Hey diddle diddle / The cat and the fiddle / The cow jumped over the moon / The little dog laughed to see such sport / And the dish ran away with the spoon.
1987 war Roberta Williams schon ein Urgestein der Adventure- und Entwicklerlandschaft. Nachdem sie mal eben im Handstreich mit Mystery House die Abenteuerspiele um Grafiken bereichert und mit King’s Quest eine der erfolgreichsten Serien aus der Taufe gehoben hatte, war es wohl mal Zeit für etwas Neues. Sie war allerdings noch nicht so weit, mit Phantasmagoria mal eben eines der Splatter-lastigsten Full-Motion-Video-Spiele aus der Taufe zu heben. Nein: nach all den eher Fantasy-angehauchten, aber auch leicht soap-opera-mäßigen Titeln speziell der Saga um die Familie des Königs Graham ging Roberta noch einen Schritt weiter und wandte sich Kinderreimen zu.
Donald Duck? Emil Erpel? Mutter Gans?
Ein wenig Literaturgeschichte
Erst einmal möchte ich den etwas seltsamen Titel erklären. Wobei: Seltsam wirkt er eigentlich nur in nicht englisch-sprachigen Ländern. Die titelgebende Mother Goose kennt im Lande der angelnden Sachsen jedes Kind. Und das, obwohl diese Bezeichnung das erste Mal 1697 als Untertitel einer französischen Märchensammlung von Charles Perrault namens “Contes de ma mère l’Oye” auftaucht. Im Jahre 1729 erschien die englische Übersetzung von Robert Samber – und damit schaffte es Mother Goose ganz hochoffiziell auch literarisch in den britischen Figurenfundus. Die Figur an sich muss aber schon um einiges älter sein, weil bereits in den 1620er-Jahren die Beschreibung “wie eine Mother-Goose-Geschichte” in Sammlungen schon ausreichte, um die Art der Erzählung zu beschreiben. So wie heutzutage “wie Stephen King” ausreicht, um klarzumachen, dass hier gleich irgendwas Rotes aus den Seiten spritzt.
Und ein wenig Geschichts-Geschichte
Mutter Gans wird in den Geschichten gerne als etwas betagte Bauersfrau charakterisiert. Eine liebenswerte Dame mit wahlweise spitzem oder rundem Hut mit Blumen obendrauf. Das passt allerdings überhaupt nicht zu neueren Forschungen, die als historische Vorlage die Frau des französischen Königs Robert II. ausgemacht haben wollen. Vielleicht passender ist die Geschichte, dass die Frau des Bostoner Einwohners Isaac Goose die Vorlage geliefert haben soll. Der verwitwete Isaac Goose schloss seine zweite Ehe mit Elisabeth Foster, die in die Ehe sechs Kinder mitgebracht hat. Dazu dann noch Isaacs zehn eigene Nachkommen aus erster Ehe. Lasst das mal auf euch wirken und freut euch, wie ruhig euer eigenes Leben ist. Jedenfalls soll diese lebenslustige Dame nach dem Tod ihres Mannes zu ihrer ältesten Tochter gezogen sein und dort ihren Enkeln Reime und Lieder beigebracht haben. Wer sich ein wenig für diese Geschichte interessiert, kann hier noch ein wenig weiterlesen. Aber seien wir mal ehrlich: ist ja egal, ob es eine Mother Goose wirklich gegeben hat. Wichtig ist, dass sie heutzutage für Reime wie diesen hier steht:
Humpty Dumpty sat on a wall,
Humpty Dumpty had a great fall,
All the King’s horses and all the King’s men,
Couldn’t put Humpty together again.
Oder auch:
Jack and Gill went up the hill
To fetch a pail of water.
Jack fell down and broke his crown
And Gill came tumbling after.
Wer übrigens die volle Dosis samt satten Farben und alter Musik haben möchte, kann ja mal bei Youtube nach Mother Goose Rock ‚n‘ Rhyme suchen. In dem Film aus dem Jahre 1990 geben sich Little Richard, ZZ Top, Art Garfunkel, die Stray Cats oder auch Katy Sagal alias Peggy Bundy zusammen mit ungefähr 500 anderen bekannten Namen die Klinke in die Hand. Alles ganz zuckersüß und garantiert nicht gesund. Oder sucht nach Mother Goose Treasury. Sieht ein wenig wie die Muppets aus, allerdings ist jede GamersGlobal-Greenscreen-Aufnahme zehnmal professioneller als die dort gezeigten Szenen.
