WARNO wurde am 1. Juli mit dem Nemesis #1 – Air Assault DLC, dem kostenlosen DLC Reinforcement Pack #1 mit der Karte Urban Frontlines und einem umfangreichen Patch verstärkt.
Das Echtzeittaktikspiel WARNO des französischen Entwicklers Eugen Systems ist ein ziemliches Brett. In einem Alternate-History-Setting mündet der Kalte Krieg im Jahr 1989 sozusagen in einem “Heißen Krieg”. In grafisch opulenten Gefechten tobt ihr euch im PVP, Koop oder alleine auf dem Schlachtfeld Deutschland aus. Und das bei extrem niedrigen Hardwareanforderungen. Ihr könnt Scharmützel (Skirmishes) mit und / oder gegen die KI bestreiten, Szenarien (Operations) spielen oder euch an eine der fünf Kampagnen, von kurz bis sehr lang, wagen. Die Szenarien könnt ihr zwar nur alleine angehen, die Kampagnen (der Modus nennt sich “Army General”) aber auch mit und gegen menschliche Gegner erleben. Darin befehligt ihr die Korps auf einer strategischen Karte und spielt die Gefechte selbst oder lasst euch das Ergebnis ausrechnen. Mehr Details findet ihr in meinem Test für GamersGlobal, in dem ich für WARNO eine hochverdiente 9.0 zückte.
Mit dem “EA-Pack” gab es zum Release den ersten DLC. Zumindest für Spieler, die nicht am Early Access teilgenommen haben. Die bekamen die enthaltenen fünf Divisionen geschenkt. Mit dem Nemesis #1 – Air Assault-DLC ist jetzt der erste DLC für “alle” in den Startlöchern. Er ist im “Expansion Pass” und der “Gold Version” enthalten, im Einzelkauf kostet er 4,99 Euro. Das Nemesis-Konzept wurde von Steel Division 2 übernommen. Ihr erhaltet mit jedem DLC zwei Divisionen, wobei ihr ab dem zweiten DLC drei Divisions-Paare vorgestellt bekommt und dann abstimmen könnt – das Gewinnerpaar kommt ins Spiel, der Rest erstmal ins Regal.
In Nemesis #1 bekommt ihr die US 101st Airborne Division (Air Assault) und die sowjetische 56-ya OG Desanto-Shturmovoya Brig. (56th Separate Guards). Beide sind übrigens keine Airborne-Divisionen mit Fallschirmjägern sondern setzen eher auf Helikopter. Damit haben sie auch kaum das von Airborne-Divisionen bekannte “Forward Deployment” – also die Möglichkeit, Einheiten vor Beginn einer Schlacht sogar noch vor Aufklärungskräften zu positionieren. Auf einen “Forward Supply Point” – also ein vor Schlachtbeginn platzierbares Vorratslager – müssen sie aber verzichten. Ich hatte die Chance, vorab Probe zu kämpfen und die Release-Version vom 1.7.2024 gespielt (allerdings beides mangels Internet nicht im Multiplayer). Außerdem habe ich mir die Karte “Urban Frontlines” angeschaut, die mit dem Reinforcement Pack #1 für alle kostenlos erscheint.
US 101st Airborne Division (Air Assault)
Die 101st Airborne Division lässt das Herz jedes Helikopterfans höher schlagen, denn das ist die Kernkompetenz der Division. Einen Großteil eurer Infanterie (jeder Slot kostet nur einen Punkt) könnt ihr in Helikopter einfließen lassen. Darunter die neuen Green Berets (ODA = Operational Detachment Alpha, auch “A-Team” genannt). Die haben, dank einer Überarbeitung der Benutzeroberfläche, als erste Einheit im Spiel vier befüllte Waffenslots (Sturm-, Maschinen- und Scharfschützengewehr sowie eine AT-4 zur Panzerabwehr mit ungewöhnlich viel Munition, nämlich acht Schuss). Es bleibt aber nicht die letzte Einheit mit vier Waffenslots. Auch bereits vorhandene Einheiten sollen entsprechend überarbeitet werden. Interessant sind auch die neuen Aero-Rifles (AT-4) die in einem Transporthubschrauber (Chinook) einfliegen müssen und sich mit ihrer Mannstärke von 13 auszeichnen. Leider habt ihr nur eine Karte. Der massive Einsatz von unbewaffneten Chinooks und leicht bewaffneten Blackhawks gibt euch eine enorme Flexibilität, kann aber bei unvorsichtigem Einsatz auch zu heftigen Verlusten führen.
Zum Glück habt ihr noch ein paar gute “Begleithubschrauber”, wie verschiedene Varianten des nicht ganz billigen Apache, darunter die neue Variante AH-64A Apache ATAS, die auch Boden-Luft-Raketen (SAM = Surface-to-Air Missiles) dabei hat, und eine neue, besser bewaffnete und immer noch kostengünstige Variante des Little Bird, die AH-6G. Ein designierter AA-Helikopter und zwei Karten Aufklärungshelikopter gehören ebenfalls zum Arsenal. Der OH-57D Kiowa Wr. taugt zur Panzerabwehr, der EH-60A Quick Fix II dient auch der elektronischen Kriegsführung, stört also den Feind.
