RetroRealms: Ash vs. Evil Dead

Dieser Artikel ist Teil der DKSN-Halloween-Woche 2024.

Als Videothekenkind der 90er Jahre wurde ich natürlich mit unzähligen Horrorfilmen aus den 70er und 80er Jahren beglückt. Jugendschutz? Gab es in unserem Haushalt zum Glück nicht – wir konnten selbst entscheiden, was wir uns beim Medienkonsum zutrauten. Und so wurde ich natürlich mit den großen Klassikern sozialisiert: Carrie, Es, Pet Semetary, Halloween, Hellraiser, Chucky und natürlich die Evil Dead-Trilogie von Sam Raimi. Dass ich all diese Filme im zarten Alter von 8 bis 10 Jahren gesehen habe, hat mir offensichtlich nicht geschadet.

Vor allem die Evil Dead Filme gehören bis heute zu meinen Favoriten: War der erste Teil noch ein ernsthafter Splatterfilm mit kleinem Budget, so wandelten sich die beiden späteren Filme zu Satiren mit zahllosen kultigen wie witzigen Szenen und herrlichen Onelinern. In der Rolle seines Lebens: B-Movie-Legende Bruce Campbell als Ash Williams, der zwar hier und da etwas trottelig daherkommt, aber gleichzeitig verdammt gut darin ist, dem Bösen mit Kettensäge und Schrotflinte in den Hintern zu treten. Eigentlich könnten Evil Dead 2 und 3 auch als Superheldenfilme durchgehen.

Und während die Evil Dead-Filme hierzulande bei konservativen Jugendschützern und Politikern für Kopfschütteln sorgten – und als Aufhänger für eine eher peinliche Diskussion über „Gewaltfilme in Videotheken“ dienten – wurde die Reihe im Rest der Welt zum Kult, der die Popkultur nachhaltig prägte. Es folgten Videospiele, unendlich viel Merchandise, ein Musical, wirklich gute Remakes in den Jahren 2013 und 2023 und mein persönliches Highlight: Ash vs. Evil Dead, eine Serie in drei Staffeln, die zwischen 2015 und 2018 produziert wurde. Bruce Campbell kehrte darin in seine alte Rolle zurück und das Evil Dead-Universum wurde stark erweitert. So lernten die Zuschauer etwa die Autorin des Necronomicon sowie Ashs Heimatstadt kennen.

Im Oktober dieses Jahres erschien mit RetroRealms eine kleine Sammlung mit zwei Spielen, die auf Ash vs. Evil Dead sowie auf Halloween basieren. Entwickler ist das kalifornische Studio WayForward, das insbesondere seit den 2000ern einen beeindruckenden Track Record in Sachen Pixel-Hüpferei und -Ballerei vorzuweisen hat. Darunter auch richtig gute Lizenzversoftungen und in der Tat gehörte das Studio in den 2000ern und frühen 2010ern zu meinen Lieblingsstudios. In diesem Artikel beschäftige ich mich mit dem Evil-Dead-Teil von RetroRealms.

RetroRealms fungiert als eine Art 3D-Hub für beide Spiele. Beide Spiele werden einzeln als DLC für jeweils 25 Euro verkauft. Ob in Zukunft noch weitere Spiele hinzukommen, hängt sicherlich auch davon ab, wie gut sich Ash vs. Evil Dead und Halloween verkaufen. Auf jeden Fall kann man, wenn man beide Spiele gekauft hat, im Halloween-Spiel als Ash Williams und umgekehrt im Evil Dead-Spiel als Michael Myers spielen.

Die Story des Evil Dead-Spiels ist nicht weiter erwähnenswert: Ein Overlord der Unterwelt stiehlt das Necronomicon und will damit die Weltherrschaft an sich reißen. Ash schnappt sich daraufhin seine Kettensäge und durchläuft zehn Level, die den Schauplätzen der Serie nachempfunden sind. Dabei lauft ihr von links nach rechts und zerteilt mit der Kettensäge Zombies und Monster in kleine, handliche Stücke. Außerdem kann man Sekundärwaffen wie Dolche finden, mit denen man Gegner aus der Ferne angreifen kann.

