Versoftungen #7: Douglas Adams

In dieser Ausgabe von „Alle Versoftungen im Überblick“ beleuchten wir das Videospiel-Werk des britischen Multi-Talents Douglas Adams, der Science-Fiction-Fans vor allem mit seinem Wortwitz unterhielt.

Der vielzitierte „britische Humor“ steht unter anderem für trockenen Wortwitz, garniert mit einem guten Schuß Absurdität. Eine Ausprägung dieses Humors haben wir in den letzten beiden Artikeln über die ScheibenweltRomane von Terry Pratchett besprochen. Eine weitere Form dieses Humors lässt sich beim Science-Fiction-Autor Douglas Adams finden, der eine Art SciFi-Gegenstück zu Pratchetts Fantasy-Geschichten aus der Scheibenwelt bietet. Auch Douglas Adams‘ Werke wurden versoftet. Aber nicht nur das: Er hat aktiv bei der Entwicklung von Spielen mitgewirkt, später sogar ein eigenes Studio gegründet. Angefangen hat alles, wie so oft in dieser Reihe, in den 1980er Jahren.

Die 1980er: Per Tastatur ins Abenteuer

Wer an Douglas Adams denkt, denkt vermutlich unvermittelt auch an sein bekanntestes Werk Per Anhalter durch die Galaxis1. Nach kurzen Episoden als Gag-Schreiber, unter anderem für Monty Python, landete Adams beim Sender BBC Radio 4, wo er den „Anhalter“ im Jahr 1978 zunächst als Radio-Produktion schrieb und veröffentlichte. Adams war zu dem Zeitpunkt 26 Jahre alt und hatte nun etwas gefunden, das den Rest seines Lebens bestimmen und ihn sogar überleben sollte. Ein Jahr später erschien der gleichnamige erste Teil der Roman-Reihe, 1981 eine BBC-Fernsehserie, 2005 ein Kinofilm. Und wie sieht es bei den Versoftungen aus?

  1. Worum geht es in „Per Anhalter durch die Galaxis“?
    Die einzelnen Umsetzungen (Radio, TV, Film, Spiel, etc.) weichen (von Adams beabsichtigt) inhaltlich immer etwas von einander ab. Alle haben die Gemeinsamkeit, dass die Geschichte mit Arthur Dent, einem ganz normalen Einwohner eines Londoner Vororts beginnt. Nicht nur soll sein Haus in Kürze abgerissen werden, auch sein Heimatplanet Erde ist dem nahenden Untergang geweiht. Zum Glück entpuppt sich sein Freund Ford Prefect als Außerirdischer, der ihn in letzter Sekunde mit ins All nimmt und vor der Explosion rettet.

    Ab hier beginnt eine aberwitzige Reise durchs Weltall, auf der die beiden viele abgedrehte Abenteuer erleben und etlichen Außerirdischen begegnen. Der namensgebende Ratgeber zur Galaxis taucht dabei immer wieder auf und erklärt solche Schlagworte wie den „Babelfisch“, den „Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive“ oder „Deep Thought“. Von hier stammen auch viel Nerd-Kulturgut-Ideen wie das „Handtuch“, das jeder Reisende dabei haben sollte, oder die Antwort „42“ auf die „Frage nach dem Leben, dem Universum und allem“. ↩︎

Die erste Versoftung stammte von Bob Chapell, der Anfang der 1980er für Supersoft ein einfaches Zwei-Wort-Parser-Textadventure auf Basis des ersten Romans programmierte. Dummerweise ohne die Zustimmung von Adams, was schlussendlich zu einer Unterlassungsklage und Vernichtung aller nicht verkauften Exemplare führte. Supersoft ließ anschließend jede Referenz an das Original entfernen und das Spiel wurde 1983 als Cosmic Capers wiederveröffentlicht.

The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy (1984): Bloß keine Gegenstände zu Beginn vergessen, sonst gibt es hinterher ein böses Erwachen!

Die erste offizielle Umsetzung war ebenfalls ein Textadventure und erschien im Jahr 1984 unter dem Namen The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy für alle gängigen Plattformen. Sie wurde von Adams in Zusammenarbeit mit Steve Meretzky für Infocom geschrieben, angeblich weil sonst kein Infocom-Mitarbeiter bereit war, dem Autor zu assistieren. Infocom war zu diesem Zeitpunkt eine große Hausnummer im Textadventure-Markt und machte Adams vor allem aufgrund des Weltraum-Abenteuers Planetfall auf sich aufmerksam. Die beiden Parteien schlossen einen ambitionierten Vertrag über sechs Spiele mit Hitchhiker-Bezug ab, von denen zumindest das erste vom Autor persönlich miterstellt werden sollte.

