Ein Spiel, bei dem man Ahnenforschung betreibt – kann so etwas überhaupt Spaß machen? Wir haben für euch nachgeforscht und präsentieren unsere Ergebnisse in diesem Artikel.

Titel: | The Roottrees are Dead |
Erscheinungsdatum: | 15.01.2025 |
Plattformen: | Windows, MacOS, Linux |
Entwickler / Herausgeber: | Robin Ward / Evil Trout |
Homepage: | https://roottrees.com/ |
Heute betrachten wir wieder einen Game-Jam-Beitrag, der es zu einem vollwertigen Spiel gebracht hat. Zuletzt ging es um Loco Motive, diesmal dreht es sich um The Roottrees are Dead von Jeremy Johnston. Dieser hatte sein Genealogie-Game beim Global Game Jam 2023 eingereicht und erhielt viel Anerkennung für die unverbrauchte Spielmechanik, die mit einem Retro-Internet-Touch angestrichen wurde.
Die frisch aus dem Ei geschlüpfte Neuauflage entstand in Zusammenarbeit mit Robin Ward („Evil Trout“), die ursprünglich KI-generierten Bilder wurden durch Zeichnungen von Henning Ludvigsen ersetzt. Und auch sonst hat sich im Vergleich zur Jam-Version einiges getan.

Um was geht es?
Eine „mysteriöse Dame“ beauftragt euch, Ahnenforschung bei der berühmten Unternehmer-Familie Roottree zu betreiben. Erst kürzlich sind mehrere Familienmitglieder bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, darunter auch die drei Schwestern, die sowohl das Titelbild des Spiels zieren als auch gleichzeitig als Einstieg in eure Mission als Ahnenforscher dienen. Eure Aufgabe: Füllt den auf eurer Pinnwand vorgesteckten Stammbaum mit Fotos, Namen und Berufen der Roottree-Blutlinie und ergänzt optional die angeheiratete Verwandtschaft. Warum? Das erfahrt ihr im Laufe der Geschichte.
Doch damit nicht genug: Sobald ihr das Geheimnis um die Roottrees gelüftet habt, schaltet ihr eine weitere Storyline namens „Roottreemania“ frei, die direkt an die Geschichte des ersten Falls anknüpft und euch auch wieder eine ganze Zeit beschäftigen sollte.
Eure Detektivarbeit wird von jazzigen Stücken untermalt, die eine passende Atmosphäre schafft und zum Nachdenken einlädt. Die Fotos sowie die anderen Beweisstücke sind in einem einheitlich Stil gepinselt worden und wirken insgesamt stimmig.

Was mache ich hier eigentlich?
Um eure Pinnwand zu füllen, müsst ihr noch nicht einmal eure Wohnung verlassen – alle benötigten Werkzeuge befinden sich bereits griffbereit in eurem „Detektiv-Zimmer“. Zu Beginn erhaltet ihr Beweismittel, die euch die ersten Schritte etwas erleichtern sollen. Das können zum Beispiel Fotos, Artikel oder andere Schriftstücke sein. Eure eigene Spürnasen-Intuition zeigt euch dabei netterweise an, wie viele Informationen ihr vom jeweiligen Beweisstück noch herausziehen könnt.

Von hier aus startet ihr eure fantastische Reise ins Internet-„Neuland“, denn nun kommt der oben angepriesene Retro-Internet-Touch zum Tragen. Euer 90er-Jahre-PC inklusive Modem und altmodischen Betriebssystem weckt bei euch vielleicht genauso wie bei mir längst verdrängte Erinnerungen an alte Tage – so ähnlich wie das auch schon Her Story im Jahr 2015 schaffte. Auf dem PC ist die Suchmaschine „SpiderSearch“ eure erste Anlaufstelle. Durch Eingabe von Suchbegriffen taucht ihr immer weiter in den Kaninchenbau ab und findet neue Recherchemöglichkeiten. Zum Beispiel das Archiv einer Bibliothek oder diverser Zeitschriften. Doch dabei bleibt es nicht – was es sonst noch zu finden gibt, lasse ich euch lieber selbst entdecken.
Um euch ein wenig Tipparbeit abzunehmen, könnt ihr Passagen in den Texten ganz einfach markieren und dann auf Wunsch direkt danach suchen, sie in die Zwischenablage kopieren oder in euer digitales Notizbuch übernehmen. Dort könnt ihr auch eigene Vermerke hinterlassen, um auch später noch zu wissen, in welche Richtung ihr eure Forschungen vorantreiben möchtet. Die Ahnenforschung wird im späteren Verlauf sehr komplex – gut, dass ihr zum einen immer auf euren Suchverlauf zugreifen könnt und dass euch zum anderen eine äußerst präzise, mehrstufige Hilfefunktion zur Verfügung steht.

