
Dieser Artikel ist Teil der DKSN-Halloween-Woche 2024.
Castlevania gilt bis heute wohl als die einflussreichste Grusel-Platformer-Serie aller Zeiten. Egal ob in verwitterten Schlössern, düsteren Friedhöfen oder verlassenen Dörfern: Irgendwo wartet immer ein Zombie, ein Monster, ein Geist und schlussendlich Dracula selbst darauf, mit der legendären Peitsche Vampire Killer vernichtet zu werden. Dazu gibt es eine nicht gerade simple Lore rund um den Belmont-Clan, der sich über Jahrhunderte und damit über alle Spiele erstreckt.
Über 35 Spiele wurden in den letzten knapp 40 Jahren veröffentlicht. Seit 2019 wurden einige davon in bisher drei Collections wiederveröffentlicht.
Castlevania Anniversary Collection

Die 2019 erschienene Anniversary Collection konzentriert sich auf die Teile der Serie, bevor Symphony of the Night von 1997 die bis heute gültige Richtung vorgab. Erfunden wurde Castlevania 1986 von dem damals noch jungen Spieledesigner Hitoshi Akamatsu. Dieser war ein großer Filmfan – insbesondere von Western und Horrorfilmen – und wollte seine Leidenschaft in Castlevania umsetzen. So entwickelte er die ursprüngliche Idee rund um die Familie Belmont, die seit Jahrhunderten gegen Dracula kämpft.
Die frühen Spiele der Reihe sind fast ausnahmslos als lineare Action-Plattformer konzipiert. Ihr steuert die jeweilige Spielfigur von links nach rechts und rückt mit einer Peitsche den verschiedenen Gegnern zu Leibe, wobei man nicht nur Draculas Schloss, sondern auch Friedhöfe, transsilvanische Dörfer und andere dunkle Orte durchquert. Dabei wurde stets Wert auf eine etwas heruntergekommene Optik der Umgebung und ein recht gruseliges Setting gelegt. So kämpft ihr im Laufe der Serie gegen Skelette, Monster, Geister und andere Kreaturen, die hauptsächlich aus diversen Horrorfilmen entlehnt wurden.



Eine spielerische Ausnahme stellt Castlevania 2 dar: Hier wurde ein Action-Adventure-Ansatz gewählt, in dem ihr eine zusammenhängende Welt erkundet und kleine Aufgaben der Dorfbewohner erfüllt, bevor es in Draculas Schloss geht. Die NES-Version von Kid Dracula hingegen erschien nur in Japan und stellt eine Parodie auf die Serie dar: Hier steuert ihr einen jungen Vampir, der gegen Cartoon-Versionen der bekannten Monster kämpft.
Während das erste Spiel von 1986 ein schöner Überraschungserfolg war, konnten die Nachfolger die kommerziellen Erwartungen von Konami nicht erfüllen, weshalb Hitoshi Akamatsu bis zu seinem Ausscheiden aus der Firma in einem von Konamis Game Centern beschäftigt war. Anfang der 2000er Jahre zog er sich schließlich aus der Spieleindustrie zurück.
Das bedeutete bekanntlich nicht, dass es mit der Reihe vorbei war. 1991 folgte unter der der Führung von Masahri Ueno – damals Franchise-Director der Contra-Reihe – eine Remake des ersten Spiel unter den Namen Super Castlevania IV. Das Remake beinhaltete neue Levels, ansonsten blieb man beim bewährten Gameplay. Neu war nur, dass es jetzt die Möglichkeit gab, sich mit der Peitsche auch über Abgründe zu schwingen.


