Endlich mal eine sinnvolle Wiederveröffentlichung! An Platypus Reclayed wurde mehrere Jahre gearbeitet. Warum? Jedes Objekt wurde per Hand mit Knete neu modelliert. KI kam hier definitiv nicht zur Anwendung, anders als in vielen anderen Remaster der letzten Zeit…

| Titel: | Platypus Reclayed |
| Erscheinungsdatum: | 18.09.2025 |
| Plattformen: | Windows, Switch, Playstation, Xbox |
| Entwickler / Herausgeber: | Claymatic Games |
| Homepage: | https://claymatic.games/platypus-reclayed |

Platypus gehört zu den Klassikern, die in einer Zeit erschienen, in der weder der Veröffentlichungszeitpunkt noch die gewählte Plattform so richtig zum Genre passen wollten. Als die erste Version im Jahr 2002 für den PC erschien, galten traditionelle Arcade-Shooter – abseits von obskuren Bullet-Hell-Shootern aus Fernost – quasi als tot. Es war ein Genre aus der guten alten Spielhallenzeit, dem der Sprung ins 3D-Zeitalter nie so richtig gelang. Außerdem liefen die damaligen Konsolen und Handhelds, wie die PlayStation 2 und der Game Boy Advance, dem PC den Rang ab. Anders als heute unterschieden sich die Spielemärkte für Konsolen und PCs damals stark, vor allem in den Genres. Das Shoot ’em Up gehörte jedenfalls nicht zum Standard des damaligen PC-Gamings. Dementsprechend floppte 2002 auch die Version, die über CD-ROM veröffentlicht wurde.
Wie konnte es dennoch passieren, dass Platypus solch einen Kultstatus genießt? 2004 übernahm ein kleiner Publisher namens Retro64 die Rechte an Platypus. Die Firma wurde 2001 von Mike Boeh, einem Veteranen der Amiga-PD-Szene, mit dem Ziel gegründet, traditionelle Genres erfolgreich zu vertreiben. Dies gelang über damalige Download-Portale wie Real Arcade, Reflexive Arcade, Big Fish Games, GameHouse und ähnliche Plattformen der „Pre-Steam-Ära“. Irgendwann schreibe ich dazu mal einen ausführlichen Artikel in meiner Zeitreise-Reihe.
Die Portale funktionierten relativ ähnlich zum Shareware-Konzept der 90er-Jahre. Die Spieler konnten ein Spiel herunterladen und 60 Minuten testen. Danach konnten die Spieler bei Gefallen und für einen Obulus das komplette Spiel freischalten. Und genau in diesem Casual-Markt waren die Spiele von Retro64 außerordentlich erfolgreich. So führte Platypus beispielsweise monatelang die Rankings im Action-Bereich auf diesen Portalen an. Kein Wunder, dass Retro64 2007 von PopCap Games gekauft wurde. Das Spiel wurde in Folge für viele weitere Systeme veröffentlicht, darunter der PSP, Palm OS, Windows Mobile, Symbian Handys und dem iPhone. PopCap selbst wiederum wurde wenig später von Electronic Arts übernommen, und so lagen die Rechte an Platypus über viele Jahre im Limbo. Das heißt, durch die ganzen Übernahmen war irgendwann nicht mehr eindeutig nachvollziehbar, wem die Rechte tatsächlich gehörten. Erst 2019 gelang es den ursprünglichen Entwicklern um Anthony Flack, die Rechte am Spiel zurückzukaufen.
Ballern mit digitalisierte Modellierknete
Platypus ist ein von links nach rechts scrollender Shooter, in dem ihr alles abschießt, was euch vor den Bug kommt. Dabei lassen Gegner häufig Sterne zurück, die euch zeitlich begrenzte Waffen-Upgrades geben. Schießt ihr auf einen Stern, wechselt dieser Farbe und Symbol, die jeweils für eine andere Waffenart stehen. Insgesamt gibt es 20 verschiedene Waffen-Upgrades, die ihr auf diese Weise entdecken könnt. Anfangs begleiten euch zwei Satelliten, die um euer Schiff kreisen und ebenfalls Projektile abfeuern. Diese verschwinden, sobald ihr getroffen werdet. Ihr könnt sie zurückgewinnen, indem ihr kleine Safes in den Levels entdeckt und zerstört. Ansonsten heißt es, sich möglichst nicht von feindlichen Projektilen treffen zu lassen – was manchmal ganz schön schwierig ist. Denn die Projektile sind inmitten der Explosionen und der vielen Grafiken oft nur schwer zu erkennen.



Was das Spiel besonders abhebt, ist sein Grafikstil. Bis auf die Projektile besteht alles im Spiel aus digitalisierte Knete. Der Entwickler Anthony Flack hat jedes einzelne Schiff und jedes einzelne Element der Hintergründe real mit Knete modelliert. Diese wurde dann digitalisiert. Auch die Explosionen wurden mit Knete realisiert. Das gibt dem Spiel eine sehr einzigartige Optik, die heute genauso begeistert wie vor 23 Jahren.



Fünf Schwierigkeitsstufen fordern Anfänger wie Genre-Profis gleichermaßen, der Soundtrack erinnert nostalgisch an alte Heimcomputer-Tage und die fünf Levles sind ordentlich abwechslungsreich in ihrer Gestaltung. Als kleines Extra liegt zudem das Originalspiel mit den originalen Schwierigkeitsgrad und den alten Spielregeln bei.
Fazit

Für 15 Euro bekommt ihr das Genre-Highlight des Jahres. Okay, zugegeben: Allzu viel Relevantes ist 2025 im Shmup-Genre auch nicht erschienen. Umso schöner ist es für mich, sich nach langer Zeit durch pastelline Raumschiffe zu ballern – ganz genau wie vor 20 Jahren, als ich das Spiel das erste Mal durch Real Arcade entdeckt hatte. Insofern ist das Remake auch eine sehr nostalgische Veröffentlichung, auch wenn durch neue Waffen und Levels genug Neues geboten wird. Schön zu sehen, dass damaligen Entwickler nach so langer Zeit ihre Vision mit heutiger Technik endlich so präsentieren können, wie es wohl schon damals im Kopf herumspukte.

Die Optik ist wirklich extrem knet…äh…knuddelig! Wenn ich noch ein Herz für SHMUPs hätte, würde ich mir das auf jeden Fall zulegen. 🙂
„Oh Margarete! Gib mir die Knete!“ sang schon Westernhagen. Ich liebe die Optik. Danke für die Vorstellung.