Mit Lost Records: Bloom & Rage erscheint ein neues Narrative Adventure der Macher von Life is Strange. Wir haben Tape 1: Bloom durchgespielt und wollen euch unsere Eindrücke nicht vorenthalten.

Titel: | Lost Records: Bloom & Rage (Tape 1: Bloom) |
Erscheinungsdatum: | 18.02.2025 |
Plattformen: | Windows, XBox Series X|S, Playstation 5 |
Entwickler / Herausgeber: | Don’t Nod / Don’t Nod |
Homepage: | https://dont-nod.com/ |
Die bewegte Geschichte hinter Life is Strange haben wir bereits in Dies und das #15 beleuchtet, in diesem Artikel soll es um die neue Reihe der Macher gehen. Entwickelt wurde Lost Records: Bloom & Rage von Don’t Nod Montreal in Kanada. Das Narrative Adventure erzählt seine Geschichte in zwei Teilen – Tape 1: Bloom erscheint am 18. Februar, Tape 2: Rage am 15. April 2025. Beide Episoden hängen stark miteinander zusammen und können nur als Gesamtpaket erworben werden. Wir besprechen hier zunächst den Inhalt des ersten Teils.
Back to the Nineties

In Lost Records: Bloom & Rage dreht sich alles um die Protagonistin Swann, die mit ihren drei Teenager-Freundinnen Nora, Autumn und Kat im Sommer des Jahres 1995 vielerlei prägende Dinge erlebt. Ein mysteriöses Erlebnis in diesem Sommer bringt die vier Mädchen dazu, den Kontakt zueinander abzubrechen und sich zu schwören, niemals wieder darüber zu reden. In einer zweiten Erzählebene treffen sich die ehemaligen Freundinnen erstmals im Jahr 2022, also 27 Jahre später, wieder. Anlass ist ein Paket, das an die Clique adressiert wurde.

Das Spiel startet im Jahr 2022. Ihr steuert Swann aus der Ego-Perspektive und kommt nach all den Jahren wieder in eurem Heimatort an. Dort trefft ihr eure alte Freundin Autumn wieder, die euch hergebeten hat und von dem erwähnten Paket berichtet. Von nun an springt Lost Records gekonnt zwischen den zwei Erzählebenen hin und her und lässt euch die Geschichte, die euch das Spiel vermittelt, mitgestalten.
Sobald ihr Swann als Teenager kontrolliert, wechselt die Perspektive in eine Third-Person-Ansicht, die auch vom Gameplay her an Life is Strange erinnert. Auch die Themen sind ähnlich: Diverse Probleme heranwachsender junger Frauen, Beziehungen, Trennungen, aufkeimende Sexualität, Mobbing – alles gemischt mit einem melancholischen Unterton und einer Portion Mystery. Diese Abschnitte in den 1990er Jahren bilden den größeren Teil der Erzählung.
Let’s Rock

Swann ist ein schüchternes Mädchen aus Velvet Cove, einer amerikanischen Kleinstadt in Michigan. Am liebsten verbringt sie ihre Zeit mit ihrer Katze, ihrer Stabheuschrecke oder diversen Videofilmen. Da Swanns Vater einen neuen Job in Kanada antreten wird, muss sie langsam aber sicher ihre Zelte in ihrer alten Heimat abbrechen. Sie trifft ihre zukünftigen Freundinnen zufällig in der Nähe einer Videothek, zu der sie ihre Leihvideos zurückbringt. Nach einer kurzen Annäherungsphase sind die vier jungen Damen unzertrennlich und verbringen den ganzen Sommer miteinander.

Nora und Autumn kannten sich bereits vorher und hatten zusammen Musik gemacht. Zusammen mit Swann, die den Drumcomputer bedient sowie für die Musikvideos verantwortlich ist und Kat, die Texte für die Songs beisteuert, geben sich die vier den Bandnamen Bloom & Rage. Doch Musik ist nicht der einzige Lebensinhalt in diesem Sommer: Im Wald finden Swann & Co. eine verlassene Hütte, die sie zu ihrem Rückzugsort machen. Außerdem befindet sich dort in der Nähe noch etwas „Unerklärliches“, das ihr euch im abschließenden Trailer ansehen könnt, wenn ihr nichts gegen einen leichten Spoiler einzuwenden habt.
Camera obscura

Um ihre Erinnerungen für die Zukunft zu konservieren, nutzt Swann jede Gelegenheit, um mit ihrer Videokamera interessante Orte oder Dinge in ihrer (bald alten) Heimat zu filmen.

