Friday the 13th: The Computer Game

Dieser Artikel ist Teil der DKSN-Halloween-Woche 2025.

Herbst. Die Blätter fallen. Grusel-Zeit. Denn wenn wir nicht aufpassen, liegt unsere Leiche bald inmitten dieser bunten Pracht. Ein Glück, dass in Friday the 13th so viele Waffen in der Gegend rumliegen.

Ankomme Freitag den 13. um 14 Uhr

Heute wildern wir wieder einmal in den Untiefen der 1980er Jahre, als allerlei 8-Bit-Systeme mit einer wahren Flut an Film-Umsetzungen überschwemmt wurden. So schaffte es auch der Horrorfilm Freitag der 13. – oder eben Friday the 13th (endlich mal eine akkurate Übersetzung) – auf die heimischen Monitore. Mehr oder weniger. Denn das Spiel scheint sich an keinen der existierenden Filme anzulehnen und übernimmt nur einzelne Figuren, Orte und Waffen.

Im Original-Film fährt eine Gruppe Jugendlicher ins Camp Crystal Lake, um es wiederzueröffnen. Das wurde Jahrzehnte zuvor geschlossen, weil zwei Aufseher ermordet worden sind. Doch auch jetzt (1980) beginnt ein erst einmal unbekannter Killer, die Gruppe gnadenlos und einfallsreich zu dezimieren. Am Ende stellt sich heraus, dass im damaligen Camp ein Junge namens Jason im See ertrunken ist. Seine Mutter, Pamela Voorhees, hatte später die Aufseher getötet und will nun ein neues Camp verhindern. Wie es in Slasherfilmen so üblich ist, überlebt nur ein Mitglied der ursprünglichen Gruppe – und selbst sie wird am Ende des Films von einer verunstalteten Gestalt ins Wasser des Sees gezogen. Dies stellt sich zwar nur als Traum heraus, aber dank dieses ersten Auftritts von Jason Voorhees existierte die Filmreihe bis zuletzt 2009. Doch manchmal kommen sie ja bekanntlich wieder.

Das Spiel zum Film hält sich allerdings nicht an diese Handlung. Stattdessen scheint es mehr ein Spiel zum Franchise zu sein, denn selbstverständlich ist der Hauptbösewicht hier nicht Pamela Voorhees. Stattdessen treibt sich ihr Sohn Jason im Örtchen Crystal Lake herum. Das gleichnamige Camp und der malerische See des Films haben es nicht ins Spiel geschafft.

Auch das Cover griff die weitere Filmreihen-Geschichte auf und basierte auf dem Poster zum 1984 erschienen vierten Film Friday the 13th – The Final Chapter, der tatsächlich als Abschluss der Reihe gedacht gewesen war. Der Produzent der Reihe, Frank Mancuso Jr., wollte angeblich Abstand zu den Filmen gewinnen, weil ihm nur noch Horrorstreifen zugetraut wurden. Doch das Publikum war offensichtlich mit Jason noch nicht fertig und so folgte bereits 1985 der fünfte Film mit dem Untertitel „Ein neuer Anfang“. Ein Jahr später erschien dann das Spiel aus dem Hause Domark für den C64, den ZX Spectrum und den Amstrad / Schneider CPC.

Klassischer Grusel-Shocker

Die auf der Packung abgedruckte Hintergrundgeschichte ist schlicht:

Jason versteckt sich im Wald und wartet darauf, den Tod seiner Mutter zu rächen, als eine Gruppe Teenager das unheimliche Ferienlager Crystal Lake in der Nähe der schmutzigen Grotte des Mörders besucht. Jason setzt seine Hockeymaske auf, schärft seine Machete und macht sich bereit für ein blutiges Massaker. Du musst alle warnen, dass der wahnsinnige Mörder Amok läuft, und sie in Sicherheit bringen – ohne dabei natürlich deinen Kopf zu verlieren!

