Murder On Space Station 52

Einen Mord auf einer Raumstation aufklären? Klingt spannend. Wir haben uns für euch auf die Suche nach dem Schlüsselbundmörder begeben.

Im Jahr 2019 veröffentlichte Made From Strings das Pixel-Puzzle-Spiel Moonrise Fall, das offenbar nicht nur bei mir unter dem Radar flog. Beim jetzt mit Unterstützung des Publishers Dionous Games erschienenen Point-and-Click-Adventure Murder On Space Station 52 soll sich dies natürlich ändern. Hält der Titel, was er verspricht?

Ein Ingenieur ermittelt

In MOSS52 werdet ihr in die Rolle eines Mechanikers namens Edward Locke versetzt, der auf die marode Raumstation 52 geschickt wird, um dort einige Maschinen wieder in Gang zu bringen. Doch direkt bei der Reparatur des ersten Geräts fällt euch eine Leiche in die Hände. Wie ihr von den Bewohnern der Raumstation erfahrt, wurde diese Person offenbar von einem Serienkiller getötet, der seinen Opfern einen Schlüssel in die tödlichen Wunden drückt, und der wohl auch schon andere Bewohner auf dem Gewissen hat. Da gerade kein echter Ermittler zur Verfügung steht, dürft ihr die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, den Mord aufzuklären und den Schlüsselbundkiller zu finden. Mit der Zeit spürt ihr sechs Verdächtige auf, die ihr befragen müsst, um schlussendlich den Killer überführen zu können.

Wer nun ein waschechtes Detektiv-Abenteuer à la Sherlock Holmes (oder zuletzt das witzige Duck Detective) erwartet, der muss jetzt stark sein. Die versprochene Mordermittlung zieht sich war wie ein roter Faden durchs Spiel, allerdings werdet ihr euch größtenteils mit anderen Spielelementen beschäftigen dürfen. Aber dazu später mehr.

Liebevolle Gestaltung

Auf den ersten Blick fühlte ich mich unweigerlich an The Journey of AutUmn erinnert. Immerhin setzen beide Spiele auf einen Protagonisten mit Helm und verwenden einen speziellen handgezeichneten Stil. Zunächst fand ich die Grafik auch etwas befremdlich, aber gerade in Bewegung hat sie mir schließlich doch gut gefallen. An manchen Stellen zoomt die Kamera deutlich hinaus und Edward läuft als Mini-Figur über den Bildschirm. Daran, und an die seltsame, an vielen Orten nahezu isometrische Perspektive musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Die Musik klingt an vielen Stellen sehr nett und erinnert an Film Noir- und Blues-Stücke. Die englischen Sprecher bekommen von mir ein Extra-Lob. Edwards Stimme wirkt äußerst angenehm, während die kreativ gestalteten außerirdischen Gesprächspartner oft spannende oder witzige Dialekte sprechen. Deutsche Sprecher gibt es zwar nicht, dafür aber eine überwiegend gelungene deutsche Text-Übersetzung, die in der Vorab-Version nur wenige kleinere Fehler enthielt.

Die zwei Seiten der Medaille

Das Spiel lässt sich ganz gut zweiteilen: Der Adventure-Part glänzt mit einer durchdachten Maus-Steuerung, funktioniert aber auch auf dem Steam Deck hervorragend. Wie so oft, stehen euch zwei Aktionen zur Verfügung, “Ansehen” und “Benutzen”. In vielen Fällen kann Edward nur einen der beiden Befehle ausführen. Praktisch ist, dass ihr auf Wunsch die Hotspots einblenden lassen könnt, das verhindert Pixel-Hunting. Als kleine Auflockerung sammelt ihr beim Ansehen von bestimmten Dingen in der Spielwelt sogenannte “Elan”- sowie “Dingens”-Punkte, mit denen ihr virtuelle Gegenstände für Edwards Wohnung kaufen könnt. Dies ist komplett optional, aber ein netter Gag für Sammelfreunde.

Das Inventar blendet sich auf Knopfdruck oder beim Scrollen mit dem Mausrad ein. Darin löst ihr kleinere Rätsel, indem ihr Adventure-typisch die gefundenen Gegenstände miteinander kombiniert. Sehr schön fand ich auch, dass nicht mehr benötigte Gegenstände aus dem Inventar verschwinden. Über das Hauptmenü könnt ihr beliebig Speichern und Laden, sogar an Autosaves wurde gedacht.

