Mittlerweile kommt Indiana Jones in seinem über 40jährigen Bestehen auf fünf Kinofilme und eine TV-Serie. Aber wieviele Versoftungen gab es in dieser Zeit? Dieser zweiteilige Artikel schafft Klarheit.
Eine Vorstellung hat unser aller Lieblings-Archäologe und -Abenteurer Henry Walton Jones, jr., besser bekannt als Indiana Jones, wohl kaum nötig. Dargestellt von Harrison Ford, einem der bekanntesten Schauspieler, erdacht von George Lucas, einem der bekanntesten Drehbuchautoren, und inszeniert von Steven Spielberg, einem der bekanntesten Regisseure, gibt es wohl nur sehr wenige fiktive Figuren, die sich einen so hohen Bekanntheitsgrad teilen.
Dies gilt zum Teil auch für die Versoftungen des Stoffs, von denen manche schon einen Legenden-Status besitzen. Ein Großteil der Indiana-Jones-Spiele dürfte aber mittlerweile wieder aus dem kollektiven Gedächtnis verloren gegangen sein. In diesem zweiteiligen Artikel präsentieren wir euch „alle Versoftungen im Überblick“.
1982 – 1988: Frühe Abenteuer
Die Produktionsfirma Lucasfilm, die bis 1981 hauptsächlich mit den ersten beiden Star Wars-Filmen sowie dem ersten Indy-Streifen große Gewinne einfuhr, gründete die Tochterfirma Lucasfilm Games vor allem mit der Intention, durch diese Reinvestition Steuern zu sparen. Bevor die ersten Eigenproduktionen auf den Markt kamen, verließ man sich auf die Expertise von Atari und beauftragte die amerikanischen Videospielexperten, den ersten Indiana Jones-Film für deren erfolgreiche Konsole Atari 2600 zu versoften.
Die Umsetzung übernahm der Atari-Programmierer Howard Scott Warshaw, der zuvor mit Yar’s Revenge große Erfolge feierte. Warshaw stimmte sich mit Spielberg ab, um zu erfahren, was der Regisseur von dem Spiel erwartete. Zehn Monate später präsentierte er ihm das fertige Produkt: Raiders of the Lost Ark. Spielberg war sehr angetan, wie sich Warshaw in einem Interview erinnerte:
Er sah zu mir auf und sagte: ‚Das ist ja wie im Film. Ich habe das Gefühl, ich habe gerade einen Film gesehen‘, erinnert sich Warshaw. Ich dachte: ‚Oh mein Gott! Steven Spielberg denkt, mein Abenteuerspiel sei wie ein Film!‘ Für mich war es das ultimative Kompliment, das ich für diese Arbeit bekommen konnte.
npr.org
Tatsächlich hob sich Raiders of the Last Ark im Gameplay vom damals üblichen Gehüpfe und Geballere ab. Das Spiel fokussierte sich auf die Suche nach der Bundeslade im Kairo des Jahres 1936, deckte also verständlicherweise nicht alle Aspekte der Filmvorlage ab. Die Aufgabe des Spielers war es, in den verschiedenen Bildschirmen den Gegnern auszuweichen, Gegenstände zu sammeln und herauszufinden, wo sich diese sinnvoll einsetzen lassen konnten. Dazu kamen zwei Joypads des Atari 2600 zum Einsatz: Mit dem einen wurde im Inventar gekramt, mit dem anderen Indy bewegt und den aktiven Gegenstand benutzt.
Mit dem ungewohnten Gameplay und den typischen einfachen Grafiken sowie dem kaum vorhandenen Ton war es zwar kein Kritikerliebling, verkaufte sich aber immerhin so gut, dass Spielberg Warshaw damit beauftrage, seinen Film E. T. zu versoften, was zu dem wohl bis heute berühmtesten Spiele-Flop führte.
Nach dem E. T.-Megaflop und dem darauf folgenden „Video Game Crash“ ging die Lizenz an Mindscape, die Michael J. Hanson mit der Umsetzung bedachten. Dieser dachte sich ein eigenes Abenteuer für den peitschenschwingenden Archäologen aus, ohne eine Film- oder sonstige Vorlage zu verwenden. Es erschien 1984 unter dem Namen Indiana Jones in the Lost Kingdom für den Commodore 64. Wobei, „peitschenschwingend“ trifft hier nicht zu, da Indy hier mit einem Stock um sich schlägt, während er sich durch sechs Bildschirme mit Rätsel- und Geschicklichkeitspassagen durcharbeitet. Das Spiel lässt euch dabei absichtlich im Dunkeln, was ihr zu tun habt, schließlich habe auch niemand Indy die Regeln erklärt…
Mitte 1984 erschien mit Indiana Jones and The Temple of Doom das zweite Kinoabenteuer vom Lederjacken-Träger und die dazugehörigen Versoftungen ließen nicht lange auf sich warten. Zunächst kam 1985 der Atari-Arcade-Automat zum Film, dann folgten nach und nach die Heimcomputer- und Konsolenumsetzungen, die von Mindscape in Nordamerika und von U. S. Gold in Europa vertrieben wurden. Spielerisch war das Action-Adventure keine Offenbarung, in drei Levels rettete Indy verschleppte Kinder aus den Diamantenminen, flüchtete in einer Lore und versuchte die Sankara-Steine zurückzuerobern. Immerhin hatte der Automat hübsche Grafik und sogar Sprachausgabe der Original-Darsteller zu bieten, die Umsetzungen für das Wohnzimmer kränkelten allerdings allesamt an diversen Schwächen und kamen auch in der Presse nicht besonders gut weg. Beispiel gefällig?
Pressespiegel: Indiana Jones and The Temple of Doom
„Das lndiana Jones-Spiel bietet wenig Neues. Drei Geschicklichkeits-Tests, mit einer Prise Leiter- und Kletterspiel abgeschmeckt, können heute keinen mehr so recht begeistern. Daran kann auch das prominente Kino-Vorbild nicht viel ändern. Immerhin erinnern einige Szenen an den Film. „
Heinrich Lenhardt in der Power Play 1/1987 (via kultboy.com) (Wertung: 4 von 10)
„Das Scrolling ist sägezahnmäßig, die Grafik total veraltet, die Steuerung unpräzise, die Kollisionsabfrage sehr ungenau. Indiana Jones ist ein sauschlechtes Game, das sich wohl in dieser Form kaum Freunde machen kann und wird.“
Robert Fripp in der ASM 9/1989 (via kultboy.com) (Wertung der Amiga-Version: 1 von 12)
Der dritte Film ließ nun ein wenig auf sich warten. Inzwischen konnte sich Angelsoft die Rechte für die nächste Versoftung sichern und brachte 1987 mit Indiana Jones in Revenge of the Ancients ein lupenreines Textadventure, das sich um ein neues, selbst erdachtes Abenteuer von Indy drehte, auf den Markt. Die Versoftung von Filmrechten war die Spezialität des Unternehmens. Hier reichten die Verkaufszahlen aber wohl nicht aus, denn Angelsoft verabschiedete sich nach diesem Spiel vom Markt. Die detaillierte Geschichte dazu erzählt euch Jürgen in seinem Artikel. Die Textadventures waren 1987 auf dem absteigenden Ast. Im gleichen Jahr schaffte es Lucasfilm Games, mit Maniac Mansion und seiner SCUMM-Steuerung das gesamte Genre zu revolutionieren.
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