Adventure-Schatzkiste: A Stroke of Fate

Die „Adventure-Schatzkiste“ ist eine Kolumne unseres Gast-Autoren André Savetier, der uns eine neue Perspektive auf übersehene und/oder unterschätzte Adventure-Spiele aus der weitreichenden Vergangenheit des Genres bieten möchte.

Aus den Archiven des NKWD

A Stroke of Fate (im russischen Original: Архивы НКВД: Охота на фюрера, „NKWD-Archive: Jagd auf den Führer“) ist ein Third-Person-Point-and-Click-Adventure, das vom russischen Studio SPLine entwickelt und im Jahr 2009 von Akella veröffentlicht worden ist.

Es besteht aus zwei separaten Spielen, die zusammen aus drei Teilen bestehen: Operation Walküre, Operation Adlerhorst und Operation Bunker. Diese Spiele sind auf Steam erhältlich und haben gemischte Kritiken erhalten.

Achtung: Die Symbole des Dritten Reiches werden in diesem Spiel nicht zensiert. Falls ihr damit ein Problem haben solltet, rate ich euch unbedingt vom Spielen ab.

Let’s Kill Hitler

Operation Walküre spielt in Deutschland im Juli 1944, auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs. SS-Standartenführer Gerhard Detlef Mayer, ein hochrangiger Beamter der Gestapo, ist von Adolf Hitlers Regime desillusioniert und sieht die grauenhaften Auswirkungen des Krieges.

Der Gestapo-Mann Mayer ist fest dazu entschlossen, Hitlers Regime ein Ende zu bereiten.

Die Sowjets nähern sich Berlin, eine Niederlage Deutschlands scheint unausweichlich. Doch Hitler will bis zum bitteren Ende weiterkämpfen, selbst wenn dies die völlige Verwüstung Deutschlands bedeuten würde. Nachdem er miterlebt hat, welche unglaublichen Schrecken in den Konzentrationslagern geschehen, ist Mayer eines klar: Hitler muss sterben.

Die grafische Gestaltung von A Stroke of Fate kann sich durchaus sehen lassen.

Nach mehreren gescheiterten Attentatsversuchen auf den Führer ist die Gestapo entschlossen, die Verräter zu finden und zu bestrafen. Mayer wird mit dem Fall betraut, einen Kreis von Verschwörern gegen das Regime aufzudecken. Stattdessen schließt sich Mayer aber dem Widerstand an und nutzt seine Position, um die Gestapo von der Spur abzubringen und die Pläne der Verschwörer zu unterstützen.

Nach der gescheiterten Operation Walküre vom 20. Juli 1944 sucht Hitler Zuflucht in seinem Hauptquartier Schloss Adlerhorst (eigentlich: Kehlsteinhaus), einem Ort, der als sicher gilt.

Im zweiten Teil des ersten Spiels sieht Mayer eine weitere Gelegenheit für ein Attentat im Süden Deutschlands, wo er hofft, die Pläne der Verschwörer in die Tat umzusetzen.

Das zweite Spiel, Operation Bunker, das etwas später herausgekommen ist, spielt im April 1945 in Berlin, ganz am Ende des Zweiten Weltkriegs. Gerhard Mayer ist mehr denn je entschlossen, Hitler im Führerbunker zu töten, während die Situation für Deutschland immer verzweifelter wird.

Hier versteckt sich Hitler am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Гитлер капут!

Die Stroke of Fate-Spiele sind 2.5D-Adventures mit wunderschöner Hintergrundgrafik, die den Spieler in eine authentische und visuell ansprechende Welt eintauchen lassen. Mir hat besonders die Liebe zum Detail des historischen Settings gefallen, denn viele der Charaktere, denen ihr während eures Abenteuers begegnet, basieren auf realen Menschen, was dem Spiel eine zusätzliche authentische Note verleiht. In den Optionen könnt ihr auswählen, ob ihr das Spiel in Farbe oder Schwarzweiß spielen möchtet. Das Inventar befindet sich am oberen Bildschirmrand, die Mausmechanik besteht aus Linksklick zur Interaktion und Rechtsklick zum Anschauen.

Die meisten negativen Bewertungen beider Spiele erwähnen oft die Qualität der englischen Sprachausgabe. Ich kann diese Ansicht wirklich nicht teilen, Mayer spricht zwar mit einer monotonen Stimme, aber genau das würde ich von einem Typen erwarten, der für die Gestapo arbeitet. Es gibt einige Nebencharaktere mit nervigen Stimmen, aber insgesamt kann ich mich an nichts Schlimmes erinnern.
Ich schätze, die Veröffentlichung des zweiten Spiels, Operation Bunker, wurde überstürzt, da es überhaupt keine englische Sprachausgabe gibt, sondern nur eine russische, die aber gut klingt und die Atmosphäre des Spiels unterstützt. Untertitel sind für diejenigen unter euch, die des Russischen nicht mächtig sind, auf Englisch verfügbar. Ein deutschsprachiger Fan des Spiels ist dabei, die Untertitel auf Deutsch zu übersetzen, um das Spiel auch einem breiteren deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen.

Die Hauptfigur bewegt sich sehr langsam, was für einige von euch frustrierend sein könnte, eine Laufoption gibt es leider nicht. Zum Glück könnt ihr mit einem Doppelklick umgehend die Räume wechseln, in der unteren rechten Ecke findet ihr eine Karte, auf der ihr zwischen den verschiedenen Orten hin- und herreisen könnt, was ziemlich praktisch ist, da Mayer sein Haus mehrmals besuchen muss, um zwischen Uniform und Zivilkleidung zu wechseln.

Der Gestapo-Mann trägt auch ein Tagebuch mit hilfreichen Hinweisen für das weitere Vorgehen bei sich, falls ihr einmal nicht wisst, was als nächstes zu tun ist. Der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt mittelschwer, und die meisten Rätsel sind logisch aufgebaut, was das Spiel etwas herausfordernd, aber auch unterhaltsam macht.

Während des Durchspielens von A Stroke of Fate stößt man auf mehrere Minispiele, wie das Entschlüsseln einer Nachricht, eine Runde Poker oder das Ausweichen vor Suchscheinwerfern.

Mayer hat sogar seinen eigenen Fahrer.

Fazit

Alles in allem ist A Stroke of Fate ein wirklich düsteres Spiel, das die Spieler in eine packende Erzählung und in eine historisch erschütternde Zeit eintauchen lässt. Die Entwickler haben mehr Wert auf Authentizität als auf Action und Drama gelegt, was das Spiel von vielen anderen Titeln abhebt. Trotz einiger Mängel ist A Stroke of Fate ein ehrgeiziges Projekt, dem es perfekt gelingt, zum Nachdenken anzuregen und die Atmosphäre des Anfangs vom Ende des Dritten Reiches einzufangen.

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Über André Savetier

André hat zwei große Passionen: Musik und Adventure-Spiele. Für erstere fehlt leider die Zeit, aber ein Spielchen zwischendurch geht sich immer aus. Ein besonderes Interesse hat unser Österreicher an Adventure-Spielen, die etwas in Vergessenheit geraten sind, oder an solchen, die kaum jemand kennt.

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4 Comments on “Adventure-Schatzkiste: A Stroke of Fate”

  1. Ich kann mich ganz dunkel dran erinnern, vom ersten Teil gehört zu haben. Aber dann so: „Ach, zweiter Weltkrieg. Keine Lust darauf.“ Und dann habe ich es gelassen.

    Nach diesem Artikel habe ich jetzt aber doch Lust darauf, das mal anzuspielen. 🙂

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