Old World

Old World Teaser

Der Artikel „Spiele-Check: Old World – Innovative 4X-Strategieerschien zuerst am 7. Juli 2021 auf www.gamersglobal.de als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED. Die seitdem erschienenen Updates und DLC sind daher hier nicht berücksichtigt. Letztere werden in weiteren Artikeln behandelt, den zu Heroes of the Agean und The Sacred and The Profane gibt es auch schon. Dieser Artikel wurde für DKSN leicht angepasst. Das eingebundene Video ist ein aktuelleres Let’s Play, inklusive drei der mittlerweile vier DLC. Das ursprüngliche Let’s Play findet ihr hier.

Soren Johnson war in führender Position an Civilization 3 und 4 beteiligt, ist Host des Podcasts Designer Notes und veröffentlichte 2016 mit seinem Studio Mohawk Games die gelungene Wirtschaftssimulation Offworld Trading Company (mein User-Artikel auf GamersGlobal). Mit Old World ist jetzt nach fünf Jahren Entwicklungszeit sein neues 4X-Spiel erschienen. Die „alte Welt“ ist die Antike. Und die bringt mit vielen neuen Ideen frischen Wind ins Genre. Ob Old World auch den „nur noch eine Runde“-Sog entfaltet, verrät euch dieser Check, in dem über 20 Stunden Spielzeit stecken – was natürlich für ein Globalstrategiespiel nicht exorbitant viel ist.

We are Family

Eine Partie startet mit der Kartenauswahl (Zufall oder handgemacht), vielen Einstellmöglichkeiten (Siegbedingungen, Schwierigkeitsgrad, Nebel des Krieges, Gegnerzahl) und der Entscheidung für eine von sieben Zivilisationen oder dem Zufall. Die Fraktionen differieren in Starttechnologien, Boni, Spezialeinheiten, Schreinen und Familien. Old World setzt auf Charaktere, die über die 200 Jahre/Runden einer Partie auch sterben, getötet, geboren oder rekrutiert werden.

Städte könnt ihr nur auf vorgegebenen Feldern bauen. Das klingt einschränkend, entpuppt sich aber als gute Entscheidung: Der Kampf um Stadtfelder ist ein Kernelement der Expansionspolitik. Bei jeder Stadt müsst ihr entscheiden, welche der vier Familien dort ihren (Stamm-)Sitz hat. Alle Vier bringen andere Boni, die ihr je nach Spielstil und Terrain nutzen solltet. Nach der Vergabe von drei Stammsitzen scheidet die vierte Familie aus.

Die Charaktere können Generäle, Gouverneure oder Mitglieder eures Rates werden, dessen Positionen ihr nach und nach freischaltet. Ihr bekommt so immer mehr Möglichkeiten, um mit anderen Völkern zu handeln, Allianzen zu schmieden oder Städte zu befrieden. Wie in Crusader Kings 3 haben die Charaktere ein Eigenleben. Ich war ganz schön baff, als mein Herrscher von seinem Erben ermordet wurde. Einmal konnte ich einen untauglichen Herrscher, auf den Rat seiner Frau, in einem Event abdanken lassen. Die Figuren haben vier Werte sowie positive und negative Eigenschaften. Die Entwicklung der wichtigsten Charaktere könnt ihr durch Events und die Ausbildung in der Kindheit beeinflussen. Die Familien und Charaktere bereichern das Spiel und machen die Welt lebendiger.

Hochkomplex und zugänglich

Wenn es dann losgeht, hilft euch das Tutorial. Ich würde nicht empfehlen, es abzuschalten, denn Old World ist komplex. Ihr wollt Städte gründen, Ruinen plündern und Städte entwickeln, mit verschiedensten Bezirken, Wundern, Minen und mehr. Dafür braucht ihr Ressourcen, Technologien und bestimmte Geländefelder. Für die „Bezirke“ könnt ihr Spezialisten rekrutieren, die weitere Boni bringen. Jede Stadt hat einen eigenen Unzufriedenheitswert, der grundsätzlich steigt. Gegenmaßnahmen sind zum Beispiel Bäder, heimische Militäreinheiten und Luxusgüter.

Eure Ressourcen sind Geld, Nahrung, Eisen, Steine und Holz. Für viele Aktionen braucht ihr „Befehle“, die ihr nicht horten könnt. Je mehr Legitimität (beispielsweise durch Entdeckungen, Weltwunder, Events) ihr habt, desto mehr Befehle könnt ihr pro Runde geben. Mit diesen bewegt ihr Einheiten oder erteilt Bauaufträge. Gerade in Kriegen braucht ihr (etwas zu) viele Einheiten, so dass ihr im Zweifel gar nicht alle zivilen und kämpfenden Truppen agieren lassen könnt und so entsprechend priorisieren müsst. Das Konzept funktioniert und bildet die endlichen Möglichkeiten eines Herrschers gut ab. Die Kampf-KI macht einen positiven Eindruck: Vor meinen Katapulten zog sie sich zurück und griff erst wieder an, als ich am Nachrücken war. Außerdem hat sie Truppen per Seeweg eingekesselt. Überrascht war ich, dass angreifende Nahkampfeinheiten keinen Schaden nehmen.

Mittels Civic-Punkten ernennt ihr Ratsmitglieder oder ändert Gesetze. Ein Religionssystem gibt es auch. Mit Forschungspunkten schaltet ihr Technologien aus einer Baumstruktur frei. Ihr bekommt, wie in Stellaris, immer eine Zufallsauswahl aus den zugänglichen Technologien. Dazu kommen gelegentlich Spezialkarten. Die bringen Charaktere, Ressourcen oder Einheiten. Erforscht ihr sie nicht gleich, sind sie weg. Mit der Ressource Training könnt ihr nicht nur Truppen aufleveln (es gibt zig Spezialfähigkeiten!), sondern auch Eilmärsche, die mehr Befehle kosten, anordnen.

Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto besser müsst ihr mit den ineinander verzahnten Mechaniken arbeiten. Denn die KI bekommt Startvorteile und ist aggressiver, erhält aber keine laufenden Boni. Von großer Hilfe sind das hervorragende Interface, die Hotkeys und die jederzeit leicht zugänglichen Informationen.

Fazit

Der Check reicht nicht aus, um alle Features von Old World ansatzweise ausreichend zu würdigen, geschweige denn alle Mechaniken zu erklären. Old World ist hübsch, hat innovative und funktionierende Mechaniken, eine sinnvolle örtliche und zeitliche Begrenzung sowie ein überragendes Interface. Aus meiner Sicht sichert es sich einen Spitzenplatz im Genre. Wenn ihr hier nicht dem „nur noch eine Runde“-Sog erliegt, schafft das kein 4X-Spiel. Old World bietet euch, auch durch den hohen Wiederspielwert, dutzende Stunden Spielspaß. Und dann warten noch das „Spiel der Woche“ und der Multiplayer (Netzwerk, Server, zugbasiert per Cloud und Hotseat) auf euch. Ich finde, Mohawk Games ist ein absoluter Hit gelungen!

  • 4X-Rundenstrategie
  • Für Anfänger bis Profis
  • Einzel- und Mehrspieler
  • Preis: 39,99 Euro (es gibt aber oft Sales)
  • In einem Satz: Komplexe, innovative und gut durchdachte Rundenstrategie.
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Über Vampiro

Variety Gamer seit Crystal Castle auf dem Atari 2600 Junior. Mein Herz schlägt besonders für Strategie, Taktik, Wargames und Aufbau nebst allen Untergenres (wie Taktik-RPGs ;-) ).

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