Keine Sorge: Der Spielablauf wird auch nicht komplizierter: Der Spieler schlüpft in die Rolle einer der aktuell Erholung suchenden Personen in Crystal Lake. In dem ländlichen Gebiet stehen neben pitoresken Bäumen und Zäunen auch einige Gebäude, in die die Figuren auch hinein und hinaus können. Während man sich in der Scheune fragen könnte, warum hier Stroh liegt, stehen die Möbel im Wohnhaus eher unpraktisch in der Gegend herum und in der Kirche geben die wenigen Kirchenbänke beredt Auskunft über die Anzahl der Kirchenaustritte in New Jersey. Dort liegt der Crystal Lake nämlich. Wagemutige Naturen können sich auch einen Trip zum Camp gönnen, das bis heute geöffnet ist. 125 Euro kostet der Spaß.

Zurück zum Spiel: Eine der Personen, die ziellos in der Gegend unterwegs sind, ist der Massenmörder Jason. Allerdings ist er überraschend clever und tarnt sich als unschuldige Frau oder wahlweise als unschuldiger Mann. Das wechselt. Aufgabe des Spielers ist es nun, Jason zu finden. Denn irgendwann hat der Bösewicht genug von der Bummelei. Er zieht sich seine schwarzen Arbeitsklamotten über und beginnt, eine andere Figur zu jagen – und mit einer der herumliegenden Waffen zu töten. Es sei denn natürlich, wir sind schneller und erledigen ihn zuerst. Dazu bedienen wir uns ebenfalls der in der Landschaft verteilten Striche. Ja, Striche. Mal abgesehen von der Kettensäge ist keine der Nah- und Fernwaffen nämlich besonders aussagekräftig gestaltet.

Das obige Bild zeigt auch schon alles Wichtige: Im Hauptfenster spielt sich das Geschehen ab, darunter sind in der rechten Ecke die aktuellen Bewohner von Crystal Lake zu sehen – tot oder lebendig. Die drei Streifen links daneben stellen das Zeitlimit dar: Ist dort die berühmte Eishockeymaske von Jason komplett zu sehen, ist das Spiel vorbei. Die Stange mit den Gewichten ist die Lebensanzeige unserer Spielfigur, das Portrait ganz links zeigt ihren derzeitigen Panik-Zustand an. Je ängstlicher die Figur, desto mehr stehen ihr die Haare zu Berge. Nett, aber wohl nicht spielrelevant.

Falls wir Jason erwischen und unschädlich machen, geht das Spiel mit einer anderen Spielfigur weiter. Oder Jason erwischt uns – was ein recht schockierendes Bild samt der Einblendung „Oh Dear… You seem to have lost your head. What a shame… Hahaha“ zur Folge hat. Das war es aber auch schon. Der Grusel, den Spieler vielleicht damals noch verspürt haben, kommt im eigentlichen Spiel an keiner Stelle auf. Dafür passiert einfach zu wenig.

Mehr gibt es auch tatsächlich schon nicht zum Spiel zu sagen. Entweder läuft der Killer gerade verkleidet durch die Gegend und ist harmlos oder er hat sich clevererweise enttarnt und gefährlich. So oder so reizen Grafik und Abwechslungsreichtum wenig dazu, seinen Spuren zu folgen. Und nein: Es gibt keine Spuren, das wäre zu viel Gameplay.

Was es dafür gibt, sind einige hübsche Melodien. Auch hier nichts, was es nicht in anderen Spielen der Ära besser gegeben hätte, aber man ist ja auch für Kleinigkeiten dankbar. Den C64-Soundtrack gibt es hier auf Youtube gesammelt auf die Ohren.

