Erfolgreiche Bücher und erfolgreiche Filme haben eine Gemeinsamkeit: Sie bleiben nie lange alleine.
So kam es, wie es kommen musste: Nach der erfolgreichen Spielberg-Verfilmung seines Romans Jurassic Park setzte sich Michael Crichton hin und schrieb eine (gelungene) Romanfortsetzung. Weil die Filmwelt nicht so lange warten wollte, arbeiteten Steven Spielberg und Drehbuchautor David Koepp parallel an eigenen Ideen. Das Ergebnis war ein Film, der nur sehr wenig mit dem Buch zu tun hat. Ob er gerade deshalb oder trotz dieser ganz eigenen Ausrichtung erneut ein sehr erfolgreicher Streifen war, mag die Geschichte beurteilen. Wir schauen uns hier die Spiele an, die zum Film erschienen sind. Und ich kann versprechen: Von mindestens einem System dürften die wenigsten Leser schon mal gehört haben.
Fangen wir mal seltsam an
Bevor wir uns die Spiele anschauen, fasse ich kurz die Filmhandlung zusammen: Zusätzlich zu der Insel aus dem ersten Film gibt es eine B-Anlage auf der Isla Sorna. Dorthin soll nun ein Team von Wissenschaftlern reisen, um die Tiere in einer natürlichen Umgebung zu beobachten. Parallel versucht ein Team von Jägern, die verschiedenen Dinosaurier-Arten zu fangen. Konflikte untereinander und natürlich mit den Tieren sind vorprogrammiert. Dass am Ende des Films ein T-Rex durch San Diego trampelt und Unheil stiftet, ist in den Augen mancher Kinogänger der Höhepunkt des Films, andere Menschen wiederum empfinden diesen Teil als Anhängsel zur eigentlichen Geschichte.

Nach all den waffenlastigen Spielen, die zum ersten Film erschienen sind, ist es bei dieser Geschichte doch völlig logisch, dass zu einem Film mit Jägern ein… Dinosaurier-Strategiespiel namens Chaos Island: The Lost World erscheint?! Der Spieler übernimmt sechs aus dem Film bekannte Figuren, die auch von den jeweiligen Schauspielern vertont wurden. Mit diesen zieht er – wie zum Beispiel aus Command & Conquer bekannt – Basen hoch und sorgt für Nachschub an Truppen. Diese wiederum bestehen aus Dinosauriern, die mittels eines Serums gefügig gemacht werden. Nun ja.
Kriegsnebel, Waffen für die Menschen, Dinosaurier- und Menschengegner. Alles dabei. Doch trotz der bekannten Lizenz, der im Schnitt guten bis sehr guten Wertungen und dem ebenfalls bekannten Lead-Designer Noah Falstein (eventuell erinnert sich der ein oder andere Leser an Indiana Jones and the Fate of Atlantis) ist das Spiel nahezu vergessen.

Wem das alles zu aufregend ist, darf sich bei Jurassic Park: Explorer entspannen. Es handelt sich dabei um eines dieser kurzfristigen Mode-Spiele, die ein Spielbrett mit dem Fernsehgerät verknüpft haben. Wer kennt sie nicht, die fröhlichen Familienabende, bei denen alle Spieler immer mal wieder gebannt auf den Fernseher schauen, um dort ein kurzes Video oder ein Minispielchen anzuschauen? Eben. So richtig durchgesetzt hat sich dieses Genre nie.
Das Spiel ist auf der Isla Sorna angesiedelt, weshalb ich es hier einsortiert habe. Dank seines späten Erscheinungsjahres 2007 sind allerdings auch einige kurze Clips aus dem dritten Film auf der DVD gespeichert. Doch ehrlich gesagt ist das sowieso egal, weil die Story schlicht lautet: Finde die anfangs festlegte Anzahl an Dinosauriern.
Je nach Farbe des Felds, auf dem die eigene Spielfigur landet, gilt es, die entsprechenden Aufgaben auf dem Fernseher zu lösen. Dank der Fernbedienungs-Steuerung sind es allerdings durch die Bank lösbare Aufgaben wie Quizfragen oder DNA-Abgleichungssequenzen. Bei letzteren scrollen drei Dinosaurier-Teile über den Bildschirm und der Spieler muss nur im richtigen Moment die Taste drücken. Ein Spaß für die ganze Familie!


