Ready or Not – S.W.A.T.-Taktikshooter der Extraklasse

Ready or Not Teaser

Der Beitrag “Spiele-Check: Ready or Not – S.W.A.T.-Taktikshooter der Extraklasse” erschien zuerst am 11.01.2024 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Im Dezember hat der S.W.A.T.-Taktikshooter Ready or Not den Early Access verlassen. Mit vier KI-Kameraden oder im Multiplayer stellt ihr euch mit einer S.W.A.T.-Einheit im fiktiven Los Sueños gefährlichen Einsätzen. Der Titel des irischen Entwicklers Void Interactive setzt auf Authentizität – nicht nur beim Motion-Capturing und der detailreichen Spielwelt, sondern auch bei den Einsatzszenarien soll also ein Realismus-Gefühl vermittelt werden. Ob die spielerische Begegnung mit der brutalen Realität Spaß macht, verrate ich euch im Check.

Einführung

Ein Tutorial vermittelt die grundlegenden Mechaniken im simulierten Hauskampf und auf dem Schießstand, den ihr auch später zum Ausprobieren der Waffen besuchen solltet. Neben den typischen Shooter-Mechaniken gibt es auch Besonderheiten wie das Inspizieren des Magazins auf den Füllstand, den seht ihr nämlich nicht im Interface. Ziemlich cool sind die Headcams, dank derer ihr euch oben rechts die Sicht eines Kameraden einblenden könnt. Über den mittleren Mausknopf (alle Hotkeys sind auch frei belegbar) aktiviert ihr das kontextsensitive Befehlsmenü. Befehle gebt ihr an alle oder eines der beiden Zwei-Mann-Teams. Das schnell hinzubekommen, ist Übungssache. Tipp: Mit dem Drittanbieter-Tool Voice Attack definiert ihr (nicht nur in Ready or Not) Sprachbefehle und könnt so bestimmte Aktionen durchführen. Bereits mit der Demoversion bot mir das einen echten Mehrwert.

Practice- und Commander-Modi

Ready or Not bietet zwei Modi. Im Übungs-Modus startet ihr von der Polizeiwache aus den Einsatz eurer Wahl. Die müsst ihr erst der Reihe nach freispielen und könnt sie dann jederzeit wiederholen. Dabei sammelt ihr Punkte und schaltet immer mehr kosmetische Items frei, wie andere Schuhe. Zugriff auf das volle Waffenarsenal habt ihr aber auch so.

Auch im Commander-Modus könnt ihr Missionen wiederholen, müsst euch aber zusätzlich um das Wohlergehen eurer Kameraden kümmern. Nach stressigen Einsätzen brauchen sie schonmal eine Pause oder müssen gar in Therapie. Diese Ausfälle, ganz zu schweigen vom dauerhaften Ausfall, tun doppelt weh, da die Mitglieder der Einheit im Level aufsteigen und so Veteranen-Fähigkeiten freischalten. Ein Polizist kann Verbrecher dann eher zur Aufgabe bewegen, ein anderer wird Paramedic und wieder ein Dritter erhöht zum Beispiel die Treffsicherheit des Teams. Ihr schaltet zum Glück immer mehr Slots für Rekruten frei, sodass ihr rotieren könnt. Der Commander-Modus fesselt mich mehr, denn es steht mehr auf dem Spiel. Eine übergreifende Geschichte spart Ready or Not aus, der Fokus liegt auf den Einsätzen.

