Seit November läuft in Deutschland das Remake Tiny Toons Looniversity auf Super RTL. Grund genug, nicht nur auf die alte Serie zurückzublicken, sondern auch auf alle neun Konami-Spiele!
Als Terry Semel, der damalige Präsident von Warner Bros., in den 80er Jahren die Idee hatte, die Looney Tunes – die alten Zeichentrickfiguren um Bugs Bunny und Daffy Duck – wiederzubeleben, war die Zeichentrickfilmlandschaft von Serien mit simplen Geschichten geprägt. Serien wie He-Man oder Saber Rider legten weder Wert auf intelligente Geschichten noch auf Abwechslung. Nachdem Warner 1987 an Amblin Entertainment, die damalige Produktionsfirma von Steven Spielberg, herantrat, wollten Serienerfinder Tom Ruegger und Autoren wie Paul Dini, Sherri Stoner und Nicholas Hollander etwas anspruchsvolleres produzieren. Nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Umsetzung. Tiny Toon Adventures war bis dahin die teuerste Zeichentrickserie und setzte mit seinem detailverliebten Animationsstil und dem orchestralen Soundtrack neue Maßstäbe.
Die Prämisse ist schnell erklärt: Die alten Looney Tunes haben sich zur Ruhe gesetzt und sind nun Professoren an der Universität. Dort soll der Nachwuchs in Sachen Slapstick und Showbusiness ausgebildet werden. Doch das ist nur die grobe Rahmenhandlung, viele Geschichten spielen außerhalb des Campus. Die bekannten Looney Tunes haben in der Serie jüngere Pendants: Buster ist Bugs Bunny nachempfunden, Babs erinnert an Lola, Plucky Duck ist eine jüngere Version von Daffy Duck, Hamton gleicht Schweinchen Dick und so weiter.
Was die Serie inhaltlich vom Rest der damaligen Cartoons abhob, war der intelligente Humor und die starke Satire auf Medien, Politik und Gesellschaft. Ziel der Autoren war es, allen Altersgruppen etwas zu bieten. Die jüngeren Zuschauer sollten sich durch die Slapstickeinlagen unterhalten fühlen, die älteren durch die satirischen Kommentare und die Verspottung des Zeitgeistes.
Die Sendung wurde auf Anhieb ein Riesenerfolg und die insgesamt 98 Episoden prägten auch entscheidend die Machart späterer Serien. So nannten beispielsweise einige South Park-Autoren die Tiny Toons als Vorbild. Trotz des großen Erfolgs wurde die Serie nach drei Staffeln eingestellt, damit Ressourcen für die Animaniacs frei wurden – eine Serie mit noch bissigerer Satire, die sich zudem deutlicher an Jugendliche und Erwachsene richtete.
Natürlich war auch die Lizenz für Videospiele sehr gefragt. Konami war schnell zur Stelle und schloss mit Warner Bros. einen entsprechenden Deal für drei Jahre ab. Um das Beste aus dieser Vereinbarung herauszuholen, bekam jedes unterstützte System seine eigenen Spiele von verschiedenen Entwicklergruppen innerhalb Konamis. So konnten in den wenigen Jahren neun Spiele produziert werden. Eine Herangehensweise, die zuvor und danach nie wieder in dieser Form gewählt wurde.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Taugen die Spiele heute noch was? Das wollen wir uns nachfolgend genauer anschauen.
1991: Tiny Toon Adventures (NES)
Das erste Spiel der Reihe erschien im Dezember 1991 und folgt einer sehr einfachen Prämisse: Der Bösewicht Montana Max hat Babs Bunny entführt und sich in seiner Villa verschanzt. Nun gilt es, in ganz Acme Acres sechs Schlüssel zu finden, mit denen sich die Sicherheitstüren der Villa öffnen lassen. Hinterfragt bitte nie die Story alter Videospiele. Jedenfalls sieht das erste Abenteuer der Toons nicht nur aus wie ein Mario-Spiel, es spielt sich auch größtenteils so. So springt ihr Gegnern auf den Kopf (Bossgegnern gleich dreimal), um sie zu besiegen.
Die ersten vier Welten bestehen aus je drei Levels, die letzten beiden Welten aus jeweils einem großen Level. Für jede Welt kann Buster einen Partner auswählen. Plucky Duck kann nicht nur gut schwimmen, sondern auch durch die Luft fliegen. Das macht ihn meistens zum besten Partner. Kater Furrball kann sich an Wänden festkrallen und hochspringen, während Dizzy Devil sich in einen Wirbelsturm verwandelt und für kurze Zeit unverwundbar wird.
Technisch sieht das für NES-Verhältnisse und vor allem für Konami-Standards alles andere als beeindruckend aus. Die Hintergründe sind schlicht, oft sogar einfarbig. Da gab es 1991 wesentlich schönere Spiele für das System. Und spielerisch ist es durchaus ein nettes Jump’n’Run, aber mir fehlt hier die Eigenständigkeit – sowohl im Gameplay als auch in der Darstellung der Serie. Das Spiel hätte mit jeder anderen Lizenz genauso funktioniert. So ist es zwar ein netter Einstand für Buster & Co, aber es gibt Potential für bessere Spiele. Mit viel Augenzudrücken 3 von 5 Karotten.
