Kingdom Eighties

Der Beitrag “Kingdom Eighties – Summer of Greed – Liebeserklärung an die 80er” erschien zuerst am 28.06.2023 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.”

Im Jahr 2013 veröffentlichte Thomas van den Berg das Flash-Spiel Kingdom und legte damit den Grundstein für ein eigenes Subgenre, nämlich dem der minimalistischen 2D-Pixelart-Sidecrolling-Strategie – davon inspirierte Titel wie Sons of Valhalla sind in der Mache. Nach Umsetzungen für Mobilgeräte und gelungenem Kickstarter erschien Kingdom 2015 auch für PC, gefolgt von Kingdom – New Lands, Kingdom – Two Crowns und Kingdom – Two Crowns: Norse Lands und anderen.

Mit Kingdom Eighties – Sons of Greed ist eine Standalone-Erweiterung erschienen, die eine Liebeserklärung an die 80er Jahre darstellt, so ein wenig im Stil von Stranger Things. Ob ich die Liebe erwidern konnte, verrate ich euch in diesem Check, für den ich das im Vergleich zu den Vorgängern storylastigere Spiel bis zum Ende  erlebt habe.

Der Ausbau des Hauptquartiers wird kontinuierlich teurer.

Bekannte Spielmechanik in den 80ern

Wie in allen Kingdom-Teilen erlebt ihr das Spiel in der Seitenansicht im Pixelart-Style. In Kingdom Eighties seid ihr kein Monarch, sondern ein Anführer im Schul-Sommerlager. Doch dem droht Ungemach: Die aus den anderen Teilen bekannten Greed-Monster („Habgierige“) überfluten die Welt, hinterlassen lila Glibber und klauen zu allem Überfluss euer Kanu. Das müsst ihr im ersten der vier unterschiedlich gestalteten Kapitel zurückholen, um zu Hause nach dem Rechten zu sehen. Als Kind der 80er reitet ihr nicht auf einem Pferd, sondern vornehmlich auf einem Rad. Besser gefallen haben mir Skate- und Hoverboard, denn damit bin ich schneller. Es gibt aber auch ein (sehr langsames) Kettcar mit Kanone und das ein oder andere sehr besondere Vehikel.

Eure Figur ist quasi gleichzeitig der Mauszeiger im Spiel: Indem ihr vor einem Gebäude oder anderen Hotspots steht, könnt ihr damit interagieren oder Dinge auslösen. Gleichzeitig sammelt ihr Ressourcen ein und rekrutiert neue Truppen. Ihr seid also die ganze Zeit am Hin- und Herfahren zwischen dem linken und dem rechten Rand eures Herrschaftsgebiets, das ihr im Spielverlauf immer weiter ausbaut, was euch wiederum mehr Ressourcen bringt.

Mit euren ersten Münzen solltet ihr euer Hauptquartier errichten. Zum Glück seid ihr nicht auf euch allein gestellt. Wenn ihr ihnen Münzen zuwerft, schließen sich euch andere Jugendliche an, die ihr zum Beispiel auf Spielplätzen ansprecht. Dann stattet ihr sie mit Bögen oder Hämmern aus oder macht sie zu Schwertkämpfern. Münzen könnt ihr finden oder verdienen: Sei es durch Jagderfolge eurer Schützen oder die Übernahme von Gebäuden.

Schwimmbad oder Burger-Bude?

Die Auswahl an Bauten ist sehr groß und reicht von Schwimmbad, Spielhalle und Burger-Bude bis zur Bank. Geht euch das Geld aus, müsst ihr auch mal eine Weile warten. Um euer Gebiet zu erweitern fällt ihr Bäume, was ich immer mal ein bisschen mühsam fand, da der Kinderarbeiter auch erstmal am Ort der Rodung ankommen muss. In mehreren Stufen baut ihr dann an vorgegebenen Stellen Barrikaden, die die Greed zumindest verlangsamen können. Die kommen des Nachts aus ihren Portalen und greifen euch an.