Heute gilt The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy von 1984 als eins der berühmtesten, erfolgreichsten, aber auch der fiesesten (Gruß an alle Sackgassen!) Textadventures aller Zeiten. Dennoch gab es nie einen zweiten Teil, was wohl auch dem Umstand geschuldet sein sollte, dass Adams unheimlich gerne Zeit vertrödelte (mehr dazu hier). Immerhin gab es noch eine zweite Zusammenarbeit zwischen Adams und Infocom, die das Licht der Welt erblicken durfte.

Pressespiegel: The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy

„Für jeden, der Text-Adventures mag, zugleich ein Muß und eine gefällige Abwechslung“.

Boris Schneider-Johne im Happy Computer Sonderheft 3/1985 (via kultboy.com)

Bewertungssysteme waren in der deutschen Spielepresse damals noch nicht angesagt. In der Happy Computer 4/1985 (via kultboy.com) gab es neben der Vorstellung des „Anhalters“ noch einen Report über vorherige Infocom-Spiele.

Nach Fertigstellung des ersten Anhalter-Adventures hatte Adams kein Interesse, direkt am Nachfolger zu arbeiten. Er überzeugte Infocom, ein Textadventure über die Hürden der Bürokratie zu erstellen, die er am eigenen Leib erfahren durfte. Am Ende ging das daraus entstandene Produkt als das am längsten in der Entwicklung befindliche Infocom-Adventure in die Geschichte ein.

Noch lange vor Beendigung dieses Mammut-Projekts kam es zu einer Zusammenarbeit mit Lucasfilm Games. David Fox & Co. befanden sich 1985 in der Planungsphase für ihr erstes Adventure Labyrinth, einer Umsetzung des gleichnamigen Kinofilms mit David Bowie. Um Ideen zu sammeln, schickte das Lucasfilm-Management Fox und sein Team nach London, um sich dort mit Adams zu treffen. Es folgte eine einwöchige Brainstorming-Session, aus der Fox eine Menge Papier mit unausgearbeiteten Ideen mit nach Hause brachte. Viele davon flossen schließlich in das fertige Spiel ein, das 1986 wie geplant parallel zum Kinofilm auf den Markt kam. Die berühmte Anfangssequenz, die zunächst als Textadventure beginnt und sich kurz darauf erst zu einem Grafik-Adventure wandelt, stammt direkt aus Adams‘ Kopf. Fox sah den Anfang als eine Hommage an den Film The Wizard of Oz an, der von Schwarz/Weiß auf Farbe wechselte. Rückblickend war er in späteren Interviews nicht mehr ganz so begeistert von der Idee, weil er glaubte, mit dem Textadventure-Teil potentielle Spieler vergrault zu haben.

Vielleicht hatte er recht, denn die goldene Zeit für Textadventures war da bereits vorüber. Das bekam dann schließlich auch das oben erwähnte längste Infocom-Projekt zu spüren. Bureaucracy erschien 1987 für sämtliche Plattformen, verkaufte aber trotz guter Kritiken kaum 40.000 Einheiten. Zum Vergleich: Beim Anhalter waren es zehn Mal so viel. Dabei bot das Spiel eine köstliche Abrechnung mit dem Amtsschimmel: Ihr müsst versuchen, die Hürden der Bürokratie zu überwinden und dabei euren Blutdruck im Auge behalten, um nicht aufgrund eines Aneurysmas vorzeitig den Löffel abzugeben. Das stellt sich aber als gar nicht so einfach heraus, da euch das Spiel eine Hürde nach der anderen in den Weg stellt, euch in absurde Situationen wirft und euch mit allerlei schrägen Gestalten konfrontiert. Und es legt vor allem Wert auf schöne Details: Gebt ihr beim Registrierungsformular zu Beginn des Spiels euer Geschlecht an, werdet ihr im Laufe des Spiels immer wieder falsch angesprochen. Auch die Farbe, die ihr am wenigsten mögt, wird überdurchschnittlich oft erwähnt.

Leider half es den Verkaufszahlen nicht. Infocom befand sich da aus diversen Gründen (Stichwort „Cornerstone„) bereits in der Abwärtsspirale und konnte daher auch nicht wie gewohnt die Werbetrommel rühren. Spätestens mit der Übernahme von Infocom durch Activision endete 1989 auch die Zusammenarbeit mit Adams.

Pressespiegel: Bureaucracy

„Bureaucracy ist ein selbst für Infocom-Verhältnisse ungewöhnliches Adventure. Die immer wieder auftauchenden Formulare, die Punkte-Zählung mit dem Blutdruck, die zahlreichen Gags und Anspielungen auf unser tägliches Leben und allerlei Konsum-Güter (wie das Buch „Hitchhikers’s Guide“), all dies macht Bureaucracy zu einem Adventure-Erlebnis, das man so schnell sicher nicht vergißt.“

Boris Schneider-Johne im Happy Computer Spiele-Sonderteil 6/1987 (Bewertung: 87 %)
Die „Feelies“ in den Infocom-Adventure-Packungen waren immer ein echtes Highlight!
Quelle: Grueslayer @Wikipedia, CC BY-SA 4.0
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Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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