KARMA: The Dark World

Das Psycho-Horror-Ego-Adventure KARMA: The Dark World hat Tyler Durden bis an seine Grenzen gebracht. Denn: Das mit dem Karma ist so eine Sache…

Karma hat in diversen Religionen bzw. Glaubensrichtungen wie z.B. dem Hinduismus eine Relevanz. Im Grunde ist es ein spiritueller Glaube rund um Kausalität. Kausalität ist die Beziehung von Ursache und Wirkung. So nimmt man an, dass gute Taten und Gedanken eine positive Wirkung und umgekehrt böses Handeln und das Schlechte eine negative Wirkung haben. Dies auch in einer direkten Auswirkung auf die handelnde Person. Bei Religionen, die an Wiedergeburt bzw. Reinkarnation glauben, muss diese Kausalität nicht zwingend in dem jetzigen Leben erfolgen, sondern kann auch in einem späteren Leben und in anderer Gestalt auf einen zurückfallen. Gute wie böse Taten und Gedanken werden allerdings niemals vergessen und entsprechend vergolten… 

Ursache und Wirkung

Warum schreib ich so viel über Karma? Nun zum einen, da dieses Spiel nun mal so heißt und zum anderen, da mit meiner Rezension eben jenes zuvor beschriebene Prinzip der Kausalität Anwendung findet. Das Spiel hat bei mir einen derart schlechten Eindruck hinterlassen, dass es sich eben auch nur in einer negativen Rezension niederschlagen kann. Aber warum? Das möchte ich nachfolgend erläutern. Dabei ist mir die Entscheidungsfindung und das Ergebnis nicht leichtgefallen und wohlmöglich ist es auch nicht fair. Aber das ist so eine Sache mit dem Karma… ist es denn fair? Wird aus zweimal Unrecht plötzlich Recht? Wie bei all meinen Rezensionen handelt es sich um meine subjektive Wahrnehmung als Momentaufnahme auf Basis der Erlebnisse, welche ich mit dem Spiel hatte. Die kann ein anderer Spieler vollkommen anders empfinden und ich wünsche und gönne jedem eine gute Unterhaltung mit diesem Spiel. Ganz sicher wird dieses Spiel seine Zielgruppe und Fans haben.  

Ich muss voranstellen, dass ich das Spiel aufgrund technischer Probleme nicht durchspielen konnte. Daher habe ich keinen vollkommenen Überblick über das Spiel und kann naturgemäß nur das als Bewertungsgrundlage heranziehen, was ich aktiv gespielt habe. Laut Steam habe ich wohl ca. 10 Stunden mit dem Spiel verbracht. 

Alles Psycho, oder was?

KARMA: The Dark World soll so etwas wie ein Psycho-Thriller sein. Zu Beginn werdet ihr in einem Krankenbett einer Klinik wach und seid mit merkwürdigen Apparaturen verbunden. Ihr habt keine Erinnerung. Ihr steht auf, seht euch im Spiegel an und scheint offenbar eine Art Cyborg-Zombie zu sein. Ihr wollt hier raus und landet in einem Labor mitsamt einem Wissenschaftler. So beginnt eure Reise… 

Ihr spielt Daniel McGovern, ein Agent des Leviathan Konzerns. Euer Abenteuer ist skurril und es lässt sich nur schwer feststellen, was Realität – wenn es hier so etwas überhaupt gibt – und was Traumwelt ist. Als Agent ist es euer Job in den Gedanken und Erinnerungen von Tätern einzudringen, um deren Verbrechen aufzudecken. Dies geschieht über eine Technik, die so ein wenig an das Anschließen an die Matrix in der gleichnamigen Filmreihe erinnert. Ich liebe den ersten Matrix-Teil und diese Story hier kann nicht ansatzweise damit mithalten. 

Irgendwie wirkt das Ganze auch unglaubwürdig und deplatziert. Ihr bewegt euch in einem Setting, was an die 70er und 80er Jahre unserer Realität erinnert. Allerdings scheinbar in einem Paralleluniversum, da es hier wohl eine Diktatur gibt, die immer noch oder wieder an das Dritte Reich erinnert. Dazu noch etwas 1984 – Big Brother Is Watching You reingemischt. Irgendwie können wir uns Erinnerungen über Kassetten wiederbeschaffen, die wir in einen Walkman einlegen. (Die Kassetten erinnern an das Musik-Tape “Awesome Mix Vol. 1” von Guardians of the Galaxy.) Dazu kommen surreale Traumsequenzen und komischerweise haben diverse Menschen einen Röhrenfernseher als Kopf. Hier wurde viel gewollt und wenig Wert auf die Sinnhaftigkeit gelegt – bei diesem wilden Cocktail kommt im Ergebnis leider nur Grütze raus. Das Spiel wirkt so, als wolle es mit aller Gewalt bedeutungsschwanger und tiefgründig sein, leider erscheint hier alles sehr erzwungen. Gute Geschichten sind es einfach aus sich selbst heraus. Meiner Meinung nach haben wir es hier nicht mit einer guten Geschichten und einer cleveren Erzählweise zu tun.  

Stichwort Karma: Was hat unser Alter-Ego Daniel McGovern in seinem vorherigen Leben verbrochen, dass er in dieser dunklen, dystopischen Welt als Agent Widerwillen für eine Regierung / einem Konzern Ermittlungen in den Köpfen Fremder durchführen muss?  Ohne näher darauf eingehen zu wollen: Es scheint etwas in seiner Kindheit und in der Familie gewesen zu sein. Offenbar erhält der Story-Cocktail noch ein Familiendrama. Damit wird es dann wirklich zu viel und das Ganze ist an Absurdität kaum zu überbieten. 

Keine Augenweide

Trotz der hohen Hardware-Anforderungen hat mich die Grafik und das Visuelle weder beeindruckt noch meine Augen angenehm stimuliert. Nichts, was man nicht schon anderswo deutlich besser gesehen hätte. In Sachen Performance lief etwa Syberia: The World Before deutlich besser und war für meinen Geschmack viel mehr Augenschmaus als dieses Spiel.  

Die englische Sprachausgabe ist nun auch nichts, was mich vom Hocker gerissen hätte. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es zwar nicht, aber immerhin sind deutsche Texte und Untertitel vorhanden. 

Die Steuerung erfolgt aus der Ego-Perspektive. Für meinen Geschmack ist die Kameraführung viel zu hektisch und die Maussteuerung viel zu sensitiv. Beides lässt sich über die Einstellungen nicht merklich verbessern. Durch diese Perspektive und Kameraführung habe ich sogar Kopfschmerzen bekommen.  

Es gibt manchmal so etwas wie Rätsel, z.B. Codes für verschlossene Schreibtischschubladen herausfinden, Überwachungskameras auswerten, Beweise per Rohrpost versenden. Allerdings besteht der Großteil des Gameplays daraus sich durch schlauchartige vorgegebene Strecken einen Weg zu bahnen und dabei unter Umständen noch relevante Hotspots anzuklicken. Also so etwas wie ein Walking-Simulator in Kombination mit einem 1st-Person-Adventure und einigen Dialogen. Allerdings ist mir kein Dialog und kein Handlungsstrang besonders in Erinnerung geblieben. 

Die Sache mit der Technik

Ich spiele am liebsten “Point & Click Adventures”, welche in der Regel nicht sonderlich anspruchsvoll an die Hardware sind. Ich habe einen 08/15-Laptop von der Stange mit einem AMD Ryzen 5 Prozessor und 8 GB Arbeitsspeicher. Für meine Adventures reicht das. Einen Gaming-PC benötige ich nicht. Dieses Spiel ist da schon deutlich anspruchsvoller an die Hardware. Es wird ein AMD Ryzen 7 oder Intel Core i7 Prozessor und 16 GB Arbeitsspeicher empfohlen und die empfohlenen Grafikkarten werden wohl deutlich leistungsstärker sein als das, was in meinem Laptop verbaut ist.  

Ich muss zugeben, dass ich mich mit den empfohlenen Systemanforderungen im Vorfeld nicht beschäftigt hatte. Durch die nicht passende Hardware hatte ich leider mit massiven Performance-Problemen zu kämpfen. Das Spiel lief nicht rund, hakelte und ruckelte und es kam zu nervenden Ladezeiten und Abstürzen. Aber selbst eine bessere Performance hätte meine Meinung über Karma nicht verbessert.

Das Spiel hat leider keine manuelle Speichermöglichkeit, sondern legt einen Speicherslot für Autosaves an. Dieser Umstand wurde zum größten Ärgernis für mich. Denn nach dem letzten Absturz war mein Spielstand verschwunden und somit unwiederbringlich verloren.

