Horrorfilm-Empfehlungen

Dieser Artikel ist Teil der DKSN-Halloween-Woche 2024.

Die richtige Partnerin zu finden ist schon ein echter Glücksfall. Umso besser, wenn diese im Schlepptau auch noch eine Nichte mitbringt, die eine gewisse Leidenschaft für Horrorfilme teilt. Stilecht verschwinden wir regelmäßig im Keller, um auf großer Leinwand Filme aus meinem Fundus oder, überwiegend, der örtlichen Stadtbibliothek zu genießen. Egal ob Klassiker, moderner Film, B-Movie, AAA-Produktion, Slasher oder Psycho-Horror – wir nehmen uns vor, was spannend klingt und uns in die Finger kommt. Anlässlich der DKSN-Halloween-Woche möchte ich euch kurz, ohne spezielle Filmexpertise und so spoilerfrei, wie es nur geht, ein paar Filme vorstellen, die einen besonders positiven oder zumindest bemerkenswerten Eindruck hinterlassen haben. Unter den kurzen Texten sind die jeweiligen Trailer eingebunden.

Willy’s Wonderland

Ich starte gleich mal mit einem Banger. Nicolas Cage ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Warum auch immer ist er nicht nur in Top-Produktionen zu sehen, sondern ebenfalls in vielen kleineren Filmen mit niedrigem Budget. Als ich Willy’s Wonderland im Regal der Neuanschaffungen sah, musste ich zugreifen. Das Auto eines „einsamen Wolfs“, gespielt von Nicolas Cage, bleibt liegen. Um die Reparaturkosten abzutragen, soll er über Nacht den Hausmeister im stillgelegten Willy’s Wonderland geben – früher eine Art Indoor-Vergnügungspark für kleinere Kinder. Ein paar Jugendliche wollen das Gebäude abfackeln, ihn aber vorher warnen. Denn Willy’s Wonderland hat ein düsteres Geheimnis und die großen Puppen der Geburtstagsband werden nachts wach. Zum Glück ist der im kompletten Film stumme Nicolas Cage schlagkräftig. Besonders geil und mit Kultpotenzial war für uns, dass er nach jedem „Kill“ sein T-Shirt wechselt, eine Runde flippert und einen Energy Drink zischt. Klar, um die Jugendlichen und die Hintergrundgeschichte von Willy’s Wonderland geht es auch. Und das stylishe Ende passt wunderbar zum Film. Gruselig war es für uns zwar nicht, aber wir fühlten uns durch diesen „Trash-Film“ wunderbar unterhalten.

Spaßig-trashige Unterhaltung mit kultigen Szenen.

Baghead

Auch Baghead befand sich im Regal der Neuerscheinungen. Und obwohl ich die Serie The Witcher furchtbar fand, hat mich die Hauptdarstellerin, Freya Allan (Ciri) nicht abgeschreckt. Denn die Prämisse ist vielversprechend. Und neugierig war ich auch. Iris (Freya Allan) erbt einen Pub nebst Wohnung, Keller und vielleicht der ganzen alten Fabrikanlage. Im Keller haust, hinter einem Spalt in der Mauer, ein unnatürliches, weibliches Wesen. Sie ermöglicht es, zwei Minuten mit einer verstorbenen Person zu sprechen – natürlich für einen Preis. Den Namen des Films hielt ich zunächst für den Namen eines Dämonen oder ähnlichem, er entpuppt sich aber schlicht als sehr deskriptiv. Iris hat noch einen Sidekick, ihre beste Freundin. Und ein mysteriöser Herr, der unbedingt mit seiner verstorbenen Frau sprechen möchte, ist auch mit von der Partie – und eine mögliche Einkommensquelle. Der Film macht als Horrorfilm aus meiner Laiensicht einiges nicht gut. „Das Böse“ ist, auch optisch, sehr begrenzt. Das schränkt den Gruselfaktor ein. Der kommt durch gelegentliche Schonungslosigkeit und den ein oder anderen Jumpscare aber nicht komplett zu kurz. Ein Exposition-Dump zur Hintergrundgeschichte des Wesens im Keller war der negative Höhepunkt. Trotzdem war der Film spannend, hat die ein oder andere nette Wendung und das Ende hat uns auch gefallen. Insgesamt würde ich den Film daher für einen entspannten Filmabend empfehlen, auch wenn er sicher nicht höchsten Ansprüchen genügen kann und es viele bessere Horrorfilme gibt.

Einige Elemente sind gut genug, um einen unterhaltsamen Horror-Abend zu haben.

Halloween

Halloween – Die Nacht des Grauens ist ein echter Klassiker und hat ein herausragendes, ikonisches Main Theme. Klar, dass wir den Film von 1978 schauen mussten. Michael Myers, damals sechs Jahre alt, tötete 1963 seine Schwester Judith und endete in der geschlossenen Anstalt. Mit 21 entkommt er aber am Vortag zu Halloween und kehrt nach Haddonfield zurück und stellt Laurie Strode nach – gespielt von Jamie Lee Curtis, die sich mir durch ihre Performance in True Lies (es gibt ein cooles SNES-Spiel zum Film) ins Gedächtnis gebrannt hat. In dem kleinen Städtchen verdient sich Laurie an Halloween ein bisschen Geld als Babysitterin, auch ihre Freunde spielen eine Rolle. Im Kern geht es darum, wie Laurie verfolgt wird und letztlich versucht, sich und das von ihr gehütete Kind zu retten. Der Film wirkt heute komplett aus der Zeit gefallen. Vor allem, weil auf recht lange Szenen und nicht Tik-Tok-Schnitte gesetzt wird. Wenn ihr euch, so wie wir, auf diese komplett andere Art der Erzählweise einlasst, werdet ihr einen tollen Filmabend mit einem echten Klassiker haben. Außerdem gibt es einige sehr schöne, direkte Szenen, die aufgrund ihrer Selbstverständlichkeit besonders brutal rüberkommen, ohne ausführlich zelebriert zu werden. Wir waren uns außerdem einig, dass die (aus heutiger Sicht) Langsamkeit einen positiven Beitrag zur Atmosphäre geleistet hat.

Halloween ist ein ikonischer Klassiker und heute noch sehenswert. Nicht trotz, sondern auch wegen seiner Langsamkeit.

Night of the Living Dead

Noch klassischer wird es mit Night of the Living Dead von 1968. Der Independent-Film wurde in schwarz-weiß gedreht. Die Geschwister Barbra und Johnny besuchen das Grab ihres Vaters. Doch ein Mann attackiert sie. Barbra kann entkommen und flieht in ein Farmhaus. Dort hat sie einige Begegnungen und es stellt sich heraus, dass die Toten aufstehen und die Lebenden essen wollen. Der Film dreht sich um die Beziehungen und Spannungen im Farmhaus, während draußen die Zombies eine massive Bedrohung darstellen. Die Erzählung, Spannung und die Charaktere haben uns sehr gut gefallen. Dass der Film kaum Budget hatte und die Zombies optisch weit weg von heutigen Ansprüchen sind, tut der Qualität des Films, der außerdem noch zu einem sehr gelungenen Ende kommt, keinen Abbruch.

Oldie but Goldie. Wenig Budget, schwarz-weiß, heute noch ein toller Film.

10 Cloverfield Lane

In 10 Cloverfield Lane verlässt Michelle nach einem Streit mit ihrem Verlobten ihr Appartment in New Orleans. Auf ihrer Fahrt durchs ländliche Louisiana bemerkt sie, dass es in der gesamten Gegend zahlreiche Blackouts gibt. Dann hat sie selbst einen, denn sie wird von der Straße gerammt und findet sich, nachdem sie wieder zu Bewusstsein gekommen ist, in einem Bunker wieder. Was draußen los ist, bleibt zunächst völlig unklar. Im Bunker befindet sich neben dem Eigentümer noch eine weitere Person. Die Spannung ergibt sich aus der Interaktion der Bunkerbewohner, dem langsamen Gewinn an Erkenntnissen über den Eigentümer und natürlich der Frage, was zur Hölle draußen eigentlich los ist. Sehr sehenswert.

10 Cloverfield Lane bietet spannende Bunkerleben-Dynamik und Mysterien.

The Pact

Dass ein guter Film kein großes Budget braucht, zeigt The Pact von 2012, der laut Wikipedia nur ein Budget von 400.000 Euro hatte. Protagonistin Annie kehrt in das Haus ihrer verstorbenen Mutter zurück. Dort stellt sie fest, dass ihre Schwester verschwunden ist. Und irgendetwas geht in dem Haus nicht mit rechten Dingen zu. Annie geht dem nach und lernt immer mehr über sich und die Geschichte ihrer Familie. Die sehr spannend erzählte Geschichte ist gleich auf mehreren Ebenen gruselig. Darum möchte ich auch nicht mal ansatzweise spoilern, sondern einfach eine Empfehlung aussprechen.

The Pact hat uns mit seinem vielschichtigen Gruselfaktor sehr positiv überrascht.