Zusammengefasst: Mother Goose ist eine sehr bekannte Figur in den USA. Ihre Reime kennt buchstäblich jedes Kind. Und vermutlich aus diesem Grund nimmt sich Roberta Williams dieser Frau denn an und packt sie in ihr neuestes Werk.
Dream on
Die Hintergrundgeschichte des Spiels ist recht simpel: zu Beginn schläft ein Kind wohlig verpackt in seinem Bettchen ein. Zur Auswahl stehen 8 verschiedene Racker. Jungs und Mädchen, blond oder schwarzhaarig. Für jeden Spieler um die 5 Jahre herum gibt es ein ungefähres Ebenbild. Und das liegt dann eben in diesem Bett. Die Mutter löscht das Licht und wünscht eine Gute Nacht. In der urspünglichen Fassung des Spiels wird es stockdunkel im Zimmer. Nur die Augen des Kinds blinzeln noch ein wenig, bevor sie sich langsam schließen. Eine Traumblase steigt auf – und in dieser sehen wir, wie das Kind auf dem Rücken einer Gans fliegend über den Himmel gleitet und zum Haus von Mother Goose fliegt. Diese erklärt dem kleinen Racker, dass ihre schönen Reime ganz durcheinandergekommen sind und bittet das Kind, ihr zu helfen. Und das war es auch an Einführung. Mother Goose geht zurück in ihr Haus und der kleine Steppke läuft alleine durch die Pampa, wo er allerlei Figuren aus den besagten Reimen trifft. Das Ei Humpty Dumpty zum Beispiel steht an einer Mauer und braucht von uns jetzt dringend eine Leiter, damit er daran hochklettern kann. Mary benötigt für ihr Feld eine Gießkanne, Jack eine Kerze und so weiter und so weiter. Das ganze Spiel ist zwar nicht besonders groß, aber auf 35 schön gestaltete Bildschirme kommt es doch. Wir als Spieler steuern also durch diese Landschaft und nehmen die Aufträge an. Die gesuchten Gegenstände werden zusätzlich zu den eingeblendeten Texten jeweils in einer Sprechblase dargestellt, so dass auch jüngere Kinder hier problemlos zurecht kommen sollten und das Spiel tatsächlich alleine bedienen können.
Das Inventar ist mit seinem einen einzigen Inventarplatz sehr… nennen wir es mal übersichtlich. Wer sich in der Ur-Version des Spiels keine Karte anfertigt, kann schon mal eine Weile durch die Gegend irren und dabei an fünf anderen Sachen vorbei kommen, die er gerne einsacken würde. Geht aber nicht. Einerseits kommt das einer künstlichen Spielzeitstreckung schon verdächtig nahe. Andererseits lebt dieses Spiel hier mehr vom Umherlaufen und vom kindlichen Staunen als vom Lösen der Aufgaben. Aber wenn eine Figur ihren gesuchten Gegenstand bekommen hat, gibt es dafür auch eine sehr schön inszenierte Belohnung.
Nehmen wir die Aufgabe mit dem lebensmüden Ei: Hat Humpty Dumpty seine Leiter bekommen, klettert er flink daran hoch auf die Mauer. Der erste Vers wird eingeblendet: Humpty Dumpty sat on a wall. Und schon fällt Mister Eierkopf wieder runter. Der zweite Vers kommt auf den Bildschirm: Humpty Dumpty had a great fall. Ein sehr langer und schmerzhafter Riss beginnt, an unserem tragischen Helden entlang sichtbar zu werden. Bisher sieht alles recht niedlich, aber noch machbar aus. Dann kommt vom linken Bildschirmrand ein uniformierter Reiter ins Bild und „All the King’s horses and all the King’s men“ erscheint. Während der Reiter bedauernd den Kopf schüttelt, kommt noch „Couldn’t put Humpty together again“ dazu. Und ähnlich aufwendige Animationen gibt es bei jedem einzelnen Vers, den der Spieler sich freigeschaltet hat. Dort bekommen kleine Kinder gänzlich pädagogisch falsch einen Klaps auf den Hintern, hier kullern zwei Leutchen einen Hügel hinunter, dort fiedelt eine Katze… Es macht einfach unglaublich Spaß, sich das alles anzuschauen und zu erleben, wie die Reime zum Leben erweckt werden. Freunde der Heilen Welt können sich übrigens beruhigt zurücklehnen: wenn die eigene Figur einmal den Bildschirm verlassen hat und wieder zurückkommt, sitzt Humpty Dumpty wieder in seiner ganzen ovalen Pracht auf der Mauer, als wäre nie etwas geschehen.
Germany twelve points
Neben diesen Animationen als Belohnung gibt es natürlich auch Punkte, die es zu erreichen gilt. Sierra-Fans kennen das ja schon: In Leisure Suit Larry 7 müssen wir zum Beispiel 1000 Punkte ergattern. Ganze 7325 sind es in Conquest of the longbow. Und in Mixed-up Mother Goose? 18. Doch. Wirklich. 18 Punkte. Für jeden zusammengepuzzelten Reim gibt es einen einzigen lausigen Punkt. Und natürlich die Animation, die die eigentliche Belohnung ist. Aber es gibt 20 Gegenstände im Spiel. Wie passt das zusammen? Nun, ein einziger Märchenlandbewohner weigert sich standhaft, sich so einfach abspeisen zu lassen. Natürlich handelt es sich um einen Adligen. Der zugehörige Reim lautet
Old King Cole
Was a merry old soul,
And a merry old soul was he;
He called for his pipe,
And he called for his bowl,
And he called for his fiddlers three!
Der arme Kerl kann also fast gar nichts dafür, dass er immer mehr haben möchte. Er ist ein Opfer der Umstände! Aber auch er stellt kein unüberwindliches Hindernis dar. Wer lange genug in der Gegend rumläuft, stolpert zwangsläufig über die zufällig verteilten Gegenstände und die zugehörigen Figuren. Letztere laufen dann übrigens brav hinter der Spielfigur her, bis sie ihren Bestimmungsort erreicht haben. Und irgendwann habt ihr alles geschafft, was es zu schaffen gibt, Mother Goose samt der ganzen Bagage bedankt sich bei euch und die Gans fliegt das Kind zurück in sein eigenes Bettchen. Der Traum endet und der Tag beginnt. Schön wars.
Wie oft kann man ein Spiel veröffentlichen?
Kommen wir mal kurz zur Technik oder vielleicht besser gesagt: zu den Techniken. Denn wer sich ein wenig in der Sierra-Geschichte auskennt, weiß von dem kleinen Zeitfenster, in dem die Firma ältere Titel mit aktualisierter Engine neu aufgelegt hat. Die Grundidee war damals, dass mit entschieden weniger Aufwand in der Entwicklung ein zweites Mal gutes Geld verdient werden kann. Das erste Spiel der Police-Quest-Reihe war zum Beispiel so ein Fall. Ursprünglich erschienen 1987 wurde es 1992 in einer VGA-Fassung runderneuert wieder auf den Markt geworfen. Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards war ähnlich gelagert: Zwischen 1987 und 1991 verstrichen hier sogar nur 4 Jahre. Packen wir mal großzügig noch die Reloaded-Fassung aus dem Jahre 2013 dazu (aber auch nur, weil Al Lowe mal einen wenig kritischen Blick darauf geworfen hat), kommt der erste Larry-Teil auf drei Fassungen. Eine ganz schöne Menge Holz, die nur von einem einzigen Spiel im ganzen Sierra-Portfolio übertroffen wird. Ihr werdet wenig überrascht sein, dass es sich dabei um Mixed-up Mother Goose handelt.
Ganze vier Versionen kamen im Laufe der Zeit in die Läden: Die ursprüngliche Fassung aus dem Jahre 1987 erschien in voller EGA-Pracht. Unter der Haube schnurrte der gute alte AGI und zauberte 16 Farben gleichzeitig auf den Bildschirm. Nicht viel besser sah dann die 1990 nachgeschobene Fassung aus, die aber auf einer völlig anderen Engine, nämlich der SCI0 aufsetzte. Klingt erst einmal gar nicht so großartig anders, aber sämtliche Sierra-Programmierer mussten sich von jetzt auf gleich von der bisher gewohnten prozeduralen Skriptsprache verabschieden und sich mit Objektorientierung rumschlagen. In dem empfehlenswerten Buch „The Sierra Adventure“ von Shawn Mills wurden vielen Programmierer von damals interviewt und keiner war aufgrund des vorherrschenden Zeitdrucks im ersten Moment oder noch im ersten Monat begeistert davon. Klar: alle gewohnten Handgriffe waren plötzlich hinüber. Wer wie ich auch nur an einer neuen Word-Oberfläche verzweifelt, wird das nachvollziehen können. Nach der erfolgten Umstellung waren aber irgendwann alle glücklich mit dem neuen System – daher machte es ja fast nichts, dass nur ein Jahr später, also 1991 die nächste Mutter Gans durchs Dorf getrieben wurde. Dieses Mal aber in VGA und damit 256 Farben!
Mittlerweile war Sierra auch fähig, Spielen eine Sprachausgabe zu spendieren. Die in den alten Versionen nur musikalisch untermalten Reime wurden hier tatsächlich gesprochen. In der parallel erscheinenden CD-ROM-Version wurden sogar zusätzlich alle Dialoge und sonstigen Sprüche vertont. Dazu gibt es noch eine einblendbare Landkarte. Und das Interface wurde noch komplett überarbeitet. Herz, was willst Du mehr! Lustigerweise setzt übrigens die Floppy-Fassung trotzdem auf einer anderen, neueren Engine-Version auf als die CD-ROM-Fassung. Deshalb protzt sie noch mit einem animierten Sierra-Logo beim Start. Die Wege des Ken sind unergründlich. Ein putziges Detail der CD-ROM-Fassung ist noch, dass hier zwei CD-ROMs mitgeliefert wurden: Auf der roten Disc sind die Audio-Daten in CD-Qualität enthalten. Die blaue Disc war für Computer mit Laufwerken gedacht, die solche Daten nicht lesen konnten und daher mittels Soundkarte komprimierte Dateien ausgeben mussten. Dafür war die blaue Fassung in der Sprachausgabe mehrsprachig: neben Englisch gab es noch Deutsch, Spanisch, Französisch und Japanisch. Dankenswerterweise von richtigen Sprechern aufgenommen und nicht wie auch schon vorgekommen von Sierra-Mitarbeitern, die ihre Bürotür nicht fest genug verrammelt hatten.
Kommen wir nun zur letzten und bis dato aktuellsten Fassung: 1995 erschien mit Mixed-up Mother Goose Deluxe die SVGA-Fassung. Bei dieser Fassung sind wir dann endgültig im gelobten Land angelangt: Die Grafik erstrahlt in schönstem SVGA, die Animationen sind, der Spieler kann sich sein Ebenbild aus mittlerweile 12 Kindern aussuchen und die Musik ist auf einer beigelegten Audio-CD auch noch auf jedem x-beliebigen Abspielgerät im Haushalt abspielbar. Das freut die Eltern garantiert auch nach dem 20. Durchlauf noch.
Neben den jeweils einzelnen Veröffentlichungen der Versionen gibt es natürlich auch noch Zusammenstellungen, in denen sie auftauchen. Meine liebste Veröffentlichung dabei ist die King’s Quest Collection, die entgegen ihres Namens nicht nur Teil 1-7 dieser Reihe intus hat, sondern noch durch The Colonel’s Bequest und The Dagger of Amon Ra – also die beiden Laura-Bow-Abenteuer, die alten Hi-Res-Abenteuer 0, 1, 2 (das ist The Wizard and the Princess, quasi King’s Quest 0) und 5 samt Apple 2-Emulator und eben Mixed-Up Mother Goose in der Deluxe-Fassung aufgepolstert wird. Wer diese Box in den Fingern hat, wird für eine Weile beschäftigt sein. Alternativ sind die AGI- und die VGA-Fassung in der Roberta Williams Anthology enthalten. Zusätzlich zu den oben schon genannten Titeln ist noch das Hi-Res-Adventure Nummero 6 an Bord. Warum auch immer. Einzig auf die SCI-Version müsst ihr im größeren Rahmen verzichten und euch einzeln ins Regal stellen.
Mixed-up Fairy Tales
Wie gesagt: Mother Goose gab es in vier verschiedenen Inkarnationen. Es lag Roberta Williams und der Firma Sierra wohl tatsächlich am Herzen. Und wahrscheinlich auch an der Brieftasche, die bestimmt von einer Fortsetzung des erfolgreich veröffentlichten Spiels geträumt hat. Nicht umsonst ist Sierra für eine ganze Reihe erfolgreicher Serien bekannt. Umso seltsamer ist es, dass in diesem wenig beackerten Feld der Kinder-Adventures gerade mal ein einziges Spiel in die Fußstapfen der Muttergans getreten ist: Mixed-up Fairy Tales, das im November 1991 erschien.
