Auch ein Meisterdetektiv darf einmal in Rente gehen. So oder so ähnlich dürfte Sherlock Holmes gedacht haben, als er sich für seinen Lebensabend als Bienenzüchter entschieden hat…

Titel: | The Beekeeper’s Picnic – A Sherlockian Adventure |
Erscheinungsdatum: | 26.03.2025 |
Plattformen: | Windows, Linux |
Entwickler / Herausgeber: | Afoot Games / Afoot Games |
Homepage: | https://www.afootgames.co.uk/ |
Die literarische Figur Sherlock Holmes ist ein beliebter Protagonist in Computer- und Videospielen. Auch in The Beekeeper’s Picnic dürft ihr den Meisterdetektiv durch ein Abenteuer steuern, doch diesmal geht es nicht um Mord und Totschlag oder den Diebstahl wertvoller Schätze. Stattdessen schaffen es Afoot Games rund um die Britin Helen Greetham, den unzähligen Sherlock-Holmes-Versoftungen noch einen neuen Aspekt hinzuzufügen. Helen nennt es selbst ein „cosy game“, und auf eine Art ist es das auch.
Dass Helen Literatur im Allgemeinen und wohl auch die Werke von Sir Arthur Conan Doyle im Speziellen mag, hat sie bereits des Öfteren bewiesen, etwa in Form von Büchern, Comics oder kleineren Spielen. Mit The Beekeeper’s Picnic erscheint jetzt, nach etwa drei Jahren Arbeit und einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne, ihr erstes kommerzielles Adventure, welches sie bis auf die Musik und Sprachaufnahmen nahezu allein auf die Beine gestellt hat.

Ich bin zu alt dafür
Zu Beginn von The Beekeeper’s Picnic schließen Holmes und sein guter Freund Dr. Watson gerade ihren letzten Fall ab. Dabei wird Watson verwundet, was den so langsam in die Jahre gekommenen Holmes zum Nachdenken bringt. Er entscheidet sich, seinen Deerstalker-Hut an den Nagel zu hängen und in Ruhestand zu gehen. Während er sich aufs Land zurückzieht und anfängt, Bienen zu züchten, geht Watson wieder seinem Beruf als Arzt nach – und so trennen sich die Wege der eigentlich als unzertrennlich geltenden Freunde.
Jahre später besucht Watson seinen alten Freund in seiner neuen Heimat in einem verschlafenen Dorf in Sussex. Holmes freut sich sehr, kann es aber nicht richtig zeigen. So beschließt er, zu Ehren seines langjährigen Weggefährtens ein Picknick zu organisieren. Doch das gestaltet sich alles andere als einfach und verlangt Holmes noch ein letztes Mal seine detektivischen Fähigkeiten ab, um die Hindernisse, die zwischen ihm und einem tollen Picknick mit Watson im Weg stehen, aus dem Weg zu räumen.

Machen wir es uns gemütlich
Zu Beginn fiel bereits der Begriff „cosy“, was die Atmosphäre sowie das Spielgefühl in The Beekeeper’s Picnic wirklich gut trifft. Ihr werdet keine psychopathischen Killer jagen oder eure eigene dunkle Psyche erforschen, wie das in anderen Holmes-Spielen der Fall ist. Stattdessen erkundet ihr das süße Dörfchen, das sich Holmes als Alterssitz auserkoren hat, unterhaltet euch mit den schrulligen Dorfbewohnern und löst das eine oder andere Mysterium und Rätsel, um an euer Ziel zu gelangen. Das alles geht in altersgerechter Geschwindigkeit vor sich, ganz ohne Faustkämpfe oder Verfolgungsjagden. Die Maussteuerung setzt auf ein Radialmenü, das ein wenig an die Steuerung der LucasArts-Adventures Ende der 1990er Jahre erinnert. Die Rätsel sind meist gut nachvollziehbar und lassen euch mit einem wohligen Gefühl durch die Geschichte gleiten. Solltet ihr dennoch gerade feststecken, steht euch euer Bruder Mycroft, ebenfalls in Rente, immer gerne telefonisch mit Rat und Tat zur Seite.