Auch die beiden Game Boy Spiele, Castlevania Adventure und Belmont Adventure, sind Teil der Sammlung. Während das erste Spiel bestenfalls okay ist, gilt der zweite Teil generell als eines der besten Action-Platformer für den Game Boy.
Das letzte Spiel in der Sammlung ist schließlich Bloodlines (bzw. The New Generation in Europa) und spielt erstmals im 19. Jahrhundert. Hier könnt ihr mit zwei unterschiedlichen Charakteren spielen und die Levels sind nicht nur in Draculas Schloss, sondern in verschiedenen Orten Europas angesiedelt.
Die Sammlung selbst ist sehr schmucklos. Es gibt ein Menü, in dem ihr die Spiele auswählt und die üblichen Emulations-Features wie Save States sind ebenfalls an Bord. Als Bonus gibt es lediglich ein digitales PDF mit Anleitungen zu den Spielen und der Geschichte und Lore der Reihe sowie die japanischen Versionen, die oft ein leichteres Gameplay-Balancing beinhalten. Nicht gerade sehr umfangreich, wenn man andere Collections – etwa von Capcom – zum Vergleich nimmt. Aber eine durchaus nette Zusammenstellung, wenn ihr die alten linearen Spiele in der Sammlung haben wollt.

Castlevania Advance Collection

Nachdem Akamatsu Konami verlassen hatte und in den 90er Jahren verschiedene Produzenten für die Castlevania-Reihe verantwortlich waren, übernahm Koji Igarashi 1997 mit Symphony of the Night das Ruder. Als Lead Producer blieb er bis 2011 an Bord, als er Konami verließ. Unter seiner Leitung wandelte sich die Serie von einem linearen Jump & Run zur traditionellen Metroidvania-Formel, die dem Genre seinen Namen gab (Metroid für das gleichnamige Nintendo-Spiel und vania als Abkürzung für Castlevania). Dem Explorations-Aspekt, wie man sie aus den Metroid-Titeln kannte, fügte Igarashi ein simples RPG-System hinzu: Besiegte Gegner geben nun Erfahrungspunkte und die Spielfigur hat bestimmte Werte wie Stärke, Verteidigung oder Intelligenz. Gleichzeitig sind überall im Schloss neue Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Items zu finden. Außerdem wurden herausfordernde Sprungpassagen stark zurückgefahren und mehr Wert auf ein actionbetontes und exploratives Gameplay gelegt.
Kommerziell war Symphony of the Night mit 700.000 verkauften Einheiten in den USA und Japan zwar ein kleiner Achtungserfolg, aber kein Hit. Zum Vergleich: Bestseller wie Tekken 3 wurden weltweit rund 8 Millionen Mal verkauft. 2D-Spiele waren damals bei vielen Spielern einfach nicht gefragt, so dass Konami in den folgenden Jahren mehr schlecht als recht versuchte, Castlevania in die dritte Dimension zu bringen. Zumindest für die großen Konsolen. Auf den Handhelds blieb man im 2D-Format und so entstand Anfang der 2000er Jahre für den Game Boy Advance eine Trilogie, die unter Fans der Serie bis heute Kultstatus genießt.


Wie der Name der Collection schon vermuten lässt, sind die drei GBA-Spiele vertreten: Circle of the Moon (2001), Harmony of the Dissonance (2002) sowie Aria of Sorrow (2003). Alle drei Spiele tauchen tief in die Lore der Castlevania-Reihe ein, die ich an dieser Stelle mal umschiffe. Es würde schlicht den Rahmen sprengen – schließlich kann man ganze Bücher damit füllen.
Auf jeden Fall bieten alle drei Spiele das aus Symphony of the Night bekannte Gameplay mit kleinen Unterschieden. So könnt ihr in Aria of Sorrow Seelen von euren Gegnern einsammeln, was euch neue Angriffsfähigkeiten und Möglichkeiten zur Erkundung der Spielwelt gibt. Natürlich gibt es auch ein gewisses Backtracking, so dass man bestimmte Fähigkeiten benötigt, um an einer Stelle weiterzukommen.



Als Bonus gibt es noch das SNES-Spiel Vampire’s Kiss oder Dracula X (US-Name) aus dem Jahr 1995, das offensichtlich in der vorherigen Sammlung vergessen wurde. Es ist ein Remake des PC-Engine-Spiels Rondo of Blood von 1993, allerdings mit anderen Levels und etwas schwächerer Technik. Spielerisch ist es wieder ein sehr arcadelastiger Action-Platformer. Daher wirkt der Titel meiner Meinung nach im Zusammenspiel mit den drei Metroidvania-Spielen etwas deplatziert.
Ansonsten findet ihr einen Musikplayer mit dem Soundtrack aller vier Spiele und zahlreiche Konzeptzeichnungen und Skizzen.



