinanzeigen ging es wieder hoch her. Neben seriöser wirkenden Hardware-Verkäufen tummeln sich natürlich auch verlockende Angebote wie die beiden, die ich ausgesucht habe. Einige Anbieter haben sich immerhin ein wenig bemüht und bieten offiziell immer nur Public-Domain-Software an. Und ein Leser sucht verzweifelt Sierra-Spiele für den Amiga. Es gibt sie noch, die niveauvollen Spieler!

Die Seite 88 bietet mit dem Winnetou-Test noch ein Kuriosum, weil Informationen oder gar weitere Tests zu diesem Spiel einfach nirgendwo im Netz zu finden sind. Ähnlich spurlos verschwunden ist übrigens der Comic Black Moon. Logische Konsequenz aus den vier Seiten in der Erstausgabe und den zwei Seiten in der nächsten Ausgabe. Und mit ein paar weiteren Tests, Berichten und Informations-Schnipseln reitet das Heft gemütlich in den Sonnenuntergang. Schade, dass es nicht länger durchgehalten hat. Ich hatte damals ebenso wie heute mit den Heften jede Menge Spaß.

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Über Jürgen

Geschichts- und Musik-Liebhaber mit einer Schwäche für viel zu lange Computerspiele. Der Werdegang CPC - Pause - PC und Konsolen sorgt dafür, dass ich noch so viele schöne alten Perlen entdecken darf.

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3 Comments on “Blätterwald: SMASH”

  1. Vielen Dank für den interessanten Artikel, ich habe ihn mit Freude gelesen und möchte unbedingt mal in einer digitale Ausgabe hinein schauen bei Gelegenheit. 🙂

    Mir ist aufgefallen das hier womöglich etwas fehlt am Ende dieses Absatzes:

    …”Unter anderem gibt es ein Bild des berührungslos bedienbaren “Joysticks” U-Force, den Broderbund für Nintendo entwickelt hat. Nie gehört? Ich auch nicht, aber hier gibt es ein schönes Video dazu. Und weil die Redaktion so beeindruckt von den Gerät ist (oder die rechte und die linke Hand nicht voneinander wissen), gibt es auf Seite 66″….

    Oder funktioniert irgendein Plugin bei mir nicht richtig?

    LG

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