Fangame-Corner #5: Teenage Mutant Ninja Turtles – Rescue-Palooza (Turtles)

In Ausgabe 5 der Fangame-Reihe geht es um TMNT – Rescue-Palooza. Das Fangame von 2019 werde ich Euch vom folgenden Artikel näher vorstellen.

Als 2003 das Fangame Beats of Rage von Senile Team (den Machern von unter anderem Intrepid Izzy) veröffentlicht wurde, war dies auch der Startschuss für die OpenBOR-Engine. Beats of Rage war eine Hommage an Streets of Rage von SEGA und kam bei der Community so gut an, dass die Engine als Open Source veröffentlicht wurde. Bis heute wird diese Engine gepflegt und seit den 2000ern ist OpenBOR die Grundlage für zahlreiche Fangames im Beat ’em Up Genre. In den ersten Jahren wurden vor allem Mods von Beats of Rage veröffentlicht. Hier mal neue Level, dort neue Sprites. Mittlerweile werden jedoch komplett neue Spiele in dieser Engine entwickelt. Einer der fähigsten und in der Szene bekanntesten Entwickler ist zweifellos Merso X. Inzwischen hat er mit Titeln wie Balacera Brother und Bloody Paws Unleashed kommerzielle Indie-Spiele veröffentlicht. Bekannt geworden wurde er jedoch durch seine Fangames und insbesondere das Spiel des heutigen Artikels.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Rescue-Palooza

Download (Link) | Trailer (Link)

Über die Turtles selbst brauche ich wohl keine Worte zu verlieren. Die meisten Leser von GamersGlobal werden  Kinder und Jugendliche gewesen sein, als die Turtles Anfang der 90er Jahre boomten. Wie erfolgreich die Turtles waren, lässt sich heute kaum noch in Worte fassen. Eine erfolgreiche (wenn auch sehr schlecht gealterte) Zeichentrickserie, Kinofilme, Comics, jede Menge Merchandise und natürlich zahlreiche Videospiele für NES, SNES, Mega Drive und Game Boy von Konami. Ausrufe wie Mikeys “Cowabunga” waren zumindest bei uns 90er-Jahre-Kids fest im Sprachrepertoire verankert.
 
Rescue-Palooza ist eine Liebeserklärung an diese Zeit. Und doch ist die Rezeption nicht ganz einfach, denn wir schreiben das Jahr 2023 und nicht 2019, als das Spiel nach mehrjähriger Entwicklungszeit erschien. Zwar gab es schon damals die ersten ganz netten Beat ’em Up Spiele im Indie-Bereich, aber in den letzten Jahren hat das Genre mit Titeln wie Streets of Rage 4  oder eben TMNT – Shredder’s Revenge (GG-Review, Note: 7,0) auch im Mainstream ein Comeback gefeiert. Konami hat sogar eine Sammlung mit alten Turtles-Spielen aus den 90er Jahren veröffentlicht. Davon war 2019 noch nicht viel zu sehen. Damals war Recue-Palooza das Beste, was man als Turtles-Fan bekommen konnte.
 
Auf der Map können die Levels frei angewählt werden.
Die Geschichte ist schnell erzählt und nicht weiter relevant: Shredder hat wieder die Freunde der Turtles entführt. Alle, sogar Master Splinter. Also machen sich unsere vier Kröten auf den Weg durch 17 Level, die teils von alten NES- und SNES-Spielen inspiriert wurden, teils aber auch komplett neu sind. So führen uns die Level durch den Stadtpark oder an den Strand, durch die bekannte Kanalisation, aber auch durch das Channel 6-Gebäude oder in die Dimension X. Alle Figuren und Umgebungsgrafiken wurden von Grund auf neu gepixelt und sind im Stil der damaligen Spiele gehalten. Nach einem kurzen Tutorial, in dem die Steuerung erklärt wird, geht es auch schon los. Über eine Übersichtskarte können alle Levels frei angesteuert werden.
 

