Spiele von Fans zu etablierten Marken sind ein faszinierendes Thema. Im ersten Teil meiner Fangame-Reihe beleuchte ich “Sonic Triple Trouble 16 Bit”.
Fangames sind von Fans produzierte Freeware-Spiele zu etablierten Marken. Die Tradition dieser Spiele ist so alt wie die Heimcomputer selbst. Einige Konzerne wie Nintendo oder Activision sind in der Vergangenheit immer wieder dadurch aufgefallen, dass sie Entwicklern allzu ambitionierter Projekte die aktive Verbreitung untersagten. Andere Firmen wie Capcom, SEGA, Konami oder auch Ubisoft gelten als deutlich liberaler. Insbesondere Capcom und SEGA haben in der Vergangenheit auch offiziell mit Entwicklern aus der Fanszene zusammengearbeitet. So ist es nicht verwunderlich, dass es eine recht große Szene gibt. Und gerade in den letzten Jahren sind einige sehr interessante Titel erschienen, die ich hier im Rahmen einer kleinen “Fangame-Reihe” vorstellen möchte.
Sonic Triple Trouble 16 Bit
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Sonic The Hedgehog Triple Trouble erschien ursprünglich 1994 für den Game Gear, den damaligen Handheld von SEGA, der technisch im Wesentlichen auf dem Master System basierte. Das Gerät war für SEGA nicht unbedingt ein Flop, da er durchaus profitabel war, aber natürlich konnte damals kein Handheld an der Popularität von Nintendos Game Boy kratzen. Dennoch enthält die Spielebibliothek eine ganze Reihe bemerkenswerter Titel. Vor allem die Sonic-Spiele sind interessant, denn der Game Gear bot 8-Bit-Technologie aus den 80er Jahren und war definitiv nicht für schnelle Jump & Run-Spiele geeignet. Und das merkte man Titeln wie Triple Trouble an allen Ecken und Enden an. Dennoch hatten die Sonic-Titel auf dem Gerät meiner Ansicht nach ihren eigenen Charme und nette Ideen.
Was aber, wenn Triple Trouble nicht für den altertümlichen Game Gear, sondern für die leistungsstarke Hardware des Mega Drive entwickelt worden wäre? Diese Frage stellte sich Noah N. Copeland und fing an zu programmieren. Fünf Jahre später, im Sommer 2022, veröffentlichte er die Vollversion seiner Neuinterpretation.
Für die Levels wurden Themen und Ideen aus dem Original übernommen, ansonsten wurde alles neu gestaltet: Leveldesign, Gegner, Grafik. Alles im Stil der Mega Drive-Spiele. Als Bonuslevel gibt es kurze Pinball-Abschnitte, um Extraleben zu sammeln, und in jedem Level ist ein großer Ring versteckt – findet man ihn, gibt es Wettrennen mit Nack um die Chaos Emeralds.
Eine Neuerung ist der Wechsel zwischen Sonic und Tails, der jederzeit per Knopfdruck möglich ist. Während Sonic mit seiner Schnelligkeit glänzt, kann Tails fliegen und damit höhere Plattformen erreichen. Wie in den Mega Drive-Spielen der Reihe sind die Level sehr umfangreich und es gibt viele optionale Wege sowie Geheimnisse zu entdecken. Der Entwickler hat außerdem großen Wert auf ein schnelles Gameplay gelegt und das Leveldesign entsprechend angepasst. Vorbei sind die Zeiten, in denen man im Geschwindigkeitsrausch in Gegner oder Stacheln rannte. Dennoch gibt es auch Passagen, in denen mehr Geschicklichkeit gefragt ist. Diese sauberen Wechsel zwischen Geschwindigkeit und Herausforderung sind für mich das große Highlight des Spiels.
Nicht nur Sonic-Fans sollten einen Blick riskieren. Generell überzeugt Noahs Neuinterpretation durch viel Spielwitz und einer rundum gelungenen Präsentation!