Der Beitrag “Spiele-Check: Golden Idol Mysteries – The Spider of Lanka” erschien zuerst am 04.05.2023 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.
Eines meiner persönlichen Highlights im letzten Jahr war das Detektivspiel The Case of the Golden Idol von Color Gray Games. Aufgrund der spannenden Geschichte, der außergewöhnlichen Stimmung und nicht zuletzt dem cleveren Lückenfüll-Gameplay war ich spätestens bei den letzten Fällen hin- und weg von dieser kleinen Indie-Perle.
Kein Wunder also, dass ich die Ankündigung des ersten DLCs freudestrahlend aufgenommen habe. In Golden Idol Mysteries – The Spider of Lanka wird die Vorgeschichte des ersten Kapitels aus dem Hauptspiel erzählt. Zur Erinnerung: Ein Mann stößt einen anderen Mann von der Klippe und ihr müsst herausfinden, warum. Diese beiden Männer spielen auch im DLC wichtige Rollen. Können Color Gray Games an den Erfolg ihres Überraschungs-Hits anknüpfen oder gelingt Ihnen nur ein milder Aufguss? Dies und mehr erfahrt ihr in diesem Artikel.

Here we go again
Wie vermutet, integriert sich der DLC ins Hauptmenü von The Case of the Golden Idol. Hier könnt ihr wählen, ob ihr den Hauptfall oder The Spider of Lanka spielen möchtet. Die Spielstände werden unabhängig voneinander verwaltet und euer Fortschritt jeweils automatisch abgespeichert. Ihr könnt jederzeit in beliebige, bereits freigeschaltete Fälle hineinspringen, ohne dabei Fortschritt zu verlieren. Dies ist auch manchmal gar nicht unwichtig, denn viele Mysterien hängen zumindest lose zusammen, und so manche Information aus alten Episoden kann euch in einem anderen Fall weiterhelfen.
Die Geschichte von The Spider of Lanka bietet drei neue Fälle. Das klingt zunächst wenig, aber ich kann euch versprechen: Alle drei haben es in sich. Der Schwierigkeitsgrad ist deutlich höher als im Großteil des Hauptspiels, allerdings gilt auch hier immer noch, dass sich alle Lücken in den Texten zum Hergang der Ereignisse mit genauer Beobachtung, Logik und Deduktion füllen lassen. Und sobald ihr euch den ersten Fall von Spider of Lanka vorknöpft, macht sich hoffentlich wie bei mir wieder das wohlige Gefühl breit, das ihr schon von The Case of the Golden Idol kennt.

Mord und Totschlag
Ein Blutbad in einer kleinen, vermutlich illegalen Spielhölle. Auf den ersten Blick werden euch die vielen, am Boden liegenden Leichen auffallen. Bei einem der Männer klafft ein Einschussloch im Rücken, einem anderen wurde ein Speer mitten ins Herz gerammt. Ein weiterer Mann wurde das Opfer eines Chakrams – die Wurfwaffe bahnte sich den Weg in seinen Schädel. Bei weitem keine schönen Tode. Zwei Männer leben noch und schauen noch einmal zurück, bevor sie den Tatort verlassen. Doch was ist hier genau passiert?
Wie ihr es vermutlich schon vom Hauptspiel kennt, klickt ihr nun Hotspots auf dem Bildschirm an (Personen oder Dinge) und sammelt zunächst einmal Hinweise. Aha, die Leichen haben alle entweder eine gelbe oder blaue Rosette bei sich. Und an den Spieltischen erkennt ihr, dass dort jeweils ein blauer gegen einen gelben Spieler gespielt hat. Und an der Wand hängt eine Tafel mit Ergebnissen. Vielleicht lässt sich ja hier etwas ableiten? Und dann findet ihr noch geheime Nachrichten in den Taschen der Spieler. So langsam zeichnet sich hier ein Bild ab…
Habt ihr alle Hinweise gesammelt (Exploring-Phase), geht es ans Grübeln (Thinking-Phase). Wieder müsst ihr Lückentexte auffüllen. Im ersten Fall müsst ihr verstehen, wie das Kartenspiel funktioniert. Ihr müsst die Personen identifizieren und nachvollziehen, wer wen in welcher Reihenfolge getötet hat. Und natürlich müsst ihr den Lückentext füllen, der kurz beschreibt, um was es hier genau ging. Wie gehabt, macht ihr das mit den gefundenen Hinweisen, indem ihr sie mit der Maus (oder dem Gamepad) vom unteren Bildschirmrand in die vielen Lücken positioniert.

Detektivarbeit für Profis
Wer das Original kennt, weiß genau, was ihn hier erwartet. Das Gameplay unterscheidet sich nicht, und das ist auch gut so. Die drei neuen Fälle sind clever konstruiert, und es macht enorm Spaß, die Geheimnisse aufzudecken und die handlungsübergreifende Geschichte zu erfahren. Spätestens ab dem zweiten Fall würde ich euch empfehlen, Notizen außerhalb des Spiels zu machen. Bei mir sah das so aus, dass ich auf dem zweiten Bildschirm eine Tabellendatei gefüllt hatte, um mir das Identifizieren der Personen leichter zu machen oder um bestimmte Informationen zu sammeln und zu sortieren. Das hat bei mir das Gefühl, einen Detektiv zu spielen sogar deutlich erhöht. So ähnlich hatte ich es auch beim Brettspiel Detective empfunden.
Wie schon beim Hauptspiel blieb nach dem Lösen der Fälle ein wohliges Gefühl zurück. Die übergreifende Handlung fügt sich wunderbar als Vorgeschichte in das Hauptspiel ein. Falls ihr das Spiel noch gar nicht kennt, würde ich euch aufgrund des Schwierigkeitsgrads dringend davon abraten, mit dem DLC zu beginnen, auch wenn es chronologisch richtig wäre.

Fazit
Wenn ihr möchtet, könntet ihr The Spider of Lanka einfach als „mehr vom gleichen“ bezeichnen. Und das ist es auch, aber es ist auch so viel mehr. Die Geschichte ist eigenständig und knüpft dennoch Parallelen zur Hauptgeschichte. Die Spielmechanik ist gleich, wird aber gut für neue, clevere Detektivarbeit ausgenutzt. Und auch wenn es „nur“ drei Fälle sind, werden euch diese sicherlich mindestens drei bis vier Stunden oder sogar mehr beschäftigen.
Wenn ihr The Case of the Golden Idol mochtet und an den letzten Fällen nicht verzweifelt seid, dann ist The Spider of Lanka aus meiner Sicht ein Pflichtkauf!
- Detektivspiel für Linux, MacOS, PC
- Einzelspieler
- Für Profis
- Preis: 5,89 Euro
- In einem Satz: Äußerst gelungener Zusatzinhalt mit hohem Schwierigkeitsgrad für eines der besten Detektivspiele aller Zeiten.