Wer sich 1997 in Bars und Kneipen rumgetrieben hat, könnte über den passenden Flipper zum Film gestolpert sein. Sega Pinball konstruierte das Gerät, das als Blickfang ein großes Dinosaurier-Ei auf der Spielfläche gelagert hat. Wird dessen Schale geknackt, erscheint der kleine T-Rex aus dem Film darin. Das Gerät versucht, fünf Szenen des Films spielbar zu machen, doch seien wir ehrlich: Letzten Endes geht es nur um Spaß. Jeff Goldblum ist mit ein paar Sätzen zu hören, desgleichen gilt für die originalen Melodien von John Williams.
Dafür, dass nur 600 Geräte überhaupt produziert wurde, ist der Tisch mit ungefähr 3.000 Euro derzeit recht günstig gebraucht zu erwerben. Ein Spaß für Groß und Klein in ausreichend großen Wohnungen.

Wer möchte, kann sich sogar eine ganze Raumecke für einen eigenen kleinen Themenpark abtrennen und neben den Flippertisch noch den LightGun-Shooter The Lost World: Jurassic Park aus dem Hause Sega Enterprises daneben stellen. Dort spielen sich ein oder zwei Spieler in der Rolle von Rangern durch fünf Umgebungen, die an den Film angelehnt sind. Ziel der (Schieß-)Übung: Ian Malcolm und Sarah Harding zu finden, die seit ihrer Landung auf der Isla Sorna vermisst werden. Genre-typisch bewegen sich die Spieler in Ego-Sicht auf vorgefertigten Bahnen durch die Umgebungen und haben nichts zu tun, als zu zielen, zu ballern und nachzuladen. Neben allerlei Kanonenfutter, das eher wegen seiner Menge gefährlich wird, gibt es auch reichlich Boss-Fights, die das Spiel wuchtig zelebriert. Da wackeln die Wohnzimmerwände und die Nachbarn haben fast so viel Spaß wie man selbst.


Wie schon zum ersten Film gibt es auch wieder ein hübsches kleines LCD-Spielchen für die Hosentasche. Lost World: Final Flight aus dem Hause MB dreht sich um eine Rettungsmission per Hubschrauber. Ehrensache, dass der Spieler dieses Luftfahrzeug steuert und dabei Flugsauriern ausweicht (oder sie abschießt). Auf dem Boden wuseln Menschen in Not und Raptoren in Fresslaune umher. Die einen sollen wir retten, die anderen treffen. Ganz einfach eigentlich – und selbstverständlich betäuben wir diese räuberischen Echsen nur… An bestimmten Punkten im Spiel laden wir die geretteten Personen aus und bekommen neue Munition. Und so geht es zehn Level lang weiter, die im Schwierigkeitsgrad anziehen. Nett: Die Anleitung warnt davor, dass die Flugmuster der Saurier nicht erkennbar seien und wir deshalb Abstand halten sollen. Eine nettere Umschreibung für einen Zufallsgenerator habe ich selten gelesen.

… und kommen zu erwartbaren Sachen
Neben all diesen Ausflügen auf DVD-Player und Spielhallen gab es auch einige Spiele für die Heimkonsolen jener Tage:

Für die Playstation und den Sega Saturn kam das in 3D gehaltene Sidescroller-Jump’n’Run Vergessene Welt: Jurassic Park aus dem Hause Dreamworks Interactive 1997 auf den Markt. Die beiden Fassungen unterscheiden sich in einigen Kleinigkeiten, spielen sich aber grundsätzlich gleich: In den unterschiedlichen Abschnitten übernimmt der Spieler abwechselnd verschiedene Figuren und kämpft sich zum Level-Ende durch. Besonderheit hierbei sind die sehr unterschiedlichen Spielfiguren: Es beginnt mit einem kleinen Compsognathus (im Film sehr präsent), der sich natürlich anders durch die Level bewegen muss als der menschliche Jäger, den wir in den nächsten Abschnitten übernehmen. Während der Dinosaurier die Gegner möglichst umgeht, kann der Mensch auf unterschiedliche Waffen und einen Greifhaken zurückgreifen.
Es folgen Velociraptoren und ein T-Rex, deren Level sehr nett ineinander übergehen – ebenso verwüstet der Tyrannosaurus am Ende seines Abschnitts ein Lager, von dem aus der letzte spielbare Charakter, Sarah Harding, in die Wildnis zieht. Wenn man denn so weit kommt, denn die damaligen Tests bemängeln vor allem einen sehr hohen Schwierigkeitsgrad. Diesen entschärft eine 1998 nachgeschobene Special Edition ein wenig und liefert noch ein zusätzliches Level für den T-Rex, das vor den Beginn des Spiels gepackt wurde. Ein weiterer Compsognathus-Level ist nur über einen Cheatcode erreichbar ist.

