
Dieser Artikel ist Teil der DKSN-Halloween-Woche 2024.
Neben Adventures spiele ich hin und wieder auch gerne das eine oder andere Horror-Spiel. Darunter die bekannten Vertreter aus Serien wie Resident Evil oder Silent Hill, aber auch filmähnliche Titel wie The Dark Pictures oder Until Dawn. Im Indie-Bereich gibt es ebenfalls etliche kreative Spiele, die versuchen, euch eine Gänsehaut zu verpassen. Passend zur DKSN-Halloween-Woche stelle ich ein paar meiner Lieblinge vor. Dem Thema nahestehende Point-and-Click-Adventures wie The Excavation of Hobb’s Barrow, Midnight Scenes oder Stasis: Bone Totem lasse ich in diesem Fall bewusst außen vor, obwohl sie sicherlich auch spielenswert sind!
Unholy
Fangen wir mit einem Titel an, der bei den Kritikern nicht besonders gut ankam, bei mir aber dennoch einen Nerv getroffen hat. Das mag mit meiner Vorliebe für Folk-Horror bzw. Geschichten zusammenhängen, die von irren (oft christlichen) Sekten handeln. Im First-Person-Horror-Game Unholy von Duality Games seid ihr Mitglied in genau so einer Sekte. Ihr spielt Dorothea, die zu Beginn des Spiels entsetzt feststellen muss, dass ihr Sohn Gabriel bei einem dunklen Ritual dieser Sekte geopfert werden soll. Ihr unterbrecht das Ritual, was allerdings nur dazu führt, dass die Sektenanführer mit Gabriel auf die „dunkle Seite“, eine verzerrte Horror-Welt, wechseln, um dort die Zeremonie zu vollenden. Euch bleibt nichts anderes übrig, als sie zu verfolgen, um euren Sohn zu retten. Dabei werdet ihr von einer mysteriösen alten Frau unterstützt, die euch nach und nach erklärt, wie ihr in der Alptraum-Welt überleben könnt.

Ihr seid mit einer Schleuder ausgerüstet, die ihr mit „Emotionsmunition“ ausrüsten könnt, z. B. Hass oder Furcht. Damit könnt ihr zwar die Monster nicht direkt töten, aber die Gegend so manipulieren, dass diese indirekt ins Gras beißen oder ihr euch an ihnen vorbeischleichen könnt. Außerdem könnt ihr die Macht von bestimmten Masken nutzen, die euch zum Beispiel wichtige Objekte in der Gegend hervorheben.
Unholy ist kein leichtes Spiel, aber setzt euch zumindest immer recht fair kurz vor der Stelle ab, an der ihr gescheitert seid. Manchmal ist es auch schlecht lesbar, manchmal ist die Steuerung hakelig, aber insgesamt fand ich Unholy dennoch faszinierend genug, dass ich eine Empfehlung aussprechen möchte.
Ich habe Unholy auf der PS5 gespielt, wo es erst vor wenigen Wochen erschienen ist und mir grafisch sehr gut gefallen hat. Die PC-Version ist bereits seit 2023 auf dem Markt und auf Steam zu finden. Auch die Xbox-Spieler sollten fündig werden können.
Offenlegung: Ich habe ein kostenloses Rezensionsexemplar dieses Produkts von keymailer.co erhalten.
Outlast
Als nächstes folgt ein echter Klassiker des Genres. Bereits 2013 erschien das First-Person-Survival-Horror-Game Outlast von Red Barrels für den PC und wurde in den folgenden Jahren auch für etliche andere System umgesetzt. Die Geschichte um einen Enthüllungsjournalisten, der nur mit seiner Nachtsicht-Kamera bewaffnet aufgrund eines Tipps bezüglich verbotener Experimente in eine Nervenheilanstalt einbricht, ist spannend erzählt und hält einige Schreckmomente für euch bereit.

