Super Video Golf – Bälle schlagen wie vor 30 Jahren

Golfspiele strahlen seit Jahrzehnten eine Faszination auf mich aus. Sei es zu DOS-Zeiten mit den Links-Spielen (und den zahlreichen Course Packs) oder in den letzten Jahren mit den Spielen des japanischen Entwicklers Clap Hanz. Vielleicht liegt es daran, dass Golf sehr anachronistisch zur restlichen Videospielwelt ist: Es gibt keine Action, sondern ruhige Plätze mitten in Wäldern, Bergen und Seenlandschaften. Und statt Fantasiewelten zu retten, ist man damit beschäftigt, einen kleinen Ball in ein Loch zu schlagen. Wenn das alles noch mit entspannender Musik und Naturgeräuschen unterlegt wird, ist die Idylle perfekt.

Super Video Golf von Entwickler Matthew Marchant habe ich erst vor Kurzem entdeckt, obwohl das Spiel bereits in seiner ersten Version 2021 veröffentlicht wurde. Seitdem wurde es regelmäßig erweitert, und die Entwicklung scheint noch lange nicht abgeschlossen zu sein. Insofern ist die derzeit aktuelle Version 1.19 die Grundlage meines Reviews.

Was sofort ins Auge fällt, ist die meiner Meinung nach stylische Low-Poly-Grafik, die bewusst an die ersten 3D-Grafiken der späten 80er- und frühen 90er-Jahre erinnert. Figuren, Bäume, Wasser, Gebäude und andere Grafikelemente könnten so auch in alten PC-Spielen auftauchen. Ein Stil, der sehr gut zum Spiel passt und für eine gute Lesbarkeit des Spielfelds sorgt.

Das Spiel selbst wird standardmäßig mit dem bewährten 3-Klick-System gespielt: Der erste Klick startet die untere Powerleiste, der zweite Klick bestimmt die Schlagkraft, und der dritte Klick die Genauigkeit. Für einen möglichst präzisen Schlag muss sich der Cursor in der Mitte des Balkens befinden. Per Knopfdruck kann auch ein Spin (Topspin, Sidespin, Backspin) eingestellt werden, der das Flugverhalten und das Rollen des Balls nach der Landung beeinflusst. Die Steuerung und weitere Spielelemente werden in einem Tutorial anschaulich erklärt. Kleiner Tipp, der nicht im Tutorial erwähnt wird: Die grauen und schwarzen Punkte rechts oben in der Reichweitenanzeige stellen die grauen und schwarzen Linien in der Powerleiste dar. Daran könnt ihr euch orientieren, um nicht zu stark oder zu schwach zu schwingen.

Habt ihr euch in die Steuerung eingearbeitet, was ungefähr zehn Minuten dauert, dann könnt ihr entscheiden, ob ihr im freien Spiel oder im Karrieremodus spielen wollt. Im freien Spiel wählt ihr einen der zwölf Kurse aus (weitere sind in Planung) und legt fest, wie viele Löcher ihr spielen wollt: die vorderen neun Löcher, die hinteren neun Löcher oder alle 18. Zudem habt ihr hier die Möglichkeit, lokale Multiplayer-Matches (für bis zu 8 Spieler!) zu spielen. Neben den normalen Spielregeln stehen Herausforderungen wie „Nearest the Pin“ (wer den Ball am nächsten an den Pin schlägt, gewinnt), Stableford, Clubset Shuffle oder Elimination zur Verfügung.

Der Karrieremodus beinhaltet Ligen und Turniere. In jeder Liga wird auf zwei Kursen gespielt. Wenn ihr eine Liga in den Top 5 abschließt, wird die nächste Liga freigeschaltet. Höhere Platzierungen schalten kosmetische Artikel für euren Avatar und neue Avatar-Modelle frei. Zudem gewinnt ihr in jedem Spiel Erfahrungspunkte. Erreicht ihr neue Charakter-Levels, werden neue Schläger für eure Tasche ergänzt. Auf Level 15 und Level 30 werden zudem neue Schlägersets freigeschalten, die etwas schwieriger zu spielen sind, jedoch größere Reichweite besitzen.

Neben der umfangreichen Singleplayer-Kampagne könnt ihr, wie erwähnt, lokal gegen eure Freunde und Familie spielen. Zudem steht ein Online-Modus zur Verfügung. Hier gibt es eine kleine, aber feine Community mit Turnieren und Ligen. Ihr könnt aber auch einfach nur mit euren Freunden spielen. Im Clubhaus findet ihr zahlreiche Statistiken und könnt ein simples Billard-Spiel spielen. Vielleicht gelingt es euch auch, die Clubhaus-Arcade freizuschalten? Dort gibt es weitere unterhaltsame Minispiele zu entdecken.

Negativpunkte gibt es ebenfalls: Die Bäume dienen lediglich der Optik, und der Ball fliegt einfach hindurch. Laut dem Entwickler hat das vor allem technische Gründe. Das ist schade, denn es macht einige Spielsituationen doch arg einfach. Außerdem würde ich mir mehr Biome wie Berg- und Schneelandschaften wünschen. Die 12 Kurse sind zwar interessant und abwechslungsreich gestaltet – laut Entwickler orientieren sie sich an real existierenden Golfplätzen – jedoch fehlt mir bei manchen Kursen die optische Abwechslung.

Fazit

Wenn euch der Grafikstil nicht stört, solltet ihr die 10€ investieren! Super Video Golf bietet auf der PC-Plattform die derzeigt eingängigste Spielbarkeit im Genre. Mit 12 Kursen gibt es einen ordentlichen Umfang für Einzelspieler sowie für Matches mit euren Freunden. Und habt ihr keine Freunde, die Golfspiele mögen, dann wartet immerhin eine nette Community auf neue Mitspieler! Zudem wird fleißig weiterentwickelt und der Entwickler reagiert auf Feedback seitens der Community.

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Über Nischenliebhaber

Ostdeutsches Videothekenkind der 90er Jahre. Liebt Spiele- und Retrokultur ebenso wie subkulturelle Musik aus aller Herren Länder und lange Spaziergänge durch dunkle Wälder des Erzgebirges.

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6 Comments on “Super Video Golf – Bälle schlagen wie vor 30 Jahren”

  1. Danke für den Einblick. Seit anno dunnemal Leaderboard mich fasziniert hat, schlage ich gerne mal einen kleinen weißen Ball über sehr sehr lange Grasflächen. Mittlerweile finde ich Minigolf-Kurse aber auch sehr schick und suche immer mal wieder, ob es nicht was Schönes für das iPhone gibt.

  2. Der Artikel hat mich auch emotional sehr berührt. Links habe ich auf meiner MS-Dose sehr gerne gespielt. Der langsame Bildaufbau hat mich seinerzeit auch gar nicht gestört. 😀
    Die Golfspiele von Clap Hanz spiele ich auf der PSP auch immer mal wieder. Danke für den Artikel!

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