Physische Videospiel-Belohnungen

Endlich den finalen Obermotz gelegt? Oder bis ins letzte Level gehüpft und die Prinzessin befreit? Und dabei den Highscore geknackt? Glückwunsch. Hier ist dein Preis.

Heutzutage werden Spieler mit virtuellen „Achievements“, „Trophäen“, „GamerScore“ oder anderen Pseudo-Belohnungen bei der Stange gehalten. Dabei reicht es in manchen Fällen sogar schon aus, das Spiel einmal zu starten, um vom Spiel eine virtuelle „Anerkennung“ zu bekommen.

Activision: Willkommen im Club!

Doch auch als die Videospiele noch in den Kinderschuhen steckten, suchten die Spieler nach Bestätigung. Wie schön, dass es die Highscore-Listen gab: Wer die meisten Punkte sammelte, durfte sein meist dreistelliges Kürzel eintragen und damit vor seinen Mitspielern prahlen. Der Publisher Activision ging sogar noch einen Schritt weiter: In den frühen 1980er Jahren konnten die Spieler in den USA per Post ein Foto ihrer Punktzahl einschicken und erhielten dann – vorausgesetzt, die Punktzahl war hoch genug – eine physische Belohnung für ihren Highscore.

Konkret bedeutete dies, dass den stolzen Gamern eines Tages ein Gratulationsschreiben und ein Stoff-Aufnäher des jeweiligen Spiels ins Haus geflattert kam. Ein Reddit-User hat eins dieser Schreiben wiedergefunden und veröffentlicht, darin bedankt sich der pixelige Forscher Pitfall Harry aus dem 1982er Titel Pitfall „persönlich“ beim Spieler und heißt ihn mit dem Aufnäher im „Activision Explorers‘ Club“ willkommen.

Auf den Seiten Digitpress.com und Gooddealgames.com findet ihr jeweils eine Übersicht, welche „Badges“ damals errungen werden konnten und wie viele Punkte dazu benötigt wurden.

Atari: Swordquest

Quelle: LostMediaWiki

Was Activision kann, kann Atari doch schon lange, oder? Der Konsolenhersteller hatte (ebenfalls Anfang der 1980er Jahre) gleich eine ganze Videospielreihe namens Swordquest gestartet und diese mit einem (innerhalb der USA) groß aufgezogenen Wettbewerb verknüpft. Die Idee: In den einzelnen Spielen der frühen Action-Adventure-Reihe, die aus Earthworld, Fireworld, Waterworld und Airworld bestehen sollte, wurden Hinweise versteckt, die mit Hilfe der jeweils beigelegten Comics entschlüsselt werden konnten. Die Spieler sollten ihre Lösungen einschicken, um dadurch eine Einladung zur Finalrunde vor Ort bei Atari zu bekommen – als Belohnung winkten Preise im Gesamtwert von 150.000 US-Dollar.

Bei Earthworld und Firewold hatte dies auch noch funktioniert. Der Gewinner des ersten Finales durfte sich über den „Talisman of Penultimate Truth“ freuen, eine diamantenbesetzte Scheibe aus Gold mit einem geschätzten Wert von 25.000 US-Dollar. Gleich wertvoll war auch der „Chalice of Light“, ein Kelch aus Platin und Gold, verziert mit allerlei Edelsteinen, der an den Gewinner des zweiten Finales ging. Doch dann fiel der Wettbewerb der finanziellen Schieflage von Atari zum Opfer und wurde eingestellt. Der dritte Teil, Waterworld, war zwar bereits im Handel, eine Finalrunde fand aber nie statt. Der vierte und letzte Teil, Airworld, wurde dann nicht mehr veröffentlicht – bis sich Atari im Rahmen seiner 50-Jahr-Feier wieder daran erinnerte und ihn posthum doch noch herausbrachte.

Was mit den restlichen versprochenen Preisen passierte, ist heutzutage nicht ganz geklärt. LostMediaWiki hat dazu weiterführende Informationen zusammengetragen.

Hasbro: Nintendo Trophy Figures

Mittlerweile befinden wir uns am Ende der 1980er Jahre, genauer gesagt im Jahr 1988. Die Idee, Spieler für ihre Errungenschaften mit richtigen Preisen zu belohnen, und das auch noch kostenfrei, hatte sich nicht wirklich durchgesetzt. Doch Nintendo hatte eine Idee: Wenn ein Spieler meint, er hätte es verdient, kann er sich doch einfach selbst eine Trophäe kaufen – Win-Win! Bei Nintendo klingelt es in der Kasse und im Regal des Spielers steht eine Figur zum Angeben. Zusammen mit dem Spielwarenhersteller kamen zu drei angesagten Nintendo-Spielen Trophäen-Figuren auf den Markt: The Legend of Zelda, Super Mario und Punch-Out. Diese zeigten eine der Figuren in einer Art Mini-Diorama in Aktion und boten den Besitzern die Möglichkeit, ihren Namen sowie ihren Highscore samt Datum auf einem Aufkleber in der Ecke festzuhalten. Ersatzaufkleber gab es auch, für den Fall, dass man mal seinen eigenen Rekord schlagen sollte…

Weitere Informationen hierzu findet ihr zum Beispiel bei Dinosaur Dracula.

PlayStation: Platin-Trophäen zum Anfassen

Unser letztes Beispiel führt uns ins Jahr 2017. Da kam PlayStation Australia nämlich auf die Idee, im Rahmen des Wettbewerbs „PlayStation Plus Platinum Hunters“ den Gewinnern eine Replik der digitalen Trophäe „zum Anfassen“ (im Wert von knapp 900 Euro) als Gewinn zu überreichen. Die Voraussetzungen waren nicht ohne, denn alle Trophäen in FIFA 18, Gran Turismo Sport oder Call of Duty: WW II freizuschalten, benötigt eine Menge Zeit!

Im darauf folgenden Jahr wurde der Wettbewerb noch einmal wiederholt, unter anderem mit FIFA 19, Battlefield V und Fallout 76. Danach scheint auch diese physische Videospiel-Belohnung ad acta gelegt worden zu sein…

Solltet ihr noch andere physische Videospiel-Belohnungen kennen, schreibt dies gerne in die Kommentare.

Avatar-Foto

Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

Alle Beiträge anzeigen von TheLastToKnow

One Comment on “Physische Videospiel-Belohnungen”

  1. Toller Artikel! Selbst war ich bei sowas nicht aktiv. Ich meine aber, sowas gab es immer mal mit Highscores und ich glaube Lord British und/oder Sid Meier haben auch mal Antworten auf Highscores und so verschickt. Bin mir aber nicht sicher. Die heutigen Trophys sind sozusagen nur noch die Youtube-Dinger für reichweitenstarke Youtuber 😀

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert