In diesem klassischen Point-and-Click-Adventure plant ihr einen Banküberfall und versucht (gemeinsam mit einem Experten-Team), einen Diamanten zu stehlen.

Titel: | THE BRiLLiANT COUP |
Erscheinungsdatum: | 11.02.2025 |
Plattformen: | Windows |
Entwickler / Herausgeber: | Markus Creative / Markus Creative |
Homepage: | https://www.brilliantcoup.com |
Habt ihr damals Der Clou! oder They Stole A Million gemocht? Seid ihr Freunde von Maniac Mansion oder Thimbleweed Park? Dann könnte THE BRiLLIANT COUP vom Solo-Entwickler Markus Creative theoretisch etwas für euch sein. Ob dem wirklich so ist, könnt ihr unserem Bericht entnehmen.
Matt World

Die Nähe zu Der Clou! lässt sich nicht nur am Einbruch-Thema erkennen, sondern auch in der Benennung der Hauptcharaktere : Ihr schlüpft in die Rolle von Matt Stuvyesant, der von seinem „Onkel“ Briggs überredet wird, sich am Diebstahl eines äußerst wertvollen Diamanten zu beteiligen. Die Namen stammen aus der erwähnten Einbruchssimulation aus dem Jahr 1994, sind jedoch eher als Hommage zu sehen. Denn THE BRiLLiANT COUP ist keine Nacherzählung dieser Geschichte oder gar ein Remake – es konzentriert sich auf eine eigenständige Handlung.

Und die ist relativ schnell erzählt: Ihr befindet euch in einer nicht näher genannten englischen Großstadt im Jahr 1987. Nachdem sich Matt darauf eingelassen hat, seinen „Onkel“ beim Raub des Diamanten „Arctic Star“ aus der Trustman Bank zu unterstützen, muss er zunächst den Bankbauplan sowie das Sicherheitsmaßnahmendokument beschaffen. Nach der ersten Planungsphase besorgt er noch ein weiteres Dokument und lässt dann Briggs den Plan finalisieren. Im Anschluss stellt Matt noch ein Team zusammen, besorgt die Ausrüstung und führt den Einbruch gemeinsam mit den angeheuerten Experten durch.
Ungeachtet der interessanten Prämisse bietet die Story leider sonst nicht viel, trotz versprochener „unvorhersehbarer Twists“ bleiben die Überraschungen aus. Auch die Charaktere sind nicht besonders gut geschrieben: Nichts gegen schwarzen Humor oder flapsige Sprüche, aber manche Zeilen, die den handelnden Personen in den Mund gelegt werden, wirken einfach nur platt und peinlich. Auch die klischeehafte Darstellung der Figuren wirkt komplett aus Zeit gefallen, als Beispiel sei der indische Gemischtwarenhändler, der sich beharrlich falscher Grammatik bedient, oder der in Rätseln sprechende Alkoholiker-Obdachlose erwähnt.
Matt-er of fact

Bei THE BRiLLiANT COUP handelt es sich um ein klassisches Point-and-Click-Adventure mit einem Neun-Verben-Interface, wie es früher in LucasArts-Adventures oder später auch bei Thimbleweed Park zum Einsatz kam. In diesem Fall bedeutet das leider auch, dass viele Aktionen in unnötiger Klickarbeit ausarten. So ist die rechte Maustaste mit „Betrachten“ belegt, und nicht kontextsensitiv – ihr müsst also beispielsweise immer zuerst auf „Öffnen“ und dann auf „Tür“ klicken, anstatt einfach mit einem Rechtsklick die Tür öffnen zu können. Mit der Zeit kann das ganz schön nervig werden, vor allem wenn ihr euch an die bekannte Zwei-Tasten-Steuerung gewöhnt habt, die heutzutage bei den meisten Adventures zum Einsatz kommt. An einer Stelle dürft ihr beispielsweise alle Schubladen eines Aktenschranks einzeln öffnen, anschauen und wieder schließen. Das ist weder anspruchsvoll noch spaßig, sondern einfach nur lästig. Auch andere Stellen, die sich immer wiederholen, trüben den Spielspaß: So müsst ihr Matt immer wieder „verkleiden“, wenn er bestimmte Gebäude betritt, und jedes mal entfernt er mit dem gleichen Spruch die „Verkleidung“, wenn er das Gebäude wieder verlässt.