Entwickelt wurde es von Lori Ann Cole, die zusammen mit ihrem Mann heutzutage eher für ihre Quest for Glory-Reihe bekannt ist. Und natürlich für ihr bei Legend Entertainment veröffentlichtes Shannara-Spiel. Doch im Jahre 1991 gab es ausnahmsweise mal keinen Quest-Teil aus ihrer Feder und sie konzentrierte sich auf die Mixed-up Fairy Tales. War Teil eins noch konzipiert für Kinder ab 4 Jahren, sollte diese Fortsetzung quasi mit den Kindern wachsen und richtete sich an junge Leser ab 7. Entsprechend einfach gehalten ist das Interface: ganze zwei Begriffe kann der Mausjongleur anklicken und entweder etwas „tun“ oder etwas „sehen“. Kinderleicht. Wie auch das Inventar wieder spartanisch bei seinem winzig kleinen Platzangebot bleibt und nur einem Gegenstand Heimstatt bietet. Reicht aber natürlich auch.
Grundsätzlich spielt sich das Spiel wie Mother Goose auch: Anfangs wählt sich der Spieler eine Figur nach seinem Gusto – nur, dass hier nur noch sechs Kinder zur Auswahl stehen – die sich noch schnell in einer Bücherei ein Buch aussuchen soll. Aus einem der Bücher entschlüpft ein freundlich aussehender Bookwyrm. Und falls ihr euch jetzt fragt, was zum Geier das sein soll: ich weiß es auch nicht. Er taucht im Internet in den unterschiedlichsten Inkarnationen auf. Minecraft hat einen zu bieten. In diversen Fernsehserien gibt es welche. In dem Browser-Rollenspiel Godville tauchen sie ebenfalls auf. Sie sind mal recht klein, mal größer. Mal können sie sich ganz flach pressen, mal sehen sie eher wie Krokodile aus. Unser Exemplar hier sieht ein wenig wie der liebenswürdige alte Mann aus der alten Werthers-Werbung, der in seinem Lehnstuhl klebrige Bonbons an unwillige Enkel verteilt. Nur, dass der Drache noch einen lila Schal umwickelt hat und auf dem Kopf einen dazu passenden Fez trägt. Aber wie sagte schon einer unserer berühmten Dichter und Denker in all seiner Weisheit? Genau: Egal!
Die Guten ins Töpfchen
Da das Spiel nicht allzu schwer ist und wir natürlich ganz geniale Adventure-Spieler sind, sieht sich Bookend gezwungen, dem Bookwyrm gegen Spielende vor das virtuelle Schienbein zu treten und dessen großes Märchenbuch zu stehlen. Eine letzte kleine problemlos gemeisterte Herausforderung. Und schon ist das Spiel zu Ende. Jubel Trubel Heiterkeit. Alle vertragen sich und auch wir leben glücklich und so weiter und so fort.
Technisches Grundgerüsts des Spiels ist die SCI1-Engine. Wobei es wieder zwei verschiedene Varianten gibt, die aber gleichzeitig entwickelt wurden: EGA und VGA stritten untereinander um die Gunst des Käufers. Wobei EGA ganz klar den Kürzeren zog und heutzutage ein äußerst rares Sammlerstück ist. Ebenfalls recht rar sind die Ausgaben beider Spiele (also von Mother Goose und den Fairy Tales) die im Rahmen der Sierra Discoveries Series herausgegeben wurden. Wobei praktisch jede Version der Spiele eher schwer zu bekommen ist. Schade. Denn beide sind mal abgesehen vom Schwierigkeitsgrad auch heute noch absolut liebens- und spielenswert. Wobei das Carsten Borgmeier in der Amiga Joker 3/91 ganz leicht anders sah. Er vergab mickrige 22 Prozentpunkte und attestierte dem Spiel so ziemlich alles außer Spielspaß. Dass er nicht ganz die Zielgruppe darstellte, war ihm zwar klar, hielt ihn aber von einem Verriss nicht ab.
(Dieser Artikel erschien zuerst am 19. März 2023 auf GamersGlobal)