1992: Babs’ Big Break (Game Boy)
Babs Bunny träumt von einer großen Schauspielkarriere. Als sie ihren Freunden von einer ominösen Ausbildung vorschwärmt, trauen Buster, Plucky und Hamton dem Ganzen nicht so recht und beschließen, Babs hinterher zu reisen.
Das erste Game Boy-Abenteuer Babs’ Big Break ist mit insgesamt 4 großen Levels sehr kurz – innerhalb einer halben Stunde solltet ihr die Credits sehen. Doch diese halbe Stunde erweist sich als sehr kurzweilig. Spielerisch ist es – wie schon das NES-Spiel – ein klarer Mario-Klon: Ihr springt auf Gegner und Diamanten können in kleinen Minispielen eingesetzt werden, um eine Chance auf Extraleben zu bekommen. Außerdem setzen die Helden Früchte wie Melonen ein, um ihre Gegner zu besiegen. Ziel eines jeden Levels ist es, einen versteckten Toon zu finden, der den Weg zum Endgegner ebnet.
Technisch gibt es hübsche Grafiken zu sehen und wäre das Spiel länger, würde ich auch eine höhere Wertung vergeben. 3 von 5 Karotten.
1992: Trouble In Wackyland (NES)
Nicht immer war Konami-Qualität drin, wo Konami drauf stand. Trouble in Wackyland ist so ein Beispiel. Montana Max hat einen Vergnügungspark eröffnet und die Clique um Buster, Babs und Plucky eingeladen. Das Spiel besteht aus nur fünf Levels, in denen es gilt, mit Furrball eine Wildwasserfahrt zu überstehen und mit Babs Achterbahn zu fahren. Hamton versucht auf einem Zug Hindernissen auszuweichen, während Plucky beim Autoscooter Gegner in den Abgrund stoßen möchte. Schließlich ist Buster in einem schlecht designten Labyrinth unterwegs, um Montana Max zu finden.
All diese kleinen Minispiele sind langweilig, teilweise auch grausam zu steuern. Es gibt wenig Abwechslung innerhalb der Aufgaben und auch technisch ist das alles nichts besonderes. Wer den Controller trotzdem nicht schon nach fünf Minuten weglegt, wird nicht lange unterhalten: Nach spätestens einer halben Stunde flimmert der Abspann über den Bildschirm.
Eine echte Lizenz-Gurke also. Ich kann mir das nur so erklären, dass die Entwicklungszeit hier besonders kurz war. Eine Karotte von 5.
1992: Buster Busts Loose! (Super Nintendo)
Die größte Neuerung gegenüber den Vorgängerspielen ist das Gameplay. So reicht es diesmal nicht mehr aus, dem Gegner einfach auf den Kopf zu springen. Vielmehr führt ihr mit der Y-Taste ein Dropkick aus, um Gegner und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Außerdem könnt ihr jetzt auch sprinten. Springt ihr während des Sprints ab, könnt ihr die Gegner in der Luft besiegen. Auch Wände können auf diese Weise erklommen werden. Allerdings leert sich eine Leiste und wenn diese nicht mit einem entsprechenden Item aufgefüllt wird, hält der Sprint nur so lange, bis die Energie aufgebraucht ist.
Die Leveldesigns sind sehr abwechslungsreich. Mal gibt es Abschnitte, in denen die Sprintfunktion im Vordergrund steht, mal Abschnitte, in denen pixelgenaues Springen gefragt ist. Und dann gibt es wieder sehr actionreiche Abschnitte, in denen alle Fähigkeiten kombiniert werden müssen. Ähnlich verhält es sich mit den Endgegnern. Da geht es darum, Dizzy Devil zu füttern, aber auch einmal nur darum, auf einem überdimensionalen Flipperfeld zu überleben.
Zwischen den Levels wird zur Abwechslung eines von fünf verschiedenen Minispielen gespielt. In diesen könnt ihr euch gleich mehrere Extraleben verdienen, was angesichts des herausfordernden Schwierigkeitsgrades sehr gelegen kommt. Apropos Schwierigkeitsgrad: Wie bei vielen Konami-Spielen dieser Zeit lohnt sich auch hier ein Blick auf die japanische Version. Im Gegensatz zur westlichen Version gibt es nicht drei Schwierigkeitsgrade, sondern zwei: Leicht und Normal. Der Unterschied besteht darin, dass in der westlichen Version das eigentliche Ende des Spiels hinter dem schweren Schwierigkeitsgrad versteckt ist. Hier habt ihr nur ein Herz statt drei zu Verfügung, um die Level zu schaffen. Ansonsten sind mir soweit keine weiteren Unterschiede aufgefallen.
In vielen Rankings wird dieses Spiel gerne als eines der besten Plattformer auf dem SNES beschrieben. So weit würde ich zwar nicht gehen, dennoch macht das Spiel auch heute noch viel Spaß. 4 von 5 Karotten.