Grafisch erinnert THE BRiLLiANT COUP an eine Mischung aus den genannten Vorbildern wie Thimbleweed Park (vor allem durch die großköpfigen Figuren) und dem cleanen Stil der Gebäude aus dem Adventure-Teil von Der Clou! – und das wohl auch beabsichtigt. Die Hintergründe sind schön gezeichnet und tragen zur Stimmung des Spiels bei. Die Animationen der Charaktere sind liebevoll gemacht, wirken an manchen Stellen aber auch etwas holprig.
Die nicht vertonten Dialoge laufen im Multiple-Choice-Verfahren ab, und das auf Wunsch auch auf deutsch. Zusätzlich sind englische und spanische Texte vorhanden. Die musikalische Untermalung löst keine Begeisterungsstürme aus, kann aber im Menü leiser- oder ausgedreht werden. Die Soundeffekte erfüllen ihren Zweck. Das eingebaute „Hilfesystem“ ist allerdings völlig nutzlos: Es teilt euch immer nur die aktuelle Hauptaufgabe mit, aber unterstützt euch nicht bei den kleineren Rätseln, an denen ihr vielleicht gerade hängt. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum der Entwickler relativ schnell nach Release eine Komplettlösung auf der Homepage des Spiels nachgeliefert hat.

Schach Matt
Die erwähnte Komplettlösung könnte häufiger mal zum Einsatz kommen, denn die Rätsel sind nicht immer völlig klar – eher im Gegenteil. Auch die Art der Rätsel ist fragwürdig: Ob ihr daran Spaß habt, anhand einer langen Schritt-für-Schritt-Anleitung einen künstlichen Fingerabdruck zu basteln, einen Elektromagneten herzustellen oder mittels eines 3- und eines 5-Liter-Kanisters genau 4 Liter abzumessen, müsst ihr für euch entscheiden. Positiv ist aber hervorzuheben, dass es für manche Probleme mehrere Lösungen gibt.
Ärgerlich ist die „Zumüllung“ des Inventars (der Entwickler wirbt mit 100 Gegenständen), denn das Spiel denkt gar nicht daran, nicht benötigte Gegenstände automatisch zu entfernen. Ihr könnt zwar Teile eures Inventars in herumstehende Mülleimer werfen, müsst aber bei jedem einzelnen Gegenstand versuchen, ob das auch tatsächlich funktioniert. Bedienkomfort sieht anders aus. Ebenso ärgerlich und unverständlich ist übrigens auch die Begrenzung auf sechs speicherbare Spielstände.
Erst kurz vor Schluss des Spiels entscheidet sich, welches von den vier möglichen Enden ihr zu Gesicht bekommt. Das hängt zum einen davon ab, ob ihr bei eurem Raubzug die dafür entscheidenden Gegenstände gefunden habt und welche Dialogzeilen ihr zuletzt auswählt. Ihr könnt auch optionale Beute machen, deren Wert euch am Ende mitgeteilt wird. Das ist zwar nett, aber streng genommen völlig irrelevant.

Fazit
Ich hatte mir einiges von THE BRiLLiANT COUP erhofft, leider wurde ich in vielerlei Hinsicht enttäuscht. Grafisch gefiel mir das Spiel auch vorher schon gut, spielerisch konnte es mich dann leider überhaupt nicht begeistern. Die Geschichte und die Charaktere bieten einfach zu wenig, um mich über die gesamte Spielzeit hinweg gut zu unterhalten – in den letzten Spielstunden habe ich schließlich zur Komplettlösung gegriffen und wollte einfach nur, dass es vorbei ist. Das kommt bei mir eigentlich nur sehr selten vor und ist kein gutes Zeichen.
Dennoch könntet ihr THE BRiLLiANT COUP eine Chance geben, wenn ihr noch einmal das Gefühl von klassischen 1990er-Adventures mit wenig Komfort und teils knackigen Rätseln erleben wollt und nicht viel Wert auf eine besonders ausgeklügelte Geschichte legt. In diesem Fall werdet ihr auf Steam zum Preis von 16,99 Euro fündig.