Wenn heute über Sonys erste tragbare Konsole, die Playstation Portable, gesprochen wird, habe ich den Eindruck, dass gerne darauf hingewiesen wird, dass die PSP dem Nintendo DS unterlegen war und damit irgendwie impliziert wird, die PSP könnte ein Flop gewesen sein. Tatsächlich wurden von der PSP weltweit rund 80 Millionen Einheiten verkauft. Das ist etwa die Hälfte der Verkaufszahlen, die die Playstation 2 in ihrer Lebenszeit erreicht hat. Zum Vergleich: Die Playstation 3 kam in ihrer Lebenszeit auf etwa 88 Millionen verkaufte Einheiten, die Playstation 4 auf etwa 117 Millionen. Aus rein kommerzieller Sicht war die PSP also ein Erfolg.
Vielleicht liegt die nachträgliche Einschätzung eher daran, dass Sony sich nach wenigen Jahren auf die Playstation 3 fokussierte – denn die PSP hatte tatsächlich ein großes Problem mit Softwarepiraterie. Es war nach einiger Zeit sehr einfach, den Handheld zu hacken und eine Custom Firmware darauf zu installieren, mit der man dann auch illegal heruntergeladene Spiele abspielen konnte. In meiner Erinnerung war der Grund für die Beliebtheit der CFWs jedoch noch ein anderer: Sony kündigte die PSP im Vorfeld als ersten multimedialen Handheld an. Die PSP sollte quasi der Discman einer neuen Generation sein: Musik hören, Filme schauen, Spiele spielen – das alles auf einem einzigen Gerät! Das klang schon ziemlich vielversprechend, in einer Zeit, bevor es das iPhone gab. Aber die Umsetzung war dann nicht ganz so überzeugend.

Da wäre das UMD-Medium zu nennen. Filme auf UMD waren im Vergleich zu DVDs teurer, und es war auch gar nicht so bequem, neben der PSP auch noch einen Stapel von UMD-Discs dabei zu haben. Sony gab keine offizielle Möglichkeit, Video-Medien digital auf das Gerät zu kopieren – und auch sonst war das Erlebnis nicht so gut, wie man es sich vorgestellt hatte und was auch möglich gewesen wäre.
Nachdem die erste Custom Firmware veröffentlicht wurde, machte sich die Homebrew-Community daran, ihre eigenen Media Player zu programmieren. Endlich konnte man ohne Restriktionen sämtliche digitalen Audio- und Videomedien abspielen. Mehr noch: Durch sogenannte Plugins war es sogar möglich, beispielsweise MP3s abzuspielen und gleichzeitig Spiele zu spielen. Es folgten Comic-Reader, E-Book-Reader, Apps für Online-Radios und sogar YouTube-Player. Zudem ermöglichte die CFW die Verwendung eines Adapters, um normale SD-Karten nutzen zu können – was den Speicherplatz im Vergleich zu Sonys eigenen Memory Sticks dramatisch erhöhte (zudem waren SD-Karten günstiger als die Memory Sticks von Sony).
Und aus einem weiteren Grund waren CFWs und Schwarzkopien beliebt: Spiele, die von einer UMD gespielt wurden, hatten häufig minutenlange Ladezeiten. Das war für ein portables Gerät nicht sonderlich praktikabel. Anders sah das aus, wenn eine entsprechende ISO-Datei von einer schnellen SD-Karte abgespielt wurde: Die Ladezeit in den Spielen verkürzte sich in vielen Fällen auf nur wenige Sekunden. Das war ebenfalls ein enormer Fortschritt, der später auch von Sony adressiert wurde, indem Spiele digital im PSN angeboten wurden. Jedoch startete das PSN erst 2006 – und zu diesem Zeitpunkt gab es schon Custom Firmwares.

Noch ein dritter Punkt, der für die Beliebtheit der CFWs sprach: Emulatoren. Es gab damals eine sehr lebendige Szene auf der PSP, die Emulatoren für sämtliche 8- und 16-Bit-Konsolen entwickelte, was die PSP zum ersten Retro-Handheld machte. Und das war schon irgendwie cool, Spiele von Mega Drive, SNES oder Amiga plötzlich auf einem Handheld spielen zu können. Heute nichts Außergewöhnliches mehr, aber damals war das richtig toll!
Diese ganzen Punkte zusammengenommen machten die PSP zu einem begehrten Gerät – jedoch interessierte sich nur ein Bruchteil der Käufer dafür, die PSP auf rein legalem Weg zu nutzen. Zu eingeschränkt war die Standard-Firmware und zu unbequem die Nutzung der UMDs. Das führte dazu, dass der Anteil der exklusiven Spiele im Westen ab 2007 sukzessive abnahm. In den letzten Jahren dominierten vor allem Ports von DS- und Wii-Spielen das Angebot. Anders in Japan, wo die PSP durch den Erfolg der Monster Hunter-Reihe einen Popularitätsschub erlebte und dadurch zahlreiche Visual Novels sowie Rollenspiele umgesetzt wurden. Diese blieben zum Großteil jedoch exklusiv für den japanischen Markt.
Für die Top 50 auf den kommenden Seiten konzentriere ich mich vor allem auf die Spiele, die ich damals gerne gespielt habe. Dazu gehören natürlich auch JRPGs – aber wie schon bei anderen Top 50 spare ich dieses Genre auch dieses Mal wieder aus, denn es wäre zu zeitintensiv, meine Erinnerungen zu den Spielen dieses Genres aufzufrischen.
Ansonsten gilt der übliche Disclaimer: Alles ist subjektiv und Spiele, die in Rankings anderer Seiten gesetzt wären, müssen hier nicht unbedingt vorkommen. Und umgekehrt: Es gibt hier auch wieder die eine oder andere nischige Überraschung!
Achtung: Die Screenshots für dieses Ranking habe ich mit dem PPSSPP-Emulator aufgenommen. Zwar gibt es einen entsprechenden Plugin für die PSP um auch auf dem Handheld welche aufzunehmen, trotzdem ist das aufnehmen per Emulator für mich sehr viel zeitsparender. Gleichzeitig ist der Emulator noch lange nicht perfekt und es ist hier und da zu kleineren Bildfehlern gekommen. Auch habe ich die meistens die HD-Auflösung des Emulators genutzt. Die Spiele sehen auf den Bildern also hochaufgelöster aus, als auf dem originalen PSP-Bildschirm.
Danke für den schönen Artikel. Mir fallen noch Jetpack Joyride (Minis), WipeOut Pure und Afterburner Black Falcon ein.
Die grandiosen 3D Geschicklichkeitsspiele Mercury und Mercury Meltdown von Altmeister Archer McLean kann ich auch empfehlen. Man steuert einen Quecksilbertropfen über komplexe Level mit schiefen Ebenen, Schaltern und Teleportern. Dabei kann sich der Tropfen teilen, die Farbe verändern aber auch durch Löcher in den Abgrund fliessen. Eine bestimmte Prozentzahl Quecksilber muss zum Ausgang gebracht werden, um einen Level zu beenden. Ich habe den ersten Teil damals mit Begeisterung durchgespielt. Der zweite Teil ist auch super und noch verzwickter, ersetzt allerdings den metallenen Look durch einem Comicstil.
Die PSP hatte Hardware im SOC mit an Bord, um PS1 Spiele nativ in voller Geschwindigkeit zu emulieren. Das war damals für ein Handheld etwas besonderes. Dank Homebrew Programmen wie Popsloader und CDDA Enabler Plugin war man nicht auf die wenigen PSN Veröffentlichungen begrenzt, sondern konnte beliebige eigene PS1 Spiele auf die PSP kopieren. Ein cleveres von Sony bereitgestelltes Menü erlaubt das Mappen von fehlenden L2 und R2 Tastenkombinationen auf den analogen Stick. Viele PS1 Titel habe ich so auf meiner PSP nachts im Bett zum ersten Mal durchgespielt.
Auch ScummVM läuft wunderbar auf der PSP. Dort habe ich zum Beispiel The Dig zum ersten Mal durchgespielt.
Meine PSP liegt immer auf dem Nachttisch, wird regelmäßig geladen und bespielt. Nicht mehr so häufig wie in den Jahren 2004-2010, aber sie ist jedenfalls mein Lieblings-Handheld.
Ich bin anscheinend einer der wenigen, der die PSP so wie sie war, akzeptieren konnte. Ich liebe sie für alles was sie ist. Ich habe nie das Bedürfnis empfunden Schwarzkopien oder Retro darauf zu spielen, somit ist sie auch nicht gejailbreaked. Nur die im PSN erhältlichen PSone Spiele habe ich mir nach und nach geholt, damit ich Front Mission 3, FF7, Vagrant Story etc. immer dabei haben kann.
Filme habe ich gerne mit UMD darauf geschaut und ich sammele sie noch heute. Filme auf UMD haben einen besonderen Reiz auf mich. Für den Urlaub wähle ich immer bis zu 10 Discs aus, die ich in einer extra dafür designierten Tasche mithabe.
Deine Liste war interessant. Von den meisten Titeln habe ich noch nie etwas gehört. Dein Platz 1 steht bei mir als einziges noch eingeschweißt und wartet darauf, dass ich endlich mal mit Everybody‘s Golf 1 fertig werde. Seit 20 Jahren versuche ich hin- und wieder weiterzukommen. 😀
Hi,
Nostalgie pur – und motiviert, meine beiden PSPs nochmals rauszuholen.
Zwei Titel fehlen mir – Jeanne d’Arc und Puzzle Quest. Grandios!
phRANK
Hab keine nostalgische Verbindung zur PSP weshalb diese Top 50 bei mir keinerlei warmen Gefühle auslöst. Dafür gab es diesmal ein bissl „Suspense“, in dem die ganze Zeit die Frage im Raum stand, auf welchem Platz wohl Lumines landen würde.
Highlight für mich war der Exkurs zu den Spielesammlungen. Bin schon etwas verwundert, wie das ganze Thema damals komplett an mir vorbei gegangen zu sein scheint.
Vielen Dank für den Blick über den Tellerrand.