Fangame-Corner #14: Mega Man: Rock Force (Mega Man)

Capcoms Kampfroboter ist einmal mehr zu Gast in unserer Fangame-Reihe. Diesmal gibt es ein komplett neues Abenteuer zu bestehen.

Wenn ich mich auf den verschiedenen Fangame-Portalen umsehe, bin ich überrascht, wie viele Fangames zur Mega Man-Serie in Arbeit sind. Überrascht deshalb, weil kaum eines davon, selbst nach vielen Jahren Arbeit, fertiggestellt wird. Und die Spiele, die es über die Ziellinie schaffen, gefallen mir oft wegen unfairem Leveldesign und ähnlichen Mängeln nicht. Das Leveldesign eines guten Mega Man-Spiels ist eine Kunst: Es muss die Balance zwischen Herausforderung, Lesbarkeit und Fairness finden. Die alten Spiele zeichneten sich dadurch aus, dass immer klar kommuniziert wurde, warum der Spieler gerade gestorben ist. Mit der Zeit wurde der Spieler besser und am Ende konnte man regelrecht durch die Spiele schlafwandeln. Ich habe lange gebraucht, um ein Fangame zu finden, das diesen Ansprüchen im Leveldesign gerecht wird und wurde schlussendlich fündig.

Mega Man: Rock Force

Download (Link) | Gameplay-Video (Link)

Die Geschichte wird durch zahlreiche Cutscenes erzählt.

Mega Man – Rock Force wurde 2013 von Programmierer und Designer GoldwaterDLS veröffentlicht und versteht sich als alternative Fortsetzung der sechs NES-Spiele. Im Jahr 20XX scheint endlich Frieden eingekehrt zu sein. Dr. Wily, der Antagonist der NES-Spiele, wurde lange nicht mehr gesehen und die Menschheit kann sich wieder der Wissenschaft widmen. Auch das Verhältnis zwischen Menschen und Robotern hat sich verbessert. Mega Man und Dr. Light beschließen, acht ehemalige Robot-Master zu trainieren, um gegen zukünftige Bedrohungen besser gewappnet zu sein. Um Mega Man beim Training zu unterstützen, baut er den Assistenten Justice Man. Die beiden sehen sich bald als Brüder und arbeiten eng zusammen.

So auch bei einem Zwischenfall im nahe gelegenen Wasserkraftwerk: Ein Energieschub beschädigt die dort arbeitenden Roboter. Als Mega Man und Justice Man eintreffen, wird letzterer von dem abtrünnigen Robot Master Shock Man angegriffen und schwer beschädigt. Dr. Light kann Justice Man zwar reparieren, aber seine mentale Matrix ist dauerhaft beschädigt. Er rät Mega Man, auf der Hut zu sein. Sechs Monate später kommt es zum Aufstand von acht feindlichen Robot Master, welche die Arbeit verweigern und die Menschen aus ihren Gebieten verjagen. Mega Man schickt Justice Man und die fertig ausgebildete Rock Force, um die Robot Master zu besiegen. Doch schon bald bricht jeder Kontakt ab.

Mega Man – Rock Force ist ein Action-Jump’n’Run in bester NES-Tradition. Das fängt bei der liebevollen 8-Bit-Pixelgrafik an und hört bei den wirklich schönen, musikalischen Eigenkompositionen noch lange nicht auf. Auch in diesem Abenteuer könnt ihr frei wählen, in welcher Reihenfolge ihr die acht umfangreichen Levels spielen möchtet. Wie in der Reihe üblich, sind vor allem Fabriken die häufigsten Schauplätze der Levels. Euer Weg führt euch aber auch durch ein Bergwerk, einen unterirdischen Dungeon und eine Solarfabrik, in der ihr ganz nette Rätsel mit Sonnenlicht löst.

Am Ende jedes Levels gibt es einen Bosskampf gegen den jeweiligen Robot Master. Wenn ihr ihn besiegt habt, erhaltet ihr seine Waffe. Jeder Robot Master ist für eine bestimmte Waffe anfällig und dadurch leichter zu besiegen; diese Schwachstellen herauszufinden, gehört zum Spielspaß. Außerdem befreit ihr nach jedem Level einen eurer Rock Force-Kameraden, mit denen ihr die Level alternativ spielen könnt.

Die Bosskämpfe gegen die Robot Master gehören zur DNA der Reihe und wurden auch in Rock Force richtig gut in Szene gesetzt.

Im Shop könnt ihr euch nützliche Gegenstände kaufen, dafür müsst ihr die kleinen und großen Schrauben in den Levels einsammelt. So könnt ihr zum Beispiel E-Tanks kaufen, die eure Lebensenergie einmalig auffüllen – vor allem bei den Bosskämpfen sind diese sehr nützlich. Den Schwierigkeitsgrad würde ich als anspruchsvoll, aber fair bezeichnen. Sobald ein neues Spielelement eingeführt wird, geschieht dies in einem übersichtlichen Bildschirm. So wird jederzeit klar kommuniziert, worauf ihr in den Levels achten solltet. Auch sonst bleiben die Levelstrukturen jederzeit übersichtlich und lesbar.

Wer dennoch Probleme hat, wird sich über die Einstellung des leichten Schwierigkeitsgrads freuen. Hier werden Sprungpassagen durch zusätzliche Blöcke entschärft, Stacheln führen nicht mehr zum sofortigen Tod und es gibt mehr Checkpoints in den Levels. Wer möchte, kann sich aus verschiedenen Parametern auch einen individuellen Schwierigkeitsgrad basteln. Grafisch wurde die NES-Grafik der Reihe hervorragend eingefangen. Und während die NES-Spiele unter Slowdowns und Sprite-Flackern litten, läuft hier natürlich alles sehr flüssig. Für mich, der ich mit den NES-Abenteuern des Roboters aufgewachsen bin, ist diese Erfahrung immer noch ein wenig surreal. Der einzige Kritikpunkt, der mir einfällt, ist die Tatsache, dass Gamepads nicht erkannt werden. Hier müsst ihr mit einer Mapping-Software wie Xpadder Abhilfe schaffen.

Fazit

Mega Man – Rock Force ist wohl das beste Fangame zu Mega Man-Reihe, das ich in den letzten Monaten bei der Recherche für diese Artikelserie gefunden habe: Das kreative Leveldesign muss sich keinesfalls hinter Klassikern wie Mega Man 2 verstecken, während die vielen neuen Grafiken und Eigenkompositionen für frischen Wind sorgen. Tatsächlich wurde in diesem Spiel so gut wie nichts aus den alten Spielen recycelt, was man selbst bei ambitionierten Fangames eher selten sieht. Und wer eingerostet ist, wird sich über die individuell anpassbaren Optionen zum Schwierigkeitsgrad freuen. Serien-Fans und Freunde guter Actionspiele sollten das Spiel daher unbedingt ausprobieren. Es lohnt sich!

Mit eurem Roboterhund Rush könnt ihr höher gelegene Plattformen erreichen.

Avatar-Foto

Über Nischenliebhaber

Ostdeutsches Videothekenkind der 90er Jahre. Liebt Spiele- und Retrokultur ebenso wie subkulturelle Musik aus aller Herren Länder und lange Spaziergänge durch dunkle Wälder des Erzgebirges.

Alle Beiträge anzeigen von Nischenliebhaber

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert