AGS-Classics #4: Guard Duty

Die vierte Ausgabe der AGS-Classics führt uns in das Jahr 2019. Diesmal schauen wir uns ein kommerzielles Indie-Adventure an, das sowohl Fantasy- als auch SciFi-Komponenten bietet.

In den AGS-Classics stelle ich euch meine persönlichen Lieblingsspiele aus über 25 Jahren Adventure Game Studio-Geschichte vor. Diesmal geht es um das Fantasy-/SciFi-Crossover-Adventure Guard Duty, das eine wirkliche lange Entstehungsgeschichte hinter sich hat, als es 2019 erscheint. Die Geschichte fängt vor über 20 Jahren an, als sich Nathan Hamley bzw. Nath aus England im Teenageralter das Adventure Game Studio herunterlädt und in der AGS-Community anmeldet.

Inspiriert von Adventures wie Monkey Island oder Discworld interessiert sich Nath zunächst dafür, eigene Pixelgrafiken zu erstellen. Bereits 2004 entsteht die Idee für Guard Duty und in den nächsten Jahren wird das Projekt praktisch eine Off- und On-Beziehung für Nath. Wie er es dennoch geschafft hat, Guard Duty fertigzustellen, verrät er euch im Interview ab Seite 2.  

Die Handlung

Guard Duty behandelt die Geschichte von zwei unterschiedlichen Protagonisten aus verschiedenen Zeiten und Orten. Zu Beginn des Spiels befindet ihr euch in Wrinklewood und spielt die königliche Wache Tondbert, die durch etwas zu viel Alkoholkonsum und damit verbundener Unachtsamkeit nicht verhindern konnte, dass eine vermummte Gestalt Prinzessin Theremin aus dem Schloss entführt hat. Dass dies auch noch weitreichende Folgen für die Zukunft haben würde, kann Tondbert da noch nicht ahnen. Da ihr nebenbei auch ein riesiger Verehrer der Prinzessin seid, macht ihr euch auf die Suche nach ihr.

Im weiteren Verlauf des Spiels wechselt die Handlung auf eine kleine Orbitalstation, 1000 Jahre später. Als Agent Starborn gehört ihr einer Widerstandsgruppe an, die verzweifelt gegen das Böse ankämpft und versucht, die Erde zurückzuerobern. Ihr könnt euch vielleicht schon denken, dass die Schicksale beider Protagonisten untrennbar miteinander verknüpft sind.  

Die Umsetzung

Während Trondbergs Abenteuer vor allem auf Humor setzt, ist die Geschichte von Starborn äußerst düster inszeniert. Ihr springt dabei nicht zwischen den Charakteren hin- und her, sondern wechselt  im letzten Akt automatisch von der Fantasy- in die Science-Fiction-Welt. Die gelungene Pixelgrafik kann ihre Vorbilder wie Discworld oder Simon the Sorcerer nicht verleugnen, und innerhalb von Wrinkelwood werdet ihr viele Anspielungen auf klassische Point-and-Click-Adventures finden. Die comicartigen Zwischensequenzen fügen sich da gut in das Bild ein. Gerade zu Beginn wird auch viel mit visuellem Humor gearbeitet, teilweise konnte ich mir das Grinsen nicht verkneifen.

Die Musikuntermalung ist mindestens genauso gelungen wie die optische Gestaltung und die englischen Sprecher machen ebenfalls einen sehr guten Job. Die Maussteuerung ist intuitiv und durchdacht, die Rätsel eher von der logischen und einfacheren Sorte. Einzig die kurze Spieldauer von ca. 4 Stunden ist mir negativ aufgefallen. Insbesondere gegen Ende merkt man, dass sich das Spiel nicht mehr viel so viel Zeit für die Erzählung nimmt, wie es noch zu Beginn war.

Pressespiegel: Guard Duty

“Der Mix aus Fantasy und Cyberpunk hat viel Potenzial, die Umsetzung wirkt bei ‘Guard Duty’ jedoch nicht restlos ausgereift. Angesichts der eher kurzen Spielzeit bleibt wenig Zeit, um tiefer in die Spielwelt einzutauchen, oder einen der vielen Nebencharaktere ins Herz zu schließen. Gleichzeitig muss man dem kleinen Indie-Team attestieren, dass es aus den geringen finanziellen Mitteln viel herausgeholt hat. Trotz Schwächen bietet das 2D-Abenteuer sehr humorvolle Point&Click-Kost auf sehr solidem Niveau und lässt nostalgisch an Genre-Klassiker wie ‘Simon the Sorcerer’ zurückdenken. Es macht Spaß, viele skurrile Unterhaltungen zu führen und Wächter Tondbert ist auf seine Art ein sympathischer Protagonist. Wer ein unkompliziertes Abenteuer für Zwischendurch sucht und Point&Click-Adventures liebt, der ist bei ‘Guard Duty’ also an der richtigen Adresse. Inhaltlich sollte man die Erwartungshaltung wiederum nicht zu hoch schrauben. “

Matthias Glanznig in der Adventure Corner (Wertung: 72 %)

“Manch einer mag die eher geringe Spieldauer von Guard Duty bemängeln, da er sich angesichts des komplexen Themas mehr Umfang erhofft hatte. In meinen Augen zeigt sich aber gerade in seinem zeitlichen Rahmen eine essentielle Stärke des Titels: Innerhalb von etwa sechs Stunden nämlich wird mit dramaturgischer Wucht eine äußerst kreative und berührende Geschichte erzählt, die in sich stimmig ist und mitnichten überhastet wirkt. So zog mich das Spiel rasch in seinen Bann und fesselte mich bis zum Ende, wozu nicht zuletzt auch die imposante Präsentation beiträgt.”

Topsy-Sophia Schmitt im Adventure-Treff (Wertung: 85 %)
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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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