Dieses neue Abenteuer für Fellnasen-Freunde macht aus meiner Sicht einiges richtig, aber leider auch vieles falsch. Die Gründe dafür nenne ich euch in dieser Spielebesprechung.
Titel: | Scott Whiskers in: the Search for Mr. Fumbleclaw |
Erscheinungsdatum: | 20.03.2024 |
Plattformen: | Windows, MacOS, Linux. PS4, PS5, Switch, XBox Series X|S |
Entwickler / Herausgeber: | Fancy Factory / Fancy Factory |
Homepage: | https://www.scottwhiskers.com/ |
Meine Vorliebe für Solo-Adventure-Projekte kann ich wohl spätestens seit meinen Empfehlungen für Dreams in the Witch House oder Abscission nicht mehr verstecken. Diese Art von Spielen zeichnen sich dadurch aus, dass das gesamte Werk von einer Person erdacht und erstellt wird und so weitestgehend der Vision des Machers entspricht. Dabei kann es schon vorkommen, dass Grafiken oder Musikstücke von anderen Personen beigesteuert werden, die Entscheidungen liegen aber immer in der Hand des einen kreativen Masterminds.
Einen ähnlichen Fall haben wir auch bei Scott Whiskers in: the Search for Mr. Fumbleclaw vorliegen. Das kürzlich erschienene klassische Point-and-Click-Adventure aus deutschen Landen stammt vom Indie-Studio Fancy Factory, das sich bisher auf Handy-Spiele konzentrierte. Dahinter steckt der Entwickler Axel Friedrich, der sich als langjähriger Adventure-Fan mit der Umsetzung von Scott Whiskers einen Traum verwirklicht hat. Für die Finanzierung konnte er sich im letzten Jahr via Kickstarter ca. 13.000 Euro sichern. Die gesamte technische Umsetzung sowie die 3D-Animationen stammen von ihm, für die 2D- und 3D-Grafiken, dem Sound sowie der Musikuntermalung erhielt er externe Unterstützung.
Haben Sie diese Katze gesehen?
Der Titel des Spiel verrät schon ganz gut, worum es geht: In der Rolle von Scott Whiskers, einem Angestellten im örtlichen Tierheim, seid ihr auf der Suche nach dem verschwundenen Kater Mr. Fumbleclaw. Die Besitzerin, Lady Longbottom, ist untröstlich, sollte das weiße Fellknäuel doch demnächst für einen Triumph im legendären Katzen-Schönheitswettbewerb „Ricky’s Finest“ sorgen. So entspinnt sich eine Art klassische Detektiv-Geschichte, in der ihr den Aufenthaltsort des „gecatnappten“ Katers herausfinden und die Hintergründe des Verschwindens aufklären müsst.
Auf eurer Suche trefft ihr einige schräge Charaktere und führt mit ihnen teils sehr ausschweifende Gespräche, besucht eine kleine zweistellige Anzahl an Schauplätzen (immer wieder) und löst typische, nicht allzu schwere Adventure-Knobeleien wie etwa Inventar-Rätsel. Ihr könnt selbstverständlich nach bester Adventure-Logik beliebig viele und sperrige Gegenstände wie Besenstiele o. ä. in eurer Hose mitführen.
Technisch saubere Umsetzung
mit vielen Schwächen auf anderen Gebieten
Bevor wir zu meinen Kritikpunkten kommen, möchte ich zunächst einmal die gute technische Umsetzung loben. Das Spiel lief bei mir stabil ohne Abstürze und bietet eine bequeme und durchdachte Maussteuerung. Auch das Spielen auf dem Steam-Deck funktioniert, allerdings habe mich ich mit der Controller-Steuerung nicht zurechtgefunden und bin daher wieder auf die klassische Touchpad-Steuerung zurück gewechselt. Ihr könnt jederzeit speichern, mit beliebig vielen Speicherpunkten. Die Dialoge lassen sich per Klick abkürzen und auch die Laufgeschwindigkeit erhöht sich per Doppelklick. Ihr könnt euer Inventar ganz einfach mit dem Mausrad aufziehen und auch an eine Kartenfunktion zum schnellen Teleportieren wurde gedacht. Insgesamt wirklich sehr löblich.
Leider konnte ich mit der grafischen Umsetzung nicht viel anfangen. Die hochauflösenden, gezeichneten Hintergründe sind zwar farbenfroh und detailliert gestaltet, wirken aber alles andere als professionell. Die darauf platzierten 3D-Figuren fügen sich zwar ganz gut ein, wirken auf mich aber doch sehr steril und steif. Bei den Animationen wurde auch häufiger gespart und die gute alte Schwarzblende eingesetzt, was den Gesamteindruck noch weiter trübt.
Der für mich größte Minuspunkt liegt leider bei den Dialogen. Nicht, dass diese allesamt schlecht geschrieben wären, aber sie sind einfach quälend, elendig, unfassbar lang. Ich habe es wirklich nicht ausgehalten und die bei mir auf Deutsch eingestellten Gespräche immer wieder per Mausklick abgekürzt, was zum Glück ganz gut funktioniert hatte. Die Texte fielen mir nicht negativ auf, allerdings gefiel mir der Großteil der Synchronstimmen, inklusive der des Hauptcharakters ganz und gar nicht. Die Musik im Hintergrund war so unauffällig, dass ich mich schon kurz nach Beenden des Spiels nicht mehr an sie erinnern konnte.
