Das fantastische Adventure-Jahr 2025 setzt zum Endspurt an. Kurz nach Halloween erreicht uns das spaßig-spukige Point-and-Click-Adventure Foolish Mortals und möchte sich bei den vielen tollen Adventures des Jahres einreihen. Na gerne, immer her damit!

| Titel: | Foolish Mortals |
| Erscheinungsdatum: | 05.11.2025 |
| Plattformen: | Windows, MacOS (In Vorbereitung: Switch und Co.) |
| Entwickler / Herausgeber: | Inklingwood Studios / Inklingwood Studios |
| Homepage: | https://foolishmortalsgame.com/ |
Wenn ihr das hier lest, seid ihr vermutlich auch einer dieser hoffnungslosen Adventure-Nostalgiker mit einer Vorliebe für interessante Geschichten, Charaktere und/oder Rätseln. Vielleicht seid ihr sogar (wie ich übrigens – wer hätte es gedacht?) ein absoluter Adventure-Fan, der sich in diesem Genre zu Hause fühlt wie in keinem anderen. Und vielleicht habt ihr auch schon davon geträumt, euer eigenes Adventure zu erstellen – oder es sogar bereits geschafft.
Zu dieser illustren Gesellschaft gehört auch der Brite David Younger, der bereits als kleiner Stöpsel eigene Adventures auf Papier entworfen und sie mit seinen Freunden gespielt hat. Nach einer Karriere in der Vergnügungsparkbranche, unter anderem als Autor eines Referenzwerks für Vergnügungsparkdesigns, führt er nun zusammen als Autor und Produzent mit seiner Frau Sophie Younger, ehemals Grundschullehrerin und jetzt Programmiererin, die Inklingwood Studios. Nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und vier Jahren Entwicklungsarbeit (übrigens mit dem aus Deutschland stammenden Tool „Visionaire Studio„) steht nun ihr Debüt in den Startlöchern: Foolish Mortals. Und wir haben uns mit Vergnügen ins Abenteuer gestürzt!
Jäger des verlorenen Schatzes

Foolish Mortals spielt im Jahr 1933 und entführt euch auf eine Insel namens „Devil’s Rock“, die sich vor der Küste Louisianas befindet. Als „Wirtschaftsprüfer“ Murphy McCallan sollt ihr noch in der selben Nacht den verlorenen Schatz – mutmaßlich ein riesiger Batzen Geld – im Bellemore-Anwesen finden. Doch die Einwohner der Insel halten gar nichts von diesem Plan, schließlich soll es in dem Gemäuer spuken, seit dort vor über 30 Jahren eine ganze Hochzeitsgesellschaft verschwunden ist.

Das hält euch natürlich nicht davon ab, euch selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen – und so erkundet ihr nicht nur das Hafendorf Deadnettle und das Bellemore-Haus, sondern auch viele weitere Orte auf der Insel. Schnell stell ihr fest, dass es nicht nur in der besagten Villa tatsächlich von Geistern nur so wimmelt, sondern auch allerlei andere seltsame Dinge auf der Insel vor sich gehen: Ihr trefft neben einem Haufen Geistern unter anderem auch auf ein tyrannisches kleines Mädchen, einen Voodoo-Priester, einen sprechenden Schrumpfkopf, zwei Rum-Schmuggler, einen Fossilien-Jäger, eine Klatsch-Reporterin, einen mürrischen Totengräber und viele weitere schräge Gestalten.
Im Laufe der Geschichte taucht ihr in die dunklen Geheimnisse der Insel ab, so dass die Schatzsuche nicht mehr euer einziges Ziel sein wird – vielmehr werdet ihr eure eigenen Motivationen und bisherigen Lebensentscheidungen auf den Prüfstand stellen.
Die Geister, die ich rief

