Geistfrei GmbH

Der Beitrag “Spiele-Check: Geistfrei GmbH – Weckt Erinnerungen an Maniac Mansion” erschien zuerst am 30.05.2023 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Sogar in einer Welt voller vermenschlichter Tiere, knuffiger Monster und anderer seltsamer Wesen sind Poltergeister ungebetene Gäste. Gleich mehrere „Geisterkammerjäger“-Firmen haben sich darauf spezialisiert, die Störenfriede zu fangen und für immer wegzusperren.

In Geistfrei GmbH übernehmt ihr die Rolle des blauen Knuddelmonsters Charles Stone, der als tollpatschiger Angestellter im gleichnamigen Geisterbekämpfungsunternehmen tätig ist und eine wichtige Aufgabe zugeteilt bekommt. Sein Boss Hank, eine quietschgelbe sprechende Ente, schickt ihn nämlich zum Anwesen von Dr. Bachelor, einem exzentrischen und mürrischen Multi-Millionär mit roter Haut und Krummschnabel. Die Geisterfalle, die dieser bestellt hatte, sei defekt und müsse unbedingt kurzfristig repariert werden. Also steigt ihr in den Firmenwagen und macht euch auf den Weg.

Einsteigerfreundlicher Beginn und vorbildliches Hilfe-System

Bevor ihr allerdings tatsächlich losfahren könnt, erklärt euch das Spiel seine Steuerung und lässt euch ein paar einfache Rätsel in der Büroumgebung der Geistfrei GmbH lösen. Dabei lernt ihr zu Beginn, dass ihr mit der linken Maustaste eure Spielfigur steuert, so wie ihr es von einem klassischen Point-and-Click-Adventure erwarten würdet. Mit der rechten Maustaste auf einem Hotspot erscheint ein Auswahlmenü, mit dem ihr meist zwischen Ansehen, Benutzen und Reden wählen könnt. Diese Steuerungsart erinnert an die Coin-Steuerung von The Curse of Monkey Island und geht euch vermutlich nach kurzer Zeit schnell von der Hand. Das Inventar befindet sich am unteren Bildschirmrand, alle Gegenstände darin sind direkt erreichbar und können miteinander kombiniert oder einfach auf einen Hotspot auf dem Bildschirm gezogen werden. Manche Gegenstände könnt ihr auch direkt im Inventar benutzen, um diese beispielsweise zu öffnen. Die Gespräche laufen in einer bildschirmfüllenden Multi-Choice-Auswahl ab.

Schade, dass sich nur vier Spielstände abspeichern lassen. Vielleicht ist dies der ursprünglichen iOS-Fassung geschuldet? Seit deren Release haben die beiden Entwickler Robin Bretschneider und Roland Wejner an der Konvertierung gearbeitet und nebenbei die etwas glatt wirkende Grafik überarbeitet und neue Animationen hinzugefügt. Falls ihr einmal nicht weiterwisst, könnt ihr jederzeit euren Boss Hank anrufen, der euch bereitwillig Tipps gibt. Das Spiel ist in fünf Kapitel unterteilt, im Gegensatz zur iOS-Version enthält die frisch erschienene PC-Version auch ein Hilfe-System für das letzte Kapitel.

Klassisches Adventure mit offensichtlichen Vorbildern

Auch wenn Geistfrei GmbH eine eigene, witzige Geschichte erzählt und viele unverwechselbare Charaktere erschafft, fühlt sich das ganze Spiel für mich wie ein Hommage an den LucasArts-Über-Klassiker Maniac Mansion an. Das Erkunden der Villa, mit ihren Geheimnissen, Geheimgängen, skurrilen Bewohnern und kniffligen Rätseln löste fast ein Nostalgie-Flashback aus. Und wo wir bei den Rätseln sind: Das Inventar ist gut gefüllt und ihr habt meist mehrere Baustellen offen. Die Rätsel benötigen, wie auch schon beim großen Vorbild, die Fähigkeit, um die Ecke zu denken und können dafür sorgen, dass ihr etwas ratlos im Haus umherwandert. An dieser Stelle lässt euch das erwähnte Hilfe-System nicht hängen, ohne gleich die Lösung zu verraten. Manche Rätsel sind innovativ, viele aber auch altbekannt. Das Grog-Transport-Rätsel aus The Secret of Monkey Island feiert zum Beispiel hier ein Wiedersehen.

Falls ihr jetzt vermutet, dass das Spiel mit Referenzen und Anspielungen nur so um sich schmeißt, kann ich zum Glück Entwarnung geben. Ihr müsst also nicht befürchten, an jeder Ecke einen Guybrush-Witz oder LucasArts-Zitate zu hören.

Gelungene deutsche Vertonung, unspektakuläre Optik

Das Spiel ist ganz klar eine kleine Indie-Produktion. Unter diesen Umständen empfand ich sowohl die deutsche Vertonung als auch die unaufgeregte grafische Umsetzung angemessen gelungen. Die Geschichte, die euch zunächst die Geisterfalle reparieren und später noch einen Geist fangen lässt, hat sogar eine nette Wendung und ein spaßiges Ende zu bieten. Die Geisterbeseitigungs-Konkurrenz schläft schließlich nicht!

Die Rätsel haben mich einige Stunden gut unterhalten, ungeübte Abenteuer, die nicht jede Minute bei Hank anrufen wollen, dürften wohl auch eine zweistellige Anzahl an Stunden brauchen bis der Abspann über den Monitor flimmert. Es handelt sich hierbei um ein waschechtes Old-School-Adventure, das seine Vorbilder und Wurzeln zu keiner Zeit zu verstecken versucht!

Fazit

Zugegeben, die Optik des Spiels hat mich nicht gleich überzeugt. Sie erschien mir zu glattgebügelt und entsprach einfach nicht meinem persönlichen Geschmack. Doch spätestens, als ich in der Villa herumschnüffelte und versuchte, ihre Geheimnisse zu lüften, war ich vom Spiel gepackt und fühlte mich in guten, alte Adventure-Zeiten zurückversetzt. Die Steuerung und das Hilfe-System fühlten sich zudem wie eine sinnvolle moderne Erleichterung an. Die Musikuntermalung und die deutschen Stimmen trugen zur Atmosphäre bei, und die witzige Geschichte hat mir das eine oder andere Mal ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Das Spiel lief zudem auch wunderbar auf dem Steam-Deck. Die iOS-Version von 2019 habe ich nicht selbst gespielt, aber aufgrund der Erweiterungen würde ich euch empfehlen, zur MacOS- bzw. PC-Version zu greifen.

  • Deutsches Point-and-Click-Adventure für iOS, MacOS, PC
  • Einzelspieler
  • Für Anfänger bis Profis
  • Preis: 19,95 Euro
  • In einem Satz: Charmantes Comic-Adventure mit monströsen Geisterjäger-Gestalten.
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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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