Meist gelten Videospiel-Umsetzungen von erfolgreichen und guten Filmen ja als schnell produzierte zusätzliche Einnahmequelle. Wobei es selbstverständlich Ausnahmen gibt. Was aber taugen Spiele zu einem Film, der gerne als Tiefpunkt seines Franchise angesehen wird? Kann aus Jurassic Park III irgendetwas Gutes entstehen? Finden wir es gemeinsam heraus und landen erneut auf der Isla Sorna. Mal sehen, ob die Fleischfresser wirklich nur in der Inselmitte leben.
Jurassic Park III
Beginnen wir mit der kleinsten Plattform, für die ein Spiel zu diesem Film erschienen ist und arbeiten uns dann langsam nach oben. Und was war um die Jahrtausendwende kleiner als ein Java-Spiel für Mobiltelefone? Eben.

Es scheint, als wäre das originale Spiel verloren gegangen – ein weiteres Opfer der digitalen Vertriebsformen. Auf Youtube existiert ein acht Minuten langes Video mit fünf Leveln, das allerdings laut einem der Kommentatoren nicht das vollständige Spiel, sondern „nur“ eine Demo zeigen würde. Dort sind immerhin Level zu sehen, in denen der Spieler ein Flugzeug steuert und Flugsauriern ausweichen muss. Außerdem gibt es Abschnitte, in denen eine Spielfigur aus einer schräg-oben-Perspektive gesteuert wird. Immer mal vorausgesetzt, dass dies Dr. Alan Grant sein soll, dann hat der gute Doktor offensichtlich zermalmte Dino-Knochen geschnupft. Denn er läuft mit einem breiten Grinsen durch die Insel-Labyrinthe und wirkte auf mich wie eine verpixelte Version des Geißen-Peters aus der alten Heidi-Serie.

Das Spiel hat auch eine ganz eigene Art, den Filmtitel abzukürzen. Während die Lauf-Level den kompletten Bildschirm ausnutzen, sind die Fluglevel unten beschnitten und blenden stattdessen eine obskure Variante des Jurassic-Park-III-Schriftzugs ein.

Jurassic Park III: Park Builder

Der Game Boy Advanced war bisher ein System ohne Spiele rund um das Dino-Franchise. Umso schöner, dass das Handheld-Gerät einen gänzlich eigenständigen Titel spendiert bekommen hat: Einen Freizeitpark-Simulator! Selbstverständlich passt das Setting überhaupt nicht zu den Geschehnissen des gerade aktuellen Kinofilms, doch das hat ja schon andere Spiele nicht gestört. Es gilt also, mit Hotels, Restaurants und Ladenlokalen, genügend Umsatz zu generieren. Und natürlich mit den Dinosauriern – den Stars dieses Parks. Und davon gibt es reichlich in Jurassic Park III: Park Builder. Dies allerdings nur, wenn der Spieler Ausgrabungsteams in die Welt schickt, die immer mal wieder neue DNA-Stränge finden. Dank Game-Link-Kabel können Spieler hier sogar mit anderen stolzen Park-Besitzern solche DNA-Stränge tauschen.

Die extrem beeindruckende Anzahl an Tierarten, die in Park Builder durch die Gehege streifen konnten, wurde durch die Technik des GBA leicht limitiert: Zwar kann sich der Spieler die rund 140 verschiedenen Tiere im Illustrated Mode anschauen, doch im Park laufen oder fliegen die immer gleichen Modelle durch die Gegend. Jeder Fleischfresser sieht gleich aus, ebenso jeder Pflanzenfresser. Das schadet der quietschbunten Park-Bau-Gaudi allerdings kaum.
Jurassic Park III: Island Attack
Nachdem Konami den GBA erst einmal für das Dino-Franchise entdeckt hatte, versorgte die Firma das Gerät direkt noch mit einem klassischeren Jurassic-Park-Spiel. In Island Attack übernimmt der Spieler endlich einmal wieder die Rolle von Dr. Alan Grant. Dieser landet wie im Film auf der Isla Sorna und versucht nun, acht Level zu überleben, um am anderen Ende des Regenbogens ein Rettungsboot zu erreichen. Dabei steht es ihm relativ frei, ob er die Dinosaurier umgehen möchte oder sie mit gefundenen Hilfsmitteln attackiert. Neben dem Funkgerät, das Grant von Anfang an bei sich trägt, finden sich recht schnell einige Waffen oder ein Greifhaken.

Das Spiel bietet theoretisch eine unglaubliche Abwechslung. Immer wieder wechseln sich isometrische Erkundungslevel mit Sidescroller-Abschnitten ab, bei denen der gute Doktor eher hüpfend unterwegs ist. Oder er fährt mit einem Motorrad. Oder hängt an einem Fallschirm und wird von Flugsauriern angegriffen. Problem an der Sache: Das alles dürften die wenigsten Spieler jemals gesehen haben. Denn die Tests bescheinigen Island Attack einen unangenehmen Schwierigkeitsgrad – und der immer mal wieder notwendige Greifhaken verursacht dank ungenauer Steuerung regelmäßig Schreikrämpfe.

