
Titel: | Terror at Oakheart |
Erscheinungsdatum: | 27.02.2024 |
Genre: | Narrative Adventure / Sidescrolling-Shooter |
Plattformen: | Windows |
Entwickler / Herausgeber: | Tainted Pact / Assemble Entertainment |
Steam: | https://store.steampowered.com/app/2530430/Terror_At_Oakheart/ |
Dass ich schon als Kind sämtliche Horror- und Slasherfilme der 80er-Jahre gesehen habe, lässt sich heute vielleicht nicht mehr rational begründen: Freitag der 13., Hellraiser, Chucky oder Tanz der Teufel – alles, was die Videothek in diesem Genre hergab, landete früher oder später in meinem VHS-Player oder wurde von anderen Schulkameraden überspielt. Geschadet haben uns die schon als Kinder als unrealistisch erkennbaren und übertriebenen Horrorfilme natürlich nicht. Weder wurden wir durch ihren Konsum gewalttätig, selbstmordgefährdet, verstört oder was diesen Kultfilmen seitens deutscher Jugendschützer sonst noch alles angehängt wurde. Vielmehr gelten diese Filme in meiner Generation als popkulturelle und rebellische Ankerpunkte der eigenen Kindheit und Jugend, die so nur in Deutschland mit seinen übertriebenen Jugendschutzvorstellungen möglich waren.
Dass diese Filme auch in den USA popkulturelle Ankerpunkte darstellen, lässt sich daran erkennen, dass es in den letzten Jahren ein erfreuliches Comeback mit neuen spannenden Filmen gegeben hat. Die Mörderpuppe Chucky sowie die Evil Dead-Trilogie wurden sogar in Serienform fortgesetzt. Und auch im Computerspielbereich wird sich vermehrt des Themas angenommen.


Das Ein-Mann-Studio Tainted Pact arbeitet seit einigen Jahren an diversen Horrorspielen, und mit Terror at Oakheart wurde Anfang des Jahres das Debüt veröffentlicht. Darin geht es um den Eisverkäufer Teddy, der sich gern als Clown verkleidet, um mehr Kunden anzulocken. Eines Tages wird er jedoch von einem teuflischen Monster heimgesucht, das sich fortan in seinem Haus einnistet, nach immer mehr Fleisch verlangt und die Gedanken von Teddy kontrolliert.
Über die anderen Charaktere wird genretypisch wenig verraten. Da wäre Ashley, eine erwachsene Frau, die mit ihrem Freund zusammenlebt. Als eines Abends Teddy bei ihnen einbricht und ihren Freund auf bestialische Weise tötet, kann sie sich mit einer Pistole wehren, und Teddy wird von den Behörden für tot befunden. Bis ein Jahr später das Monster Teddy wiederbelebt, der nun als untotes Monster noch bestialischer zu Werke geht…

Das klingt doch zumindest nach einer unterhaltsamen Ausgangslage, oder? Das war auch mein Eindruck, als ich in den ersten Minuten des Spiels drin war. Die Pixelgrafik ist gelungen, und mit dem Soundtrack, der Geräuschkulisse und dem Lichtspiel wird eine gruselige Atmosphäre erzeugt.
Das Problem an Terror at Oakheart ist jedoch, dass das Spiel nicht weiß, was es sein will. Es ist in 9 Kapitel unterteilt, und 6 davon sind im Stil eines narrativen Adventures aufgebaut – andere würden den despektierlichen Begriff „Walking Simulator“ verwenden. Hier ist es die Aufgabe, entweder mit Teddys Opfern oder mit Teddy selbst von A nach B zu laufen, wobei das Spiel zu jeder Zeit das nächste Ziel kommuniziert. Diese Abschnitte sind spielerisch natürlich nicht weiter anspruchsvoll, aber sie sind schön in Szene gesetzt, und wäre es bei diesem Gameplay geblieben, hätte ich an dieser Stelle eine Empfehlung für Genrefans ausgesprochen. Aber ihr bemerkt den Konjunktiv.
Einige Indie-Entwickler haben leider häufig die Angewohnheit, sich nicht auf eine Spielerfahrung – in diesem Fall das Narrative Adventure – fokussieren zu können. Es muss immer noch hier ein neues System eingeführt werden, da ein weiteres Feature, solange, bis die Spiele verwässert werden. So ist das leider auch in Terror at Oakheart geschehen. Nach circa einer Stunde Spielzeit kommt Russell ins Spiel. Er ist der Leiter der örtlichen Polizeistation, und nachdem Teddy alle anderen Polizisten getötet hat, kämpft er aktiv gegen die zu Monstern verwandelten Leichen.
Hier fängt das Spiel mit einem furchtbar unausgegorenen Shooter-Gameplay an, richtig zu nerven. Ihr könnt nun mit der A-Taste gegnerischen Angriffen ausweichen, und mit der rechten Schultertaste wird geschossen. Mit der Y-Taste ladet ihr die Munition nach, von der es immerhin unendlich viel gibt. Das ganze Shooter-Gameplay macht schlicht keinen Spaß, weil es sich zu keiner Zeit gut anfühlt. Die Hitbox der eigenen Figur ist zu groß, sodass man Schaden erleidet, obwohl die Gegner mit ihren Angriffen nicht treffen. Zudem sind diese Abschnitte arg in die Länge gezogen.


Also halten wir fest: Die Geschichte und die Atmosphäre, die in der ersten Spielstunde durch das Genre des Narrative Adventures aufgebaut wird, wird in der zweiten Spielstunde durch das unausgegorene Shooter-Gameplay zerstört. Hier hätte ich mir einfach einen stärkeren Fokus auf die Erzählung gewünscht. So jedoch leidet das ganze Spiel unter einer Identitätskrise, da es am Ende nicht weiß, was es sein möchte. Schade um das eigentlich hübsche Szenario.



Offenlegung: Ich habe ein kostenloses Rezensionsexemplar dieses Produkts von keymailer.co erhalten.
Ui, es klang vorab eigentlich ganz gut. Schade, dass das Spiel an seinen Ambitionen gescheitert zu sein scheint. Danke für den Bericht!