Mit Simon the Sorcerer kehrt ein alter Bekannter auf die Bildschirme zurück. Doch anders als wir Spieler ist Simon sogar ein wenig jünger geworden – Zauberei?!

| Titel: | Simon the Sorcerer Origins |
| Erscheinungsdatum: | 28.10.2025 |
| Plattformen: | Windows, MacOS, Linux, PlayStation 4, PlayStation 5, Switch, Xbox One, XBox Series X|S |
| Entwickler / Herausgeber: | Smallthing Studios / ININ Games |
| Homepage: | https://smallthingstudios.com/ |
Dieser Artikel ist Teil der DKSN-Halloween-Woche 2025.
Die ersten beiden Teile von Simon the Sorcerer gehörten in der Mitte der 1990er Jahre zu meinen absoluten Lieblings-Point-and-Click-Adventures. Wunderschöne Pixel-Grafik, toller Soundtrack, geniale deutsche Sprachausgabe und eine abgefahrene Story mit bitterbösem Humor haben bei mir die richtigen Knöpfe gedrückt und viel Kredit aufgebaut. In Simon the Sorcerer 3D wurde dieser aufgrund der hässlichen 3D-Grafik und dem hakeligen Gameplay wieder ein wenig verspielt, aber den Humor fand ich immer noch klasse. Wie in meiner Adventure-Soft-Historie nachzulesen, blieb es das letzte Simon-Adventure aus dem Hause Adventure Soft. (Ende der 2000er gab es zwei maximal mittelmäßige Fortsetzungen, die vom mittlerweile geschlossenen deutschen Studio Silver Style entwickelt wurden.)
Auch Massy Calamai, Gründer der italienischen Smallthing Studios, ist ein großer Fan der Ursprungs-Simons. Mehr oder weniger zufällig kam er vor etwa fünf Jahren mit Mike und Simon Woodroffe in Kontakt, denen er kurze Zeit später seine Idee vorstellte: Simon the Sorcerer modernisieren und ihn einer neuen Generation näherbringen. Nun liegt endlich das fertige Spiel vor, das mit Hilfe des deutschen Publishers ININ Games vertrieben wird. Wir haben uns Simon the Sorcerer Origins, das als Prequel zur Serie konzipiert wurde, genauestens angeschaut und verraten euch, ob es uns ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert oder uns eine große Portion Sumpfeintopf eingebrockt hat.
Anfänge

Ihr müsst euch nicht im Simon-Universum auskennen, um der Handlung von Simon the Sorcerer Origins folgen zu können. Zum einen ist die Geschichte kein Komplexitätsmonster, zum anderen handelt es sich (wie bereits erwähnt) um die (hinzugedichtete) Vorgeschichte der Serie.
Es ist April 1993, kurz vor den Geschehnissen von Teil 1. Simon wurde von seiner alten Schule geworfen, was seine Familie zum Anlass nimmt, umzuziehen und einen Neuanfang zu wagen. Kaum angekommen, wird Simon auf wundersame Weise in die (uns altbekannte) Märchenwelt gezogen, in der er früh auf den (uns altbekannten) Zauberer Calypso trifft. Dieser klärt sich bereit, Simon dabei zu helfen, wieder in seine eigene Welt zurückkehren zu können. Dazu soll er zwei mächtige Zauberbücher beschaffen und sich nebenbei mit dem „ersten Zauberer“ beschäftigen.
Währenddessen hat der (uns altbekannte) Zauberer Sordid an der hiesigen Zauberakademie die gleichen Ziele, so dass das Ganze natürlich wieder einmal auf ein (uns altbekanntes) Duell zwischen Simon und Sordid hinausläuft. Vorher muss Simon allerlei Hindernisse aus dem Weg räumen und trifft dabei auf neue und altbekannte Charaktere – wie seinen „allerbestesten Freund“, den Sumpfling.
Insgesamt ist das zwar nicht viel, reicht für mich aber aus, um das Adventure über seine Spielzeit von acht bis zehn Stunden zu tragen. Wie die Geschichte schlussendlich an den ersten Teil anknüpft, werde ich hier nicht spoilern, aber die Auflösung ist nicht gerade umwerfend.
Altes und Neues

Nicht gerade umwerfend fand ich auch den neuen 90er-Jahre-Cartoon-Look – wenn es nach mir ginge, hätte Simon seine ursprünglichen Pixelpracht zurückbekommen. Natürlich ist die künstlerische Entscheidung, die hier getroffen wurde, verständlich und im Hinblick auf einen möglichen finanziellen Erfolg mehr als sinnvoll. Daher konnte ich mit den professionell gezeichneten Hintergründen, die von niedlichen Cartoonfiguren bevölkert werden, schlussendlich ganz gut leben. Trotzdem fühlte ich mich das ganze Spiel über eher in eine Kinderzeichentrickserie versetzt, als in ein Simon-the-Sorcerer-Spiel. Dass Simon neu designt und „kindgerechter“ gezeichnet wurde, passt dann ganz gut ins Bild.

Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau: Die sehr kompetent gezeichnete Welt passt irgendwie doch recht gut zum märchenhaften Setting und die Animationen sowie Zwischensequenzen laufen dazu meist sehr geschmeidig über den Bildschirm (hier waren Profis am Werk, die zuvor auch schon am Animationsfilm Klaus gearbeitet hatten). Für die Musikuntermalung wurde der Originalsoundtrack neu aufgelegt, was sehr zur Atmosphäre beiträgt und Nostalgiegefühle hervorrufen kann. Völlig deplatziert wirkte für mich hingegen die Lizenzierung von Rick Astleys 80er-Jahre-Hit Together Forever, der mir lediglich im Vor- und Abspann auffiel und dabei kaum ein müdes Lächeln abringen konnte.
Bei der Lokalisierung haben sich Smallthing Studios wiederum nicht lumpen lassen: Neben einer deutschen und englischen Sprachversion gibt es auch noch Textübersetzungen für 11 weitere Sprachen. Ob diese gelungen sind, kann ich nicht sagen – allerdings sind mir bei der deutschen Version doch einige Stellen aufgefallen, an denen man merkt, dass der Übersetzer hier gerade ohne Kontext am Werk war und somit manche Dinge einfach falsch übersetzt wurden. Das gleiche gilt auch für die deutsche Sprachausgabe, die größtenteils richtig gut klingt, aber hier und da seltsame Betonungen und andere Holprigkeiten aufweist.
Fans wird es freuen, dass die Original-Simon-Sprecher Erik Borner (deutsch) und Chris Barrie (englisch) wieder an Bord sind. Ich war am Anfang etwas irritiert, da die Stimmen (in beiden Sprachversionen) nicht wirklich zu einem Zwölfjährigen passen, aber das war nach wenigen Minuten verflogen (möglicherweise aber auch wegen meiner rosaroten Nostalgiebrille).
Kniffelig

Die Steuerung hat für mich grundsätzlich gut funktioniert, sowohl an der Maus als auch am Gamepad. Bei etwas näherer Betrachtung habe ich mich aber immer wieder über Details geärgert. So ist es natürlich löblich, mit einem Doppelklick (oder Halten der Schultertaste) schneller laufen zu können (ohne diese Funktion wäre Simons Schlurfgeschwindigkeit auch unerträglich gewesen) – aber warum darf ich mich nicht per Doppelklick zum Ausgang transportieren? Der Wunsch nach dieser Funktion wuchs in mir, als ich trotz Schnellreisefunktion dauernd durch die gleichen Bildschirme latschen musste – warum gibt es so wenige Schnellreisepunkte?

Die Komfortprobleme hätte ich vielleicht gar nicht bemerkt, wenn ich (wie ich es mittlerweile von aktuellen Adventures gewohnt bin) stets in einem angenehmen Spielfluss geblieben wäre – das Gegenteil war der Fall. Das Rätseldesign in Verbindung mit der Abwesenheit von Hinweisen (oder gar einem Hilfesystem) hat mich nicht nur einmal dazu gezwungen, alle Orte erneut abzuklappern (viel zu oft bin ich zu Stellen gelatscht, die ich im späteren Spiel nie wieder gebraucht habe oder die einfach nur leer sind) oder alle Gegenstände in meinem übervollen Inventar miteinander zu kombinieren. An den Hotspots lag es zum Glück nicht, denn diese lassen sich jederzeit einblenden. Das Spiel hat mir schlicht zu wenig kommuniziert, was es von mir möchte – trotz Aufgabenliste, die sich als wenig hilfreich herausgestellt hat. Außerdem solltet ihr gut in Dialogen aufpassen: Wenn ihr einmal versehentlich einen der rar gesäten hilfreichen Sätze weggeklickt habt, stehen die Chancen gut, dass sich dieser nicht mehr wiederholen lässt. Zum Glück sind aber die spaßigen Rätsel in der Überzahl, so dass ich auch diesen Wermutstropfen verschmerzen konnte.
Über die Möglichkeit, jetzt auch einmal mit Simon Zaubersprüche zu lernen, hatte ich mich zunächst gefreut, war dann aber auch enttäuscht, dass diese (bis zum Finale) kaum verwendet werden konnten. An zwei oder drei Stellen durfte ich mal etwas einfrieren, anzünden oder umpusten und das war’s. Wie gerne hätte ich mehr damit herumexperimentiert, aber Simon weigerte sich meist mit dem Kommentar, er möchte nicht in Schwierigkeiten geraten – als ob ihn das jemals abgehalten hätte! Auch die beiden neuen Zauberhüte, die ihr im Laufe der Geschichte freischaltet, sind kaum ins Spiel eingebunden und hätten aus meiner Sicht auch gut einfach weggelassen werden können. Im Grunde genommen legen Sie nur eine neue Schicht über euer Inventar – so könnt ihr einige wenige eurer Gegenstände ein wenig „verändern“, was aber oft schlicht zu mehr Trial-and-Error führt.
Fazit