Das war es aber auch schon mit den Stärken der Division. Die Logistik verfügt über keine gepanzerten Kommandofahrzeuge. Die Artillerie bietet keine Besonderheiten und es stellt sich ohnehin die Frage der logistischen Versorgung in 10v10-Gefechten. Im 1v1 solltet ihr eher aggressiv Druck machen. Zur Unterstützung reicht sie aber. Neben zwei Fahrzeugen mit Panzerabwehrlenkwaffen (ATGM = Anti-Tank Guided Missile), darunter der neue M274 Mule I-Tow, könnt ihr auf drei Karten (darunter eine Kommando-Karte) Kampfpanzer vom Typ M11P Abrams setzen. Die sind zwar teuer, könnten euch aber den nötigen Punch für einen Durchbruch liefern. Designierte Aufklärungsfahrzeuge gibt es nicht, dafür wartet das Aufklärungs(“Reco”n)-Tab neben den Helikoptern beispielsweise noch mit der Spezialeinheit Delta auf. Die können dank ihrer außergewöhnlichen Tarnfähigkeiten (“Exceptional-Stealth”) vermutlich selbst dann unentdeckt bleiben, wenn sie “weiche Ziele” mit ihrem Scharfschützengewehr ausknipsen. Sie sind “Airborne” und damit neben den Scharfschützen die eigene Einheit, die ihr zu Beginn einer Schlacht sehr weit vorne aufstellen könnt. Leider haben sie keine Helikopter als Transportoption, so dass ihr sie am besten schon während der Aufstellung (im Deployment) bringt. Ihnen fehlt leider die Fähigkeit, gepanzerte Fahrzeuge und Lufteinheiten zu bekämpfen.
Im AA-Tab habt ihr neben dem Helikopter nur noch Stinger, stationäre PIVADS (= Product Improved Vulcan Air Defense System), den bereits genannten Helikopter und, zuletzt noch hinzugefügt, eine Karte Chaparrals (Kurzstrecken-Flugabwehrraketensystem) zur Verfügung. Es fehlt zwar eine reichweitenstarke Luftabwehr, die Chaparral lindern das Leid allerdings wenigstens etwas. Bei der Luftwaffe kostet bereits der vierte Slot drei Punkte. Die zwei AA-Flugzeuge, eine Karte F-4E Phantom II [AA] und eine Karte sehr teure F-15C Eagle [AA2] müsst ihr fast schon spielen. Zwei HE-Bomber (F-111F und F-4E Phantom II) sowie eine Napalm-Variante des F-4E Phantom II stehen euch noch zur Verfügung. Ebenfalls eine kurz-vor-knapp-Ergänzung ist der EF-111A Raven [EW] zur elektronischen Kriegsführung. Den Raven solltet ihr vermutlich einsetzen, wenn ihr einen massierten Helikopter-Einsatz startet.
Fazit 101st Airborne Division
Die 101st Airborne Division punktet durch ihre gute, wenn auch nicht herausragende, Infanterie und die Möglichkeit, fast schon den Zwang, zum massiven Helikoptereinsatz. Die teuren M11P Abrams sind eine punktuell sehr willkommene Unterstützung. In allen anderen Bereichen hat die Division meines Erachtens Schwächen. In den Händen eines guten Spielers, oder wenn ihr euch auf die 101st Airborne Division spezialisiert, wird die Division mit sehr aggressivem und kleinteiligen Spielstil vermutlich aufgrund ihrer Mobilität im 1v1 ein sehr unangenehmer Gegner sein. “Normale” Spieler werden es schwer haben, die Division zu ihrem vollen Potenzial auszuspielen. Für das 10v10 sehe ich keine besonderen Stärken. Insgesamt eine spannende Division, mit der ihr effizientes Helikopter-Play und entsprechendes Mikromanagement lernen könnt und müsst.
Meine Güte! Treiben sich auf den virtuellen WARNO-Schlachtfeldern auch noch Einsteiger rum? Was Du beschreibst, klingt toll – aber auch ganz schön kleinteilig. Ein Feld- Wald und Wiesen-General wie ich hält sich da fern 😀
Kleinteilig ist es schon, aber verhältnismäßig 😉 einsteigerfreundlich durch die Stellschrauben Schwierigkeitsgrad und Verlangsamung/Pausierbarkeit. Der Nemesis DLC richtet sicher eher an die Multiplayer-Crowd (oder halt PVE Skirmish). Ich hab allerdings jetzt auch nicht das ganze Spiel vorgestellt, da muss ich auf den Test vob mir verweisen. Vllt mache ich irgendwann mal einen Einsteigerartikel, der nochmal alles erklärt 🙂
Vielen Dank an Vampiro für den zweiten Gastbeitrag! Hoffentlich werdet ihr von den vielen Fachbegriffen nicht erschlagen. Wir haben versucht, die meisten davon im Text zu erklären. Vampiro steht euch aber sicherlich gerne zur Verfügung, wenn es noch Unklarheiten gibt. 🙂
Sehr gerne und vielen Dank für die schnelle und gute Redaktion 🙂
Genau, als her mit den Fragen und gerne auch den verlinkten Test lesen, da sind dann auch die Spielmodi usw erklärt. Ich sollte für DKSN auch mal einen generellen Artikel zu WARNO schreiben zu einem späteren Zeitpunkt und mit mehr Zeit 🙂