Ebenfalls für die Playstation kam 1999 Warpath: Jurassic Park raus. Ich sortiere den Titel zwar zu den Lost-World-Versoftungen, mache das aber hauptsächlich am Erscheinungsdatum fest. Denn das Prügelspiel hält sich gar nicht erst mit einer Hintergrundstory auf, die irgendwie zum Film-Kanon passen könnte. Auf die Glocke, fertig los.
Die 14 unterschiedlichen Dinosaurier haben jeweils eigene Attacken und springen in die Höhe, als ob die Schwerkraft nicht für sie gelten würde. Zusätzlich laufen vereinzelt kleinere Lebewesen wie Compsognathi durch die Kampfarenen, mit denen der große Dinosaurier seine Gesundheitsleiste ein wenig auffüllen kann. Grundsätzlich schön, dass auch dieses Genre im Jurassic-Park-Bingo abgehakt werden kann, doch nur absolute Dinosaurier-Kampfsport-Fans sollten diesem Spiel den Vorzug vor „menschlichen“ Kampfspielen geben. Das Geschehen auf dem Bildschirm wirkt doch sehr ungelenk.

Die Handheld-Konsolen-Fraktion wurde mit einigen Versionen des Spiels Lost World: Jurassic Park bedacht. Fangen wir mit der Fassung für Game Gear an:

Nachdem die Isla Sorna – wie im Film gezeigt – von einer Yacht und ihrer Besatzung entdeckt wurde, haben sich unterschiedliche Jägerteams dort breit gemacht und jagen die Dinosaurier, um sie in die USA zu verschiffen. Der Spieler übernimmt einen weiteren Jäger, der ohne spezifischen Auftraggeber nach dem Rechten sehen und die Jäger verjagen möchte. Natürlich mit einem Betäubungsgewehr. Dumm nur, dass wegen der vulkanischen Aktivitäten zusätzlich noch sämtliche Dinosaurier nervös und damit angriffslustig sind.

Präsentiert wird das Geschehen als scrollender 2D-Plattformer. Wobei als Untergrund für die Jäger-Füße auch mal ein durch das Blattwerk linsender Brotosaurierkopf herhalten darf. Zur Abwechslung übernimmt der Spieler in wenigen Leveln statt des Jägers wieder einen Compsognathus. Sieht so aus, als wären diese kleinen Kerlchen die heimlichen Helden des Films gewesen… Außerdem gibt es Bosskämpfe gegen verschiedene Saurier und eine dreidimensionale Flucht vor einem Tyrannosaurus Rex. Viel Abwechslung fürs Geld.

Alphabetisch etwas weiter vorne einsortiert ist die Fassung für Nintendos Game Boy. Hier übernimmt der Spieler wieder einmal einen namenlosen Charakter, der aber nicht charakterlos handelt. Stattdessen soll er verhindern, dass Schmuggler die Dinosaurier von der Insel schaffen, um sie in Jagdparks oder für militärische Zwecke einzusetzen. Dies gelingt ihm, indem er in den acht Leveln jeweils eine bestimmte Anzahl an Gegenständen wie Dinosaurier-Eiern einsammelt. Die großen Sprünge, mit denen der Held an die Plattformen und Vorsprünge springt, wirken etwas albern, dafür gibt es mit einem Unterwasser-Level und der Möglichkeit, sich von Flugsauriern durch Levelabschnitte transportieren zu lassen, reichlich Abwechslung.