Soll bedeuten: Das Spiel ermutigt euch dazu, die Gegenden durch die Kameralinse zu erkunden. Es zeigt euch interessante Hotspots an, die Swann auf Band bannen kann. Wenn ihr eine bestimmt Anzahl von Szenen beisammen habt, könnt ihr daraus einen kleinen Clip zusammenstellen, den Swann dann mit ihren Gedanken kommentiert. Das ist (wie das Fotografieren in Life is Strange) größtenteils optional, trägt aber wunderbar zur Atmosphäre bei. Wenn ihr euch darauf einlasst, könnt ihr mit diesem kleinen Kniff ganz in die Welt von Lost Records: Bloom & Rage abtauchen.

Das Gameplay besteht ansonsten hauptsächlich aus dem Erkunden der Orte. Manchmal nehmt ihr einen Gegenstand auf, um ihn an passender Stelle einzusetzen, selten gibt es auch kleinere Rätsel. Durch Dialoge und Entscheidungen gestaltet ihr die Geschichte ein wenig mit. Dies formt auch die Beziehung zu euren Freundinnen. Je nachdem, was ihr sagt oder wie ihr euch verhaltet, erscheint ein Herz oder ein gebrochenes Herz. Am Ende verrät euch das Spiel, neben weiteren Statistiken dieser Art, wie ihr zu den Mädchen steht. Auch eine Romanze mit einer euren Freundinnen könntet ihr forcieren, wenn das euer Ding ist.
Ein nettes Detail ist, dass ihr euch während der Dialoge oft frei bewegen könnt und bestimmte Dialogoption erst dann angezeigt werden, wenn ihr euch etwas Passendes in der Gegend anseht. Der Fokus liegt aber ganz klar auf der Erzählung und der damit verbundenen Stimmung – also genau, wie man es erwarten konnte. Dass ihr einmal nicht weiterkommt, sollte so gut wie gar nicht vorkommen.
Stand By It

Bloom & Rage macht keinen Hehl aus seinen Inspirationen. An allen Ecken und Enden fühlt sich die Geschichte wie eine Mischung aus Coming-of-Age- und Mystery-Geschichten à la Stephen Kings Es oder Stand By Me an, vielleicht noch mit einer Prise Stranger Things gewürzt. So ist es sicherlich kein Zufall, dass sich die Freundinnen 27 Jahre später wieder in ihrer Heimat treffen – das entspricht nämlich auch der Zeitspanne, in der der Killer-Clown Pennywise in „Es“ zurückkehrt. Solche Anspielungen streuen die Macher immer mal wieder ein. Dennoch ist es keineswegs erforderlich, diese zu kennen, um der Geschichte folgen zu können.

Da die zweite Hälfte noch auf sich warten lässt, können wir noch nicht genau abschätzen, wohin sich alles noch entwickeln wird – aber das gibt natürlich viel Raum für Interpretationen und Spekulationen. Die Altersfreigabe „ab 18“ deutet auf jeden Fall eine Portion Horror an, die dann mutmaßlich in Tape 2 folgen wird, in Tape 1 wird sie nur angedeutet.
Die gesamte Präsentation erinnert auf positive Weise an die Life-is-Strange-Reihe und wirkt vor allem in Bewegung richtig schön. Die tollen Landschaften von Velvet Cove werden wundervoll in Szene gesetzt. Der Soundtrack ist gut, aber vielleicht nicht ganz so stark wie wir es von Don’t Nod gewohnt sind. Die englischen Sprecher geben sich hingegen keine Blöße und sind durchgehend stark. Die deutschen Texte sind in Ordnung, nur eine paar kleinere Übersetzungsfehler sind uns aufgefallen. Die Gamepad-Steuerung funktioniert so, wie sie es soll – auch auf dem Steam Deck, auf dem wir das Spiel größtenteils getestet haben (daher auch die geringe Auflösung der Screenshots).
Fazit (Tape 1: Bloom)

Einfach schön! Im Jahr 1995 war ich in etwa so alt wie die vier Freundinnen und fühlte mich daher direkt für einige Stunden in meine Jugend zurückversetzt. Dass die Geschichte komplett aus weiblicher Perspektive erzählt wird, hat mir sehr gut gefallen und einmal ein etwas anderes Licht auf die Post-Grunge-Ära geworfen. Die übernatürliche Komponente ist hier nicht so präsent wie in Life is Strange und wird auch nur angedeutet. Die Szenen im Jahr 2022 dienen in Tape 1 nur als Rahmenhandlung und werfen unter anderem die Frage auf, warum Swann nicht gezeigt wird, sondern nur aus der Ego-Perspektive steuerbar ist. Viele weitere offene Fragen bleiben (absichtlich) unbeantwortet und machen neugierig auf Tape 2: Rage. Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon darauf!
Ihr findet Lost Records: Bloom & Rage ab sofort auf Steam, im Xbox– sowie im Playstation-Store für knapp unter 40 Euro (derzeit rabattiert auf 36 Euro). Ihr könnt dann zunächst Tape 1: Bloom spielen und euch an den Story-Spekulationen beteiligen, bis ihr ab dem 18. April dann auch Tape 2: Rage erleben könnt.
Vielen Dank für den tollen Test!
Life is Strange habe ich, mit einer langen Pause, sehr gerne durchgespielt. Schade, dass sie sich damals nicht getraut haben, den letzten Schritt konsequent zu gehen.
Mit der Mädelsclique sind sie jetzt wieder irgendwie ähnlich unterwegs, glaube, dass mich das zwar interessiert, aber nicht genug abholt, um die Zeit freizuschaufeln.
Wenn du mal den Kopf freibekommen möchtest, von all dem Krieg-Spielen, dann kannst du hier für ein paar Stunden in die 90er eintauchen und dich einfach treiben lassen.
Welchen letzten Schritt?
Die Protagonistin war auch in dem speziellen Raum, konnte aber rechtzeitig entkommen. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich mal in einem Report gelesen, dass es auch mal anders gedacht war, man sich dann aber nicht getraut hat, weil zu hart.
Ich bin mit dieser Entscheidung ganz zufrieden. Es muss ja nicht immer alles knallhart sein.
Sieht sehr wie Life is Strange aus, was mich sehr freut. Wie bei den anderen Spielen warte ich jedoch auf einen Discount, die sind mir immer zu teuer 😉
Ja, es wirkt auch wie ein „moderneres“ Life is Strange. Mal sehen, wie übernatürlich die Geschichte noch wird.
Ich warte hier mal ab bis das Game komplett ist. Danke an TLTK für den Einblick. Ehrlich gesagt bin ich ein wenig übersättigt vom LIS-Kosmos. Und klar, es ist ein Wohlfühlspiel, das ist auch alles schön und gut – aber mittlerweile langweilt mich das Strickmuster schon… Gerade True Colors und das zuletzt erschienene Double Exposure konnten keine Begeisterung mehr in mir auslösen, die Story war ausgelutscht und die Charaktere farblos und langweilig. Rückblickend gesehen war hier schon LIS 2 mit den Diaz Brüdern wesentlich stärker und emotional berührender. Dem Fazit von TLTK zufolge werden sicher viele Spieler auch viel Freude an Lost Records haben. Mich persönlich holt es aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr ab.
Double Exposure habe ich noch vor mir. Das hole ich bestimmt irgendwann einmal nach. Ich weiß ja, dass du True Colors nicht mochtest, aber auch damit hatte ich viel Spaß.
Hab es mir direkt geholt, bin mir aber unschlüssig, ob ich es jetzt schon spielen soll oder erst, wenn der zweite Teil vorliegt. Von Double Exposure war ich etwas enttäuscht, vielleicht auch, wie advfreak übersättigt. Mal sehen. Aber das Ab 18-Flag macht mich sehr neugierig. Ich dachte, das wäre ein Platzhalter, weil die abschließende Kennzeichnung noch ausstehen würde. Bitte keine Jumpscares im zweiten Teil, bin doch so schreckhaft. 🙂 Danke für den Test!
Also zumindest der erste Teil rechtfertigt die Freigabe ab 18 nicht. Vielleicht dann der zweite?
Das habe ich dazu gefunden:
„USK ab 18 Jahren. Sexuelle Inhalte (Sexual Content), Drogen, Alkohol, Tabakkonsum (Tobacco Use), Horror. „
Ich habe es noch nicht angefangen, fände es aber einen großen Stilbruch, wenn der zweite Teil auf einmal in ein „Kettensägenkinder vom Zombie-Puff“ abdriften würde. Abwegig wäre das nicht. 😐
