Kreuzzüge! Die sieben Todsünden! Unschuldige, Dirnen, Priester, Hunde! Das Personal, das Saga of Sins auffährt, lässt auf einen gelungenen Titel hoffen. Und auch die Optik, die sich an Kirchenfenstern und Hieronymus Bosch orientiert, sticht aus dem Strom an Neuerscheinungen heraus. Aber ob aus all diesen Zutaten auch ein gelungenes Spiel gestrickt wurde, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Das deutsche Studio Bonus Level Entertainment bringt mit diesem Spiel sein je nach Zählung zweites oder viertes Spiel auf den Markt. Neben dem launigen Fox N Forests entwickelte es noch die beiden Intellivision-Titel Shark! Shark! und Finnigan Fox, die auf ihre Veröffentlichung warten. Nach all diesen tierischen farbenfrohen Titeln schlägt Saga of Sins düsterere Saiten an: Ihr übernehmt die Rolle des von den Kreuzzügen heimgekehrten Klerikers Cecil. Sein Heimatort Sinwell wurde von der Pest heimgesucht. Ob es daran lag, dass die Bewohner sich den sieben Todsünden hingegeben haben? Das vermutet der ortsansässige Kleriker Ulric. Er trägt Cecil auf, in die Gedanken der verdorbenen Bewohner einzudringen und sie zu läutern. Nach anfänglichen Bedenken stimmt Cecil zu.
Glas-Monster
In so einem mittelalterlichen Kopf geht es anscheinend ganz schön wild zu. Denn wenn sich Cecil dort materialisiert, wehren sich die bösen Gedanken dagegen, ausgetrieben zu werden. Dämonische Gegner stellen sich ihm entgegen, Abgründe lauern, Dornen knabbern an Cecils knapper Energie. Ein Glück, dass er auch nicht ganz wehrlos ist: Er taucht in diesen Gedankenwelten als eine von vier mystischen Gestalten auf, die unterschiedliche Eigenschaften haben. Beginnt Cecil noch als Wolf, der magische Projektile verschießt (hey, von Logik hat keiner was gesagt), schaltet er später noch einen Gargoyle und einen Greifen frei. Um Figur vier machte das Studio im Vorfeld ein großes Geheimnis, daher nehme ich das an der Stelle auch nicht vorweg. Klar, dass Cecil nur mit den kombinierten Fähigkeiten der Gestalten alle Geheimnisse der Level erkunden kann. So kann nur der Greif an rankenbehangenen Wänden klettern. Allen Gestalten gleich ist der Power Dash, der durch getötete Gegner oder im Level verteilte Tauben-Symbole aufgeladen wird und der euch über größere Abgründe oder durch Monster-Ansammlungen hilft.
Das christliche Setting zieht sich dank Buntglas-Optik und Speicherpunkten in Form von Marien-Statuen durch das ganze Spiel. Weitere Marien-Bildnisse stehen in der Hub-Welt und dienen gleichzeitig als Schnellreise-System und als Skilltree. Denn natürlich sammelt ihr in den Spielwelten Geld aus Truhen und von erledigten Gegnern auf, mit dem ihr eure immer knapp bemessene Lebensleiste verbessern könnt. Oder die Flamme des Greifen erweitert. Oder den Power Dash verlängert. Oder oder oder. Das Geld ist also immer knapp, kann aber manchmal auch im Hub-Bereich gefunden werden. Denn ab und zu ist im Beichtstuhl der Kapelle ein Dieb zu finden, der erst die Geldbörsen der Bewohner erleichtert hat und nun selbiges mit seinem Gewissen tun möchte.
Offenbar ist Neid meine Sünde
Neben den sündigen Bewohnern gibt es auch einige unschuldige Seelen, in deren Gedanken wir ausnahmsweise keine Gegner besiegen müssen, aber dafür mit kleineren Rätsel-Einlagen konfrontiert werden. Das kann von unsichtbaren Wänden bis hin zur gedrehten Steuerungen gehen. Oder der Boden bildet plötzlich die Decke und wir müssen nach “unten” hüpfen. Auch gibt es zwei Stufen der Sünder. Haben wir zum Beispiel alle neidischen Bewohner kuriert, dürfen wir den Endgegner dieser Kategorie bezwingen, der ebenfalls wieder ganz eigene Anforderungen an den Spieler stellt.
Die Hintergrundgeschichte des Spiels wird in kurzen Dialogen innerhalb der Spielgrafik weiter gesponnen, ist aber nicht weiter aufregend. Nach jedem Level gibt es ein leicht bewegtes Bild und Cecil sinniert aus dem Off über die Aufgaben, die nun hinter ihm und noch vor ihm liegen. Was mich am meisten begeistert hat, ist neben den wirklich hervorragenden Stimmen die Grafik des Spiels. Alles ist stimmig und speziell die Art und Weise, wie hier mit Licht gearbeitet wird, ist immer wieder ein Hingucker. Gerade die Level, in denen Gier thematisiert wird, glänzen auch mit einer ebenso verstörend wie faszinierend wirkenden Hintergrund-Grafik, in der sich Schweine der Völlerei hingeben.
Fazit
Saga of Sins gibt sich in keinem Bereich ein Blöße. Von der Präsentation über die Steuerung bis hin zur Story ist alles rund. Die im Laufe des Spiels freigeschalteten Kreaturen ergänzen sich gut und sorgen für gelungene Denksport-Einlagen. Fans des Genres können also bedenkenlos zugreifen, Anfänger wie der Autor dieser Zeilen müssen aber damit rechnen, dass sie im Laufe des Spiels an ihre akrobatischen Grenzen stoßen.
- 2D-Action-Adventure für PC, PS4, PS5, Switch und Xbox Series X|S
- Einzelspieler
- Für Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis
- Preis 19,99 Euro
- In einem Satz: Faszinierende Optik trifft auf anziehenden Schwierigkeitsgrad
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 29. März 2023 auf GamersGlobal.de