Das Gameplay ist recht flott, so ist Ashy Slashy auf seine alten Tage flink unterwegs, beherrscht Wandsprünge und metzelt sich wild durch die Gegend. Außerdem können wir jederzeit kurz in die Unterwelt wechseln, um Plattformen sichtbar zu machen oder Wände verschwinden zu lassen. Allerdings sind in dieser Realität die Gegner zahlreicher und gefährlicher.

Neben den üblichen Sekundärwaffen und Heilgegenständen lassen besiegte Gegner auch Geld fallen. Damit lassen sich zwischen den Levels neue Aktionen kaufen oder Lebensenergie und Munition aufstocken. Mit den Tickets kann man im 3D-Hub ein kleines Museum mit Gegenständen aus der Serie freischalten. Außerdem gibt es in einem Nebenraum kleine Interviewvideos mit den Entwicklern des Spiels.

Wie ihr in der Bildergalerie sehen könnt, ist die Pixelkunst auf gewohnt hohem Niveau. Sehr gut gefallen haben mir auch die animierten Hintergründe – zum Beispiel Monster, die ihre Opfer in kleine Stücke reißen. Natürlich gibt es auch jede Menge Pixelblut, so dass es sich gut anfühlt, sich durch die Welt zu schnetzeln.

Der Schwierigkeitsgrad ist allerdings nicht ohne. Ab dem sechsten von zehn Levels steigt er merklich an und man muss sich durch Horden von Gegnern kämpfen und dabei auf Flammen und einstürzende Plattformen achten. Definitiv nichts für Anfänger und hier wären verschiedene Schwierigkeitsgrade nicht schlecht.

Der größte Kritikpunkt neben den fehlenden Schwierigkeitsgraden ist jedoch die Preisgestaltung. Noch einmal zur Klarstellung: Für 25 Euro bekommt ihr nicht beide Spiele, sondern nur eins. Wer auch das Halloween-Spiel haben möchte, muss 50 Euro bezahlen. Außerdem gibt es noch weitere DLCs für einzelne Charaktere. Das ist für zwei Spiele mit jeweils 10 Levels und einer Spielzeit von je unter einer Stunde viel zu teuer.

Fazit

Es fällt mir wirklich schwer, eine Empfehlung auszusprechen. Das Gameplay selbst und die Präsentation sind auf dem guten Niveau, das man von WayForward gewohnt ist. Der hohe Schwierigkeitsgrad und das Fehlen von Schwierigkeitsstufen wird jedoch bei weniger Geübten – oder bei denen, deren Reaktionsgeschwindigkeit aufgrund des fortgeschrittenen Alters nicht mehr so schnell ist – zu Frustration führen. Liebe Spieleentwickler: Eure Zielgruppe mit diesen Spielen sind nicht die 20-Jährigen, sondern ein bis zwei Generationen älter, und mit der Zeit lassen bei vielen Menschen die Reflexe nach.

Es ist jedoch die freche Preisgestaltung, die hier die Empfehlung verhindert. Für 50 Euro sind beide Spiele schlicht zu kurz und sich im übrigen auch zu ähnlich. Mag sein, dass die Lizenzen nicht ganz billig sind, trotzdem muss man sich auch damit messen, dass viele retro-inspirierte Plattformer eben keine 25 Euro aufrufen und dann nur 10 Levels bieten.

Wenn beide Spiele mal im stark reduzierten Sale zu haben sind, könnt ihr gerne zugreifen – insbesondere wenn ihr Fans der Marken seid. Aber zum Vollpreis? No Way – da könnt ihr das Geld in wesentlich längere und ausgefleischtere Spiele investieren.

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Über Nischenliebhaber

Ostdeutsches Videothekenkind der 90er Jahre. Liebt Spiele- und Retrokultur ebenso wie subkulturelle Musik aus aller Herren Länder und lange Spaziergänge durch dunkle Wälder des Erzgebirges.

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One Comment on “RetroRealms: Ash vs. Evil Dead”

  1. Grundsätzlich mag ich die Optik von diesen Retro Realms-Titeln, aber wie du schon festgestellt hast: 50 Euro für beides kommt mir doch etwas viel vor. Zumal ich mir da noch einen Koop-Modus wünschen würde.

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