Eine dystopische Cyberpunk-Metropole, ein vermisstes Mädchen, das von einem Privatschnüffler gesucht wird und Cyborgs, die für ihre Rechte kämpfen – alles altbekannte Zutaten. Reichen sie hier für ein gutes Adventure?

Titel: | Neon Hearts City |
Erscheinungsdatum: | 13.05.2025 |
Plattformen: | Windows, Linux |
Entwickler / Herausgeber: | Cosmic Void / Dionous Games |
Homepage: | https://www.dionous.com/neon-hearts-city/ |
Die Demoversion von Neon Hearts City, dem neuesten Werk vom äußerst produktiven Indie-Entwickler Aviv Salinas, besser bekannt als Cosmic Void, kam in der Adventure-Vorschau von Tyler Durden gar nicht gut weg. Mittlerweile ist das Spiel fertiggestellt worden und wir klären, ob doch noch ein gutes Adventure dabei herausgekommen ist. Vielleicht hat ja die Unterstützung des neuen Publishers Dionous Games geholfen?
Finde Mädchen

Elijah Crow ist ein Privat-Detektiv mit einem unstillbaren Hunger auf Ramen, ansässig in der Klischee-Cyberpunk-Großstadt Neon Hearts City. Um seine Ramen-Rechnungen bezahlen zu können, nimmt er den Auftrag einer Dame namens Scarlett an, die ihn vor seinem Lieblings-Ramen-Restaurant abfängt. Ihre siebzehnjährige Tochter Audrey wird seit drei Wochen vermisst und Elijah soll sie finden. Scarlett vermutet, dass die Polizei nicht mit allergrößter Sorgfalt nach Audrey sucht und muss deshalb zu verzweifelten Maßnahmen greifen und Elijah engagieren.
Als Elijah kennt ihr euch mit Vermisstenfällen gut aus. Die ersten Spuren führen zu Audreys Freunden, doch schnell treibt ihr euch in der ganzen Stadt herum und klappert die Ort ab. Großstadtdächer, Basketballplätze, Waschsalons, Pizzerien, Cyberware-Schuppen, aber auch Meer und Strand warten auf euch. Dabei trefft ihr auf die üblichen Cyberpunk-Elemente wie Androiden, digitale Träume, clevere Stripperinnen, Cyber-Tiere, etc… Die Geschichte versucht die eine oder andere Wendung einzubringen, plätschert allerdings die meiste Zeit vor sich hin und endet dann relativ unspektakulär.
Adventure-Logik

Neon Hearts City ist im Gegensatz zum Vorgänger-Spiel Devil’s Hideout kein Ego-Adventure, diesmal hat es ein steuerbarer Pixel-Charakter ins Spiel geschafft. Dieser bewegt sich mit einer denkbar einfachen Ein-Klick-Steuerung per Maus oder Controller (oder Steam Deck) durch die nett gepixelten Hintergründe, die mir vor allem wegen ihrer stilsicheren Schlichtheit meist gut gefallen. Die Musik passt ins Geschehen und die englische Vertonung der Figuren ist ebenfalls gelungen.