Hartes Spiel zur harten Realität und KI

Ready or Not beschönigt in den Missionen nichts – bis auf eine meines Erachtens leicht erhöhte Durchhaltefähigkeit der Polizisten im normalen Modus. Wie es sich für einen Taktikshooter gehört, führen bereits wenige Treffer und leichte Fehler zum Ableben der Pixelhelden. Die Einsätze sind teilweise ziemlich knackig. Und schon bevor es zur Action kommt, solltet ihr bei der Ausrüstungswahl (die ihr auch mit eigenem Namen speichern und jederzeit wieder auswählen könnt) das Mission-Briefing berücksichtigen. Das Verhalten der KI-Mitspieler ist erstaunlich gut. Befehle werden befolgt, die KI-Kameraden geben ständig Informationen, beispielsweise zu einer rechts gelegenen Öffnung wenn sie einen Raum stürmen. Wenn ihr den Befehl zum Positionieren an der Tür gebt und im Weg steht, werdet ihr gebeten, Platz zu machen. Die Bewegungsabläufe sehen dank Motion-Capturing spitze aus und das Absicherungsverhalten passt auch. Räumlichkeiten werden, ohne weitere Befehle, bis zum nächsten „Hindernis“ wie einer geschlossenen Tür durchkämmt. Das sind manchmal ziemliche Distanzen. Da agiert ihr im Multiplayer deutlich vorsichtiger.

Die Einsätze selbst sind harter Tobak, denn hier werdet ihr mit sehr finsteren Themen konfrontiert: Das startet schon mit dem vertonten Briefing, in dem ihr auch Notrufe oder Zeugenaussagen anhören, die Karten anschauen und Markierungen machen oder euch einen Überblick über die vor Ort vermuteten Personen verschaffen könnt. Ihr habt immer mehrere Missionsziele, zum Beispiel Zivilisten schützen, Verhaftungen vornehmen, Beweise sichern und natürlich überleben. Nach dem Briefing kämpft ihr euch zum Beispiel durch eine Drogenhölle, seht Hinterbliebene verzweifelt Angehörige anrufen, oder „swatted“ einen Streamer. Selbst Kinder sind involviert, sowohl direkt (und sie können umkommen, wenn ein Einsatz schief läuft) als auch indirekt, zum Beispiel wenn ihr einen Pornoring aushebt… Wer beim Spielen eines Taktik-Shooters nicht mit diesen und anderen Grausamkeiten konfrontiert werden will, sollte einen großen Bogen um Ready or Not machen.

Void Interactive schreckt auch nicht davor zurück, euch in einem Szenario auf Sprengfallen legende Amokläufer (beziehungsweise „active shooter“ im Englischen) in einem Community College anzusetzen. Das muss man nicht mögen, aber letztlich sind alle Missionen von realen Szenarien für SWAT-Teams inspiriert. Das Schicksal von Opfern bei beispielsweise Tankstellenüberfällen oder Amokläufern ist immer schrecklich. Void Interactive macht hier letztlich keine halben Sachen. Und die Entwickler sorgen auch dafür, dass die Spieler in diesem Rahmen nicht einfach losballern. Der Tod von Zivilisten kostet Punkte und wenn ihr absichtlich Unschuldige ermordet, geht euer Team auf euch los. Selbst Verbrecher dürft ihr nicht einfach abschießen, sondern müsst versuchen, sie mit diversen Mitteln zum Aufgeben zu zwingen. Ihr dürft das Feuer grundsätzlich nicht eröffnen, nur erwidern. Zudem sind die Gegner in Bewegung keine simplen Zielscheiben. Türen blockieren kann sich lohnen. Und ihr müsst aufpassen, denn selbst ein Verbrecher, der sich vermeintlich ergeben hat und kniet, kann plötzlich doch noch eine Waffe zücken und euch angehen. Die Täter stellen sich auch schonmal nur tot! Immerhin habt ihr genug Kabelbinder dabei.

Multiplayer und Mods

Der Multiplayer-Modus, in dem ihr das Team nicht mit KI-Kameraden auffüllen könnt, spielt sich etwas anders. Klar, ihr braucht jemanden, der die Ansagen macht und alle Beteiligten sollten auch stets melden, was gerade los ist. Befehle über Menüs werden keine gegeben. Dadurch nehmt ihr im Multiplayer eine insgesamt aktivere Rolle als im Einzelspieler-Modus ein, bei dem ihr vergleichsweise mehr Zeit damit verbringt, eure Leute zu koordinieren statt selbst aktiv zu werden.