Jurassic Park III: DNA Factor

Im dritten Spiel für den GBA dreht sich die Geschichte gleich um zwei Figuren – wobei es recht egal ist, ob ihr als Mark Hanson oder als Lori Torres durch die Level eilt. Immer gilt es, die bei einem Flugzeugabsturz verstreuten DNA-Kapseln einzusammeln. Okay, überleben wäre auch nicht schlecht. Dazu finden sich neben den DNA-Spuren auch Hilfsmittel wie Pistolen, mit denen der Spieler das einzige Leben seiner Figur verteidigen sollte.
Den namensgebenden DNA-Faktor gibt es nach jedem dieser (schwierigen) Level: Ein Minispiel, bei dem die gefundenen DNA-Reste in die bestehende Gen-Struktur „eingeschossen“ werden sollen. Dazu kann der Spieler sein Was-auch-immer am unteren Bildschirmrand hin und her bewegen und den DNA-Strang oben drehen. Ist ein passender Farbklecks oben frei und ohne Hindernis erreichbar: Schuss! Als entspannendes Minispiel auf dem Smartphone bestimmt ganz nett, als Abwechslung eines Sidescrollers eine suboptimale Wahl.

Jurassic Park III: Dino Defender
Am 20. Juli 2001 veröffentlichte die Firma Knowledge Adventure einen Doppelschlag mit gleich zwei Spielen zum dritten Dinosaurier-Spektakel. Kümmern wir uns zuerst um Jurassic Park III: Dino Defender.
Auch bei diesem Spiel stellt sich die Frage, was der Inhalt mit dem Film zu tun hat. Wobei die Antwort sehr einfach ist: Genau gar nichts. Wie im ersten Streifen der Reihe geht es darum, die Elektronik der Insel-Zäune wieder flott zu kriegen. Dass es auf der Isla Sorna solche Begrenzungen überhaupt nicht gab? Details!
Was das Spiel aus dem Brei der anderen Dino-Lizenz-Spiele heraushebt, ist seine Spielmechanik: Die Spielfigur findet in den Leveln Kisten mit Materialien, um den Weg zur Stromversorgung freizuräumen. Dazu nutzt unser Held erst ein Gerät, das die Dinosaurier in der Umgebung anlockt, um dann möglich viele von ihnen mit einer Art Tranquilizer-Bombe zu betäuben. Denn die Tiere sind viel zu agil, um ihnen auf Dauer anderweitig zu entkommen. Zusätzlich gibt es einige Klettereinlagen an Ranken und Bäumen, da die Level weit verzweigt sind.
Wie gut einem das Spiel gefällt, hängt von der Erwartungshaltung ab: Es gibt vergleichsweise wenige Dinosaurier, die Figur erinnert an ein japanisches Jump’n’Run und der Schwierigkeitsgrad ist nicht von schlechten Eltern.

Jurassic Park III: Danger Zone

Parallel zu Dino Defender erschien Jurassic Park III: Danger Zone. Erneut übernehmen ein bis zwei Spieler die Rolle eines Dino Defenders, wie er im entsprechenden Spiel eingeführt wurde. Die Figuren ziehen abwechselnd über das Brett und lösen unterschiedliche Minispiele aus. Dabei können sie in Kisten wiederum Boni finden, um zum Beispiel ein verlorenes Minispiel ausgleichen zu können.
Eins dieser Spielchen verlangt von unserer Figur, sich hinter Bäumen und Sträuchern in Sicherheit zu bringen, während der Tyrannosaurus im Hintergrund Ausschau nach seiner nächsten Mahlzeit hält. In der Praxis bedeutet das, dass die recht hübsche Grafik auf dem Bildschirm nur Beiwerk ist, weil die Blickrichtung des Dinosauriers und die Gegenstände, hinter denen sich die eigene Figur tatsächlich sicher fühlen kann, nur in dem kleinen „Radar“-Fenster oben links zu sehen ist. Dann hat immerhin der zweite Mitspieler was zu sehen, während man selbst beschäftigt ist.

Scan Command: Jurassic Park
Einen ganz eigenen Ansatz bot im Oktober 2001 Scan Command aus dem Hause Knowledge Adventure, das die Mühsal des Einkaufs mit den Freuden des Videospiels vermählen wollte. Herzstück des Titels ist ein mitgelieferter Barcode-Scanner, der bis zu 25 dieser Dinger in seinem Speicher halten konnte, bevor er per (ebenfalls beiliegendem) Kabel mit dem seriellen Anschluss des Computers verbunden werden musste. Dort werden diese Informationen im Rahmen eines Minispiels in Dinosaurier-DNA umgewandelt. Wer braucht da noch Moskitos im Bernstein? Müsli-Packungen tun es mittlerweile auch. Das ist Fortschritt!

