Der Beitrag “Spiele-Check: Lucy Dreaming – Kuscheliges Klartraum-Abenteuer” erschien zuerst am 18.10.2022 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.
Titel: | Lucy Dreaming |
Erscheinungsdatum: | 18.10.2022 |
Plattformen: | Windows, MacOS, Linux, Xbox One, Switch, Android, iOS |
Entwickler / Herausgeber: | Tall Story Games / Tall Story Games |
Homepage: | https://lucy-dreaming.com/ |
Ihr befindet euch im freien Fall und der Boden rast auf euch zu. Das ist euer Ende! Beim Aufprall – werdet ihr wach. Immer und immer wieder habt ihr den gleichen, furchtbaren Traum.
So ergeht es zumindest der kleinen Lucy, die in Lucy Dreaming versucht, ihre Albträume loszuwerden. Die Idee zum Spiel stammt vom britischen Ehepaar Tom und Emma Hardwidge, die es sich mit ihrem 2020 gegründeten Indie-Studio Tall Story Games auf die Fahne geschrieben haben, spannende Geschichten mit interessanten Charakteren und einer Portion Humor zu erzählen. Nach der Erstellung einiger kurzer Freeware-Adventures, gab ihnen im Jahr 2021 eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne die Möglichkeit, dieses Spiel als ihr erstes kommerzielles Projekt zu verwirklichen.
Retro-Trip mit Fan-Service und einem unverbrauchten Ansatz
Zu Beginn werdet ihr als Lucy in eurem Kinderzimmer wach und erinnert euch an ein Buch, das euch mit eurem Problem weiterhelfen könnte. Die ersten Rätsel bringen euch die Steuerung und Gameplay-Mechaniken bei. Ihr lernt zum Beispiel, dass eure aktuellen Aufgaben in eurem Tagebuch festgehalten werden. Dies ist wiederum verschlossen, daher müsst ihr zunächst den Schlüssel finden. Das Spiel lädt euch auf diese Weise ein, euer Zimmer, das mit Anspielungen an die Popkultur der 1980er bis 2000er Jahre gespickt ist, gründlich zu erkunden. Habt ihr den Schlüssel gefunden, erfahrt ihr in eurem Tagebuch von einem Amateur-Psychologiebuch, das euch das „Klarträumen“ bzw. „Luzides Träumen“ nahe bringt. Ab diesem Zeitpunkt könnt ihr bestimmen, was in euren Träumen passiert.
Ein Traum(a), ein Vergnügungspark und ein Mord
Ganz so einfach ist das allerdings nicht, denn innerhalb der Träume könnt ihr nicht einfach mit euren Gedanken die Ereignisse beeinflussen. Ihr bewegt euch dort genauso wie in der Realität und interagiert mit eurer Umwelt. Möglich gemacht wird dies mit einer sogenannten „Traumbox“, die ihr neben eurem Bett platziert und dort eine Inspirationsquelle sowie einen Begleiter hineinlegt. Den ersten Traum, den ihr im vollen Bewusstsein bereist, erzeugt ihr mit einem Witzebuch und einem Teddybären, sodass ihr plötzlich mit einem lebensgroßen Pelztier auf einer Comedy-Bühne steht und das Publikum bespaßen müsst.
Aber auch in der echten Welt gibt es einiges zu entdecken. Ihr erfahrt von einem Vergnügungspark in eurer Nähe, der schließen musste, und von dem Mord an dem Besitzer des Parks. Im Laufe der Geschichte müsst ihr also nicht nur eure Albträume loswerden, sondern auch herausfinden, wie dies alles zusammenhängt.
Englische Vertonung und deutsche Texte
An vielen Stellen des Spiels ist die Liebe der Macher für klassische Point-and-Click-Adventures deutlich zu erkennen. Da ist es nicht verwunderlich, dass diese sich für eine Pixel-Optik entschieden haben. Die Qualität der Hintergründe ist zwar nicht immer durchgängig hoch, die meisten Locations wirken aber größtenteils gelungen. Der Riesenkopf von Lucy ist vermutlich auch nicht Jedermanns Sache. Insgesamt empfand ich die Grafik aber als charmant.
Die englischen Sprecher machen einen guten Job, auch wenn die Stimme von Lucy erwachsener klingt, als sie es sollte. Die Hardwidges konnten auch den Guybrush-Sprecher Dominic Armato für eine kleine Nebenrolle gewinnen. In einer weiteren Gastrolle könnt ihr den deutschen Streamer Gronkh bewundern. Deutsche Sprachausgabe gibt es zwar nicht, dafür aber immerhin gut übersetzte deutsche Texte, die sogar auch die Grafiken wie etwa Schilder mit berücksichtigen.
Knackige Rätsel mit gewöhnungsbedürftiger Steuerung
Die Steuerung von Lucy Dreaming empfand ich zu Beginn des Spiels als etwas umständlich. Sie funktioniert ähnlich wie das SCUMM-Interface der alten Lucas-Arts-Adventures, beschränkt sich aber auf vier Verben. Wenn ihr mit der Maus spielt, könnt ihr klassisch einfach alle Verben anklicken, per Mausrad durchschalten oder per Tastaturkürzel zum Einsatz bringen. Es ist auch eine Gamepad-Steuerung integriert worden, die ihren Zweck erfüllt, aber lange nicht so perfekt wie bei Return to Monkey Island funktioniert. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kam ich aber gut mit der Steuerung klar.
Bei der mittlerweile obligatorischen Hotspot-Anzeige fand ich interessant, dass nicht alle, sondern nur relevante Hotspots hervorgehoben werden. Die Rätsel sind recht knackig, aber auf ihre eigene Art immer logisch. Ich hing tatsächlich auch nur einmal für eine längere Zeit fest, weil ich einen relativ großen Gegenstand einfach übersehen habe. Pixelhunting oder ähnliches gibt es hier zum Glück nicht. Speichern könnt ihr nahezu jederzeit, allerdings bleiben euch dafür nur zwölf Speicherplätze.
Fazit
Nach 10 bis 11 Stunden Spielzeit hatte ich das Geheimnis um Lucy und ihre Träume gelöst. Die Traum-Prämisse fand ich gut umgesetzt und die Geschichte zumindest nicht uninteressant. Der eine oder andere Gag traf dann auch mein Zwerchfell, auch wenn ich jetzt nicht mit einem Dauergrinsen vor dem Bildschirm saß. Point-and-Click- sowie Rätsel-Liebhaber sollten sich das Spiel nicht entgehen lassen, da sie hier wirklich gut durchdachte Rätsel in einem interessanten Setting wiederfinden. Als nettes kleines Detail könnt ihr die im Spiel gesammelten Achievements als Aufnäher an euren Rucksack anbringen. Ihr findet Lucy Dreaming auf Steam und itch.io, der Einführungspreis ist um 15 Prozent rabattiert. Die iOS-Version soll ebenfalls direkt verfügbar sein, die Android-Version in Kürze folgen.
- Point-and-Click-Adventure für Android, iOS, Linux, MacOS, PC
- Einzelspieler
- Für Einsteiger bis Profis
- Preis: 15,99 Euro
- In einem Satz: Charmantes Traum-Abenteuer mit viel Humor und feinen Rätseln.