Nischenliebhabers Top 40: Game Boy Color

Plätze 20 – 11

Platz 20: Hands of Time
Wieder ein Spiel, das damals ziemlich schlechte Kritiken bekommen hat. Vielleicht lag es in diesem Fall daran, dass Hands of Time auch für die Verhältnisse des Jahres 2001 extrem altbacken daherkam? Entwickelt wurde es von der polnischen Firma Mirage Media, die ihre Wurzeln in der Heimcomputerszene hat. Und so spielt sich das Spiel auch – wie ein C64- oder ein ganz früher Amiga-Titel.

In Hands of Time geht es um eine Zeitmaschine, mit der man den Dritten Weltkrieg aufhalten muss. Die einzelnen Level des Top-Down-Shooters sind sehr groß und neben dem Abschießen aller sich bewegenden Lebewesen gilt es, Gegenstände zu finden, um simpelste Rätsel zu lösen.

Nein, einen Preis für Originalität gewinnt das Spiel auf keinen Fall. Und es hat auch Probleme im Gamedesign, zum Beispiel, dass die Gegner immer wieder respawnen. Aber ehrlich? Ich mag das Ding trotzdem. Es ist ein Spiel mit Ecken und Kanten, weit von Perfektion entfernt – dafür aber mit einer herrlichen Egalhaltung betreffs (auch damals) modernen Spielekonventionen.


Platz 19: Dragon Dance
Dragon Dance ist sicherlich eine der interessanteren Breakout-Varianten. Statt eines statischen Paddles gibt es hier einen Drachen, der die Kugel auf dem Spielfeld halten soll. Dieser rollt sich jedoch immer wieder zusammen, wenn man ihn nicht bewegt. Dafür kann der Drache Fähigkeiten wie Zeit anhalten oder natürlich Feuer spucken erlernen. Auch andere Power-Ups wie Extrazeit helfen. Wenn man eine Kugel verliert, wird der Drache kleiner und es wird schwere die weiteren Kugeln auf dem Spielfeld zu halten

100 Levels bietet das von Natsume entwickelte Spiel. Grafisch gibt es keine Extravaganzen, dafür bleiben die Levels zu jederzeit gut lesbar.


Platz 18: Santa Claus Jr.
Das damalige deutsche Studio NEON Software ist dem einen oder anderen von euch sicherlich noch durch den PS2-Klassiker Legend of Kay ein Begriff. Um die Jahrtausendwende produzierte das Studio zahlreiche GBC-Spiele, die auf bekannten Marken wie Tabaluga oder Janosch basierten – mit wechselnder Qualität.

Santa Claus Jr. basiert auf keiner fremden Lizenz, sondern es ist mal wieder ein Weihnachtsspiel: Der Weihnachtsmann wird von einer bösen Hexe entführt und nun liegt es an den kleinen Jungen, den Geschenkebringer und damit das Fest zu retten. Und wer bei diesem Setting ein gemächlich-leichtes Kinderspiel erwartet, wird sich spätestens in der zweiten Welt die Augen reiben – oder den Game Boy an die Wand pfeffern, je nachdem, wie frustresistent ihr seid. Kurz: Das Ding ist nicht nur herausfordernd, sondern richtig schwer. Nicht unbedingt, weil das Leveldesign unfair wäre – das ist es nicht. Auch die Steuerung ist gut. Es ist einfach ein sehr anspruchsvolles Spiel mit teilweise haarigen Sprungpassagen.

Wer also eine echte Herausforderung sucht, ist hier genau richtig.


Platz 17: Road Champs – BXS Stunt Biking
Erinnert sich noch jemand an die Welle von damaligen Trendsport-Spielen Anfang der 2000er Jahre? Ausgelöst durch den Erfolg von Tony Hawk’s Pro Skater wurde der Markt innerhalb weniger Jahre regelrecht überschwemmt. Road Champs auf dem GBC gehört da noch zu den guten Spielen. Mit einem Bike muss man in über 60 Levels entweder einen Parcours abfahren oder mit Tricks Punkte sammeln. Gute Steuerung und hübsche Präsentation machen das Spiel meiner Meinung nach zum besten Genrevertreter auf dem Gerät.


Platz 16: Tomb Raider
Zweifellos hat die Tomb Raider-Reihe das Action-Adventure-Genre in den 90er Jahren maßgeblich geprägt. Auch wenn die Spiele, insbesondere die Steuerung, heute sehr veraltet wirken. Aber wie bringt man Tomb Raider auf einen 8-Bit Handheld? Indem man das Genre wechselt!

Tomb Raider auf dem GBC ist im Wesentlichen ein Cinematic Platformer in bester Prince of Persia-Tradition. Das Pacing ist eher gemächlich, ständig müsst ihr Fallen ausweichen, während ihr eine große Ruine in Lateinamerika nach Schätzen durchsucht. Dabei müssen natürlich auch Umgebungsrätsel gelöst und Tiere mit der Pistole bekämpft werden.

Grafisch ist das Spiel schon recht beeindruckend, besonders die liebevoll gepixelten Hintergründe. Die Steuerung ist etwas überladen, hier schadet es nicht, vorher die Anleitung zu lesen.


Platz 15: Harry Potter – Der Stein der Weisen / Die Kammer des Schreckens
Wenn es um Rollenspiele geht, gibt es keine große Auswahl auf dem GBC. Es gibt natürlich Pokémon, ein paar Dragon Quest-Spiele und das war’s im Großen und Ganzen. Da kamen die Spiele zu den ersten beiden Harry Potter-Filmen gerade recht. Denn das sind ausgewachsene Rollenspiele mit rundenbasierten Kämpfen, allerlei Sidequests und Exploration durch Hogwarts und Umgebung. Im Wesentlichen spielen sich die Spiele wie ein klassisches JRPG.

Die Welt und die Atmosphäre des Harry Potter Universums wurden erstaunlich gut auf den kleinen Bildschirm übertragen, auch wenn manche Szenen etwas grob gepixelt sind. Auch die Spielzeit von jeweils rund 10 Stunden kann sich sehen lassen.


Platz 14: Denki Blocks
Wenn ich jetzt erzähle, dass das schottische Spielestudio Denki in den 2000er Jahren mindestens 50 Spiele mit bekannten Marken wie Star Trek, Tomb Raider oder Looney Tunes veröffentlicht hat, werdet ihr sicherlich etwas verwirrt sein. Die Auflösung ist einfach: Die Spiele wurden für Sky Gamestar programmiert, einen Spieleservice des britischen Pay-TV-Senders Sky, bei dem man damals Spiele per Fernbedienung spielen konnte (zahlreiche Spiele wurden von Denki als Browser-Versionen präserviert). Solche TV-Spiele hat Denki 10 Jahre programmiert, bis das Studio auf den Mobile- und Browsermarkt wechselte und überhaupt erst 2019 mit Autonauts das erste Spiel für Windows veröffentlichte.

Im Jahr 2001 hingegen erschien mit Denki Blocks das Debüt für den Game Boy – eine der ganz wenigen Veröffentlichungen des Studios für klassische Spielehardware. Ziel des Spiels ist es, gleichfarbige Steine zu verbinden. Entweder zu einer bestimmten Figur (linkes Bild) oder alle Farben zu einem jeweiligen Block, ohne dass sich die einzelnen Farben in die Quere kommen (rechtes Bild). Die Schwierigkeit besteht darin, dass sich immer alle farbigen Steine gleichzeitig bewegen. Man muss also die weißen unbeweglichen Blocker benutzen, um nur bestimmte Steine zu bewegen. Liest sich komplizierter als es ist.

Auf jeden Fall ein sehr süchtig machendes Spielkonzept, besonders wenn man diese Art von Knobelspiele mag. Und wer mag keine Puzzle-Spiele? 😉


Platz 13: The Jungle Book – Mowgli’s Wild Adventure
Basierend auf dem Disney-Film von 1967 veröffentlichte Ubisoft im Jahr 2000 dieses intern entwickelte Spiel, an dem einige Mitarbeiter beteiligt waren, die zuvor an Rayman gearbeitet hatten.

Das Spiel erzählt im Wesentlichen die bekannte Geschichte des Dschungelbuchs. Spielerisch ist es ein überraschend abwechslungsreiches Jump’n’Run mit einigen Rätselelementen und einer sehr liebevollen technischen Umsetzung, die in Bewegung besser aussieht als auf Screenshots.


Platz 12: Mickey’s Racing Adventure
Welche Spiele kommen euch in den Sinn, wenn ihr an Rare und Nintendo denkt? Natürlich die Donkey Kong-Spiele. Sicherlich auch die frühen NES-Spiele wie R.C. Pro-AM. Vielleicht auch noch die N64-Klassiker Conker’s Bad Fur Day und Perfect Dark. Aber ein Disney Racer? Tatsächlich gab es während der Jahrtausendwende gleich drei Racingspiele von Rare mit Disney-Lizenz. Eines für den N64 und zwei für den GBC. Alle drei vermarktet von Nintendo.

Mickey’s Racing Adventure ist das erste der drei Spiele und meiner Meinung nach auch das beste. Mit Mickey, Minnie, Donald und Goofy läuft man durch eine Hub-Welt und muss sich vor der Bande von Kater Karlo in Acht nehmen. Diese gilt es auf verschiedenen Rennstrecken zu besiegen. Die Rennen selbst werden in der isometrischen Perspektive dargestellt und spielen sich 1:1 wie das bereits erwähnte R.C. Pro-AM auf dem NES. Zwischen den Rennen kann man bei Primus von Quack mit dem verdienten Geld neue Autos und Upgrades für selbige kaufen. Bei Gundel Gaukeley gibt es Zaubersprüche, die während der Rennen eingesetzt werden können, während Chip und Chap Hinweise auf Nebenquests in der Hub-Welt geben.

Für Fans der klassischen Disney-Charaktere ist dies ein wunderbares Spiel. Auch wegen den schönen Grafiken und der vielen Gastauftritte.


Platz 11: Spider-Man 2 – The Sinister Six
Das zweite Handheld-Abenteuer der netten Spinne von nebenan aus der Activision-Ära gehört meiner Meinung nach zu den besten Jump’n’Runs auf dem GBC. Nicht, dass es so viel gute Konkurrenz gäbe.

In 18 riesigen und weitläufigen Levels kann sich Spidey durch die Lüfte schwingen und an Wänden entlangkrabbeln, um seine Gegner zu überraschen. Dazu kommen interessante Bosskämpfe und eine schöne 8-Bit-Grafik. Die Story ist Comic-Standard: Tante May wird entführt und auf dem Weg zur Rettung kämpft Spidey gegen seine üblichen Feinde wie Mysterio, Sandman oder Dr. Octopus. Zwischen den Levels gibt es allerdings ein paar wirklich hübsche Standbilder zu sehen.

Der richtige Spidey-Overkill sollte dann in den nächsten Jahren auf dem Game Boy Advance folgen: Gleich sieben Spider-Man-Spiele wurden für den GBA umgesetzt. Es wird also nicht das letzte Mal gewesen sein, dass die Spinne in einem Ranking auftaucht.

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Über Nischenliebhaber

Ostdeutsches Videothekenkind der 90er Jahre. Liebt Spiele- und Retrokultur ebenso wie subkulturelle Musik aus aller Herren Länder und lange Spaziergänge durch dunkle Wälder des Erzgebirges.

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