Grafisch erwartet euch eine handgepixelte Interpretation einer am Meer gelegenen englischen Ortschaft der 1920er Jahre mit liebevoll gestalteten Figuren und hübsch gezeichneten Comic-Panels, die für kleinere Cutscenes verwendet werden. Den Charakteren wird durch die tolle englische Sprachausgabe Leben eingehaucht, die Landschaften werden durch die Musikuntermalung lebendig. Es herrscht fast immer Wohlfühlstimmung, was in diesem Fall eine willkommene Abwechslung von anderen Spielen mit einem Detektiv-Protagonisten sein kann.
So ganz ohne Detektivmechanismen kommt auch The Beekeeper’s Picnic nicht aus. Schließlich reden wir hier ja immer noch von einem Sherlock-Holmes-Adventure. So kann (und muss) sich Sherlock hin und wieder in seinen Gedankenpalast zurückziehen und aus den gewonnenen Erkenntnisse Rückschlüsse ziehen. Konkret bedeutet dies, dass ihr aus einem Pool von Gedanken zwei aussucht und diese per Maus übereinander zieht, um eine Verbindung herzustellen. Dazu gesellt sich Sherlocks Beobachtungsgabe, die ihm beim Betrachten von Personen so einiges verrät, was er bei seinen Gedankenspielen verwenden kann.



Fazit
Nach dem Abspann von The Beekeeper’s Picnic, den ihr nach etwa 4 bis 6 Stunden Spielzeit erreichen könnt, hatte ich noch ein wohliges Gefühl im Bauch und ein Lächeln im Gesicht. Allein dafür hat es sich schon gelohnt, dieses Adventure zu erleben. Aber auch sonst hat mir der Ausflug in das Dorf viel Spaß gemacht und ich war froh, dass auch einmal eine im Verhältnis relativ alltägliche Geschichte wieder einen Platz in einem Adventure gefunden hat.
Ihr findet The Beekeeper’s Picnic mit englischen Texten und englischer Sprache ab heute bei itch.io und auf Steam. Eine Demoversion steht ebenfalls zum Download bereit.
Vielen Dank für deine Einschätzung. Das hört sich an, als könnte das Spiel etwas für mich sein. Wird auf meine Liste gesetzt. 🙂
Yep – vielen Dank Dir! Auf meine Liste kommt es ebenfalls; freut mich auch sehr, dass es eine gelungene Sprachausgabe gibt.
Bisher war mein Schreibtisch meiner Einschätzung nach „leicht chaotisch“. Nach dem ersten Bild dieses Artikels zu urteilen, habe ich ihn völlig zugemüllt!
Danke für den schönen Text. Das klingt nach einem wunderbaren Spiel, das ich mir auf meine Liste setze.
Tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. 😉
Das sieht ja toll aus. Noch dazu UK und Beekeeper (ist meine Freundin auch). Spielzeit auch sehr angenehm. Kommt mal auf die Liste. Vielen Dank für den test!
„Beekeeping“ ist hier allerdings nicht der Fokus. 😉
Aber immerhin 🙂
Als Fan von Sherlock Holmes bin ich natürlich immer gespannt darauf, wie ein Spiel dessen Fähigkeiten umsetzt. Und hier haben wir das sehr charmant gelöst.
Man kann im Spiel ganz Vieles einfach weglassen und es in wenigen Minuten durchhetzen, wenn man will, aber je mehr Aufgaben und Puzzles man gelöst hat, umso schöner wird das Ende des Spiels.
Ich persönlich finde allerdings, dass die höher aufgelöste Schriftart und die höher aufgelösten Comic-Zeichnungen sich nicht so recht ins homogene Gesamtbild einfügen.
Aber das ist meckern of hohem Niveau. 🙂
Ich habe das Spiel bereits auf dem Radar und Deine Rezension bekräftigt mich darin, es mir auch anzuschaffen. Allein durch die Lektüre heute Abend müsste ich mir drei neue Adventure-Spiele anschaffen und auch noch die Zeit dazu finden, diese zu spielen…
Ist doch toll, wenn so viele gute Adventures erscheinen. 🙂