Die Game.com-Handheld-Konsole war mir bis zu diesem Artikel kein Begriff. Die Firma Tiger Electronics brachte sie 1997 auf den Markt. Trotz Innovationen wie einem Touchscreen und einer (eingeschränkten) Internetfähigkeit war dem Gerät kein Erfolg beschieden. Bis zu seiner Einstellung im Jahre 2000 brachte es das Gerät auf gerade einmal 20 offizielle Spiele. Darunter immerhin Titel wie Batman & Robin, Resident Evil 2, Duke Nukem 3D und eben Lost World: Jurassic Park.
Im Spiel übernimmt der Spieler entweder den Jäger Roland Tembo oder Sarah Harding, die die Dinosaurier-Eier vor Tembo schützen möchte. Egal, wen der Spieler gewählt hat: Jedes Level unterteil sich in zwei Abschnitte. Zuerst gilt es, mit einem Fahrzeug den einem entgegenspringenen Dinosauriern auszuweichen. Dann folgt ein Sidescroller-Abschnitt samt Bossgegner. Dann wieder Fahrzeug, Sidescroller, Fahrzeug, Sidescroller…
Eine Sammlung an Handheld-Veröffentlichungen wäre selbstverständlich nicht komplett ohne das Schwergewicht an diesen Geräten, das den Markt wie kein zweites beeinflusst hat: Die R-Zone. 1995 ebenfalls von Tiger Electronics veröffentlicht, verschwand das Gerät bereits 1997 wieder von der Bildfläche, brachte es aber immerhin auf rund 25 Veröffentlichungen. Wer wissen möchte, was es genau mit dem Gerät auf sich habe, möge an dieser Stelle Richtung Youtube abbiegen und dann wiederkommen. Alle gemeinsam können wir hier einen kurzen Werbetrailer für die R-Zone-Version von Lost World: Jurassic Park genießen:
Das Spiel mit dem Arm
Na, klingelt’s? Jurassic Park: Trespasser war für einige Zeit DAS Preview-Thema. Und so aufregend große Dinosaurier auch sein mögen: Der Star des Spiels sollte nach Überzeugung der Journalisten etwas ganz anderes sein:
Trespasser soll nicht nur eine beeindruckend schöne Inselwelt mit Fernblick auf baumbewachsene Hügel, tiefe Täler und blaue Flüsse bieten. Eine Besonderheit des Programms ist die sogenannte Physics-Engine. Die gibt jedem einzelnen Objekt korrekte physikalische Eigenschaften. Einfaches Beispiel: Sie können einen Holztisch umdrehen und jedes Bein entfernen. Mit dem einen verteidigen Sie sich, und mit dem zweiten entzünden Sie ein Lagerfeuer. Das dritte benutzen Sie als Brecheisen, das vierte werfen Sie ins Wasser und gucken zu, wie es nach dem (detailliert berechneten) Eintauchen langsam forttreibt.
Peter Steinlechner, Gamestar August 1998
Liest man sich die ursprünglich geplanten und versprochenen Features durch, hätte Trespasser ein Meilenstein werden können, doch fehlende Rechenleistung und natürlich die Faktoren Zeit und Geld führten zu vielen Kürzungen. Aber auch das, was letzten Endes im Oktober 1998 erschienen ist, ist immerhin eines: faszinierend.
Trespasser wurde als Fortsetzung des zweiten Kinofilms vermarktet. Allerdings sind die Anknüpfungspunkte sehr dürftig: Die Urlauberin Anne stürzt über der Isla Sorna ab. Oh, Moment. Da fehlt noch die Verbindung zum Kinostreifen. Also: Einige Zeit nach den Ereignissen in The Lost World stürzt die Urlauberin Anne über der Isla Sorna ab. Voila!

Die nächsten Minuten verbringt Anne damit, vom Strand aus Richtung Inselmitte zu starten und die Physik des Spiels kennen zu lernen. Denn jeder Gegenstand wird mit allerlei Eigenschaften simuliert. Wie im Bild zu sehen ist, kann sich die Strandurlauberin eine Holzlatte nehmen und damit einen Büchsenstapel auseinander schlagen. Kisten lassen sich stapeln oder wieder vom Stapel runter schubsen und geworfene Sachen kugeln noch ewig den Hang runter. Leider sorgt der leicht schlabbrig wirkende Arm samt der darin hin und her wackelnden Waffen beständig für eine gewisse Komik, aber daran gewöhnt man sich.

Wie im Screenshot auch schön zu sehen: Es gibt kein Interface. Ein Inventar besitzt Anne nicht und ihre Gesundheitsanzeige trägt sie auf der Brust mit sich herum, wie man schön auf dem Bild sehen kann. Gefundene Gegenstände kommentiert Anne ebenso in Sprachausgabe wie den Munitionsstand, so dass tatsächlich nichts die Immersion im Bild stört. Noch nicht einmal ein Fadenkreuz oder wenigstens ein Punkt.
Ursprünglich sollte die komplette Insel eine einzige Open World sein. Dafür bauten die Entwickler von Dreamworks Interactive ein eigenes Modell der Isla Sorna und scannten es ein, doch die Hardware machte den Plan zunichte und stattdessen durchstreift Anne einzelne Level, bevor sie am Ende ganz klassisch mit einem Hubschrauber von der Insel fliehen kann.
Damit sind wir am Ende dieses Artikels angelangt. Aber es gibt noch so viele Spiele zu den Filmen…