Fazit
Ich habe erst vor kurzem von The Roottrees are Dead erfahren und war sofort von der Idee begeistert. Etwas ähnliches hatte ich bereits in einer Exit-Spiel-Variante in Papierform zusammen mit Freunden gespielt, allerdings war das bei weitem nicht so komplex! Alle relevanten Informationen zu finden, kann mit der Zeit ganz schön kniffelig werden – aber genau darin liegt auch der Spaß. Kein Wunder, dass die Entwickler als Inspirationen neben dem bereits erwähnten Her Story auch The Case of the Golden Idol und Return of the Obra Dinn aufführen.
An dieser Stelle möchte ich übrigens noch einmal ausdrücklich die Hilfefunktion loben – immer, wenn ich diese bemüht habe (natürlich nur zum Testen, hüstel) lieferte diese Ergebnisse, mit denen ich auch wirklich etwas anfangen konnte. Und das auf Wunsch sogar bis zur vollständigen Lösung dieses Teilaspekts.
Da das Spiel nur auf englisch erschienen ist und, ihr könnt es euch denken, sehr textlastig ist, sind gute Englischkenntnisse vorausgesetzt. Wenn dies für euch keine Hürde ist und ihr so wie ich diese Detektivspiele liebt, dann könnt ihr (je nachdem, wie oft ihr euch Hilfe holt) mit den beiden Roottree-Fällen insgesamt sicherlich zwischen 10 und 20 Stunden verbringen. Ich hatte großen Spaß dabei!
The Roottrees are Dead ist ab heute auf Steam für Windows, MacOS und Linux verfügbar, kostet knapp 20 Euro und ist in der ersten Woche um 10 Prozent rabattiert.

Das Spiel wäre auf deutsch definitiv eine Überlegung wert. So klingt mir das zu sehr nach Arbeit – wobei ich von der Mechanik fasziniert bin. Die abgebildete Webseite ist noch keine sprachliche Hürde für mich, aber ich nehme mal an, dass in den Archiven andere Seiten als „Fanpages“ lauern. Danke dir für diese Erweiterung meines Horizonts. Nur eine Frage noch: Das Bild der drei Schwestern ist auch neu gezeichnet? Irgendwas daran finde ich seltsam verstörend.
Die Suchergebnisse werden fast immer so wie abgebildet dargestellt, also erhält man immer „nur“ eine Beschreibung der Webseite. Der sprachliche Anspruch bleibt eigentlich gleich.
Das Bild der Schwestern fand ich auch irgendwie seltsam, aber auch das soll neu gezeichnet sein. Ich habe ein Vergleichsbild an das Ende des Artikels eingefügt, das das ursprüngliche KI-Foto zeigt.
Danke Dir. Ich muss sagen, dass mir das KI-Bild besser gefällt. Böser Bursche, ich.
Muss ich zustimmen. Im Alltag verwende ich eher selten Englisch, außer wenn ich mal via Skype und co ins Ausland telefoniere. Daher bin ich nicht zu geübt was Englisch angeht. Vielleicht kommt es auch mit deutscher Textspur daher, irgendwann.
Was das gezeichnete Bild der Damen angeht würde ich es als gelungener Comicstil für mich empfinden.
Vielleicht liegt es an der Farbe, weil ich mit dem schwarz-weiß-Bild keine Probleme habe (in dem die Frau ganz rechts an Scarlett Johansson angelehnt scheint). Ich finde die Mundpartien seltsam.
Icch würde sagen, es ist ein MONA LISA Lächeln, mein lieber Jürgen 😉