Der DLC Whistleblower aus dem Jahr 2014 hat mir vielleicht sogar noch ein wenig besser gefallen, denn da waren einige der übelsten Situationen dabei, die ihr in einem Survival-Horror-Spiel überstehen müsst. Die Begegnung mit dem „Bräutigam“ ist mir zumindest bis heute im Gedächtnis geblieben. Die Methoden, die dieser anwendet, um seine perfekte Braut zu finden, sind, sagen wir mal… sehr speziell und ganz und gar nicht zimperlich. Die Gesamtspiellänge des DLCs von 3 bis 4 Stunden empfand ich zudem als sehr angenehm.
Der Nachfolger Outlast 2 hatte mich allerdings schon nach kurzer Zeit verloren, trotz interessantem Setting bei einer Weltuntergangs-Sekte. Das Feeling des ersten Teils kam überhaupt nicht mehr auf, da wäre es meiner Meinung nach besser gewesen, dem Spiel einen anderen Titel zu verpassen. Meine Empfehlung gilt daher dem ersten Teil, und da vor allem dem DLC Whistleblower, der sich auch gut spielen lässt, wenn ihr das Hauptspiel nicht (vollständig) kennt.
Hollowbody
Erst im letzten Monat kam das Third-Person-Horror-Spiel Hollowbody von Headware Games für den PC raus und hat die Szene im Sturm erobert. Das Projekt, das von Indie-Entwickler Nathan Hamley so gut wie komplett alleine gestemmt wurde, weckt auf äußerst kompetente Weise Erinnerungen an eine Hochphase der Survival-Horror-Spiele zur Zeit der Jahrtausendwende. Das erste Spiel von Hamley war das Point-and-Click-Adventure Guard Duty, an das ich auch heute noch gerne zurück denke und dem der AGS-Classics Teil 4 gewidmet wurde (inklusive Entwickler-Interview).

Hollowbody versetzt euch in das 21. Jahrhundert an die Westküste von England. Dort hat offenbar ein Biowaffen-Anschlag dafür gesorgt, dass die Städte zerstört und unter Quarantäne gestellt wurden. Einige Jahre später versuchen Umwelt-Aktivisten die genaue Ursache für die Katastrophe zu ergründen. Dazu gehört auch Sasha, die ihr zu Beginn steuern dürft und kurz darauf spurlos verschwindet. Ihre Freundin Mica macht sich daraufhin auf die Suche nach ihr und wird mit dem Grauen der scheinbar verlassenen cyberpunkartigen Stadt konfrontiert.
Der Survival-Horror-Titel lehnt sich stark an Vorbilder mit festen Kamerawinkeln wie Silent Hill an und bietet daher eine willkommene Abwechslung zu anderen aktuellen Horrorspielen.
Layers of Fear
Im Jahr 2016 brachte ein vergleichsweise unbekanntes Studio namens Bloober Team, das zuletzt das Remake von Silent Hill 2 für Konami machen durfte, ein psychologisches Horrorspiel auf den Markt, das das Genre bis heute geprägt hat: Layers of Fear. Die Geschichte um einen Maler und seine Familie dreht sich um Themen wie Alkoholismus, Depressionen, Selbstmord und Verlust.

Im Laufe des Spiels könnt ihr aus der First-Person-Perspektive den seelischen Verfall des Künstlers am eigenen Leibe miterleben. Dabei werdet ihr weniger mit Blut und Gewalt als mit gruseliger Atmosphäre und seltsamen Phänomenen konfrontiert. Die physikalisch unmöglichen Veränderungen der Umgebung, wie sie zuvor auch schon im berüchtigten P. T. von Hideo Kojima aus dem Jahr 2014 stattfanden, hinterlassen auch heute noch beim Spielen einen bleibenden Eindruck.
Der Erfolg des Spiels zog DLC, Fortsetzung und Remake hinter sich her. Meine Empfehlung gilt aber ganz klar dem Original!
Song of Horror
Mir gefällt es immer gut, wenn Spiele frische Ideen in ihr Genre einbringen. Song of Horror aus dem Jahr 2020 lehnt sich zwar in vielen Bereichen an klassische Survival-Horror-Spiele aus der Third-Person-Perspektive an, bietet aber die Besonderheit, dass ihr zu Beginn einer Episode eure Spielfigur aus einem Pool von Protagonisten wählen könnt. Sollte diese während der Erkundung der gruseligen Orte durch eine Fehlentscheidung oder ein verpatztes QuickTimeEvent sterben, ist sie endgültig tot und ihr müsst mit einem anderen Charakter weitermachen.

Song of Horror erinnerte mich an manchen Stellen an Alone in the Dark, nicht nur weil in beiden Spielen einige Lovecraft-Anspielungen zu finden sind. Die Erkundung des Spukhauses sowie die Begegnungen mit dessen unheimlichen Bewohnern zeigen schon manche Parallelen zum Uralt-Klassiker aus dem Jahr 1992. Die fünf Kapitel wurden zunächst als einzelne Episoden veröffentlicht und bauen aufeinander auf, sind aber mittlerweile auch als Gesamtpaket erhältlich.
Wenn ihr also einmal wieder Lust auf ein klassisches Survival-Horror-Gruselspiel mit einem Twist habt, dann könnte Song of Horror etwas für euch sein.
Tormented Souls
Neuere Indie-Titel, die ihre Liebe zu klassischem Survival-Horror ausleben, hatten wir in diesem Artikel schon das ein oder andere Mal. Tormented Souls aus dem Jahr 2021 macht da keine Ausnahme und orientiert sich mit seinem Schreibmaschinen-Speichersystem und einer Villa als Schauplatz noch stärker an den ersten Teil von Resident Evil als die anderen hier vorgestellten Spiele.