Conjuring-Universe

Die Conjuring-Filme sind sicher jedem von euch mit einem seiner Teile, sei es ein Hauptteil oder ein Spin-Off wie The Nun oder Anabelle, über den Weg gelaufen. Es dreht sich um die Dämonologen Ed (Patrick Wilson) und Lorraine (Vera Farmiga) Warren. Während Lorraine mit Wesen kommunizieren kann, ist Ed eher fürs Austreiben verantwortlich. Schon der erste Teil The Conjuring von 2013 war ein voller Erfolg. Das hat meines Erachtens viele Gründe: Die guten schauspielerischen Leistungen, das historische Setting mit seinem „Doku-Touch“ und natürlich auch die spannenden, auch mal gruseligen, supernatural-Horror-Geschichten. Meist werden Ed und Lorraine als letzte Rettung um Hilfe gerufen. Und beim Helfen geraten sie auch selbst immer wieder in Gefahr. Wir haben die mittlerweile acht Filme recht durcheinander geschaut. Falls ihr sie noch nicht kennt und Lust auf Supernatural-Horror habt, könnt ihr die Filme entweder in der Reihe ihres Erscheinens schauen oder aber euch nach der zeitlichen Einordnung der Geschichten richten, die zwischen 1952 (The Nun) und 1981 (The Conjuring: The Devil Made Me Do It) spielen. Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich das Conjuring-Universe als modernen Klassiker mit guter Qualität einordne.

Das Conjuring-Universe gehört auf jede Horror-Playlist.

Deadstream

Last but not least: Deadstream war ein unglaublich tolles Filmerlebnis und eines unserer bisherigen Highlights, trotz „Low-Budget“. Shawn ist ein Streamer. Und bei einem Stunt mit einem Obdachlosen kommt dieser zu Tode. Shawn verliert Fans und Sponsoren. Um wieder ins Rampenlicht zu kommen, möchte er seine Angst überwinden und eine Nacht in einem angeblichen Spukhaus verbringen. Wenn er es verlässt, verliert er seine dafür geflossenen Werbegelder. Entsprechend setzt der Film auch auf „Wackelkameras“, wie schon in Blair Witch Project. Allerdings platziert Shawn auch diverse Kameras, was für einen der Höhepunkte des Films sorgt, nämlich teilweise sehr ungewöhnliche und richtig coole Kameraperspektiven (ihr werdet sehen, was ich meine 😉 ). Und irgendwas stimmt in dem Haus natürlich wirklich nicht. Ein weiteres Highlight ist die Interaktion von Shawn mit dem Chat. Sei es, dass er den Chat anspricht, Videos von Zuschauern einspielt oder Chatnachrichten vorliest. Ihr solltet aber unbedingt auch immer mal im Chat mitlesen, das ist ein weiteres Highlight. Schließlich ist auch die Performance von Joseph Winter, der Shawn darstellt und den Film mit seiner Frau Vanessa fast schon im Alleingang produziert hat, bemerkenswert. Klar, das vermutlich kaum existente Budget fällt auch mal auf. Aber es tut weder der Qualität des Films noch dem Gruselfaktor einen Abbruch. Zumal ich das heutzutage klar als solches erkennbare CGI ehrlich gesagt nicht mehr sehen kann. Wenn ihr nur Zeit und Lust auf einen der vorgestellten Filme habt, dann schaut euch auf jeden Fall Deadstream an!

Deadstream ist so gut und anders, dass ihr ihn schauen müsst.

Fazit

Wenn Horrorfilme eine Aussage zulassen, dann wohl, dass es für den Grusel- und Unterhaltungsfaktor überhaupt nicht auf das Budget und das Alter ankommt. Gruselfaktor lässt sich nicht kaufen. Genauso wenig wie innovative Ideen. Außerdem ist das Genre unglaublich vielfältig: Gewalt, Slasher, subtiler Horror, Dämonen, Psychohorror oder Jump Scares. Die Versuche, euch zum Bibbern zu bringen, könnten kaum unterschiedlicher sein. Vielleicht mehr noch als in manch anderem Genre hängt die Einstufung eines Horrorfilms daher stark vom persönlichen Geschmack ab. Welche der vorgestellten Filme habt ihr gesehen, wie haben Sie euch gefallen und welche Horrorfilme würdet ihr empfehlen? Happy Halloween!

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Über Vampiro

Variety Gamer seit Crystal Castle auf dem Atari 2600 Junior. Mein Herz schlägt besonders für Strategie, Taktik, Wargames und Aufbau nebst allen Untergenres (wie Taktik-RPGs ;-) ).

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9 Comments on “Horrorfilm-Empfehlungen”

  1. Soo, ich hätte noch den einen oder anderen Film (zum Teil auch Klassiker) beizufügen.

    Mir fällt da spontan die Hellraiser Trilogie ein also Teil 1 bis Teil 3, die ich jedem ans Herz legen kann. Davon gibts auch eine tolle BluRay Box von Turbine, die habe ich selbst hier im Schrank stehen.

