Fall of Porcupine

Der Beitrag “Spiele-Check: Fall of Porcupine – Gesundheitssystemkritik und Minispiele” erschien zuerst am 28.06.2023 auf GamersGlobal als User-Inhalt unter Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0 DE DEED.

Das deutsche Studio Critical Rabbit, ehemals Buntspecht Games, möchte in seinem ersten Spiel Fall of Porcupine eine spannende Geschichte erzählen und gleichzeitig Kritik am Gesundheitssystem äußern. In dem Story-Adventure sollt ihr euer Leben als junger Arzt in einer Kleinstadt führen, Freundschaften schließen sowie lustige und dramatische Dinge erleben können, sowohl privat als auch beruflich. Das klingt erst einmal nicht schlecht und erinnert ein wenig an Krankenhaus-Serien wie Scrubs, die ihren Fokus gleichermaßen auf Humor und Drama legen. Ob das Spiel dem Vergleich mit solchen Vorbildern standhält, verrate ich euch in diesem Artikel.

Kommt ’ne Taube beim Arzt

Wolltet ihr schon immer einmal eine Taube sein, die tagsüber andere Tiere im Krankhaus verarztet? Dann könnt ihr ab sofort in die Fußkrallen von Finley, dem Protagonisten von Fall of Porcupine, schlüpfen. Erst kürzlich seid ihr in die Kleinstadt Porcupine gezogen, wo ihr eine Anstellung als Arzt im örtlichen Krankenhaus gefunden habt. Eure neue Heimat, und vermutlich auch die ganze Welt, ist bevölkert von vermenschlichten Tieren. So ist zum Beispiel eure Chefärztin, der ihr es nur schwer recht machen könnt, ein Gepard. Eure nette Kollegin ist eine Kuh, die Empfangsdame des Krankenhauses ein Nilpferd und so weiter. Diese Idee ist jetzt nicht wirklich neu, ist aber optisch nett umgesetzt.

Fall of Porcupine startet mit einem Albtraum, den ihr durchleben müsst, um die Steuerung zu erlernen. Für ein Story-Adventure spielt es sich recht ungewöhnlich. Ihr steuert Finley wie in einem Plattformer von links nach rechts oder umgekehrt, könnt per Knopfdruck springen oder mit Hotspots interagieren. Die ersten Minuten erinnern stark an ein Action-Adventure.

Viele Minispiele, wenig Hauptspiel

Das legt sich mit der Zeit, denn spätestens wenn ihr eure erste Schicht im Krankenhaus antretet, werdet ihr halbwegs interessante Gespräche führen und euch um eure Patienten kümmern. Die Untersuchungen werden mit immer wiederkehrenden und dabei schwieriger werdenden Minispielen dargestellt, bei denen ich den Spielspaß allerdings mit der Lupe suchen musste. Pillendosen nach Farben sortieren, eine Mastermind-Variante, eine Guitar Hero-Variante, Quick-Time-Events – das wirkt alles mehr oder weniger wie sinnlos zusammengewürfelt und will sich nicht so richtig in den Spielfluss einfügen.

Später kommen in eurer Freizeit noch weitere Minispiele dazu, wie etwa ein Basketballmatch gegen eure Kollegin oder eine Rundenkampf-Barschlägerei. Alles ganz nett, aber irgendwie doch deplaziert. Damit könnte ich leben, wenn wenigstens das Hauptspiel etwas mehr zu bieten hätte.

Von allem viel zu wenig

Das Hauptspiel indes plätschert nur so vor sich hin. In Finleys Handy findet ihr jederzeit die nächste Aufgabe, welche meistens aus „Gehe an diesen Ort“ oder „Finde diese Person“ besteht. Echte Rätsel, wie man sie in einem Adventure vermuten würde, konnte ich keine finden. Wenn ich durch den Ort marschier, finde ich zwar viele kuriose Personen, die dann in meinem Kontakte-Ordner landen, aber Interesse an ihnen konnte das Spiel bei mir nicht wecken. Falls ich mich zufällig mit einem von ihnen im belanglosen Gespräch angefreundet haben soll, ist mir das vollkommen egal.

Und die Geschichte? Wenn ihr das Krankenhaus-Setting mögt, könntet ihr hier auf eure Kosten kommen. Die Gradwanderung zwischen Humor und Drama wie bei Scrubs gelingt Fall of Porcupine zwar zu keinem Zeitpunkt, aber die Missstände im Gesundheitssystem und die Probleme der darin arbeitenden Personen werden zumindest angerissen. Mit der Zeit entsteht auch etwas Dramatik, und gegen Ende könnte man der Geschichte mit etwas Wohlwollen einen Hauch von Spannung zugestehen.

Fazit

Ich bin ohne Erwartungen an Fall of Porcupine rangegangen und wurde trotzdem enttäuscht. Mit dem Setting, der netten Grafik und den putzigen Figuren wäre soviel mehr drin gewesen! Die deutschen Texte waren in Ordnung, was ich von einem deutschen Studio allerdings auch erwarte. Das Spiel hat mir aber kaum etwas angeboten, mit dem ich Spaß haben konnte.

  • Story-Adventure für PC, Playstation 4/5, Switch, Xbox Series X/One, MacOS, Linux
  • Einzelspieler
  • Für Einsteiger
  • Preis: 19,99 Euro
  • In einem Satz: Die nette Comic-Grafik kann nicht verhindern, dass Fall of Porcupine zu einer langweiligen Mini-Spiel-Sammlung verkommt.
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Über TheLastToKnow

Adventure-Fan aus dem Ruhrpott, groß (aber nicht erwachsen) geworden mit den SCUMM-Adventures in den 1990er Jahren. Spürt immer wieder kleine Indie-Perlen auf und zerrt sie ans Tageslicht.

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