Split Fiction

Taucht ihr gerne in düstere Science-Fiction-Welten ab? Oder erfreut ihr euch eher an liebevoll gestalteten Fantasy-Reichen? In Split Fiction müsst ihr euch nicht entscheiden – hier bekommt ihr beides.

Die Koop-Spezialisten Hazeland Studios sind zurück und bringen ihr neuestes Teamwork-Spiel mit. Ob das Spielprinzip nach A Way Out und It Takes Two immer noch gut funktioniert, erfahrt ihr in unserem Test. Dazu haben sich Dythlind und TheLastToKnow an die Controller der PlayStation 5 begeben und sich gemeinsam durch das Action-Adventure gekämpft.

Rage Against The Machine

Die beiden jungen, engagierten, aber erfolglosen Autorinnen Mio und Zoe laufen sich zufällig bei ihrem Besuch eines futuristisch anmutenden Verlags über den Weg. In der Hoffnung, dass ihre Werke endlich veröffentlicht werden, geraten sie in die Fänge eines skrupellosen Verlagsleiters, der eine Maschine erfunden hat, die Geschichten „erlebbar“ machen soll (quasi eine Weiterentwicklung der virtuellen Realität). Dabei stellt sich aber heraus, dass er die Maschine vielmehr dazu nutzen möchte, den armen Autoren ihre gesamte Kreativität auszusaugen.

Da Mio gar keine Lust hat, sich an die Maschine anschließen zu lassen, kommt es zu einer Rangelei, bei der sie versehentlich in die „Bubble“ von Zoe gerät, die sich bereitwillig und gutgläubig der Maschine hingegeben hat. Fortan sind beide Protagonistinnen aneinander gebunden und erleben gemeinsam die Geschichten, die sie sich jeweils ausgedacht haben. Während die verschlossene Mio ein Faible für düstere Science-Fiction-Geschichten hat, liebt die stets gut aufgelegte Zoe ihre Fantasy-Welten. Den beiden wird schnell klar, welches falsche Spiel der Verlag mit ihnen treibt und sie beschließen, die Maschine zu zerstören und somit wieder in die reale Welt zu entkommen. Dazu nutzen sie „Glitches“, die überall in ihren Geschichten verteilt sind und der Maschine schaden, gleichzeitig springen sie beim Betreten dieser Glitches zwischen ihren Kreationen hin- und her. Dies bleibt auch dem Verlagsleiter nicht verborgen, der nun alles daran setzt, seine Maschine zu retten – koste es, was es wolle.

TEAM. TEAM TEAM TEAM.

Die Geschichte ist natürlich nur ein netter Überbau für eine riesige Menge an actiongeladenen Koop-Szenen, die allein schon durch die unterschiedlichen Szenarien kaum abwechslungsreicher gestaltet sein könnten. Wie schon in A Way Out oder It Takes Two benötigt ihr zum Spielen einen Koop-Partner, mit dem ihr ein TEAM bildet – entweder direkt neben euch oder im Internet. Netterweise wird aufgrund des kostenloses „Friend Passes“ nur eine Lizenz benötigt. Einer von euch übernimmt fortan die Steuerung von Zoe, der andere die von Mio.

In den ersten Szenen werdet ihr noch behutsam an die Steuerung herangeführt, die gut funktioniert und auch ungeübten Spielern unpräzise Eingaben verzeiht. Jeder von euch kann zudem in den Optionen Details einstellen, zum Beispiel ob ihr in Flugszenen die Y-Achse invertieren möchtet. Es findet sich dort sogar eine Option, die das Überspringen von einzelnen Szenen ermöglicht – damit wird der Frustfaktor praktisch ausgeschlossen. Aber auch so kommuniziert Split Fiction seine Ziele sehr klar, ohne dabei den Bildschirm mit Markern zu überladen. Ein geringes Maß an Spiele-Kompetenz und Reaktionsfähigkeiten dürfte schon ausreichen, um in den Action-Sequenzen durchgängig in einen spaßigen Flow zu kommen – vorausgesetzt ihr lasst euch auf das Gameplay und die nötige Team-Arbeit ein und lenkt euch nicht ständig gegenseitig ab. Doch selbst wenn ihr einmal an einer Stelle scheitert, werdet ihr schnell wiederbelebt und könnt es noch einmal versuchen. Sogar die Bosskämpfe haben faire Checkpoints – so sollte Gamedesign heutzutage aussehen!

Die Action wird immer wieder von ideenreichen Puzzles unterbrochen, die ihr aber in den meisten Fällen mit ein wenig gemeinsamen Grübeln lösen könnt. Überhaupt strotzt Split Fiction voller Ideen, die toll umgesetzt sind und euch mehr als nur einmal ein Lächeln aufs Gesicht zaubern werden. Auch die vielen tollen Anspielungen an Klassiker der Videospiel-Geschichte wie etwa Portal sind perfekt ins Spiel integriert werden.

Langweilig dürfte euch zu keinem Zeitpunkt werden, denn Abwechslung wird hier groß geschrieben. In diesem Zusammenhang solltet ihr stets auch nach den optionalen Nebensträngen Ausschau halten – diese lohnen sich so gut wie immer und überbieten die Haupt-Quest teilweise sogar deutlich, was die Kreativität angeht. An vielen Stellen, gerade in den Fantasy-Welten, sieht Split Fiction dabei auch umwerfend schön aus, auch wenn ihr kaum Zeit habt, die Landschaften zu genießen. Überhaupt ist die gesamte Präsentation filmreif, sowohl was die fantastischen deutschen Sprecher als auch den Soundtrack anbelangt.

Fazit

Was für ein geniales Spiel! Wir hatten schon mit It Takes Two unseren Spaß, aber Split Fiction schlägt selbst diesen Koop-Knaller um Längen. Mit der Zeit steigt auch der Anspruch an die Spieler immer mehr an, aber es wird nie unfair und es entsteht auch zu keinem Zeitpunkt der Eindruck, dass hier künstlich Spielzeit gestreckt werden soll. Das ist auch gar nicht nötig, denn ihr könnt euch locker 10-20 Stunden mit Split Fiction beschäftigen und dabei immer noch neue Dinge entdecken. Da Mio und Zoe unterschiedliche Fähigkeiten haben, könntet ihr das Spiel sogar noch einmal mit vertauschten Rollen spielen und dabei eine andere Perspektive kennenlernen.

Außerdem möchte ich noch einmal die optionalen Nebenstränge loben, die oft so witzig und liebevoll gemacht sind, dass es eine wahre Freude ist. Meist schlüpft ihr dabei in ungewohnte Rollen, oder wie oft habt ihr euch schon in der Haut eines Schweins wiedergefunden? Und einen hüpfenden Zahn in einer Süßigkeiten-Welt dürftet ihr wohl auch selten gespielt haben.

Ihr habt es also schon bemerkt: Für mich ist Split Fiction eins der besten, wenn nicht sogar DAS beste Zweier-Koop-Action-Puzzle-Spiel aller Zeiten und eine dicke Empfehlung, wenn ihr auf Teamwork in Spielen steht. Es kostet derzeit ca. 50 Euro und kann in den diversen Konsolen-Stores oder auf Steam heruntergeladen oder über GeForce Now gestreamt werden.

Und was sagt Dythlind dazu?

Ich kann mich TheLastToKnow nur anschließen: Das Spiel hat mich sowohl vom Leveldesign, als auch von den Interaktionen bzw. dem Teamwork der Charaktere voll überzeugt. Das Frustlevel ist aufgrund der vielen Speicherpunkte sehr gering. Einige Bosse waren etwas kniffliger, aber allesamt gut – als Team – zu schaffen. Man könnte sich in den liebevoll gestalteten und detailreichen Welten verlieren, wenn man da nicht noch ein Ziel vor Augen hätte, das man – meist in zügigem Tempo – natürlich auch erreichen will. It Takes Two hat mir schon sehr viel Spaß bereitet, aber Split Fiction hat mich umgehauen! Ich war so gebannt von den Levels, der Action, den Möglichkeiten (z. B. als süßes Schweinchen Regenbogen-pupsend durch die Fantasywelt zu schweben; meine Lieblingsstelle!), dass ich zum Beispiel stundenlang das Trinken vergessen habe. Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug. Es wird definitiv eine zweite Runde mit getauschten Charakteren geben.

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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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8 Comments on “Split Fiction”

  1. A Way Out hatte ich begeistert mit einem Kumpel durchgesuchtet; Brothers mit meiner Freundin (sie am Gamepad) und mit der habe ich auch It Takes Two gespielt, allerdings noch nicht durch. Das war spielerisch schon deutlich fordernder und teilweise, gerade diese Minispiele zwischen den Ehepartnern, eigentlich ziemlich brutal.

    Split sieht auch sehr bunt und abgedreht aus, auch wieder gameplaylastig, vielleicht sogar noch gameplaylastiger. Kommt auf jeden Fall auf den Radar. Vielen Dank für den Test!

    1. Ich habe die genannten Spiele auch gespielt: Brothers mit meiner Tochter (die Spinnenszene hat sie heute immer noch in Erinnerung), A Way Out mit einem Freund und It Takes Two mit meiner Frau. Alles ganz tolle Spiele, aber Split Fiction fand ich wirklich am besten.

  2. Tale of Two Brothers fand ich noch eher so durchschnittlich. Konnte mein altes Hirn nie so richtig mit der Steuerung anfreunden.
    A Way Out war dann schon richtig gut – bis aus den saudämlichen Schluss.
    Aber It Takes Two war dann ein fast perfektes Co-Op-Spiel, das ich sehr gerne mit meinem Sohn gespielt habe (bis auf den Teil mit der Königin ;-)).

    Ich freue mich also sehr auf Split Fiction – und nach diesem Bericht noch mehr!

    1. Der Schluss von A Way Out war auch nicht so meins, insgesamt hatten wir dennoch richtig viel Spaß damit. Der Teil mit der Königin bei It Takes Two bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis. 😉

      1. SPOILER SPOILER

        Ich habe mich erschießen lassen, ich war der Cop. Der andere war so nett und man hat sogar die Familie kennengelernt. Außerdem tat es keine Not, ihn als Polizist erschießen zu müssen. Da fand ich das die moralisch bessere Lösung.

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