Die Entscheidung, nur den Protagonisten mit einer Sprech-Animation auszustatten, während sich alle andere Figuren weigern, ihre Lippen zu bewegen, hat mich allerdings das ganze Spiel über gestört. Das wurde nur noch von den Rätseln getoppt, die im gesamten Spiel das Spektrum von belanglos, zusammenhanglos bis unlogisch abdecken.
Beispiel? Achtung, leichter Spoiler vom Anfang des Spiels: Ein Charakter möchte nur mit euch reden, wenn ihr ihm ein Getränk besorgt. Natürlich gibt es in der ganzen Stadt nur in einem Ramen-Laden etwas zu trinken, und natürlich hat der Gast vor euch die letzte Flasche bekommen. Diese Adventure-Logik kann ich ja noch akzeptieren, aber um an die Flasche zu kommen, müsst ihr nur eure dicken Winterhandschuhe, die zufällig im Inventar liegen, mit dem kalten Getränk benutzen, um es aufzuwärmen. Anstatt dass der Gast euch nun wütend die Flasche über den Kopf haut, schenkt er euch die Flasche. Ich bin Adventure-Logik ja eigentlich gewöhnt, und auch schon bei Devil’s Hideout waren ein paar seltsame Dinger dabei, aber Neon Hearts City schießt hier echt den Vogel ab. Hinzu kommen ein paar Logik-Puzzles, die relativ trivial zu lösen sind. An manchen Stellen kann es passieren, dass euch ein Gegenstand fehlt, von dem ihr nichts wisst und den ihr erst nach mehrfachem Abklappern aller Locations findet.
Fazit

Nach weniger als zwei Stunden war ich mit Neon Hearts City bereits durch und das hat mir auch wirklich gereicht. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Cosmic Void und werde mir gerne auch seine weiteren Spiele ansehen, aber mit Neon Hearts City ist ihm wahrlich nicht der große Wurf gelungen. Unglücklicherweise leidet das handwerklich gut gemachte Pixel-Adventure vor allem an der trivialen Geschichte, die sich großzügig an allerlei altbekannten Cyberpunk-Zutaten bedient, und dem wirklich unterirdischen Rätseldesign. Aber das ganze hat auch etwas Gutes: Das nächste Spiel wird sicherlich besser!
Ihr findet Neon Hearts City auf Steam, GOG und itch.io für knapp unter 10 Euro, komplett in englischer Sprache. Eine deutsche Übersetzung wird in Betracht gezogen und möglicherweise bald nachgeliefert.
Das klingt ja gar nicht mal so gut. Vor allem diese Rätsellogik.
Schade, von der Optik wollte ich das gern mögen, nicht, weil die so großartig wäre, aber weil sie ein wenig „naiv“ ausschaut. Das fühlte sich nach Einzelautor an.
Hm, ja, das war nicht so der große Wurf von Cosmic Void. Das ging schon mal besser.
Dabei ist das Szenario ja wirklich nett, die Grundprämisse von der vermissten Tochter ist klassisch aber geht immer, und auch die Grafik sieht nett aus und erinnert mich an Adventures auf dem Amiga: Mehr als nur 16 Farben EGA (der Amiga hatte in den üblichsten Modi 32 Farben aber mit wechselnder Palette) aber dennoch mit einer sympathischen Limitation.
Auch die Sprachausgabe fand ich eigentlich recht gelungen – wenn auch einige Dialoge etwas arg gewollt Noir sind.
Dass sich nur die Lippen des Protagonisten bewegen, hat mich erstaunlicherweise viel mehr genervt, als ich dachte. Wieso diese komische Entscheidung? Dann lieber komplett weglassen.
Ich persönlich fand jetzt das Rätsel mit den Handschuhen nicht ganz so schlimm. Ergab schon Sinn auf seine Art, da die Inventarbeschreibung schon erwähnt, dass sie Batteriebetrieben sind.
Wieso der Protagonist die dabei hat, ist natürlich eine gute Frage. 😉
Aber Story und Rätsel plätschern halt wirklich nur so dahin, obwohl es einige nette (wenn auch sehr Cyberpunk-typische) Gedankenspiele eröffnet. Aber das Spiel gibt sich selbst auch nicht die Zeit, diese ausreichend zu spinnen, denn es ist einfach zu wenig vom Spiel da.
Ja, ich bin enttäuscht. Aber wenn man weiss, worauf man sich einlässt, kann man ja entscheiden, ob man die zwei Stunden in Neon Hearts City verbringen will oder nicht.
Das mit den Lippenbewegungen habe ich auch vor meinem Artikel moniert, aber das ist eine bewusste Entscheidung des Entwicklers. Finde ich blöd. 😉