Das Spielprinzip ist altbekannt: Ihr lauft mit einem der vier Turtles von links nach rechts und verprügelt alles, was sich euch in den Weg stellt. Von einfachen Mitgliedern des Foot Clans über diverse Roboter aus dem Technodrome bis hin zu Dinosauriern und anderen Wesen aus der Dimension X. Jeder Gegner stammt entweder aus einem der alten Spiele, der Zeichentrickserie oder den Comics. So gibt es nicht nur einen Endgegner pro Level, sondern oft auch größere Zwischengegner. Von altbekannten Bösewichten wie Bebop und Rocksteady bis hin zu Karai – die bereits in den Comics vorkam, aber erst in den neueren Serien eine prominentere Rolle bekam.

Das Artdesign fängt die Stile der alten Zeichentrickserie wie auch der alten Spiele gleichermaßen ein.

Nach jedem Level werden neue spielbare Charaktere freigeschaltet, die im Auswahlbildschirm vor einem Level ausgewählt werden können. Insgesamt werden im Laufe des Spiels 60 Charaktere mit jeweils eigenen Attacken und Werten freigeschaltet. Jeder Charakter hat unterschiedliche Werte in den Kategorien Lebensenergie, Angriffskraft, Reichweite und Geschwindigkeit. Schade, dass es keinen separaten Trainingsraum gibt, in dem die freigeschalteten Charaktere unverbindlich ausprobiert werden können.

Nach jedem Level werden neue Figuren aus der Turtles-Historie freigeschaltet.

Den Schwierigkeitsgrad würde ich als moderat bezeichnen. Ihr startet mit 9 Leben, aber es gibt kein Continue – sind alle Leben aufgebraucht, heißt es Game Over. Die einzige Möglichkeit, an zusätzliche Leben zu kommen, sind vier ganz okaye Minispiele, die nach jeweils drei Levels eingestreut werden. Tipp: Diese Spiele können auch im Hauptmenü ausgewählt werden – ein wenig Übung in den Disziplinen hilft im Hauptspiel ungemein. Ansonsten sind die Level gut zu schaffen und die eigenen Charaktere halten auch einiges aus, bevor man ein Leben verliert. Außerdem gibt es immer wieder Pizza-Items, die die Lebensenergie wieder auffüllen. Und wer nicht alleine spielen möchte, lädt sich bis zu drei weitere Spieler für den lokalen Mehrspielermodus ein.

Fazit: Rescue-Palooza macht immer noch sehr viel Spaß. Leider merkt man der OpenBOR-Engine ihr Alter an. Ohne die zahlreichen Quality of Life-Features neuerer kommerzieller Beat ’em Ups ist es schon ein recht altmodischer Genrevertreter. Gegen aktuelle Genre-Highlights zieht dieser Titel den Kürzeren – da beißt die Maus keinen Faden ab. Gleichzeitig schafft es Rescue-Palooza jedoch, alle nostalgischen Synapsen anzusprechen. Dafür sorgen nicht nur die zahlreichen Charaktere und Gastauftritte, sondern auch die liebevoll gestalteten Hintergründe. Das Spieldesign von Rescue-Palooza ist so poliert, wie es ein OpenBOR-Spiel nur sein kann. Genre-Fans sollten also definitiv einen Blick riskieren. Fans der Turtles sowieso!

Die meisten Maschinen des Foot Clans können auch selbst genutzt werden.
Avatar-Foto

Über Nischenliebhaber

Ostdeutsches Videothekenkind der 90er Jahre. Liebt Spiele- und Retrokultur ebenso wie subkulturelle Musik aus aller Herren Länder und lange Spaziergänge durch dunkle Wälder des Erzgebirges.

Alle Beiträge anzeigen von Nischenliebhaber

One Comment on “Fangame-Corner #5: Teenage Mutant Ninja Turtles – Rescue-Palooza (Turtles)”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert