Als ich Anfang der 2000er Jahre die Emulation alter Videospiele für mich entdeckte, war ich vor allem von der damals noch jungen Romhacking-Szene fasziniert. Damals entstanden die ersten Fanübersetzungen japanischer Spiele und die ersten Rom-Hacks von Super Mario. In dieser Zeit, im Jahr 2002, erschien mit Mario Adventure ein Level-Hack zu Super Mario Bros. 3, der damals in der Community für offene Münder sorgte. Der Hack enthielt nicht nur neue Level, sondern auch einige neue Spielmechaniken. Etwas, das es bis dahin noch nicht gab. Die Hackerin ScarlettVixen, damals noch unter dem Namen DahrkDaiz, ist seit Ende der 90er Jahre in der Szene unterwegs und somit ein echtes Urgestein. In den folgenden Jahren gab es immer wieder Versuche, einen Nachfolger zu vollenden, die aber alle aus unterschiedlichen Gründen scheiterten. Meistens lag es an den Zwängen des Real Lifes und sie hatte nicht mehr die Zeit, die man als Jugendlicher oder junger Erwachsener hatte. So hat auch Mario Adventure III ganze 12 Jahre bis zur Fertigstellung gebraucht. Ob sich das Warten gelohnt hat?
Die Spiellogik wurde stark verändert
Was Mario Adventure III nicht ist: ein klassisches Mario-Spiel. Es geht tatsächlich nur selten darum einen traditionellen Hindernisparcours von links nach rechts zu durchlaufen. Sehr viele Levels bestehen stattdessen aus recht vertrackten Puzzle-Labyrinthen in den Trampoline, Schalter, Schlüssel und dergleichen mehr recht clever miteinander verzahnt werden.
Außerdem gibt es generell einige neue Spielmechaniken. Unter Wasser könnt ihr euch nur begrenzt bewegen, da euch nach einigen Sekunden die Luft ausgeht. Entweder ihr füllt sie mit Luftblasen oder an der Wasseroberfläche wieder auf oder ihr benutzt einen Froschanzug, mit dem ihr die Wasserwelten des Spiels in aller Ruhe erkunden könnt. Mit dem Hammerbrüder-Anzug lassen sich verschiedene Blöcke zerschlagen und neben der Feuerblume gibt es nun auch eine Eisblume, mit der man Gegner, Gegenstände und Wasseroberflächen einfrieren kann. Neu ist auch der Ninja-Anzug, mit dem ihr Wandsprünge vollführen und Shuriken werfen könnt. Die einzelnen Anzüge haben jetzt viel mehr Fähigkeiten als im Original. So könnt ihr zum Beispiel mit dem Waschbär-Anzug auch feindliche Projektile wie Feuerbälle abwehren. Zu Beginn des Spiels gibt es ein ausführliches Tutorial-Level, in dem die neuen Fähigkeiten vorgestellt werden.
Es gibt noch weitere Elemente, die Mario Adventure III deutlich vom Original unterscheiden. So wurde ein Tag- und Nachtsystem eingebaut: Später gibt es einige Level, in denen die Geister nur nachts erscheinen. Auch das Spieldesign selbst unterscheidet sich stark von SMB3: Mit Kirschen und Münzen könnt ihr nun in den jeweiligen Pilzhäusern die bekannten Power-Ups und Marken kaufen. Marken sind kleine Helfer, die zum Beispiel doppelte Erfahrungspunkte bringen oder anzeigen, wo in der Nähe Sterne zu finden sind. In fast jedem Level sind drei Sterne versteckt und ihr müsst eine Mindestanzahl von ihnen finden, um am Ende der Welt ins Schloss gelassen zu werden.
Statt traditionelle Punkte gibt es jetzt Erfahrungspunkte. Habt ihr genug gesammelt, könnt ihr in einem Pilzhaus an Trainingslevels teilnehmen, die euch bei erfolgreichem Abschluss permanente Upgrades einbringen. So werdet ihr sicherlich merken, dass ihr am Anfang bei Feindkontakt sofort klein werdet, wenn ihr zum Beispiel als Waschbär-Mario von einem Gegner getroffen werdet. Erst ein Upgrade nach einem Trainingslevel aktiviert die Funktion, dass ihr nach einem Treffer zunächst groß bleibt.
Nun zur alles entscheidenden Frage: Wie ist der Schwierigkeitsgrad? Die gute Nachricht: Mario Adventure III ist kein sogenannter Kaizo-Hack, also ein Hack, bei dem man nur durch intensives Ausnutzen von Items und Glitches weiterkommt. Die schlechte Nachricht: Der Schwierigkeitsgrad richtet sich immer noch an Mario-Profis. Es ist also kein Hack mit dem Schwierigkeitsgrad, den man von Nintendo-Spielen kennt.
Neben pixelgenauen Sprüngen sind es vor allem die sehr auf Timing basierenden Rätsel, die euch im Laufe des Spiels den Kopf zerbrechen lassen. Außerdem braucht ihr unbedingt die verschiedenen Kostüme, um die Aufgaben lösen zu können. Die Standardgegner eines Mario-Spiels sollten euch also keine großen Probleme bereiten. Um den Schwierigkeitsgrad jedoch etwas abzumildern, habt ihr von Anfang an unendlich viele Leben und die Weltkarte ist sehr offen gehalten. Man muss also nicht unbedingt ein besonders schwieriges Rätsellevel meistern – häufig werden auch weitere Routen angeboten.
Rechts: In diesem Level verändern sich die Blöcke taktvoll alle paar Sekunden.
Fazit
Ich habe bisher nur bis zur Hälfte der zweiten Welt gespielt und bin wirklich sprachlos. Noch nie habe ich einen Rom-Hack gespielt, der die Spiellogik des Originalspiels so auf den Kopf stellt. Noch nie habe ich einen Hack gespielt, der so viele zusätzliche Spielmechaniken eingebaut hat. Seien es Level, in denen Blöcke in einem regelmäßigen Rhythmus auftauchen und wieder verschwinden, Gegner, die sich je nach Tages- und Nachtzeit unterschiedlich verhalten oder Level, in denen man eine bestimmte Anzahl an Münzen sammeln muss, um den Ausgang zu öffnen. In diesem Spiel stecken viele kreative Game-Design-Ideen, die man eher aus modernen Spielen kennt. Umso beeindruckender ist es, diese in einer so alten Engine umgesetzt zu sehen.
Rechts: Hier braucht ihr 22 Münzen, damit sich der Weg zum Ausgang öffnet? Klingt einfach?
Der Schwierigkeitsgrad ist von Anfang an recht hoch und richtet sich an Spieler von Hardcore-Platformer. Es ist daher keine Schande, die Hilfen des Emulators wie Spielstände oder die Rückspulfunktion zu nutzen. Spieler, die auf einer Originalkonsole spielen, haben diese Funktionen natürlich nicht. Aber wie gesagt, ihr habt unendlich viele Leben und generell ist das Leveldesign nie unfair. Neue Elemente werden beispielsweise in einer sicheren Umgebung eingeführt.
Was mir auch gut gefällt, ist die musikalische Untermalung und die grafische Überarbeitung mit den vielen neuen Grafiken. Auch die Bosskämpfe wurden von Grund auf neu programmiert. Man merkt diesem Hack die lange Entstehungszeit förmlich an. Man merkt diesem Hack an, dass ScarlettVixen hier endlich das umsetzen konnte, was sie schon vor über 20 Jahren mit dem ersten Mario Adventure vorhatte. Nicht nur die technische Umsetzung ist beeindruckend, auch das Spieldesign ist endlich richtig gut ausbalanciert.
Patch & Emulator
Den Patch findet ihr auf der Seite marioadventure3.com. Die Seite bietet zudem eine umfangreiche Anleitung mit Strategien und Tipps. Achtet auch auf die passende ROM-Version!
Als Emulator solltet ihr natürlich Mesen nehmen, da es der akkurateste NES-Emulator ist. Insbesondere für Homebrew-Spiele und solchen komplexen Hacks ist eine akkurate Emulation mehr als wichtig um Fehler ausschließen zu können.
Wahnsinn, dieser Aufwand. Doch meine Skills würden hierzu niemals reichen. Ich habe schon Probleme mit den einfachsten beweglichen Plattformen. 🙁
Wow, das klingt aber spannend, ist bislang komplett an mir vorbeigegangen