Der Auto-Battler Mechabellum hat mittlerweile Version 1.3 erreicht. Es wird also höchste Zeit für einen Test!

Titel: | Mechabellum |
Erscheinungsdatum: | 26.09.2024 (Early Access 11.05.2023) |
Plattformen: | Windows |
Entwickler / Herausgeber: | Game River / Dreamhaven (ursprünglich Paradox Arc) |
Homepage: | https://x.com/mechabellum |
Bei Autobattlern musste ich bislang immer an Clickerspiele denken. Irgendwie hatten sie bei mir ein etwas seichtes Image. Das änderte sich nicht nur kürzlich mit Songs of Silence, sondern vor allem mit dem Spiel, das die Auto-Battler meinem Empfinden nach in der Breite populär und bekannt gemacht hat: Mechabellum! Hier treten Mechs aller Größen gegeneinander an. Warum das so genial ist, verrate ich euch im Test.

Umgekehrtes Schach
Auf der Karte angekommen, platziert ihr eure Einheiten auf quadratischen Feldern in eurer Spielhälfte. Jede Runde, auch in der Ersten, habt ihr ein stetig steigendes Einkommen. Das nutzt ihr etwa um neue Einheiten freizuschalten, je (vermeintlich) besser, desto teurer. Die „schwächsten“ Einheiten lassen sich kostenlos freischalten, ihr seid aber auch auf eine Freischaltung pro Runde beschränkt. Ich habe es anfangs vergessen, aber es lohnt sich, im Zweifel eine (nicht akut benötigte) kostenlose Einheit freizuschalten – vielleicht braucht ihr sie ja noch. Schließlich funktionieren die Einheiten grundsätzlich nach einem Schere-Stein-Papier-Prinzip. Manche Einheiten können fliegende Einheiten gar nicht angreifen, Schwarmeinheiten sind gut gegen einzelne Gegner mit niedriger Feuerrate ohne Splashdamage, werden aber wiederum von beispielsweise Flammenwerfern en masse gegrillt.

Zu Beginn einer Partie wählt ihr einen der vier verfügbaren Commander. Diese unterscheiden sich in ihren Lebenspunkten, ihren Boni und den Starteinheiten, von denen ihr euch auch ohne Forschungskosten direkt weitere rekrutieren könnt. Die Lebenspunkte und Fähigkeiten dienen meines Erachtens auch dem Balancing. Ein Commander lässt euch kostenlos die Giganten-Einheiten freischalten. Durchaus mächtig, aber sie kosten auch viel, ihr kommt also langsam in die Pötte. Entsprechend habt ihr, vermutlich zum Ausgleich, etwas mehr Lebenspunkte.
Besonderes Augenmerk solltet ihr auf die zwei „Türme“ in eurem Spielfeld legen. An einem schaltet ihr dauerhafte Verbesserungen frei, etwa mehr Angriffsstärke für alle Einheiten. An dem anderen schaltet ihr temporäre Boni frei. Zum Beispiel könnt ihr einen Vorgriff auf euer Einkommen aus der nächsten Runde machen, wodurch ihr in Summe zwar weniger zur Verfügung hat, aber genau dieser Boost kann vielleicht den Unterschied in der Runde ausmachen.

Geld gebt ihr nicht nur für bis zu zwei Einheiten pro Runde und Verbesserungen beziehungsweise Einmaleffekte an den Türmen aus, sondern zu Beginn vieler Runden habt ihr auch die Wahl zwischen vier Karten, von denen manche Geld kosten. Das können „beschwörbare“ Einheiten mit Cooldown, eine dauerhafte Einheiten-Verstärkung oder auch Module für eure Einheiten sein, mit denen sie etwa mehr Reichweite haben. Wird ein Turm zerstört, sind eure Einheiten kurz paralysiert.
Ihr könnt zu Beginn einer Runde auch Einmaleffekte kaufen, Raketen und Energieschilde. Raketen triggern, wenn feindliche Einheiten in ihren Radius kommen. Es gibt aber auch Einheiten mit Raketenabwehrkräften! Und Energieschilde machen, was ihr erwartet. Und klar, es gibt auch Möglichkeiten, die Schilde zu verbessern. Ihr müsst aber bereits jetzt eine Abwägung treffen: Setzt ihr auf dauerhafte Verbesserungen, neue Einheiten oder Einmaleffekte? Außerdem gibt es da ja noch die Upgrades der Einheiten! Jede Einheit hat vier Technologien, die ihr kaufen könnt. Manche Technologien haben Vor- und Nachteile. Zum Beispiel gibt es eine ziemlich coole, „laufende Satellitenschüssel“. Die schießt einen Energiestrahl mit ziemlicher Reichweite. Mit einer Technologie sorgt ihr dafür, dass Schaden in Lebensenergie umgewandelt wird (ihr macht sie im Idealfall unkaputtbar!). Mit einer anderen reduziert ihr die Reichweite, schießt aber fünf Energiestrahlen gleichzeitig. Das ist besonders gut, wenn der Gegner auf eine Vielzahl kleiner und mittelgroßer Einheiten setzt. Jede weitere Technologie wird teurer. Technologien helfen aber allen Einheiten des jeweiligen Typus. Wenn ihr viel in Technologien einer Einheit investiert, kann es sich also sehr lohnen, möglichst viele dieser Einheiten aufzubieten. Schließlich sammelt jede individuelle Einheit Erfahrungspunkte und ihr könnt sie in mehreren Stufen upgraden. Das bringt erhebliche Vorteile bei zum Beispiel Schaden und Lebenspunkten. Greift aber immer nur für die individuelle Einheit.
Nach diesem kleinen Exkurs zu den Kernmechaniken zurück zur Schlacht: Nachdem jeder Spieler seine Einheiten aufgestellt und die Aufstellung beendet hat, es gibt aber auch einen Timer, läuft die Schlacht vollautomatisch ab. Das sieht ziemlich schick aus. Ihr müsst unbedingt die Schlacht lesen, sehen, wo welche Einheiten aufeinandertreffen, erkennen, was ihr vor der nächsten Runde anpassen solltet. Die Einheiten haben übrigens unterschiedliche Geschwindigkeiten, was ihr bei der Aufstellung berücksichtigen müsst, wenn ihr die volle Kraft eurer Streitmacht auf einen Schlag einsetzen wollt und nicht scheibchenweise dem Feind ins Messer laufen möchtet.

Anders als im Schach verliert ihr aber keine Einheiten; zerstörte Blechbüchsen bekommen nur keine (oder kaum?) Erfahrung. Im Gegenteil, die Einheiten bleiben euch erhalten und ihr könnt neue Einheiten freischalten und kaufen, um den Gegner in der nächsten Runde zu bezwingen. Der Gegner setzt auf massig Raketen-Einheiten? Dann holt euch den passenden Panzer mit dem Technologie-Upgrade zur Raketenabwehr. Der Gegner hat keine Einheiten, die zur Luftabwehr taugen? Schafft euch Flugzeuge an. Als taktische Finesse kommt hinzu, dass ihr ab Runde Zwei auch Einheiten an den Flanken des Gegners positionieren könnt. Beim Ersteinsatz müssen sie allerdings erst hinteleportiert werden, was etwas Zeit kostet.
Nach jeder Runde bekommt der unterlegene Spieler so viele Punkte abgezogen, wie der Gegner noch Punkte auf dem Spielfeld hat, was sich auf die Kosten der Einheiten bezieht. Gehen die Lebenspunkte aus, ist die Partie verloren und eure ELO (die hier „MMR“, also „Match Making Ranking“ heißt) sinkt. Gewinnt ihr, geht sie hoch. Immer in Relation zur Einstufung des Gegners. Einmal ist etwas Witziges passiert: Sowohl der Gegner und ich hatten nur noch Einheiten mit Heilfähigkeiten auf dem Feld und die Runde endete wegen Timeout. Leider hatte ich nicht mehr viele Lebenspunkte und seine verbliebenen Einheiten reichten für seinen Sieg. Das kam ziemlich überraschend!

Metagame
Mechabellum bietet auch ein Metagame. Und übrigens kein Pay2Win. Es gibt zwar einen Shop für Echtgeld, aber damit könnt ihr nur Cosmetics wie Skins für eure Einheiten und Avatare erwerben – ein vorbildliches Konzept.
In den Seasons schaltet ihr euch Cosmetics frei und verdient Season-Punkte, mit denen ihr wiederum im Season-Shop einkaufen könnt. Fair fand ich, dass Season-1-Shop-Items nach gewisser Zeit auch in den normalen Shop gewandert sind. Für den verdient ihr übrigens mit Zeitablauf eine Währung, ihr müsst euch nur immer mal einloggen und aktiv die Credits gutschreiben lassen, damit der Topf wieder automatisch gefüllt wird.
Vor allem die Skins für die zahlreichen Einheiten können richtig schick aus sehen und sind auch ein Motivationsfaktor, in der Season voranzukommen oder damit ich mich immer mal anmelde. Geld ausgeben würde ich dafür aber nicht; für voll involvierte Vielspieler ist das aber sicher eine interessante Option. Für die stetige Weiterentwicklung (kürzlich gab es gerade erst eine neue Einheit mit Roboterhunden) ist das ein sehr faires Geschäftsmodell. Ganz anders als die „Ultimate Teams“ bei der sportlichen Konkurrenz.
Es gibt aber auch noch eine spielmechanische Ebene: Mit Levelaufstiegen schaltet ihr Technologiepunkte frei. Und mit denen schaltet ihr für alle verfügbaren Einheiten alternative Technologien frei, die ihr dann in den Partien nutzen könnt. Fair ist aber auch hier, dass der ranghöhere Spieler nicht plötzlich acht Technologien pro Einheit zur Auswahl hat und sich so besser auf den jeweiligen Gegner einstellen kann. Denn jede Einheit kann immer nur vier Technologien an Bord haben. Praktisch ist, dass ihr euch verschiedene Templates erstellen könnt. Denn ein wichtiger Aspekt der Technologien ist natürlich, dass ihr eure Einheiten so schon im Vorfeld einer Partie optimal auf euren bevorzugten Spielstil ausrichten könnt. Ich habe selbst gemerkt, dass ich bei manchen Einheiten zwei Technologien sehr gerne nutze, zwei andere aber kaum. Und da es ja ein Vorteil sein kann, einen oft im Kampf eingesetzten Einheitentyp technologisch voll aufzumotzen, bietet es sich natürlich an, dass ich gerade hier die Technologien gegen solche austausche, die besser zu mir passen.

Fazit
Ich muss gestehen, dass mich Mechabellum ziemlich aus den Socken gehauen hat. Autobattler – von wegen „Auto“. In jeder Partie wird euch massig Hirnschmalz abverlangt, um den Gegner in die Knie zu zwingen. Durch die stets etwas andere Auswahl des Commanders zu Beginn einer Partie könnt ihr euch auch nicht auf stets den exakt gleichen Stil festlegen, was geistige Mobilität fördert. Und gerade in Mechabellum hilft euch natürlich Einheitenwissen und die Kenntnis darüber, wie der Gegner seine Einheiten einsetzen und eure kontern könnte. Geht ihr auf den schnellen Sieg oder riskiert ihr ein paar verlorene Runden und setzt aufs Longgame?
„Long“ ist dabei relativ, denn die Partien sind knackig kurz. Analog zu 4X-Spielen („Nur noch eine Runde!“) gilt in Mechabellum: „Nur noch eine Schlacht!“ Den Singleplayer habe ich zu Übungszwecken gespielt, es gibt auch eine Arena, in der ihr Einheiten ausprobieren könnt. Im Multiplayer gibt es auch noch Varianten für mehr als zwei Spieler, mich reizte aber vor allem das 1v1.
Mechabellum ist ein Spiel, in dem ihr förmlich versinken könnt, Exceltabellen erstellt (oder anschaut), an der Taktik baldowert und euch richtig reinhängt, um in hohe Ränge zu kommen. Dank des Matchmakings habe ich aber auch als eher casualiger Spieler eine tolle Spielerfahrung und schmeiße jetzt Mechabellum immer wieder liebend gerne an, um ein paar schicke Schlachten zu erleben, ein paar Skins zu ergattern und meinen Skill zu verbessern. Der Spielspaß kombiniert mit dem schmalen Taler, der nur aufgerufen wird (ohne Sale 14,99 Euro), machen Mechabellum zur Pflichterfahrung für jeden PC-Strategen.
Am 25.03.25 ist unter dem neuen Publisher Dreamhaven übrigens eine Premium-Edition mit einigen Cosmetics erschienen.
Danke für den Test. Bin angefixt.
Ist bei Steam aktuell im Angebot für 11,83.
Hi, sehr gerne und vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren 🙂
Durch den neuen Publisher und die Premium Edition (Cosmetics) gibt es sicher den Sale, zum Sale Preis ist es imho erst Recht ein absoluter No-brainer, der Preis ist eh sehr moderat. Falls du zuschlägst, berichte bitte, wie es dir gefällt 🙂