Monty Python und Legend Entertainment

Im Laufe ihres Bestehens hatte die Firma Legend Entertainment viel mit Lizenzen zu tun. Sei es bei den veröffentlichten Spielen, die auf einer solche Lizenz basierten – oder bei dem Schwung an angefragten Lizenzen, die in keinen Vertrag mündeten oder nach teilweise sehr viel Design-Arbeit abgesägt oder komplett überarbeitet wurden. So hatte sich Legend Entertainment zum Beispiel auch um die Rechte an der klassischen amerikanischen Fernsehserie The Twilight Zone bemüht, die nach ihrer ersten Blütezeit Anfang der 1960er Jahre mit drei weiteren Staffeln zwischen 1985 und 1989 fortgesetzt worden war – und mit weiteren Unterbrechungen bis 2020 immer wieder auftauchte.

Und nun zu etwas völlig anderem.

Im Sommer 1991 bemühte sich Bob Bates wieder mal um eine Lizenz. Dieses Mal ging es um die Rechte an den Produktionen der britischen Komikertruppe Monty Python. Das erste Fax, das er im Sommer des gleichen Jahres nach London schickte, fasst vorherige Telefonate zusammen: Virgin Mastertronic hatte bereits einige Python-Rechte erworben und 1990 das Spiel Monty Python’s Flying Circus auf den Markt gebracht. Legend Entertainment würde sich mehr oder weniger mit dem begnügen, was übrig bliebe. Am liebsten wäre ihnen allerdings eine Lizenz zur Fernsehserie Monty Python‘s Flying Circus. Die Antwort aus London ließ nur wenige Wochen auf sich warten und klang recht positiv: Zwar hatte Virgin die Rechte an der Serie drei Jahre lang exklusiv, doch der Film Monty Python and the Holy Grail wäre noch verfügbar. Außerdem gäbe es noch Terry Gilliams Film Time Bandits aus dem Jahre 1981, der in den USA sehr erfolgreich gewesen sei.

Kleiner Einschub: Ich nehme hier nur Bezug auf den Inhalt der Korrespondenz. Wer von euch richtige, echte, erschienen Python-Sachen sehen möchte, ist bei diesem hervorragenden Artikel von TheLastToKnow genau richtig.

Monty Python & the Quest for the Holy Grail (1996)

Vielversprechender Faxverkehr!

Bates war interessiert und sendete im August 1991 ein Fax zurück. Legend würde aus dem Grals-Film gerne ein oder mehrere Spiele stricken. Als Verhandlungsbasis schickte er direkt einen fünfseitigen Vertrag samt Lizenzgebühren. Dies war der Startpunkt für ein langes Tauziehen, denn im Antwortfax aus London stand, dass die beiden Standpunkte bezüglich der Finanzen derzeit „meilenweit“ auseinander lägen. Immerhin näherten sich die beiden Parteien in den nächsten Monaten an. Bob Bates schrieb mir:

Wir kamen in unseren Gesprächen mit den Vertretern von Monty Python recht weit. So weit, dass ich nach London flog, um mich mit ihnen zu treffen. Leider kam nichts dabei heraus.

Doch Bates ließ sich nicht entmutigen und unternahm im Frühjahr 1993 einen neuen Anlauf. Was, wenn Legend kein teures Adventure produzieren würde? Mit anderen Produkten ließe sich sicherlich eine größere Zielgruppe ansprechen. Namentlich nannte er

  • Einen Screensaver
  • Einen „Personal Calendar“ für den Desktop. Bates verweist auf einen damals sehr erfolgreichen „Far Side“-Kalender auf Basis der Cartoons von Gary Larson
  • Ein „Nintendo-artiges“ Spiel für den eine Konsole
  • Ein Rollenspiel auf Basis der Python-Figuren. Wobei er direkt anmerkt, dass solch ein Spiel eine noch längere Entwicklungszeit und mehr Budget als ein Adventure benötigen würden
  • Ein Puzzlespiel mit einzelnen Episoden, das sich in seiner Struktur mehr an die Sketch-Struktur der originalen Fernsehserie anlehnen könnte.

Doch wieder war den Briten das Angebot nicht hoch genug. Auch wenn es im Sommer kurz so aussah, als würde ein Screensaver produziert werden, passierte: nichts. Bates schrieb immer wieder ins United Kingdom und mahnte auch das 25-jährige Jubiläum der Komikertruppe an, zu dem er gerne mit einem Spiel auf dem Markt vertreten wäre.

Bates‘ letzter Anlauf stellte wieder ein traditionelles Adventure in den Mittelpunkt, doch die abschließende Antwort vom 4. März 1994 war klar und deutlich:

Wenn Sie Ihre Überlegungen zu diesem Geschäft nicht radikal ändern, ziehen wir es vor, die Lizenzrechte in unserem Schließfach zu lassen.

Robert A. (“Bob”) Bates papers, Brian Sutton-Smith Library and Archives of Play at The Strong, Rochester, N.Y., USA
Monty Python’s Flying Circus (1990)

Was hätte gewesen sein können?

Bei den Unterlagen zu dem Fast-Python-Deal findet sich auch ein handschriftliches Blatt mit Überlegungen. Was, wenn die Lizenzierung klappen sollte? Und fast wichtiger: Was, wenn nicht? Bates hatte drei Ideen: Zum einen wollte er damals noch TIMEQUEST 2 machen, dessen Vorgänger allerdings nicht die erhofften Verkaufszahlen erreicht hatte. Als zweiten Punkt nennt er ein „Myth Game“, wobei TIMEQUEST 2 damals genau diese Thematik hätte aufgreifen sollen.

Interessant ist noch der Punkt „Comedy Adventure“. Dort nennt er wiederum vier mögliche Ansatzpunkte, von denen zwei Lizenzspiele gewesen wären: Airplane![1] und Blazing Saddles[2]. Wie uns die Geschichte lehrt, wurde daraus aber leider ebenfalls nichts. Legend scheint die Lizenzen nicht einmal angefragt zu haben.

Stattdessen veröffentliche im Oktober 1994 – zu dem oben erwähnten Python-Jubiläum – die Firma 7th Level Monty Python’s Complete Waste of Time, eine Sammlung einiger Minispiele, Desktop-Icons, Bildschirmschoner und Wallpapers aus dem Python-Kosmos. Angeblich verkaufte das Programm über 50.000 Exemplare und zog 1996 Monty Python & the Quest for the Holy Grail sowie Monty Python’s The Meaning of Life nach sich, während dessen Entwicklung 7th Level allerdings pleiteging. This parrot is no more! He has ceased to be!

Monty Python’s The Meaning of Life

[1] In Deutschland „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“

[2] „Der wilde wilde Westen“

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Über Jürgen

Geschichts- und Musik-Liebhaber mit einer Schwäche für viel zu lange Computerspiele. Der Werdegang CPC - Pause - PC und Konsolen sorgt dafür, dass ich noch so viele schöne alten Perlen entdecken darf.

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