Unter dem Strich hat mir Simon the Sorcerer Origins ein überwiegend positives Spielerlebnis geboten, das aber von einigen Ärgernissen begleitet wurde. Leider hat sich bei mir persönlich nur wenig Simon-Atmosphäre eingestellt – die Welt war mir zu generisch und hat mich teilweise mehr an Harry Potter oder Near Mage erinnert. Dass die Geschichte belanglos ist, kann ich gut verschmerzen, allerdings fand ich es schade, dass auch der Humor wenig bei mir gezogen hat. Das Spiel wirkt ein wenig wie ein qualitativ sehr hochwertiges Fan-Adventure, das seinem Vorbild auf starke Weise nacheifert, ihm aber nur wenig hinzufügen kann. Andere Spieler mögen das vielleicht anders sehen. Die Produktionsqualität reißt für mich aber viel raus, auch wenn hier ebenfalls nicht alles Gold ist, was glänzt. Gerade Simon-Fans sollten dem Prequel dennoch eine Chance geben und vielleicht bei Bedarf eine Komplettlösung parat haben.
Wurde das Ziel erreicht, sowohl neue als auch alte Spieler der über 30 Jahre alten Serie zufrieden zu stellen? Schwierig zu sagen – neue Spieler werden wahrscheinlich vom teils fiesen Rätseldesign ohne Lösungshilfen abgeschreckt sein, während alte Spieler möglicherweise nicht so viel mit dem Cartoon-Stil anfangen können. Aber was weiß ich schon ?! Macht euch doch einfach selbst ein Bild! Simon the Sorcerer Origins gibt es ab sofort ab ca. 30 Euro für so ziemlich alle gängigen Systeme zum Download, oder hier als physikalische Version.

An die ersten Teile von Simon the Sorcerer habe ich wohlie Erinnerungen. Spielte ich am Amiga und PC damals in den 90ern. Hatte charmante Witze und nen wirklich tollen Pixellook.
Simon der Zauberer im aktuellen Dungeons and Dragons Film ist auch eine kleine Homage an die Spielereihe 🙂
Spielst du heutzutage überhaupt noch Adventures? Oder wann hast du damit aufgehört?
Ich kenne nur paar alte Adventures. Die Klassiker Hauptsächlich. Monkey Island, Simon the Sorcerer, Kyrandia und so. Habe aber seit den 90ern kein späteres mehr gespielt. Bin irgendwie dann eher bei Aufbauzeugs wie Port Royal, Industriegigant, Transportfever aber auch bei vielen Rundenstrategie und Taktikgames wie UFOs Unknown Enemies, Xenonauts, Civilization hängen geblieben. Hab mich nach Monkey Island und Simon an einigen Sierradingern versucht und die haben mir irgendwie den Spielspaß an Adventures verdorben. Aber nix für ungut.
Ja, Sierra-Spiele sind ein Thema für sich. 😉
Heutzutage gibt es übrigens auch viele gute neue Adventures. Und rate mal, wo du dich am besten darüber informieren kannst? 😀
Ich wette, daß das nicht dioe Konkurenz isrt? 😉
Danke für die „Warnung“. Das werde ich wohl eher auslassen. Ich brauche zwar den Pixellook nicht, ich hatte damals beim Wechsel des Stils von Monkey Island 2 zu 3 auch kein Problem. Selbst an Return to Monkey Island habe ich sehr gute Erinnerung, weil die Geschichte, das Rätseldesign und die Figuren mich meine Abneigung gegen den Grafikstil haben vergessen lassen.
Aber hier? Den Stil finde ich absolut unpassend, die Geschicht scheint egal zu sein und die Rätsel scheinen auch eher „meh“ zu sein.
Auch ich mochte Monkey Island 3 oder Return to Monkey Island. Bei Simon the Sorcerer Origins bin ich mit dem Stil jetzt auch nicht unzufrieden, hätte mir aber was anderes vorgestellt.
Aber ja, das hier ist kein „Must Play“.
Alles in allem schade, schade. Ich hätte es mir trotzdem gekauft aber leider gibt es das (noch?) nicht auf GOG. Die Box-Version mit dem Steam Key ist für mich daher auch raus, bliebe die PS5 Version aber ich spiele doch kein Point-and-Click Adventure mit Controller – das grenzt an Blasphemie!
Der Pixel-Look der ersten beiden Teil ist nicht nur wunderschön, das wäre noch untertrieben, er ist zauber-haft, ihr versteht „Zauber“ (Haha). Wer über den Kalauer jetzt nicht lachen konnte: Die ersten beiden Spiele haben mir gerade berichtet, dass sie von euch nicht gespielt werden möchten! 😂
So bleibt ein mittelklassiges Spiel mit Fehlern, die in dieser Form schon bekannt genug sein dürften, zum Beispiel mit den fehlenden Hinweisen, und die viele kostenlose AGS-Adventures besser machen, ein enttäuschenden Ende (Ich vermute Zeitreisen oder Gedächtnisverlust, damit kann man ja immer alles irgendwie erklären, wobei es hier ganz bestimmt in Zusammenhang mit einem mächtigen Zauber oder einer Nebenwirkung eines solchen gebracht werden wird)
Sobald ich das aber auf GOG sehe, ist es trotzdem meins, meiiiiins, MEIIIIIINSS.
Ich spiele Adventures gerne mit dem Controller, aber auch gerne mit der Maus. Hier klappt ja beides ganz gut.
Ich möchte deine Spekulationen zum Ende jetzt nicht bestätigen, aber du liegst nicht völlig daneben! 😉
„ER HAT CONTROLLER GESAGT! STEINIGT IHN!!!!“ Um ein Filmzitat zu missbrauchen 😀
Sind hier etwas Controller anwesend?
Rübennase!!! 😀
Ich erinnere mich an Simon 1 am Amiga, von Soft&Sound ausgeliehen. Und damals nur vielleicht 10 Screens gesehen aus Intelligenzmangel. Aber die Atmo war geil, die Musik war geil (mit den Samples, die bei höhreren Tonhöhen schneller gespielt wurden) und die Entwickler waren geil (zumindest nach Interview auf Stayforever?)
Na ja, die Adventure-Logik war damals auch wirklich übel. Das hat nicht mit Intelligenzmangel zu tun, behaupte ich jetzt mal. 🙂
Ansonsten stimmte ich dir bei den anderen Punkten zu 😉
Das Spiel überzeugt visuell nur teilweise. Die Grafik an sich ist schön gestaltet und fängt die Atmosphäre der alten Spiele gut ein, allerdings zerstört das ständige Heranzoomen oft die Übersicht. Dadurch gehen Details verloren, und man verliert leicht den Überblick darüber, was im Bild eigentlich wichtig ist. Hinzu kommt, dass manche spielrelevanten Texte nur einmal erscheinen, was zu unnötiger Verwirrung führt, wenn man später nicht mehr genau weiß, was damit gemeint war.
Das Rätseldesign wirkt unausgewogen: Es ist überfrachtet mit einer neuen Mechanik, die kaum sinnvoll eingesetzt wird. Statt die klassischen Knobelelemente zu verfeinern, verliert sich das Spiel in komplizierten, aber wenig befriedigenden Aufgaben. Simons aktive Zauberei fügt sich ebenfalls nicht gut ein und erinnert daran, warum spätere Teile darauf verzichtet haben. Als Prequel hätte man außerdem mehr mit Sordid machen können, da dieser kaum genutzt wird, obwohl er doch einer der zentralen Gegenspieler sein sollte.
Der finale Kampf zieht sich in die Länge und ist durch die Beschränkung auf nur einen Fehler eher frustrierend als spannend. Trotzdem gelingt es dem Spiel, die typische, leicht schräge Stimmung der Reihe einzufangen, und Erik Borner bleibt als Stimme von Simon eine sympathische Konstante. Insgesamt bleibt ein zwiespältiger Eindruck: charmant in Ansätzen, aber mit schwachem Rätseldesign und unrunden Ideen – am Ende solide, aber nicht mehr als eine 6 von 10.