Neben den Kindern schaltet ihr drei besondere Sidekicks frei: Die Sportskanone ist vor allem dafür da, einen als mobile Wand dienenden Müllcontainer zu schieben, in dessen Schutz eure Bogenschützen vorrücken und die Portale angreifen können. Die Tüftlerin kann „alles verbessern“, also zum Beispiel einen Van in A-Team-Manier zum Panzer umbauen, um eines der Kapitel zu beenden. Außerdem kann sie vom Superhirn, den bekommt ihr im zweiten Kapitel, errichtete Kampftürme in mehreren Stufen verbessern. Sie repariert auch den Container und rammt kleine Gegner weg – ein echtes Schweizer Taschenmesser, die Dame. Das Superhirn kann auch einen Kampfroboter steuern, der ebenfalls hinter dem Container herläuft und gerade gegen größere Gegner und Endbosse wichtig ist.

Richtige Story, PURer 80er Flair

Und das ist der Spielablauf: Ihr baut eure Basis immer weiter aus, erweitert sukzessive euer Gebiet, schafft neue Verdienstmöglichkeiten, vergrößert eure Armee, erbeutet vielleicht Spezialgegenstände und kämpft euch letztlich in den nächsten Level vor. Kämpfen könnt ihr selbst nicht, stattdessen verliert ihr bei Kontakt eurer Figur mit den Monstern so lange Münzen, bis ihr keine mehr habt – beim nächsten Treffer fliegt euch die Krone vom Kopf. Fällt sie dann in die Hände der Habgierigen, heißt es Game Over. Es werden aber großzügig Autosaves angelegt.

Das alles kennen wir von den Vorgängern, die Neuerung von Kingdom Eighties ist neben dem Szenario seine Story – eine solche gab es nämlich bislang nicht. Sie wird in stimmigen, aber stummen Comic-Sequenzen erzählt. Es geht um eure Rolle als Auswerwählter, das plötzliche Auftauchen der Greed, die Rettung eurer Eltern aus der Mall und die Rolle, die die Krone bei all dem spielt.

Kingdom Eighties lebt auch von seiner Atmosphäre. Grafik und Synthy-Soundtrack vermitteln 80er-Flair. Die Kapitel zaubern sehr unterschiedlich gestaltete Örtlichkeiten der damaligen Zeit auf euren Bildschirm. Besonders gut gefallen haben mir die kleinen Referenzen, die ich sicher nicht alle entdeckt habe. Beispielsweise wurden in mir wohlige Erinnerungen geweckt, als ich K.I.T.T. in einer Garage entdeckt hatte.

Steam Deck

Bereits in den Standardeinstellungen ist im Handheld-Modus alles gut lesbar und läuft technisch einwandfrei. Die Gamepad-Steuerung bevorzuge ich bei der Kingdom-Reihe sowieso. Ich habe gut die Hälfte der Spielzeit auf dem Steam Deck verbracht. Es ist perfekt für Kingdom Eighties geeignet.

Fazit

Kingdom Eighties ist für mich in erster Linie ein gelungener Nostalgie-Trip in die 80er, der mit der altbekannten Spielmechanik der Serie und einigen Neuerungen punktet. Die sechsstündige Zeitreise respektiert das heutige Freizeitbudget der Kinder der 80er. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad war ich sehr überrascht, wie gut ich durchkomme, eigentlich fand ich ihn schon zu leicht. Als Serienkundiger solltet ihr daher wohl schon im ersten Durchgang einen der beiden höheren Schwierigkeitsgrade wählen.

Durch die stringente Story ist der Wiederspielwert etwas eingeschränkt, aber die eine oder andere Partie auf höherem Schwierigkeitsgrad, Suche nach Easter Eggs oder auch Achievement-Jagd lockt mich dann doch. Als Serienfreund und Kenner der 80er hat sich die Zeitreise für mich auf jeden Fall gelohnt! Wenn auch ihr eine nostalgische Ader habt, solltet ihr die Liebeserklärung von Kingdom Eighties erwidern!

  • Strategie-Action-Mix
  • Einzelspieler
  • Für Einsteiger bis Profis
  • Preis: 11,79 Euro
  • In einem Satz: Toller Nostalgie-Ausflug in die 80er mit der bekannt-ungewöhnlichen Links-Rechts-Spielmechanik und erstmals einer richtigen Story.

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Über Vampiro

Variety Gamer seit Crystal Castle auf dem Atari 2600 Junior. Mein Herz schlägt besonders für Strategie, Taktik, Wargames und Aufbau nebst allen Untergenres (wie Taktik-RPGs ;-) ).

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