Es erwarten euch auch einige klassische Adventure-Rätsel, die sich fast alle recht gut lösen lassen. Leider fand ich den Spielablauf etwas eintönig. Das Spiel ist in neun Kapitel unterteilt, die zum großen Teil daraus bestehen, Aufgaben für den in diesem Kapitel angetroffenen Verdächtigen zu erledigen, damit dieser schließlich bereit ist, mit euch über den Mordfall zu sprechen.

Innerhalb des Adventure-Parts gibt es auch einen kleinen investigativen Teil, der sich aber praktisch von alleine spielt. Die “Befragungen” bestehen aus dem Durchklicken von Multiple-Choice-Dialogen, das Beweise-Sammeln ist nichts anderes, als Gegenstände aufzunehmen. Auch die im Menü aufrufbare Ermittlungs-Leinwand ist nur Augenwischerei. Dort werden euch zwar die bisher gefundenen Verdächtigen sowie die passenden Gesprächsnotizen aufgelistet, eine echte Schlussfolgerung trefft ihr aber nur ein einziges Mal im Spiel.

Der andere Teil des Spiels besteht aus zahlreichen Minispielen, die mich oft länger beschäftigt haben, als mir das lieb war. Manchmal kamen sie mir sogar arg unlogisch vor oder ich habe sie durch Zufall gelöst. Ein Problem mit diesen Logik-Rätseln ist, dass sie manchmal schwer lesbar sind und es oft, vor allem in späteren Abschnitten von MOSS52, keine hilfreichen Hinweise auf die Lösung gibt. Mir persönlich haben nur wenige dieser Minispiele wirklich Spaß bereitet, auch wenn ich zugeben muss, dass sie ziemlich kreativ gemacht sind. Aus meiner Sicht braucht das Spiel eine Möglichkeit, diese Stellen zu überspringen.

Fazit

Murder On Space Station 52 ist ein kompetentes Point-and-Click-Adventure mit, aus meiner Sicht, zu vielen Minispielen. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, das zu monieren, und bin gespannt, ob eine Funktion zum Überspringen dieser Stellen eingebaut wird. Murder On Space Station 52 ist allerdings definitiv kein Detektiv-Spiel. Es erzählt zwar eine Kriminal-Geschichte, ihr müsst aber kaum etwas zu deren Auflösung beitragen. In der Vorab-Version, die uns Dionous Games zur Verfügung stellte, waren noch kleinere Bugs vorhanden, vor allem bei der Wegfindung des Protagonisten, aber nichts, was den Spielfluss gestört hat. Unter dem Strich wurde mir viel Unterhaltung mit einem Schuss Frust geboten, der Spaß hat aber definitiv überwogen!

Ihr findet Murder On Space Station 52 ab sofort für 14,99 Euro auf Steam, der Einführungspreis liegt bei 12,74 Euro.

Avatar-Foto

Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

Alle Beiträge anzeigen von TheLastToKnow

4 Comments on “Murder On Space Station 52”

  1. Na das hört sich doch so an als könnte das wieder von der Wunschliste verschwinden. Der Grafikstil hatte sowieso schon spontan eine Abneigung provoziert, wenn dann die Eintönigkeit noch mit Minispielen angereichert wird, wende ich mich lieber anderen Genrevertretern zu.

    Danke

    1. Es kommt ganz auf die Vorlieben und Erwartungen an, schätze ich.
      Ein richtiges Detektivspiel ist es meiner Meinung nach auch nicht, aber ich fand die Welt trotzdem interessant genug, um mich gerne darin aufzuhalten.
      Wenn man mit Logikrätseln nichts anfangen kann, ist es aber vermutlich nichts für einen. Der Anteil an Minispielen/Logikrätseln ist schon sehr, sehr hoch. Wobei ich die Rätsel an sich alle gut nachvollziebar fand und bis auf eine Ausnahme ohne Rumprobieren durchkam. Aber da tickt halt auch jeder anders.

      1. Absolut! Grundsätzlich finde ich hier und da ein Minispiel nicht schlimm, aber hier war mir das zu viel. Es würde ja niemandem wehtun, wenn man diese überspringen könnte.

        Dass du die Logik-Rätsel alle nachvollziehbar findest, deutet dann entweder auf meine fehlende Geduld oder Fähigkeiten hin. 😉 Aber schlussendlich konnte ich ja auch alle lösen. Der Punkt ist, dass mir das wenig Spaß gemacht und mich zu lange beschäftigt hat. Ich hätte stattdessen lieber mehr Detektiv-Spiel-Elemente gehabt.

  2. Der Abschnitt mit den Minispielen liest sich nicht gut für mich. Bei so etwas – speziell bei Logik-Aufgaben – bin ich schnell heillos überfordert und genervt. Danke Dir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert