Stars in the Trash

Es gibt einfach diese Tage, da sind alle Vasen schon zerdeppert, jedes Essen schon stibitzt und jeder Hundefreund schon gekuschelt worden. Nur zu verständlich, dass in solchen Momenten selbst die gemütlichste Hauskatze auf Entdeckungsreise gehen möchte. Folgen wir ihr nach draußen.

Stubentiger

In Gestalt dieser Katze namens Moka erkunden wir in den folgenden ein bis zwei Stunden die Umgebung. Das Spiel präsentiert die tierischen Erlebnisse als Plattformer, dessen Geschichte immer wieder in kurzen Zwischensequenzen weiter erzählt wird. Besagte Mär beginnt in einem hübschen Wohnhaus, das als kurzes Tutorial fungiert. Moka kann springen, schleichen, miauen, kämpfen und Sachen aufheben oder schubsen. Mit Hilfe dieser Fähigkeiten möchte der neugierige Kater dem eintönigen Hausalltag entfliehen, doch der Familienhund fängt ihn immer wieder ein – bis ihm dann doch die Flucht gelingt. Und hier beginnt das Abenteuer.

Gemeinsam mit Moka erkundet der Spieler nun die Welt, indem er von links nach rechts läuft. Direkt bei Spielstart fällt die gelungene Optik ins Auge. Stars in the Trash präsentiert weiche, handgezeichnete Animationen, die in ihren besten Momenten an Zeichentrickfilme herankommen. Auch die wunderbaren Hintergründe laden dazu ein, sich genauer mit ihnen zu beschäftigen – doch leider bleiben sie genau das: Hintergründe. Bis auf wenige Elemente, die als Plattformen genutzt werden, gibt es wenig Interaktionsmöglichkeiten. Moka kann sich zum Beispiel immer mal wieder mit einem Wollknäuel vergnügen, das in der Gegend liegt. Decken laden zu einem Schläfchen, Kartons zum Krallenausfahren ein. Doch es bleibt dabei: Wie gerne hätte ich Moka auch mal in den Hintergrund gesteuert. Ein paar Stufen nach oben, um den Hund da zu ärgern. Verständlich, dass dies das Spielprinzip nicht hergibt – und ein Zeichen für schöne Grafik, da ich gerne mehr erkundet hätte.

Immer wieder gilt es, Hindernisse zu überwinden. Sind dies anfangs reine Plattform-Passagen, kommen später noch kleinere Rätsel hinzu. Zum Beispiel ist Moka in einem Laden eingesperrt und sucht einen Ausgang. Mit einer Kombination seiner Fähigkeiten und ein wenig Rumprobierei sind solche Hindernisse zwar nie besonders herausfordernd, aber eine schöne Abwechslung. Erschwernisse anderer Art sind vereinzelte Kämpfe, die sich innerhalb der Story ergeben. Denn Moka, seine Hundekumpel und eine streunende Katze, mit der sich der Stubentiger anfreundet, sind nicht alleine unterwegs. Ein äußerst unangenehmer Hundefänger stellt den Tieren nach – und hat sich eine Methode überlegt, mit der er Ratten auf unsere Freunde hetzen kann.

Tote Katzen

Nicht nur bei diesen Auseinandersetzungen, sondern auch an einigen anderen Stellen kann unser Kater sterben. Auch dies wird in eigens gezeichneten kleinen Zwischensequenzen gezeigt, bevor er an den jeweiligen Levelanfang zurückgesetzt wird und es neu versuchen darf. Die Abschnitte sind allerdings nie lang, so dass nur wenig Spielfortschritt verloren geht. Inmitten des Spiels gibt es zwei aufeinander folgende Level, die etwas mehr Sprunggeschick und Timing benötigen, doch ist der Schwierigkeitsgrad auch hier sehr moderat. Die daran anschließende lange Rutschpartie von einem Kirchendach hinunter auf die Straße lässt mich allerdings etwas ratlos zurück. Gefühlt minutenlang rutsch Moka nach unten und hat nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun. Eventuell wurde hier im letzten Moment ein Spielelement entfernt?

Katzen-Tatzen

Der Entwickler empfiehlt zur Steuerung ein Gamepad, allerdings funktionierte auch die Tastatur tadellos, wenn man mindestens eine Taste umbelegt. Einzig, dass Moka gerne wie weiland Mario noch ein wenig auf der Plattform weiterläuft, bis er stehen bleibt, hat zu dem ein oder anderen Absturz und leise gemurmelten Flüchen geführt. Ansonsten geht alles flott von der Hand – wie auch das Spiel bereits nach ein bis zwei Stunden beendet sein wird. Wer möchte, kann seinen Spielspaß ein wenig verlängern, indem er sich auf die Suche nach den vielen kleinen Achievements begibt, doch die Geschichte ist auserzählt. Wobei diese sowieso nicht besonders zusammenhängend ist und eher den Grund für ein neues Setting liefert, durch das Moka laufen darf.

Grafik und Sound sind sehr liebevoll gestaltet. Natürlich fallen vor allem die Animationen auf, aber es lohnt sich, auch die Ohren zu spitzen und auch mit diesem Sinn zu genießen. Einzig die seltsamen Musterzeichnungen in Mokas Fell stören mich ein ums andere Mal, sobald er größer gezeigt wird. Das „M“ über den Augen wirkt unpassend – auch wenn es so etwas bestimmt draußen in der Welt auch an einer echten Katze zu bestaunen gilt.

Das aber ist nur eine Kleinigkeit, die ein durchweg schönes Spiel nicht schlechter macht. Wer einfach nur ein wenig Spaß haben und ohne größere Schwierigkeiten eine abwechslungsreiche Welt erkunden möchte, kann bedenkenlos in Stars in the Trash reinschnüffeln.

Und was sagt TheLastToKnow dazu?

Mittlerweile war ich schon eine technologisierte Katze in Stray, eine beobachtende Hauskatze in Cats and the Other Lives oder eine antropomorphe Detektivfellnase in Blacksad und Nine Noir Lives. Aber nicht jedes dieser Spiele konnte mir das Gefühl vermitteln, wirklich eine Katze zu sein. Bei Stars in the Trash ist das vordergründig gut gelungen, denn ich kann etwa Vasen vom Tisch schubsen, mich an andere Tiere oder Menschen anschmiegen, Dinge mit meinem Maul aufheben, an Kartons kratzen oder ausgiebige Nickerchen halten. Vieles davon ist aber leider für den Spielablauf eher zweitrangig und kaum in die sowieso schon eher einfachen Rätsel eingebunden. Daher erhärtet sich in mir der Verdacht, dass dies eher ein netter Plattformer für das jüngere Publikum ist, auch wenn es in der Geschichte tragische oder unheimliche Momente gibt, die für das Seelenheil der ganz Kleinen wohl nicht zuträglich sind. Die Grafik, vor allem die Animationen, wirken meistens sehr schön und flüssig, so dass Zeichentrickfilm-Feeling aufkommt. Spielerisch fand ich Stars in the Trash aber eher seicht und auch die Spielzeit von gerade einmal etwas über einer Stunde empfinde ich als etwas zu gering. Katzenfans sollten aber auf jeden Fall einmal einen Blick riskieren.

Offenlegung: Wir haben zwei kostenlose Rezensionsexemplare dieses Produkts erhalten.
(Jürgen von PressEngine, TheLastToKnow von keymailer.co)

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Über Jürgen

Geschichts- und Musik-Liebhaber mit einer Schwäche für viel zu lange Computerspiele. Der Werdegang CPC - Pause - PC und Konsolen sorgt dafür, dass ich noch so viele schöne alten Perlen entdecken darf.

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2 Comments on “Stars in the Trash”

  1. Wäre mit Sicherheit was für mich, aber wenn die Katze sterben kann und es Kämpfe gibt, bin ich raus. Schade. Klang erst nach einem gemütlichen Entspannungsspiel. Danke für den Test!

    1. Die Kämpfe gibt es nur zweimal, wobei ich beim zweiten Kampf tatsächlich einige Anläufe gebraucht habe. Das mit dem Sterben ist insofern einschneidender, weil man zwar nicht das Endergebnis sieht, aber teilweise schon dramatische (kurze) Animationen, wenn Moka zum Beispiel aus der Höhe abstürzt. Und es gibt auch eine andere traurige Szene.

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