Eine kleine Einschränkung gibt es leider: Mit den gewonnenen DNA-Schnipseln werden keine neuen Dinosaurier erschaffen. Stattdessen kann der Spieler aus acht Tieren wählen und sie mit seinen Barcode-Informationen verbessern. Schnelligkeit, Angriff, Verteidigung. Was so ein Rasierschaum halt her gibt. Dies funktioniert sowohl in einer Einzelspieler-Kampagne als auch zu zweit vor einem Bildschirm – bei letzterer Variante können die Beteiligten sogar DNA-Schnipsel hin- und her tauschen.
Die Kämpfe zwischen den Biestern sind zwar nett inszeniert, haben allerdings auch viel mit Glück zu tun: Der Spieler wählt eine Aktion aus, die das Tier dann ausführt. Gleichzeitig hat sich der Gegner zu einer Aktion entschieden – und erst dann kann man sehen, wer ein glückliches Händchen hatte. Das alles klingt für gestandene Spieler vielleicht sehr nischig und vereinfacht, aber mein früheres Ich (und ein neugieriger Teil meines heutigen Ichs) hätten diesen Scanner und dieses Spiel doch mal gerne in der Hand. Man muss es ja nicht übertreiben wie der Junge im Trailer.
Ursprünglich sollte Scan Command ein Spiel zum dritten Jurassic-Park-Film werden, doch im Laufe der Entwicklung verlor sich der Namenszusatz. Stattdessen bedient sich Scan Command an Dinosauriern aller drei Filme, so dass von den üblichen Raptoren über einen Triceratops bis hin zum Ankylosaurus für jeden etwas dabei sein sollte.
Jurassic Park III (Arcade)

Zu guter Letzt sind wir beim größten Vertreter der Spiele rund um Jurassic Park III angelangt. Der Argentinosaurus unter den hier vertretenen Versoftungen. Allerdings hatte das Spiel es auch vergleichsweise leicht, weil es im Gegensatz zu den ersten beiden Filmen kein Flippertisch zum Film designt wurde. Ein Glück also, dass uns Konami nicht im Stich lässt und eine handelsübliche LightGun-Ballerei in die Spielhallen karrte. Und nicht nur das: Laut Story betäuben wir die Dinosaurier diese Mal nicht, sondern schießen sie so richtig ab. Natürlich liefert der Titel auch eine Begründung dafür mit, denn der oder die Spieler verkörpern Rettungskräfte, die Menschen nach den Ereignissen von Jurassic Park III von der Isla Sorna schaffen sollen. Klingt auch nicht anders als in anderen Franchise-Titeln, aber dieses Mal scheint es uns ernst zu sein. Nun gut.

Neben dem hier abgebildeten Automaten scheint es noch ein größeres Modell zu geben, von dem ich allerdings leider nur extrem schlecht aufgelöste Bilder finde. Highlights hier sind der viel größere, gebogene Bildschirm und eine mit Sensoren ausgestattete Fußmatte, dank der die Spieler laut Beschreibung auch Dinosaurierangriffen ausweichen konnten. Diese Ausweich-Sensorik wird auch beim kleineren Automaten beschrieben – wie das allerdings funktionieren sollte, wird nirgendwo gesagt. Dieses Video zeigt das komplette Spiel mit viel Wumms.
Jurassic Park: Survival

Was ist noch größer als ein Arcade-Automat? Richtig: Ein Geheimnis! Wie zum Beispiel das für Ende 2001 angekündigte Action-Adventure Jurassic Park: Survival für PS2, Xbox, Windows und GameCube. Nassforsche Leser mögen nun einwenden: „Moment, werter Autor! Das Spiel soll doch demnächst erscheinen! Dies ist kein Geheimnis!“ Doch das „neue“ Jurassic Park: Survival hat den bisherigen Informationen nach bis auf den Namen und meinetwegen Dinosauriern keine Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Spiel.
Das beginnt schon mit dem Schauplatz. Denn nachdem Survival ursprünglich auf dem dritten Jurassic-Park-Film beruhen sollte, ging das Spiel im Laufe der Entwicklung zwangläufig immer mehr eigene Wege, da der Film selbst noch nicht fertig war und niemand so recht wusste, was sich dort abspielen würde. Statt also erneut auf der Isla Sorna zu spielen, sollte laut IGN eine dritte Insel Schauplatz des Dramas sein. Ein anderes Magazin berichtete in seiner Vorschau davon, dass die Spielfigur als Wächter des nun verlassenen ursprünglichen Dino-Parks auf die Tiere aufpassen sollte. Ein drittes Heft verlegte die Handlung wieder auf die Insel aus Jurassic Park 2, aber wie gesagt: Geheimnis! Was uns bleibt, sind einige Bildschirmfotos und der kurze Ankündigungstrailer.