Der Beitrag “Spiele-Check: The Case of the Golden Idol – Ein Paradies für Detektive” erschien zuerst am 07.11.2022 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.
Titel: | The Case of the Golden Idol |
Erscheinungsdatum: | 13.10.2022 |
Plattformen: | Windows, MacOS, Linux, Switch |
Entwickler / Herausgeber: | Color Gray Games / PlayStack |
Homepage: | https://www.thegoldenidol.com/ |
Ärgert ihr euch, wenn sich Figuren in Filmen, Serien oder Büchern unbeholfen bis dämlich anstellen? Wisst ihr in Krimis meist auch vor der Auflösung, wer der Mörder ist? Könnt ihr Plot-Twists schon meilenweit gegen den Wind riechen? Seid ihr überzeugt, dass ihr Zusammenhänge und das große Ganze erkennen könnt? Dann solltet ihr bei Gelegenheit eure Fähigkeiten mit Hilfe von The Case of the Golden Idol überprüfen – auf die Gefahr hin, eure Selbsteinschätzung danach korrigieren zu müssen.
Mord ist euer Hobby?
Zu Beginn werdet ihr ohne große Umschweife in euren ersten Fall geworfen. Ihr bekommt den Moment eines Mordes präsentiert, in dem offensichtlich ein Mann einen anderen von einer Klippe stößt. Eure Aufgabe ist es zunächst, alle Hinweise dieser Szene zu finden und zu notieren. Das geschieht, indem ihr Hotspots (entweder mit oder ohne Anzeigehilfe) anklickt. Innerhalb der Hotspots könnt ihr weitere Hinweise finden, wie zum Beispiel die Gegenstände in den Rucksäcken der beiden Männer. Besonderes Augenmerk haben die gefundenen Schriftstücke verdient. Diese solltet ihr genauestens lesen und die darauf hervorgehobenen Worte per Mausklick in eure Notizen aufnehmen.
Ihr habt alle Hinweise von Szenen, die sich später auch über mehrere Bildschirme verteilen, gesammelt? Dann ist es Zeit, euch in eure persönliche Gedankenhöhle zurückzuziehen und mit den gesammelten Hinweisen den Tathergang zu rekonstruieren und somit schlussendlich den Mordfall zu lösen. Dazu füllt ihr mehrere Lückentexte auf, indem ihr per Drag & Drop die richtigen Stichworte an die passende Stelle zieht. Sobald alle Lücken eines Abschnitts gefüllt sind, wird euch angezeigt, ob ihr mit euren Schlussfolgerungen richtig oder falsch liegt. Solltet ihr nur ein oder zwei Fehler gemacht haben, wird euch dies ebenfalls angezeigt, so dass ihr zumindest wisst, ob ihr auf der richtigen Spur seid.
Deduktionshilfe müsst ihr euch verdienen
Sobald ihr den ersten Mord korrekt gelöst, also den Lückentext mit den richtigen Stichworten gefüllt habt, kommt ihr in die Kapitelansicht. Von dort aus könnt ihr den nächsten Fall starten oder in alle bereits gelösten Fälle zurückspringen. Dies ist nicht ganz unwichtig, denn wie ihr im Laufe eurer Detektivarbeit feststellen werdet, hängen die Morde miteinander zusammen. Wie genau, müsst ihr selbst herausfinden.
Allerdings lässt euch das Spiel auch nicht hängen, falls ihr denn mal hängen solltet. The Case of the Golden Idol hat ein cleveres integriertes Hilfesystem. Allerdings müsst ihr euch die Hilfe verdienen. Um die Hemmschwelle für das Aufdecken eines Hinweises zu erhöhen, gilt es eine kleine Fleißaufgabe zu bewältigen, in der ihr Bilder ihrer passenden Beschreibung zuordnet. Dies ist zwar keine echte Herausforderung, aber lässt euch noch einmal einige Sekunden darüber nachdenken, ob ihr WIRKLICH einen Hinweis benötigt. Denn meistens reicht es, das Spiel zu beenden, alles sacken zu lassen, und später zum Fall zurückzukehren.
Kombiniere: Spannende Geschichte mit gelungenem Ende
Ich möchte gar nicht zu viel über die Geschichte verraten, denn diese könnt ihr euch am Besten durch eigenes Knobeln erschließen. Ihr werdet aber recht schnell feststellen, dass sich die Morde über einen längeren Zeitraum im 18. Jahrhundert abspielen und dass die mysteriöse goldene Statue aus dem Titel eine große Rolle spielt. Außerdem werdet ihr mit einem Geheimbund, Verschwörungen, geplanten und ungeplanten Morden, Eifersucht, Rache und weiteren Themen konfrontiert.
Insgesamt arbeitet ihr an zwölf Fällen, die immer komplexer werden und spätestens in den letzten Abschnitten eure gesamte Aufmerksamkeit fordern. Das abschließende Mysterium lässt euch explizit noch einmal in die anderen Kapitel hineinsehen, damit es euch leichter fällt, die Zusammenhänge zu sehen. Die Auflösung am Ende hat mir gut gefallen, und auch der Epilog, in dem man seine Theorien noch einmal bestätigen lassen kann, war eine tolle Idee der Entwickler.
Fazit
Für mich war The Case of the Golden Idol eine echte Wundertüte. Erwartet hatte ich ein Pixel-Point-and-Click-Adventure, bekommen habe ich ein sehr cleveres Detektivspiel, das mühelos mit dem in Kennerkreisen äußerst beliebten Return of the Obra Dinn mithalten kann. Die Präsentation fand ich auf Screenshots zunächst gewöhnungsbedürftig, aber in Bewegung, mit Musikuntermalung und mit fortschreitender Spieldauer kam sie mir äußerst passend und stimmungsvoll vor. Die verwendete Schriftart, die mich stark an die Amiga-Workbench erinnert, weckte zudem wohlige Retro-Gefühle in mir.
Die Spielmechanik hat bei mir sofort eingeschlagen, selten habe ich so gerne und aufmerksam Hinweise verfolgt und Dokumente gelesen, wie in diesem Spiel. Allerdings solltet ihr gute Englischkenntnisse mitbringen, gegen Ende musste ich den einen oder anderen Begriff nachschlagen, damit mir auch ja kein Detail entgeht. Jeder gelöste Mord hat mir Glücksgefühle beschert, ganz besonders beim komplexesten Fall am Ende des Spiels. Schade nur, dass es mit fünf Stunden Spielzeit relativ kurz war. Ein weiteres Spiel dieser Art würde ich sofort wieder spielen.
- Detektivspiel für Linux, MacOS, PC
- Einzelspieler
- Für Hobby- und Profi-Detektive
- Preis: 17,99 Euro auf Steam
- In einem Satz: Spannende Mystery-Knobelei mit motivierender Spielmechanik
Das Ding sieht immer noch spannend aus. Ich glaube nur, dass mein Englisch dafür nicht ausreicht. Schade, dass deutsche Versionen bei diesen Budgets so selten drin sind.
Dann kannst du dich freuen, die deutsche Version kam letzten Monat raus. Inklusive einer Generalüberholung von Interface & Co. Auch zu Lesen in meinem Artikel über den Nachfolger, der morgen erscheint! 🙂
Echt? Eine deutsche Version? Klasse, schau ich mir an.