Wir haben mit Mods gespielt: Ausdifferenziertere KI, mehr Blut und Freischaltung der kompletten Ausrüstung. Eine große Auswahl an Mods lässt sich einfach ingame hinzufügen. Ihr sammelt dann aber keine Punkte mehr für euren offiziellen Score und könnt eventuell nicht alle Achievements freischalten. Wollt ihr wieder „Vanilla“ spielen, „entfolgt“ ihr der Mod im Spiel wieder. Ich musste dann aber noch händisch Dateien löschen und die Integrität der Daten verifizieren, was auch nochmal einen Download erfordern kann. Etwas umständlich, zumal alle Spieler im Multiplayer den gleichen Mod-Stand benötigen.

Fazit

Als Fan der Serie S.W.A.T. war ich besonders gespannt auf Ready or Not. Jetzt bin ich fasziniert und extrem angetan – begeistert erscheint mir angesichts der Tragik diverser Einsätze eine unpassende Beschreibung. Die Atmosphäre in der Polizeistation beim Briefing und erst recht in den Einsätzen mit den sehr detailliert ausgestalteten Örtlichkeiten ist zum Schneiden dicht, der Schwierigkeitsgrad hoch, eure Optionen bei Ausrüstung und Vorgehen vielfältig. Dabei könnt ihr euch bereits im Singleplayer gehörig austoben. Besonders packend ist der Commander-Modus, optional mit nur einem Leben. Trotz insgesamt guter KI und Mittendrin-Gefühl hat mir der Multiplayer sogar noch mehr Spaß gemacht.

Die Einsätze, die ihr sogar im Replay anschauen könnt, haben durch die überwiegend andere Gegnerplatzierung kombiniert mit der Hatz nach besseren Scores und Zeiten, auch einen guten Wiederspielwert. Und für das Achievement Medal of Honor müsst ihr alle Einsätze mit der Bestnote abschließen, viel Erfolg damit! Auch eine komplette Partie im Ironman-Modus wird belohnt.

esonders positiv hervorheben muss ich die Konsequenz und Schonungslosigkeit, mit der Void Interactive die Einsätze gestaltet hat, statt einen „Abenteuerspielplatz SWAT“ zu inszenieren. Die Erfordernisse des Schutzes jedweden Lebens (natürlich mit Vorrang der Opfer und dann des eigenen Teams) wurden dabei adäquat eingebaut. Jeder Taktik-Shooter-Fan, egal ob Single- oder Multiplayer, dem Ready or Not nicht vielleicht doch zu realitätsnah ist, sollte in Los Sueños auf Verbrecherjagd gehen.

  • Taktikshooter
  • Für Fortgeschrittene und Profis
  • Einzel- und Mehrspieler
  • 49,99 Euro
  • In einem Satz: Unglaublich detailreiche Level, realitätsnahe und teils extrem intensive Einsätze gepaart mit guten Mechaniken sowie insgesamt guter KI machen Ready or Not zu einem hervorragenden Taktikshooter für Hartgesottene.
Avatar-Foto

Über Vampiro

Variety Gamer seit Crystal Castle auf dem Atari 2600 Junior. Mein Herz schlägt besonders für Strategie, Taktik, Wargames und Aufbau nebst allen Untergenres (wie Taktik-RPGs ;-) ).

Alle Beiträge anzeigen von Vampiro

One Comment on “Ready or Not – S.W.A.T.-Taktikshooter der Extraklasse”

  1. Das ist ja ein cooler Klassiker, vielen Dank 🙂 Spielt jemand von euch Ready of Not? Habe es jetzt auch auf meinem (schnelleren!) Laptop gespielt, macht schon sehr viel Spaß 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert