Nischenliebhabers Top 40: Game Boy Color

Der erste Platz

Platz 1: Käpt’n Blaubär – Die verrückte Schatzsuche
Okay, ich sehe schon… Diese Wahl werde ich erklären müssen. Ich will ja schließlich nicht, dass ihr denkt, ich würde hier einen Seemannsgarn spinnen! Es gibt drei Gründe, warum dieses Spiel mein Lieblingsspiel auf dem GBC ist.

Grund Nr.1: Das Gameplay
Als ich damals meinen ersten PC bekam, kam kurz später auf mysteriösen Wegen auch das Microsoft Entertainment Pack in die Diskettensammlung. Ich habe keine Ahnung von woher. Jedenfalls: Die meisten Spiele waren grausam, wirklich grausam. Bis auf eine Ausnahme: Chip’s Challenge (hier auf Steam erhältlich). Ich habe dieses kleine, unscheinbare Puzzlespiel – ohne Mist – wohl mindestens mehrere Wochen lang gesuchtet. Und seitdem freue ich mich immer wieder, wenn andere Entwickler ähnliche Spiele produzieren.

Käpt’n Blaubär hat eine ganz ähnliche Prämisse. Seine Aufgabe ist es, in einem Level alle Sterne einzusammeln. Nur dann kann er mit seinem Rettungsring ins nächste Level gelangen. Problem: Läuft man einmal über einen Stern, erscheint ein Wasserfeld. Läuft man noch einmal über dieses Feld, fällt Blaubär in’s Wasser und das Level startet erneut. Im Laufe des Spiels wird das Leveldesign immer komplexer. Es kommen Schalter, Laufbänder, Schlüssel, Türen und allerlei Hindernisse mehr hinzu. Insgesamt warten 90 Level darauf, gelöst zu werden, wobei die ersten natürlich noch recht einfach sind und als Tutorial dienen.

Grund Nr. 2: Die Lizenz
Käpt’n Blaubär ist für mich als Kind der 90er Jahre mit viel Nostalgie verbunden. Seine Seemannsgarn-Geschichten, die er seinen Enkeln erzählte, waren das große Highlight am Ende jeder Sendung mit der Maus. Wolfgang Völz hat den schnoddrigen, gutherzigen Lügenbären mit seinem norddeutschen Dialekt hervorragend gesprochen und die Geschichten waren ein Sammelsurium an Absurditäten. Umso mehr freut es mich, dass dieses Spiel hier so gut gelungen ist. Blaubär hätte keine seelenlose Lizenzgurke verdient gehabt!

Grund Nr. 3: Die Entwickler
Hier haben wir das Erstlingswerk eines meiner Lieblingsspieleentwickler: Shin’en aus München! Das 1999 gegründete Studio besteht aus alten Hasen der Amiga-Demoszene und ist bis heute nicht nur unabhängig, sondern auch erfolgreich. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden zahlreiche Klassiker wie Iridion II (GBA), Jett Rocket (WiiWare), Nanostray (DS), Art of Balance (diverse Systeme), Fast RMX (Switch) oder auch das wunderbare The Touryst. Ich kann sagen, dass ich alle Spiele von Shin’en durchgespielt habe – auch die Lizenzspiele wie Biene Maja und Garfield – und es gibt keines, von dem ich sagen würde, dass es schlecht wäre. Ich bewundere auch die Vielfalt: von Shoot’em ups über Jump’n’Runs bis hin zu Future Racern und Puzzlespielen. Mir fällt kein einziger Indie-Entwickler ein, der so vielseitig ist.

Ihr seht, hier kommen drei gewichtige Gründe zusammen: Ein Gameplay, das ich seit meiner Kindheit liebe, eine mehr als nostalgische Lizenz und das Ganze von einem meiner Lieblingsentwickler kredenzt. Platz 1 ist daher mehr als verdient!


Was man aus alter Technik so alles machen kann…

Wie schon in der Einleitung geschrieben: Mir fällt keine andere Plattform – egal ob Konsole oder Handheld – ein, die so konsequent auf Kinder zugeschnitten ist wie der Game Boy Color. Einerseits.

Andererseits: Als Herzstück dient ein Prozessor von Sharp, dessen Leistung irgendwo zwischen Intel 8080 und Zilog Z80 einzuordnen ist – beides Prozessoren aus den Jahren 1974 und 1976. Mit einem Arbeitsspeicher von gigantischen 32 KB RAM und 16 KB VRAM sowie einer monströsen Auflösung von 160 x 144 Pixeln… war der Game Boy Color bei seinem Erscheinen nicht nur veraltet, sondern steinzeitlich.

Insofern ist es schon sensationell, welche Spiele auf dem GBC umgesetzt wurden. Gleichzeitig ist es aber auch nicht verwunderlich, dass teilweise sehr alte Genres auf dem GBC eine Renaissance erlebten (und somit eigentlich auch für uns Altherren interessant sind). Oder um es anders auszudrücken: Der GBC hat es geschafft, mit ältester Technik ein junges Zielpublikum anzusprechen.

Doch nun zur Frage aller Fragen:
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Game Boy Color gemacht? Habt ihr damals einen gehabt – oder wart ihr schon „zu alt“? Schreibt eure Gedanken zum Gerät und zur Spielebibliothek gerne in die Kommentare!

Ich hoffe, das Ranking hat euch wieder Spaß gemacht und ihr habt einen hoffentlich interessanten Einblick in die Spielebibliothek bekommen…

P.S.: Sehr viele Spiele aus dieser Liste gibt es tatsächlich noch zu recht humanen Preisen auf dem Gebrauchtmarkt.

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Über Nischenliebhaber

Ostdeutsches Videothekenkind der 90er Jahre. Liebt Spiele- und Retrokultur ebenso wie subkulturelle Musik aus aller Herren Länder und lange Spaziergänge durch dunkle Wälder des Erzgebirges.

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