Dann muss ich gestehen, dass ich die Geschichte äußerst belanglos fand und sie mich kaum zum Spielen motiviert hat. Die Charaktere inklusive der Spielfigur fand ich zumeist uninteressant. Richtig schlimm fand ich die unendlich vielen Adventure-Anspielungen, wie sie in Fan-Adventures von vor 20 Jahren angesagt waren. Bitte, liebe Entwickler, spart euch diese Dinge in Zukunft. Wir Adventure-Spieler mögen zwar Indy, müssen aber nicht in jedem Spiel einen Fedora-Hut mit Peitsche rumliegen sehen. Auch der Humor hat bei mir selten gezündet, was bei einem Comedy-Adventure dann besonders negativ ins Gewicht fällt. Ein paar Stellen fand ich dann aber doch gelungen, wie z. B. das kleine Mädchen, das Horrorfilme liebt, oder den Polizisten, der von seinem Vorgesetzten gezwungen wird, Police Quest 1 zu spielen und dabei den Horror von (frühen) Sierra-Adventures erlebt.
Fazit
Ich gebe zu, die letzten Zeilen hören sich wirklich vernichtend an, aber trotzdem sind gute Ansätze in dem Spiel zu finden. Besonders die technische Umsetzung und die leicht anmutenden Rätsel könnten Adventure-Einsteiger oder Casual-Freunde freuen. Vielleicht kommt die Comic-Grafik und der Humor bei anderen Spielern ja besser weg als bei mir, das ist letztendlich Geschmackssache. Für mich war Scott Whiskers unter dem Strich eine Enttäuschung.
Wenn ihr euch selbst ein Bild von Scott Whiskers machen möchtet, findet ihr auch eine Demoversion auf vielen gängigen Plattformen, wie Steam, GOG oder den Konsolen-Stores. Die Vollversion liegt bei ca. 15 Euro, bietet etwa 8 Stunden Beschäftigung sowie deutsche Texte und Sprachausgabe.
Ich finde schon die grafische Gestaltung gruselig. Das hat wirklich was von Fan-Adventure von vor 20 Jahren. Und wieso müssen Zimmer wo Mädchen schlafen eigentlich immer rosa sein?
Aber am schlimmsten sind halt wirklich diese „popkulturellen Anspielen“ und Zitate. Das hat für mich immer was von „Ich habe keine interessante eigene Welt, also klau ich mir von hier, hier und hier etwas“. Und es versucht auf billigste Weise nostalgische Gefühle zu wecken. Wie, wenn jemand den xten Star Wars Gag erzählt und „Kennste, Kennste?“ fragt.
Ganz so schlimm ist es zwar nicht, aber ich verstehe, was du meints. 😉
Vielen Dank für den Test. Deine Entschätzung trifft ziemlich genau den Eindruck, den ich damals von der Demo gewonnen und deshalb meine Finger vom Kickstarter gelassen hatte.
Die Grafik finde ich auch nicht prickelnd, aber darüber hätte ich hinweggesehen, wenn mir der Rest zugesagt hätte.
Leider haben da aus meiner Sicht mehrere Dinge nicht gepasst. Vielleicht die Gelegenheit, in einem zweiten Adventure aus den angesprochenen Punkten zu lernen?
Ich hatte das Spiel „gebackt“. Über die Grafik konnte ich auch noch relativ gut hinwegsehen, aber die elend langen Texte haben mich nach ca. 2 Stunden tierisch genervt. Gut, dass sie mit einem Mausklick zu überspringen sind.
Ja, das stimmt. Noch besser hätte mir gefallen, den gesamte Dialog per ESC-Taste überspringen zu können. Hast du denn nach 2 Stunden abgebrochen oder dich später nochmal rangetraut?
Ich finde mich in Deinem Review total wieder, hatte große Hoffnungen in das Spiel gesetzt, nur leider war es dann total enttäuschend. Hat mich überhaupt nicht abgeholt, genau wie die Demo. Hab nach nicht einmal einer Stunde aufgegeben…
Vielleicht setze ich mich doch noch einmal ran, aktuell aber nicht…
Ich finde leider das es gruselig ausschaut… 🙁 Ist das mit der Visionaire Engine gemacht? Da wirken Games mit wenig Budget leider immer so grausig was die Grafik betrifft … Selbst Dunkle Schatten 2 aus den 90igern war schöner anzusehen.
Ist nicht mit Visionaire gemacht, soweit ich weiß. Ich glaube fast, das ist eine eigene Engine.
Die Grafik liegt doch immer in der Hand der Entwickler und hat nur ganz, ganz selten (und auch eher nur bei 3D Projekten) etwas mit der Engine zu tun.
Bei Visionaire importiert man die eigenen Grafiken. In der Engine selbst kann man keine Grafiken erstellen. D.h. alles was in Punkto Grafik rauskommt, haben die Entwickler selbst reingesteckt.^^