Das Erstlingswerk der Inklingwood Studios kann und will seine Adventure-Vorbilder nicht verbergen. Das optische Design wirkt an vielen Stellen wie Baphomets Fluch, gepaart mit der Nacht- und Voodoo-Stimmung der Monkey Island-Reihe. Eine sehr gute Kombination, wie ich finde, so dass ich mich auf der Insel sehr wohl gefühlt habe. Das wohlige Gefühl ist offensichtlich auch beabsichtigt, denn Foolish Mortals möchte zwar eine leichte Spukatmosphäre erzeugen, dabei aber keinesfalls in die Horror-Richtung abdriften. Trotz makabrer Themen bleibt das Spiel durchgängig harmlos und ist somit auch für Familien geeignete Unterhaltung.

Die handgezeichneten und hochauflösenden Hintergründe sind äußerst gelungen und auch das Charakterdesign passt sehr gut zur familienfreundlichen Atmosphäre. Hin und wieder dürft ihr auch wunderschön gezeichnete Zwischensequenzen begutachten. Lediglich die Lauf- und vor allem Rennanimationen des Protagonisten wirken etwas befremdlich, was aber den Gesamteindruck nur minimal schmälert.
Überhaupt wirkt die ganze Produktion sehr professionell und lässt kaum Wünsche offen, so dürft ihr euch über eine filmhafte und stets passende Musikuntermalung sowie eine sehr gelungene englische Vertonung freuen. Diese entstand unter der Leitung eines alten Bekannten: Francisco Gonzalez, der in diesem Jahr sein von uns hochgelobtes Western-Adventure Rosewater veröffentlichte. Seine Dialogregie setzt die tollen Sprecher sehr gut in Szene. In der Hauptrolle: AJ LoCascio, der Marty McFly im Telltale-Adventure Back to the Future: The Game gesprochen hat. Dazu gesellt sich eine professionelle deutsche Übersetzung aus der Feder des Adventure-Übersetzungs-Profis Marcel Weyers. Ja, eine deutsche Sprachausgabe wäre noch die Kirsche auf der Sahnehaube gewesen, aber die Torte darunter schmeckt auch so ganz vorzüglich!
Benutze Kram mit Voodoo-Beutel

Bisher klingt das toll alles ganz toll, doch ein Adventure steht und fällt mit seinen Rätseln. Hier trumpft Foolish Mortals noch einmal so richtig auf: Die Rätselketten sind liebevoll konstruiert und erinnern an manche Denksportaufgaben aus den alten Klassikern. So lernt ihr zu Beginn des Spiels, wie ihr ein „Gris Gris“ (hier so etwas wie ein Sammelbeutel für einen Voodoo-Zauber) füllt und müsst dieses Wissen später im Spiel erneut anwenden (zum Glück bleibt das Rezept in eurem Inventar): Erinnerungen an Monkey Island 2 – LeChuck’s Revenge werden wach. Grandios ist auch die Big-Band-Musiknummer zwischen zwei Kapiteln, die ein Dialogrätsel beinhaltet, das euch über den bisherigen Stand der Geschichte grübeln lässt – und euch vielleicht sogar einen Ohrwurm einpflanzt.