Fazit

Vergeudete Stunden, die ich durchaus besser hätte investieren können. Der zerschossene Spielstand hat mir dann den Rest gegeben – ich habe keinerlei Interesse, Karma: The Dark World noch einmal von vorne zu spielen. Eigentlich habe ich mit dem Spiel und vor allem der Story abgeschlossen, denn diese war für mich keineswegs so packend, als dass ich mir unbedingt ein Let’s Play ansehen müsste, um zu erfahren, wie es weitergeht.  

Ich werde das möglichst schnell aus meinem Gedächtnis verbannen und freue mich auf mein nächstes Point-and-Click-Adventure – da wartet sicher noch die eine oder andere Spiele-Perle auf mich. 

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Über Tyler Durden

Langjähriger Point-and-Click-Adventure-Spezialist, der aber auch anderen spannenden Story-Spielen aus solchen Genres wie "Visual Novel" oder "Walking Simulator" nicht abgeneigt ist.

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8 Comments on “KARMA: The Dark World”

  1. Also ich habe nen Gaming-Notebook und somit das Spiel auf Ultra-Einstellungen gesehen. Gerade die Außenszenen sehen schon sehr nice aus. Die Art Direction ist extrem gut. Natürlich: Wenn Deine Hardware nicht den Mindestanforderungen entspricht, hast Du natürlich technische Probleme und dann kann dich auch die Optik nicht stimulieren. Das ist jedoch nichts, was dem Spiel anzulasten wäre. ^^

    Inhaltlich ist es halt mehr David Lynch als Matrix. 😉 Nun finden die einen David Lynchs Werk als prätentiöse Scheiße und die anderen als genial. Ich finde, Du urteilst hier zu hart. Ich finde beispielsweise Twin Peaks auch sterbenslangweilig. Kann aber auf objektiver Sicht nachvollziehen, warum die Serie damals alle in ihren Bann gezogen hat und warum Twin Peaks als genialer Kultklassiker gilt. Mich hat demzufolge auch Karma in der ersten Stunde verloren. Deswegen wollte ich dazu nix mehr schreiben, weil ich dann einfach zu wenig von gesehen habe.

    Die Welt soll ja eine Art Ostdeutschland im Jahr 1984 in einer alternativen dystopischen Zeitlinie darstellen. Leider habe ich aber nur Klischees vorgefunden, wie sich Chinesen Sowjetstaaten um diese Zeit vorstellen, aber nichts genuin ostdeutsches.

    1. Wenn dich Karma schon nach einer Stunde verliert, spricht das ja auch nicht unbedingt für das Spiel. 😉
      Aber wie ihr beide schon geschrieben habt: Es findet bestimmt sein Publikum, nur euch beide nicht. 🙂

    2. Was versteht man denn als ein typisches David Lynch Werk? Ich hätte mit dem Regisseur „Dune“ in Verbindung gebracht. Was für mich ins Genre Sience Fiction fällt. Wenn er für dystopische Filme bekannt ist, welche Filme sind das denn, die ggf. auch als direkte Vorbilder des Spiels gedient haben? Ich kenne dann diese Werke vermutlich nicht. Die Serie Twin Peaks kenne ich nur dem Namen nach und kann dazu wenig sagen. In einer anderen Review die ich zum Spiel gelesen habe, wurde als Vergleich der Film „Inception“ herangezogen. Da finde ich meinen „Matrix“ Vergleich nicht unpassender.

      Zur Grafik. Unabhängig von dem was ich auf meinem Rechner erlebt habe, habe ich mir Videos zum Spiel angesehen. Ich bleibe dabei, mich beeindruckt das Spiel von der Grafik her nicht. Geschmäcker und Ansichten sind nun mal unterschiedlich und damit bin ich auch völlig fein.

      1. Aber verfälscht das nicht arg? Die Hardwareprobleme können Spiele doch subjektiv schlechter wirken lassen. Bei mir hat z. B. The Planet Crafter im early access furchtbar geruckelt und so wurde das Suchen nach Rohstoffen total nervig. Ich gehe aber stark davon aus, dass es ohne die Ruckler völlig okay gewesen wäre. Eine Bewertung wäre unfair gewesen. Und ich Werte doch auch Half-Life 2 nicht generell als Mist, nur weil mir persönlich da von irgendwas in der Engine bei Kameraschwenks bzw dunklen Räumen übel wird.

        Dune war für Lynch mehr eine Ausnahme. Twin Peaks ist da schon ein zentraleres Werk. Karma könnte an Eraserhead angelehnt sein.

        1. Ja, ich räume durchaus ein, dass dieser Umstand verfälscht. Um möglichst transparent zu sein, habe ich es ja bewusst auch so in der Rezension dargestellt.

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