Aber warum auch nicht? Es funktioniert nämlich richtig gut, was die chilenischen Studios Dual Effect und Abstract Digital da gemeinsam abgeliefert haben. Als Caroline Walker durchstreift ihr das Anwesen mit angeschlossenem Krankenhaus auf der Suche nach zwei vermissten Zwillingsmädchen, löst Rätsel und kämpft gegen umherstreunende Monster.
Dass so viele Horrorspiele immer noch darauf bestehen, nur an bestimmten Orten (und in diesem Fall auch nur, wenn ihr mindestens ein Farbband dabei habt) speichern zu können, gefällt mir allerdings generell nicht. Hier hat es mich sogar so gestört, dass ich mir am PC Unmengen von Farbbändern per Cheatcode ergaunert habe, um mich komfortabler durchs Spiel gruseln zu können. Dennoch eine Empfehlung von mir.
Amnesia: The Dark Descent
Den Abschluss bildet ein Spiel, das bereits 2010 erschienen ist und sich die Erwähnung in diesem Artikel mehr als verdient hat: Amnesia: The Dark Descent von Frictional Games aus Schweden. Der Titel deutet schon an, dass sich eure Spielfigur Daniel zunächst an nichts mehr erinnern kann. Daher stolpert er durch die dunkle, scheinbar menschenleere Burg, in der er erwacht ist, und sammelt Lichtquellen wie Kerzen auf, um ein wenig der Dunkelheit entgehen zu können. Dabei findet er Notizen, die seine Erinnerungen langsam wieder auffrischen.

Die ständige Suche nach Lichtquellen ist ein zentraler Aspekt des Spiels und auch zwingend notwendig, denn je länger ihr euch in der Dunkelheit aufhaltet, desto mehr Angst bekommt Daniel. Zu viel Dunkelheit stürzt ihn in den Wahnsinn, was zu einem vorzeitigen Game Over führt. Unerfreulicherweise trifft Daniel in der Burg auch auf bösartige Kreaturen, vor denen er flüchten muss (Kämpfen ist keine Option) und deren Anblick er zugunsten seiner geistigen Stabilität möglichst meiden sollte.
Amnesia war eine Inspiration für viele weitere Genre-Vertreter und gilt heute zurecht als Klassiker. Das First-Person-Spiel bietet viele denkwürdige, nervenaufreibende Momente, von denen mir besonders die Besuche in den Folterkammern im Gedächtnis geblieben sind. Bisher hat Amnesia drei Fortsetzungen bekommen, die für mich aber bei weitem nicht so gut funktioniert haben wie das Original.
Fazit
Die Auswahl an Indie-Horror-Spielen ist riesig. Viele bekannte und beliebte Vertreter wie etwa SOMA oder Darkwood haben bei mir aber einfach nicht gezogen und sind deshalb nicht in meiner Liste gelandet. Manche Titel wie MADiSON und Still Wakes The Deep liegen noch auf meinem Mountain of Joy. Multiplayer-Horror-Games wie Dead by Daylight oder Phasmophobia machen mir in der Regel nicht so viel Spaß, da beim gemeinsamen Spielen für mich der Nervenkitzel weitestgehend verloren geht – daher fehlen diese ebenfalls in meiner Aufzählung. Aber wie bereits erwähnt: Die Auswahl ist groß genug, dass ihr bestimmt etwas finden könnt, das euch gefällt. Vielleich war ja bereits in meiner kleinen Liste etwas für euch dabei?
Und bei all dem Horror kannst du Nachts noch ruhig schlafen? Danke für die Tips und Outlast liegt seit längerem noch auf meinem Pile of Shame.
Na klar, ich bin generell nicht so anfällig für Horror. 😉
Eine schöne Liste, auch einige Titel, die ich nicht soo mag. Wie Layers of Fear, was ich auch durchgespielt habe, ich aber nicht so nen Fan der Bloober Leute bin, da Sie vlt interessante Ansätze haben, siehe Blair Witch, aber es gibt immer etwas, wo ich es richtig doof finde.
Unholy war für mich das spannenste Spiel, in der Beschreibung.
Ich hätte noch hier ergänzt Last Door. Ein Point N‘ Click Adventure mit schönen Lovecraftian Anschlag. Erste Episode war super gut, die zweite Episode etwas schwächer, aber auch nicht ohne 😀
The Last Door fand ich auch super, aber wie in der Einleitung erwähnt, habe ich Adventures bewusst ausgelassen. Vielleicht wäre das mal Stoff für einen eigenen Artikel.
Das wäre vlt auch mal was 😀