Meistens könnt ihr auch an mehreren Aufgaben gleichzeitig arbeiten, so dass ihr selten bis gar nicht in Situationen kommt, in denen ihr nicht mehr weiterwisst. Und selbst dann könnt ihr immer noch einen Blick in eure To-Do-Liste werfen – oder in euer Tagebuch, das euch nach ein paar Klicks sogar im Detail die Lösungen zu euren derzeitigen Aufgaben liefert. Euer Inventar wird zwar recht voll, aber ihr solltet eigentlich nie in die Verlegenheit kommen, alles mit allem kombinieren zu müssen.
Die klassische Zwei-Tasten-Maussteuerung (ihr wisst schon: Linksklick „Benutzen“, Rechtsklick „Anschauen“) funktioniert auch in Foolish Mortals hervorragend. Auf eine Gamepad-Steuerung müsst ihr zwar bisher noch verzichten, doch diese soll bald per Patch nachgeliefert werden. Nichtsdestotrotz lässt sich das Adventure auch bereits jetzt komfortabel auf dem Steam Deck spielen. Wo wir beim Thema Komfort sind: Da haben die Youngers wirklich an alles gedacht. Neben dem bereits erwähnten Hilfesystem und der schon fast obligatorischen Hotspot-Anzeige bewegt ihr euch dank Übersichtskarte immer schnellstmöglich an den gewünschten Ort, innerhalb der Schauplätze könnt ihr Murphy per Doppelklick rennen oder zum Ausgang springen lassen. Die meisten Dialoge lassen sich weiterklicken oder per ESC-Taste überspringen. Der Spielstand wird automatisch gespeichert, ihr könnt aber auch beliebig viele weitere Spielstände anlegen. Wer zwischen den Spiele-Sessions längere Pausen einlegt, kann sich in den Optionen eine Zusammenfassung der letzten Ereignisse einschalten, die nach jedem Laden eines Spielstands angezeigt wird. Sogar die von manchen Spielern ungeliebten Timing-Rätsel lassen sich optional abschalten. Genau so sollte das in einem modernen und zugänglichen Adventure sein!
Fazit


Ihr habt es sicherlich bereits bemerkt: Foolish Mortals hat mich verzaubert und begeistert. Das liegt vor allem an dem starken Rätseldesign, das mich in einen achtstündigen Rätselflow versetzt hat, der mir richtig viel Spaß gemacht hat. Das Voodoo-Insel-Feeling und die relativ seichte Geistergeschichte haben ebenfalls meinen Geschmack getroffen, auch wenn es mir persönlich allgemein doch etwas zu harmlos zuging. Es hätte für mich gerne etwas weniger Disney-Stimmung und dafür mehr Grusel-Atmosphäre sein dürfen, aber das sind nur persönliche Präferenzen.
Aber ich muss hier schon wirklich das Haar in der Suppe suchen, denn insgesamt ist Foolish Mortals ein grandioses Point-and-Click-Adventure geworden, das sowohl seinen klassischen Wurzeln treu bleibt, als auch Wert auf modernen Bedienkomfort legt. In meiner persönlichen Adventure-Rangliste des Jahres wird sich Murphys Insel-Abenteuer ziemlich sicher einen der vorderen Plätze sichern können.
Ihr findet Foolish Mortals ab sofort auf Steam und GOG für knapp unter 20 Euro – ein mehr als fairer Preis für so ein tolles Spiel, wenn ihr mich fragt. Als Verpackungs-Sammler könnt ihr auch gerne einmal im hauseigenen Inklingwood-Shop verbeischauen. Im nächsten Jahr wird eine Switch-Version folgen, danach voraussichtlich auch Umsetzungen für weitere Konsolen.

Tolles Review, vielen lieben Dank! Ich weiß, die Frage ist ein bisschen nervig, da Äpfel mit Birnen, usw. Aber ich stelle sie einfach mal trotzdem 😉 Wo würdest Du „Foolish Mortals“ in Deinem Ranking der besten Adventures 2025 ungefähr verorten?
Mal angenommen, ich würde am Ende des Jahres ein Top-20-Ranking veröffentlichen *hüstel*, dann wäre Foolish Mortals ziemlich sicher in den Top 5 😉
Cool – bin schon gespannt! Ich habe von den 2025 Highlights bisher nur „Old Skies“, „The Drifter“ und „Kathy Rain 2“ gespielt – wobei mich „Foolish Mortals“ schon seeehr interessiert… Bisher gefällt mir KR2 am besten.
Ah, sehr schön. Danke für deine Einschätungen, die doch sehr häufig mit meinen übereinstimmen. Auf Foolish Mortals freue ich mich schon lange und bin glücklich, dass ich mich offensichtlich nicht umsonst gefreut habe. Gleich heute Abend lege ich los. ^^
Viel Spaß 🙂