Möchte nur noch anmerken das ich primär nichts gegen Wohlfühl-Spiele habe und wie schon gesagt, wenn man auf solche Spiele steht und einfach eine gemütliche Unterhaltung möchte – dann ist das ja auch vollkommen ok. Ich habe ja alle LIS-Teile gespielt und mir fällt halt auf, dass die Games im Laufe der Zeit immer fader geworden sind, als völlig misslungen fand ich z.B. True Colors. Bei Double Exposure hätte meiner Meinung nach der Twist – denn ich jetzt auch nicht spoilern möchte – viel besser in den Vordergrund gestellt werden müssen. Leider wieder mal verschenktes Potential. Generell hab ich das Gefühl das Dontnod gegenüber Deck Nine klar die besseren Teile macht, bei Deck Nine fand ich nur Before the Storm gelungen. Der zweite negative Punkt ist wieder die nicht vorhandene deutsche Synchro. Ja, der Titel kostet dafür nur 40,- Euro (gleich wie z.B. Supermassives The Dark Picture Serie), aber wenn man sich es nicht leisten mag, warum bietet man nicht endlich Sprachpakete als DLC an, wenn man dafür z.B. 10,- Euro verlangen würde, also die hätte ich persönlich dann auch noch. Das ist generell so ein Negativ-Faktor im Story-Adventure-Genre. Wie gesagt seh ich da trotz der schwachen Verkäufe von Double Exposure schon noch potential was Dontnod betrifft, die LIS-Serie würd ich aber schon so langsam in die Schublade packen und sich mal grundsätzlich aus der Komfortzone bewegen und mal ein Game machen, welches Themen wie Gewalt, Rassismus, Homophobie, Rechtsradikalität, Krieg und die ganzen schlimmen Sachen die in der Welt gerade so vor sich gehen, in den Mittelpunkt stellt, um mal die Leute wachzurütteln und der Gesellschaft auch mal einen Spiegel vorzuhalten.
Before the Storm fand ich auch wirklich richtig gut. Ansonsten bin ich bei dir, dass mir die LiS-Teile von Don’t Nod etwas besser gefallen haben, als die von Deck Nine. Die fehlende deutsche Synchro hat mich nicht gestört, aber ich kann verstehen, wenn du sie vermisst.
„…grundsätzlich aus der Komfortzone bewegen und mal ein Game machen…“ Das Problem ist aber hierbei, dass das keinen interessiert, um es mal ganz krass zu sagen. Das wird keiner spielen wollen, ich auch nicht. Ich spiele um mich zu entspannen und um genau der Themen, die Du gerne in einem Spiel sehen möchtest, zu entfliehen.
Ich denke das man hier eine Wahlmöglichkeit haben kann, die Geschichte dann in ein positives Ende lenken zu können, bzw. auch in ein schlechtes. LIS 2 hatte z.B. mehrere Ende von sehr gut bis ganz schlecht, wenn ich mich richtig erinnere gabs mindestens 5 Enden. Aber klar, wenn man natürlich ein „Wir haben uns alle lieb“ Game spielen möchte dann ist das natürlich auch keine Alternative. Hast du LIS 2 gespielt? Wenn nicht dann würd ich es dir mal empfehlen, vielleicht kannst du damit was anfangen. 🙂
Alle Spiele der Reihe bisher gespielt. 🙂
Wow, Respekt! 😀
Danke für den Test, deswegen habe ich mir das Spiel auch zugelegt.
Wow, ich hab Teil 1 durch und muss sagen, ich fühle mich 30 Jahre jünger 😉
Also das war ein interessanter Ritt, und die Spannung bleibt durch den Kniff am Ende von Teil 1 doch gewaltig.
Es ist bis auf ein paar Sammelaufgaben auch mehr ein „guter Walkingsimulator“ von der Mechanik her, aber die Story finde ich wirklich gut.
Ich bin gespannt, wie in Teil 2 die Story aufgelöst wird, wenn sie denn vollständig aufgelöst wird, DotNod ist ja bekannt dafür, einiges der Fantasie zu überlassen.
Danke für deine Eindrücke! Ich bin ebenso gespannt wie du auf Teil 2.
Heute Nacht, nach zehn Stunden in einem Stück, beendet. Hammer. Schon lange war ich nicht mehr so begierig zu wissen, wie eine Geschichte weiter geht. Viele wollen ja erst warten, bis der zweite Teil vorliegt, bevor sie es spielen oder kaufen. Tut es nicht! Spielt es, solange Teil 2 noch nicht auf den Markt ist. Es hat schon seinen Grund, warum der zweite Teil erst später erscheint, sonst funktioniert das nicht.