Castlevania Dominus Collection

Die Dominus Collection ist der jüngste Vertreter der Castlevania-Neuauflagen und umfasst die drei Nintendo DS-Spiele Dawn of Sorrow (2005), Portrait of Ruin (2006) sowie Order of Ecclesia (2008).
Dawn of Sorrow ist inhaltlich die Fortsetzung von Aria of Sorrow und erzählt die Geschichte um Soma Cruz weiter. Spielerisch setzt es wieder auf das Soul System, bei dem die Seelen der Gegner absorbiert werden und dadurch neue Aktionen zur Verfügung stehen.
Am interessantesten finde ich aber Portrait of Ruin, da hier ein Partnersystem im Mittelpunkt steht. Das Setting ist nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt, die Protagonisten sind der Vampirjäger Jonathan Morris und die Magierin Charlotte Aurin. Zwischen den beiden Charakteren kann jederzeit per Knopfdruck gewechselt werden, was auch notwendig ist, da beide grundverschiedene Aktionen und Angriffsfähigkeiten besitzen. Außerdem gibt es im Leveldesign einige schöne Rätsel, bei denen beide Charaktere zusammenarbeiten müssen. Im Kampf steuert die KI auch den Charakter, den man gerade nicht spielt. Grob gesagt geht es darum, magische Bilder im Schloss zu finden, in diese zu schlüpfen und sie zu zerstören, um die Magie des Hausherrn zu schwächen. Dieser Kniff gab den Entwicklern die Möglichkeit, aus dem ewig gleichen Schlosssetting auszubrechen.



Order of Ecclesia ist nicht nur das letzte Nintendo DS-Spiel der Serie, sondern auch das letzte große Castlevania-Abenteuer, das von Igarashi produziert wurde. Hier wird keine große Karte aufgedeckt, sondern zwischen kleineren Dungeons und Schauplätzen gewählt. Allerdings ist es das schwierigste aller Metroidvania-Spiele der Reihe, da exzessives Level-Grinding notwendig ist, um vor allem die recht schweren Bosskämpfe zu bestehen.
Insbesondere die Anpassung an moderne Systeme ist dem Entwicklerstudio M2 hoch anzurechnen. Der Nintendo DS war bekanntlich eine tragbare Konsole mit zwei Bildschirmen. Auf dem oberen Bildschirm lief in den Originalspielen das eigentliche Spielgeschehen ab und auf dem unteren Bildschirm konnte zwischen Statusbildschirm und Karte gewechselt werden. Diese beiden Bildschirme werden hier neben dem eigentlichen Spielbildschirm angezeigt, ebenso wie Informationen über die Gegner mit ihren Stärken und Schwächen. Das erleichtert den Überblick erheblich. Auch Aktionen, die im Original über den Touchscreen aktiviert wurden, können hier per Knopfdruck ausgeführt werden. Switch-Benutzer können optional trotzdem den Touchscreen nutzen – sehr schön!



Als Bonus gibt es diesmal das Arcade-Spiel Haunted Castle aus dem Jahr 1987. Der Arcade-Ableger gilt in seiner westlichen Version als besonders schlecht, da der Schwierigkeitsgrad extrem übertrieben ist. Im Gegensatz zur japanischen Version, die eine wesentlich fairere Spielbalance bietet. Aus diesem Grund ist die westliche Version auch gar nicht erst in der Sammlung enthalten, sondern nur die japanische.
Der Entwickler M2 hat es aber nicht dabei belassen, sondern ist noch die Extrameile gegangen und hat ein echtes Remake mit besseren Levels, besserem Gameplay und schönerer Grafik entwickelt. M2 hat übrigens bereits Castlevania-Erfahrung, denn das Studio zeichnete für das Remake The Adventure Rebirth verantwortlich, das 2009 für WiiWare erschien.
Ansonsten gibt es auch hier wieder die üblichen Bildergalerien und den Musikplayer mit den Soundtracks.



Fazit
Mit diesen drei Collections wurden fast alle relevanten 2D-Spiele der Castlevania-Reihe wiederveröffentlicht. Und auch der Preis stimmt: Zwischen 20 und 25 Euro kostet eine Collection in den digitalen Stores. Insbesondere für die beiden letzten Collections ein Schnapper gemessen daran, wie umfangreich die Metroidvanias sind. Lediglich Rondo of Blood (PC Engine, 1993), Chronicles (1993, Sharp X68000), Symphony of the Night (PSX, 1997) und The Adventure ReBirth (WiiWare, 2009) warten noch auf eine Wiederveröffentlichung um die Sammlung der 2D-Spiele zu vervollständigen. Ich rieche daher mindestens noch eine weitere Collection.
Wer von Castlevania nach diesen drei Sammlungen immer noch nicht genug bekommt, sollte sich zudem das sehr gelungene Fangame Lecard Chronicles 2 zu Gemüte führen!
Die Collections sind im PSN aktuell sogar im Angebot. Alles tolle Spiele!
Oh, da muss ich mal schauen. Bedankt.
Bei Xbox und Steam auch. Ich mag die Xbox, neige aber wegen des Steam Decks zu Steam.
Würde Castlevania Requiem (Rondo of Blood + Symphony of the Night) nicht auch als Collection zählen? Ist allerdings PlayStation 4/5 exklusiv.
Außerdem fehlt noch das verschmähte Castlevania Legends in den bisherigen Sammlungen.
Würde schon zählen, aber wie Du sagst: Exklusiv für PS 4/5. Damit für viele Spieler unerreichbar. 😉
Ach Legends, das gab’s ja auch noch. 😀
Ach, die Gameboy Teile finde ich auf ihre Art gar nicht so schlecht. 🙂
Die ersten drei NES-Teile gibt es auch noch (zusammen mit den ersten beiden Contras) in der Konami Collector’s Series.
Allerdings ist es eine echt lieblose Umsetzung: Billigste Emulation, die noch dazu nicht besonders akkurat ist.
Die Konami Collector’s Series stammt ja auch aus dem Jahr 2002. Da waren auch die gängigen NES Emulatoren wie Nestopia, FCE Ultra und was es nicht alles gab, aus heutiger Sicht nicht sonderlich akkurat.
Holla!! Mir war gar nicht bewusst, wie alt das schon ist! 😀
Wobei ich mich zu erinnern meine, dass gerade so Mainstream-Sachen auf dem Nestopia schon damals ziemlich gut liefen.
Schade, daß diese Collection Sony Exklusiv bleibt 🙁
Ich muss zugeben, dass ich noch am ehesten die Dominus Collection interessant finde. So Bonusmaterial-Firlefanz interessiert mich nicht und die meisten der Castlevanias spiele ich dann doch lieber im Emulator so, wie ich das gerne möchte: Meine Shader, mein Gamepad-Layout, und gerade bei den Advance-Teilen gibt es für mich einen Sweet-Spot, wie groß das Bild sein darf, bevor es zu Pixelbrei zerfällt.
Die DS-Teile scheinen durch ihr Bild-Setup wohl durchaus für mich eine brauchbare Alternative zu bilden.
Aber natürlich: Wer die Spiele nicht schon als Original-Cartridges hat, für den ist es eine tolle Möglichkeit, gerade die Advance- und DS-Spiele, die super sind, auf legalem Wege zu erwerben.
Ich finds klasse, daß die Sammlungen generel rausgekommen sind. Besitzen tue ich eher die erste, da ich mir auch das NES Kid Dracula genauer anschauen wollte und ich nur die Gameboy Version habe von dem Titel, der auch schwer, aber dennoch spaßig ist.
Mein Grund, weswegen ich mir damals die erste Collection geholt habe, war wegen Castlevania Bloodlines, der Mega Drive Fassung, da diese unverschämt teuer ist.
Ich habe natürlich den Sale verpennt bzw mich im Datum vertan. Glück im Unglück: Die für mich interessanteste Anniversary Collection gab es jetzt kostenlos beim EGS. Denke, ich mache zu jedem Titel ein Video.