Letzten Dienstag ging der verzogene, reiche und kürzlich verstorbene Unsympath Samuel einen Pakt mit dem Tod ein, der ihn ihn zurück ins Leben holen sollte, aber auch dazu zwang, alle Körperfunktionen bewusst steuern zu müssen – Atmen, Blinzeln und Laufen inklusive. Am selben Dienstag lernte der pazifistische und ebenfalls verstorbene Wikinger Bjørn, wie er seine Extremitäten losgelöst von seinem Körper bewegen kann, während er durch das Totenreich Helheim wandelt. Und wiederum am selben Dienstag muss der Engel Cassiel verhindern, dass der Himmel von Phantomen überrannt wird, indem er mit Zeit und Raum herumspielt. Klingt abgefahren? Ist es auch. Willkommen in der Tuesday Trilogy.
Manual Samuel
Das norwegische Studio Perfectly Paranormal begründete seine Tuesday Trilogy mit dem Comic-Sidescroller Manual Samuel im Jahr 2016. Darin steuert ihr den verwöhnten Von-Beruf-Sohn-Taugenichts Sam Welthenburg, der sich eines schönen Dienstags nach einem Unfall plötzlich in der Hölle wiederfindet. Dort trifft er auf den Tod (übrigens ein passionierter Skater), der ihm ein Angebot macht: Sam bekommt sein Leben zurück, wenn er es schafft, 24 Stunden lang alle Körperfunktionen „manuell“ zu bedienen.
Dieser Einstieg ins Spiel ist eine wunderbare Grundlage für herrlich absurde Situationen, in die ihr in der Rolle von Sam ab sofort hineingeraten werdet. Das Gameplay erinnert an QWOP, einem Browser-Spiel in dem ihr beim Laufen alle Gliedmaßen getrennt voneinander bewegen müsst. Nur dass hier noch mehr Körperfunktionen hinzukommen, die bedient werden wollen. Nicht vergessen zu atmen und zu blinzeln! Netterweise geht das sogar im Couch-Koop, in dem ihr das Bedienen der Körperfunktionen teilt und dafür den doppelten Spaß bekommt!
Neben dem Gameplay, das sowohl zu lauthalsem (schadenfrohen) Lachen als auch zu übelstem Fluchen verleiten kann, glänzt Manual Samuel mit hübscher Comic-Grafik, charmanten und toll vertonten Charakteren sowie einer schräg-witzigen Geschichte, die genau mein Humorzentrum trifft.
Helheim Hassle
In Helheim Hassle aus dem Jahr 2020 setzen die Norweger wieder auf eine abgefahrene Geschichte in einer sympathischen Comic-Verpackung. Es ist der gleiche Dienstag, aber an einem ganz anderen Ort. Der pazifistische Wikinger Bjørn will eigentlich nur seine Ruhe haben, was seine Familienmitglieder und Dorfmitbewohner ganz und gar nicht verstehen können. Es gibt doch nichts Schöneres, als im Kampf zu fallen und nach Valhalla aufzusteigen! Als Bjørn während der Flucht aus einer Schlacht versehentlich einen Bären erlegt und dabei stirbt, wird ihm die Ehre zuteil, die Ewigkeit mit seinen gefallenen Kriegerkollegen verbringen zu dürfen. Und das gefällt ihm gar nicht, diese toxische Maskulinität ist einfach nicht sein Ding. Als er der mysteriösen Pesto begegnet, bietet sich ihm die Gelegenheit, aus seiner persönlichen Hölle zu entkommen…
Wieder steuert ihr den Protagonisten aus der Seitenperspektive, diesmal müsst ihr aber nicht nur eure Extremitäten manuell steuern – nein, sie lassen sich sogar abtrennen und unabhängig voneinander bewegen und kombinieren. So kommt es auch mal vor, dass euer Kopf auf einem eurer Beine sitzt, während euer Arm einen Schalter betätigt. Das sorgt wieder für einige Lacher und je nach eurer Geschicklichkeit auch für einige Frustmomente.
The Holy Gosh Darn
Den Abschluss der Tuesday Trilogy bildet The Holy Gosh Darn aus dem Jahr 2024. In Bezug auf die wirklich nette Präsentation bleibt sich Perfectly Paranormal zum Glück treu. Und wieder ist es der gleiche Dienstag, diesmal im Himmel. Ihr spielt den Engel Cassiel, der unverhofft mit der Aufgabe betraut wird, den Himmel vor seiner Zerstörung zu retten. Dazu braucht er das titelgebende „Holy Gosh Darn“ (deutsch etwa: „Heiliger Strohsack“), ein mächtiges Himmels-Artefakt. Das Problem ist: Er hat nur wenig Zeit, denn um 18 Uhr wird der Himmel überrannt. Der Tod, der an diesem Missstand nicht ganz unbeteiligt zu sein scheint, hat zum Glück ein anderes mächtiges Artefakt parat. Damit könnt ihr nach Bedarf die Zeit für eine kurze Dauer zurückdrehen…
Diesmal machen eure Körperteile keinen Ärger, dafür habt ihr ein echtes Zeitproblem. Wie praktisch, dass ihr immer wieder ein wenig zurückspulen könnt. So könnt ihr Informationen darüber sammeln, wie ihr Hindernisse aus dem Weg räumen könnt und dann in die Zeit zurückreisen, um mit Hilfe dieser Informationen schneller voranzuschreiten. Wie ihr euch denken könnt, führt die Konstellation natürlich wieder zu den absurdesten Situationen, die euer Zwerchfell attackieren wollen.
Fazit
Die Tuesday Trilogy beinhaltet drei Titel, die ich zu den witzigsten Spielen, die mir je untergekommen sind, zählen würde. Der Humor und die Erzählungen kommen einfach so charmant rüber, dass ich gerne auch spielerische Monotonie oder Frustmomente verzeihe. Den meisten Spaß hatte ich, als sich ein Mitspieler auf der Couch eingefunden hatte, um mit mir gemeinsam oder abwechselnd die urkomischen Szenen zu meistern – oder zu scheitern.
Ihr findet die Tuesday Trilogy als Bundle auf Steam oder in den Konsolen-Stores für Playstation, Xbox und Switch.
Eine noch obskurere Geschichte konntest Du wohl nicht auftreiben, was? Klingt alles sehr interessant für mich, danke. Und das Artikelbild ist super 🙂
Obskuritäten sind doch schon fast an der Tagesordnung….. wenn das denn mal klappen würde