Das Marketing

Damals wie heute ist das Spiel wegen zweier Dinge im Gedächtnis geblieben. Eines davon ist das aggressive Marketing, das Domark 1986 entfachte:

Der Erstauflage legte die Firma zwei kleine Päckchen mit Kunstblut bei. Ob es tatsächlich Menschen gab, die die Plastikverpackung aufmachten und ein wenig rumgesaut haben, ist leider nicht überliefert. Außerdem gab es auf dem Tape mit den Spieldaten am Ende des Bands noch zehn Geräusche, die es zu erraten galt. Immerhin konnte man damit einen von fünf Farbmonitoren gewinnen – im Zeitalter des bildschirmlosen Kinderzimmers ein wahrer Schatz.

Die obige Bestellanzeige hat übrigens eine interessante Bestelladresse. Ob am Domark-Klingelschild wirklich „The Knife Sharpener“ stand?

Die Indizierung

Das Liquidieren des Gegners wird im Computerspiel „Friday the 13th“ als vorbildlich und nachahmenswert geschildert. Der eigene Tod durch den Gegner wird dagegen verspottet; der Verlierer macht sich lächerlich. Das Umbringen ist danach ein herrlicher Spaß.

Entscheidung der BPS vom 19. Februar 1987

Die fluffige Sprache lässt keine Zweifel offen: Diese zitierten Zeilen stammen aus der offiziellen Entscheidung der allseits beliebten Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Im Original sorgt zusätzlich das Schreibmaschinen-Schriftbild für wohlige Retro-Gefühle:

Auf vier Seiten führt die Prüfstelle detailliert an, was an diesem Spiel alles beklagens- und verdammenswert sei. Dank des einfallslosen Spielprinzips müssen diese Seiten durch häufige Wiederholungen gefüllt werden. Wie oft hier erwähnt wird, dass es nur ums Töten geht, kann man schon gar nicht mehr zählen. Bei einigen Sätzen lässt sich auch nicht nachvollziehen, was der Autor uns sagen möchte:

Das Töten von Verfolgten wird als romantisches Abenteuer dargestellt, männliche Tugenden können bewiesen und spielerisch eingeübt werden.

Um welche „männlichen Tugenden“ es sich handelt, wird leider nicht weiter ausgeführt.

Inhaltlich kann ich der Indizierung kaum widersprechen. Natürlich handelt es sich bei Friday the 13th um ein brutales Spiel, auch wenn seine Darstellung kaum Rückschlüsse auf das eigentliche Geschehen zulässt. Wie sinnvoll eine Indizierung ein Jahr nach Erstveröffentlichung noch sein mag: geschenkt. Doch die BPS-Entscheidung führt direkt zu Beginn und gegen Ende zweimal einen Grund auf, weshalb die Indizierung letzten Endes nur Symbolcharakter hatte:

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Über Jürgen

Geschichts- und Musik-Liebhaber mit einer Schwäche für viel zu lange Computerspiele. Der Werdegang CPC - Pause - PC und Konsolen sorgt dafür, dass ich noch so viele schöne alten Perlen entdecken darf.

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2 Comments on “Friday the 13th: The Computer Game”

  1. Ui! Das ist wirklich ein Spiel was ich als sehr düster und deprimierend gruselig in Erinnerung habe. Das war genau das richtige für Dich oder?😀
    Die Musik war wirklich sehr laut und nicht so gut zu ertragen mit den Schreien. Bis auf Old Mc Donald hat ne Farm. Da wurde es mal etwas positiver mit der Stimmung. Kann mich noch gut dran erinnern das ich als zwölfjähriger in meinem dunklen Zimmer vor dem C64 saß und es irgendwann mit Gänsehaut ausgemacht hatte. Vielen Dank für die Erinnerung und das schöne Review. Das Spiel hatte aber schon irgendwas.
    Liebe Grüße
    Toby

    1. Sagen wir: Mit heutigen Augen ist das Cover der gruseligste Teil. Damals war ich kurz davon fasziniert, dass es um Mord und Totschlag ging – aber ohne Anleitung hatte ich nichts verstanden und dann schnell wieder gehaltvollere Spiele wie Kane oder Samantha Fox Strip Poker gestartet.

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