    Atmosphärisch toll sind auch die beiden Silent Hillverfilmungen, die sind bisschen so meine Guilty Pleasurese. Gibts auch als BluRay Box.

    10 Cloverfield Lane wurde genannt, aber da gibt es auch ein gutes Spin Off namens The Cloverfield Paradox, was auf einer Raumstation spielt und was so bisschen als Sequel zur Cloverfield-Reihe gilt.

    Da gibt es noch einen Film Der Nebel/The Mist (hat nichts zu tun mit Carpenters Nebel des Grauens). Der spielt in einem Bau- oder Supermarkt und ist so bisschen eine Closed Room Horror und geht mehr so in die Richtung „Das Ding aus einer anderen Welt“ mit Lovecraft Vipes.

    Apropos Lovecraft Vipes: Schaut euch unbedingt „Underwater“ an, ein beklemmend bedrückend er Horrorfilm 10.000 Meter unter dem Meer.

    1. Hi, vielen Dank für deinen Kommentar (sorry, ich war/bin etwas im Stress).

      Hellraier ist ja ein cooler Tip! Sagt mir auch was, habe ich aberglaube ich noch gar nicht gesehen. Taugen nur die ersten drei Filme was oder ist der Rest auch gut? Die Bibliothek hat die Trilogie nicht, ich schlage mal die Anschaffung vor.

      Eine Spieleverfilmung, die was taugt? Die BR Box kostet sogar nur 13 Euro. Das wünsche ich mir mal zu Weihnachten oder Nikolaus 😀

      Danke für den Tipp mit The Cloverfiled Paradox!

      Der Nebel sagt mir sogar was, habe ich vllt. mal im Kino gesehen. Das kommt auf den Radar. Genau wie Underwater. Vielen Dank 🙂

      1. Antwort kam schnell, leider werden keine FSK 18 Titel in die Bibliothek aufgenommen. Da muss ich dann mal in mich gehen, 30 bzw. 40 Euro (BR). Im Sale schliage ich zu.

      2. Die ersten 3 Teile von Hellraiser sind wirklich klasse gemacht, die sind schon älter aber die effekte sind wirklich toll. Es gibt da eine entsprechende Box von Turbine als BluRay. Teil 4 und 5 – Bloodlines und Inferno kann man noch gucken, bei Bloodline merkt man daß da eigentlich mehr Gore währe der aber rausgeschnitten wurde wegen dem Rating. Teil 5 Inferno passte nicht ganz so in die Reihe, kann man auch noch schauen aber alles was danach kam kannst du dir getrost ersparen. Alles ab 6 wirkt absolut lieblos, Doug Bradley (Pinhead) wurde durch einen anderen Schauspieler ersetzt und es wirkt als wolle man nur alle paar Jahre mal was raushauen, um die Lizenz nicht zu verlieren.

        Also die Turbinebox mit den ersten 3 Teilen kann ich dir ans Herz legen Teil 4 und 5 wenn du mal irgendwo im TV oder bei nem Streaminganbieter die inclusive hast nimm sie mit aber den Rest kannst du dir gern sparen.

        Was Silent Hill (die Filme) angeht, der Film hat der erste etliche CGI schwächen und ich gebe zu die Spiele nie gespielt zu haben, deswegen habe ich keinen Vergleich zu den Spielen, aber gerade beim ersten Film kam bei mir so ne richtig trostlose Stimmung auf. Aktuell gibts die Collectorsedition auf 2 BluRays für 13 Euro auf Amazonien, ich denke das ist ein Fairer Preis, auch für den Fall daß dir die Spieleverfilmungen nicht gut gefallen…. meist scheiden sich da die Geister, weil da einiges dann doch nicht so ist wie im Spiel oder so, aber ich bin da unbefangen rangegangen.

    1. Sehr gerne 🙂 Das mit Deadstream freut mich besonders, da ich das ja schon SEHR gelobt habe, schon im Vorfeld des Artikels. Fallhöhe und so 😉

  2. Ein paar der Filme waren mir ein Begriff oder hab ich sogar gesehen.

    Den Nicolas Cage Film jedoch nicht und auch wenige, die vlt bei mir auch Nachholbedarf haben.

    Schöne Liste Vampiro 😀

    1. Hi, vielen Dank 🙂 Mit dem Nicolas Cage Film ist dann also zumindest einer mit Nachholbedarf dabei 😉

      Wir haben übrigens am Wochenende Five Nights at Freddy’s geschaut, das hatte ich geliehen, weil es ja quasi bissi wie Willy’s Wonderland ist. Ist ich sage mal ganz nett, kann man einmal gucken, hätte es aber nicht in die Liste geschafft und Willy’s Wonderland ist viel besser, finde ich regelrecht kultig 😀

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